Die 10.000-Übestunden -Statistik

Hi klavigen,

klasse Beitrag, volle Zustimmung.

Aber:

Das mit dem Transponieren in alle Tonarten, glaube ich sofort. Allerdings ist das nicht nur eine Talent-Frage, wenn das sehr früh geübt wird, kann man das sehr wohl auch lernen. Da bin ich mir (nach meinen eingeschränklten Fähigkeiten ;-) ) sicher.

Die Talent-Frage ist sowieso eine ganz schwierige. Meines Wissens ist es wissenschaftliche noch nicht klar bewiesen worden, dass es Talent (im Sinne einer nicht gelernten entscheidenden Fähigkeit) gibt. Der heutige Konsens ist, meiner Meinung, dass bei einer meisterlichen Fähigkeit die äusseren Einflüsse (Elternhaus, Lehrer) entscheidender sind. Allerdings bei einer internen Eigenschaft sind sich alle einig und das hab' ich hier auch schon oft angeprochen. Das ist die hohe Eigenmotivation. Die ist absolut entscheidend.

Die genannten Studien zeigen ja auch, dass der Übe-Aufwand sich eben nicht sehr stark unterscheidet, was indirekt beweist, vorausgesetzt die betrachteten Personen haben sich im Talent unterschieden, dass Talent keine sehr grosse Rolle spielt.

Eins ist natürlich auch klar: Die Menschen unterscheiden sich. Eine Person mit 160cm wird wahrscheinlich nicht gut Basketball spielen können. Das ist mit Talent aber nicht gemeint, Talent soll eine fertig ausgebildete höhere Fähigkeit sein, für die ein Mensch ohne Talent viel Zeit benötigt sie zu erlernen.

Gruß
 
Natürlich kann man das Transponieren lernen, aber bei einer 4 stimmigen Fuge von Bach wird es schon schwierig und wann hätte der 10 jährige Kempff das alles üben sollen ? Aber ich glaube es auch, dass er es konnte. Es gibt ja noch lebende Zeitzeugen.



Wenn bei einer meisterlichen Fähigkeit die äusseren Einflüsse (Elternhaus, Lehrer) entscheidend sind, dann mache ich mal das Gedankenspiel ob ich vielleicht auch ein guter Geiger geworden wäre, wenn meine Mutter nicht Pianistin sondern Geigerin wäre?

Vielleicht möglich aber so habe ich seit ich Kleinkind war jeden Tag mit klassischer Musik verbracht, die hauptsächlich am Klavier gespielt wurde.
 
Die Talent-Frage ist sowieso eine ganz schwierige. Meines Wissens ist es wissenschaftliche noch nicht klar bewiesen worden, dass es Talent (im Sinne einer nicht gelernten entscheidenden Fähigkeit) gibt. Der heutige Konsens ist, meiner Meinung, dass bei einer meisterlichen Fähigkeit die äusseren Einflüsse (Elternhaus, Lehrer) entscheidender sind. Allerdings bei einer internen Eigenschaft sind sich alle einig und das hab' ich hier auch schon oft angeprochen. Das ist die hohe Eigenmotivation. Die ist absolut entscheidend.

Die genannten Studien zeigen ja auch, dass der Übe-Aufwand sich eben nicht sehr stark unterscheidet, was indirekt beweist, vorausgesetzt die betrachteten Personen haben sich im Talent unterschieden, dass Talent keine sehr grosse Rolle spielt.


Hallo Bachopin,

ich kenne mich mit wissenschaflichen Studien zum Thema Talent nicht aus. Aber eins weiss ich ganz sicher: Talente und Begabungen sind sehr, sehr unterschiedlich bei den Menschen und führen dazu, dass diese verschiedene Berufe ergreifen, in der Schule in verschiedenen Fächern verschieden gut sind etc.. Als Lehrerin seit vielen Jahren stelle ich sehr unterschiedliche Begabungen bei Schülern fest. Das merkt man bereits in der ersten Stunde, wo ja von Üben noch gar keine Rede sein kann.

Ich für mich bin absolut sicher, dass der Unterschied zwischen "normalen" Pianisten und z.B. Clara Haskil in ihrem außergewöhnlichen Talent zu suchen ist und keinesfalls in einer Zahl von geübten Stunden!

Viele Grüße

chiarina
 
Hallo miteinander,

die Studie, die zu dem Ergebnis kam, dass ein erfolgreicher Pianist mindestens 10.000 Übestunden absolvieren muss, hat für mich folgende Relevanz:

Sie sagt uns zunächst lediglich, dass sehr viele Stunden pro Tag/pro Jahr und jahrelang geübt werden muss, um ein professionelles Niveau des Klavierspielens zu erreichen. Diese Erkenntnis ist allerdings nicht wirklich neu, neu ist lediglich, dass eine Studie jetzt die Menge der zu übenden Stunden exakt beziffert.

Was ist interessant an dieser "neuen Erkenntnis"??

Für mich zunächst die dahinter zu vermutende Fragestellung
"Was sind die Erfolgskriterien auf dem Weg zum professionellen Pianisten?"

Diese Frage ist mit den 10.000 Übestunden allerdings äußerst unzureichend beantwortet. Mir kommt es vor, als sei man bei der Durchführung der Studie lediglich nach dem altbekannten behavioristischen Black-box-Modell vorgegangen und habe gefragt: Mit welchem Input muss ich die Black-box (d.h. das Hirn des künftigen Pianisten) speisen, damit als Output vituoses und professionelles Klavierspiel herauskommt?

Wie das Professionell-Klavier-Spielen-Lernen (das sich ja im Hirn, also der Black box vollzieht) funktioniert, wird gar nicht gefragt - der Ablauf der Lernprozesse wird also ausgeklammert, obwohl diese Frage doch eigentlich mindestens genauso wichtig und interessant ist.

In der Diskussion, die hierzu bisher in diesem Faden stattfand, wurde ebenfalls eher eine Art "Zutatenliste" für diesen Input zusammengetragen:


1)man muss in etwa 10.000 Stunden üben (darüber besteht ja anscheinend mehr oder weniger Konsens);

2)man braucht musikalisches Talent (wie immer das zu definieren ist???);

3)man muss das Klavierspielen einfach lieben (dann übt man gern viele Stunden und macht automatisch Fortschritte);

4)man braucht den "magischen Lehrer" (auch dieser wäre noch zu definieren) bei dem man umso vieles schneller voran kommt als bei einem eher durchschnittlichen Lehrer;

????und was sonst noch????

Sind das schon alle Erfolgskriterien für die pianistische Meisterschaft??


Zitat von rolf:
erlebt man gerne, dass die Alberti-Figuren der r.H. im 3. Satz op.27,2 manchen Mühe bereiten (die in der l.H. hingegen nicht) und das auch lange Zeit hartnäckig tun, anderen hingegen nicht - und beide haben die Aufnahmeprüfung schon hinter sich!)

Lerngeschwindigkeiten, leider auch Lernerfolge, sind individuell sehr verschieden.

Die Frage, warum z.B. auch die Schüler des "magischen Lehrers" so unterschiedliche Lernerfolge erzielen ist doch gerade die interessante.


Zitat von Bachopin:
Unter der Voraussetzung, dass wir uns eigentlich von den biologischen Eigenschaften nicht sehr stark unterscheiden, müsste es doch auch möglich sein, Übe-Anleitungen und Strategien zu entwicklen, die bei jedem in ähnlicher Weise wirken.

Meine Vermutung ist, dass auf dem Gebiet der Physio-Motorik und seine Anwendung auf das Kl4spielen leider noch nicht viel geforscht wurde.

Ich glaube nicht, dass es hier eine Art "Nürnberger Trichter", also Übe-Anleitungen oder -strategien gibt, die jedem Klavierschüler das Erreichen professionellen pianistischen Niveaus ermöglichen.

Die Suche nach der optimalen Übe-Methode
-verbleibt einerseits bei der Frage nach dem geeigneten Input und blendet die Frage nach dem Lernprozess (also danach, wie der zu lernende Stoff verarbeitet wird) völlig aus;

-vernachlässigt ausserdem die Entwicklung der musikalischen Empfindung und des musikalischen Ausdrucksvermögens (die für professionelles Klavierspiel auf hohem Niveau erforderlich ist) und die Frage danach, wie sich diese vollzieht.


Zitat von klavigen:
Wie es nun kommt, dass ein 10 jähriger bereits solche Fähigkeiten hat lässt sich mit der Tatsache, dass es musikalische Savants gibt aber nicht erklären, denn wie auch andere Genies am Klavier (wie Saint Caens, der auch bereits als Junge alle 32 sonaten von Beethoven auswendig und öffentlich vortrug)denn diese Menschen waren ja ansonsten nicht eingeschränkt sondern vielseitig interessiert und befähigt, also das genaue Gegentiel eines Savant.

Da Genies am Klavier ja offenbar alles andere als Savants sind, müssen ihre auf das Erlernen professionellen Klavierspiels gerichteten Lernprozesse äußerst schnell, effektiv und zielführend ablaufen.

Und ich finde in diesem Zusammenhang einfach die Frage am spannendsten, wie Lernprozesse beim Klavierspielenlernen und bei der Entwicklung des musikalischen Empfindens und der musikalischen Ausdrucksfähigkeit ablaufen.

Ob sich diese Frage jedoch durch irgendwie geartete wissenschaftliche Untersuchungen beantworten lässt, oder ob wir die Vorgänge in der black box weiterhin als unergründlich und von uns unverstanden ausblenden müssen, vermag ich auch nicht zu sagen.:D

LG

Debbie digitalis
 
Moin Fips!


Die Frage, ob pppetc's Ausführungen Blödsinn sind oder ob sie Substanz haben, ist für mich eine offene.


Darf ich Dir was verraten?: Für mich auch - jedesmal wieder aufs Neue....


Wies der Zufall, an den ich nicht glaube, will, erscheint grade in der aller-
neuesten Ausgabe von PianoNews (und das entbehrt nicht einer ungewissen
Pikanterie - insofern PianoNews der Partner von - na wem wohl? - jaja:
Clavio ist
) ein Aufsatz Peter Feuchtwangers - zu Chopins Geburtstag.
Ich trau mich jetzt beinah gar nicht zu sagen, von wem die Übersetzung ist.

Brauch ich sicherlich auch gar nicht: Du hast es doch schon erraten....

Peter überantwortet mir nicht gänzlich ohne Grund die Übertragung seiner
Schriften ins Deutsche (und ist damit beileibe nicht allein) - er ist ua. der
Meinung, daß ich das beste Deutsch spreche, das zur Zeit weltweit verfügbar
ist. Natürlich übertreibt er mal wieder grenzenlos - es gibt noch ne Handvoll
Leutz, die ganz leidlich Deutsch plappern (dessen kann ich Dich versichern -
ich kenn die nämlich).

Du kannst Dich nun Peters Meinung anschließen - oder wahlweise die
Vermutung anstellen, eine solche Übersetzung bedürfe eines wegen
chronischer Verstopfung sich permanent wichtigtuenden Scharlatans,
der sich zu allem Überfluß - dem HErrgott seis getrommelt - doch ach
so oft einer anstandslosen Sprache bedient
.

Du hast die Qual der Wahl - und wirst diese Herausforderung, wie noch
eine jede, gewißlich meistern. Schließlich bist Du selbstbestimmtes,
autonomes Subject, Herr Deines Schicksals!


gruß

stephan
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Klavigen, ich finds interessant, dass du zwar Neuhaus zitierst, aber offenbar nicht auf seine Forderung eingehst, auch und gerade sich mit den Genies (er nennt Richter/Gilels) zu befassen.

Ich hab seine Texte aber nicht mehr richtig im Kopf. Weiß also nicht, was er noch weiteres dazu sagt.

lg marcus
 
Hi chiarina.

ich kenne mich mit wissenschaflichen Studien zum Thema Talent nicht aus. Aber eins weiss ich ganz sicher: Talente und Begabungen sind sehr, sehr unterschiedlich bei den Menschen und führen dazu, dass diese verschiedene Berufe ergreifen, in der Schule in verschiedenen Fächern verschieden gut sind etc.. Als Lehrerin seit vielen Jahren stelle ich sehr unterschiedliche Begabungen bei Schülern fest. Das merkt man bereits in der ersten Stunde, wo ja von Üben noch gar keine Rede sein kann.

ja, das muss ich aus meinem sehr geringen persönlichen Erfahrungsschatz auch bestätigen. Bei mir ist es aber definitiv etwas Intuitives. Ich hab' nicht wirklich eine Statistik oder so etwas gemacht.

Aber zur Kritik am Begriff Talent (hier Begabung) hab' ich hier etwas für mich treffendes gefunden:

"So war z. B. der Musikpädagoge Shinichi Suzuki ein radikaler Gegner der Auffassung, dass musikalische Begabung (auch: Spitzentalent) irgendeine andere Ursache habe als früh einsetzende Gehörschulung und tägliches intensives Üben. Suzuki hat immer wieder argumentiert, dass Talentforschung nicht an Neugeborenen durchgeführt werde, sondern an Kindern, die bereits jahrelang musikalische Stimulation und Förderung erhalten bzw. nicht erhalten haben."

und

"Die Tatsache unterschiedlicher Leistungen wird von dieser Kritik nicht geleugnet, sie zweifelt jedoch die wissenschaftliche und gesellschaftliche Brauchbarkeit und Angemessenheit des Begabungskonzeptes u.a. unter dem Verweis darauf an, dass es bisher eben noch nicht gelungen ist, "Begabung" unabhängig von beobachtbaren Leistungen empirisch zu verifizieren."

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Begabung (wer hätte das gedacht ;-) )

Gruß
 
Bei Menschen mit unglaublichem Talent setzt dann oft eine Legendenbildung ein.

Genau das ist es doch und gilt durchaus nicht nur für bereits verstorbene Persönlichkeiten. Aus gegebenem aktuellen Anlaß hierzu ein banales Beispiel:

Wenn ein Fußballspieler (z.B. Mirsolav Klose) in einem wichtigen Spiel (z.B. einer Weltmeisterschaft) ein Tor schießt, dann besteht eine große Tendenz, dass Zeitgenossen (z.B. die Presse) diesen Spieler über den Klee lobt und ihm ein Weltklasseprädikat verleiht, unabhängig davon ob es durchaus blinde Momente dieses Spielers (z.B. in Form von 4-5 vergebenen Großchanchen gegen eine Manschaft wie Australien) in diesem Spiel gab...;)


Das Üben der 10.000 Stunden ist ja nur eine "conditio sine qua non", also eine Mindestanforderungen ohne die es garnicht geht.

Und ich denke dass ist doch auch der Kern der Diskussion, diesen Parameter an notwendigem Input zu quantifizieren, nochmals hinweisend darauf, dass dies als Durchschnittswert gesehen werden muss und Ausnahmen die Regel bestätigen...?!?

Grüße
Musicus
 
Und was ist mit Yann Tiersen, hat der mehr als 10000 Stunden geübt? Man bedenke, er spielt mehrere Instrumente :D :D :D
 
Die Talent-Frage [...] Der heutige Konsens ist, meiner Meinung, dass bei einer meisterlichen Fähigkeit die äusseren Einflüsse (Elternhaus, Lehrer) entscheidender sind.

Nachdem mich dieser Satz ein wenig hat stutzen lassen, habe ich vorhin in der Mensa einen Psychologen "gestellt" und ihn mal danach gefragt. Er hat mich grinsend verwiesen auf: A. Krapp, Art. Intelligenz und Begabung, in R. Asanger & G. Wenniger, Handwörterbuch der Psychologie, 1453ff: da liest man u.a. (S. 1474)

"Die gegenwärtige Psychologie ist weit davon entfernt, ein einheitliches Theoriegebäude oder allgemein akzeptierte Forschungs- und Diagnosemethoden für die mit Intelligenz und Begabung grob umschriebenen Fähigkeitsbereiche anbieten zu können."

Von Konsens werden wir demnach besser nicht reden.
 

Klavigen, ich finds interessant, dass du zwar Neuhaus zitierst, aber offenbar nicht auf seine Forderung eingehst, auch und gerade sich mit den Genies (er nennt Richter/Gilels) zu befassen.

Ich hab seine Texte aber nicht mehr richtig im Kopf. Weiß also nicht, was er noch weiteres dazu sagt.

lg marcus

Hi Marcus,

Dein Beitrag macht mich etwas ratlos.

ICh weiss, dass er gerade diese und andere Mitglieder seiner Klassen damit meinte aber in meinem Beitrag kann ich doch unmöglich alles abdecken. Und dass ich es sehr empfehle, sich mit den Genannten Genies zu beschäftigen kannst du mir glauben.

Möglicherweise habe ich sie nicht genannt, weil sie auf ubiks Liste auftauchen und ich den Zorn des Khan fürchte, der aber hier sich anders nennt.

:
Zitat von ubik Beitrag anzeigen
Dazu empfehle ich dir, gute Pianisten zu hören. Hier mal eine Liste, es gibt natürlich noch weitere:

* Sviatoslav Richter
* Martha Argerich
* Friedrich Gulda
* Andras Schiff
* Wilhelm Kempff
* Vladimir Aszkenazy
* Vladimir Horowitz
* Alfred Brendel
* Helene Grimaud
* Claudio Aurrau
* Emil Gilels
* Evgeny Kissin
* Glenn Gould


Sag es doch noch mal mit anderen Worten, sodass ich weiss auf welche Forderungen Neuhaus´ ich hätte eingehen sollen

Gruss Klavigen
 
Hi sla019,

"Die gegenwärtige Psychologie ist weit davon entfernt, ein einheitliches Theoriegebäude oder allgemein akzeptierte Forschungs- und Diagnosemethoden für die mit Intelligenz und Begabung grob umschriebenen Fähigkeitsbereiche anbieten zu können."

Von Konsens werden wir demnach besser nicht reden.

danke für den Hinweis: Ich nehm meinen Konsens zurück, das war etwas unbedacht, aufgrund meiner kleinen Wissensbasis.

Aber es entspricht meiner auch geäusserten Meinung, dass Intelligenz und Begabung (Talent) ein ungeklärtes und kritisches Thema ist.

Gruß
 
pianovirus hat hier darauf hingewiesen, dass Valentina Lisitsa bis Sonntag täglich ihre Übesessions via Video streamt (ab ca. 15/16 Uhr).

Interessant ihr Hinweis:



Weltklasse erfordert erheblichen Fleiss - darum geht es doch nur in der Aussage der Studie.

Da dürfte sie aber ziemlich allein stehen mit diesen Übezeiten- es könnte auch sein, dass sie das nur für die Zeit des öffentlichen streams macht und dann wieder ins Normale verfällt und ebenso wie die Meisten Anderen täglich vielleicht 4-5 Stunden am Klavier zubringt.

Rubinstein war ja auch Weltklasse und hat mit Sicherheit selten mehr als 3 Stunden täglich geübt.

Allerdings relativiert sich das, denn beim Begriff Üben denken wir immer, dass der Pianist am Klavier sitzen muss.

dies ist aber keinesfalls so, denn der Weltklassepianist kann vielleicht noch effektiver in seinem Kopf üben, also mental.

Wenn Rubinstein auf Reisen war so hat er im Zug sich ebenfalls mit Musik beschäftigt und teilweise für kommende Konzerte Noten studiert, wozu er eben nicht am Klavier sitzen muss.

Wenn man das Alles einrechnet und bedenkt, dann könnte eine tägliche Überzeit von 14 Stunden durchaus zutreffen.

Wenn Beethoven spazieren ging, so war das auch keine Freizeit sondern er beschäftigte sich beim Gehen mit Musik und seinen Werken und auch er war demzufolge ständig am Arbeiten und Üben.

Mann könnte in extremo behaupten, dass der Weltklassepianist immer übt, wenn er nicht gerade schläft, wo dann aber sein Unterbewusstsein weiter übt.
 
Hochbegabung gibt es, das wird wohl keiner abstreiten und jetzt meine Frage:

Ist Hochbegabung nicht fast das Selbe wie Talent? (die Frage drückt nicht meine Meinung aus, die nun zu diskutieren ist, sondern ist wirklich als Fragestellung gemeint. Die Antwort darauf weiß ich nicht und da es hier viele schlaue Köpfe gibt^^... )
 
Und was ist mit den Leuten, die 10000 Stunden geübt haben und es doch nicht zum Konzertpianisten geschafft haben?

Ha, ich hab die Studie widerlegt!

Was bin ich raffiniert...

Jegliche weitere Diskussion ist somit unsinnig.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hi Marcus,

Dein Beitrag macht mich etwas ratlos.

ICh weiss, dass er gerade diese und andere Mitglieder seiner Klassen damit meinte aber in meinem Beitrag kann ich doch unmöglich alles abdecken. Und dass ich es sehr empfehle, sich mit den Genannten Genies zu beschäftigen kannst du mir glauben.

[...]

Sag es doch noch mal mit anderen Worten, sodass ich weiss auf welche Forderungen Neuhaus´ ich hätte eingehen sollen

Gruss Klavigen
Tut mir Leid, dass ich mich da nicht klarer ausgedrückt habe. Ich fand deine unten zitierte Aussage etwas im Widerspruch zur Forderung von Neuhaus.

Zitat von klavigen:
Man muss wahrscheinlich bei einigen Wenigen von einer Superbegabung sprechen. Das sind eben Ausnahmen, die sich die Natur oder die Evolution leistet und hervorbringt. Und da kann man als Normalbegabter nicht mehr mit und alles Üben würde es auch nicht herbeizwingen.

Vom jungen Dimitri Sgouros wurde berichtet, dass er Stücke dadurch lernt, indem er sie ein bis zweimal anhört und sie dann ebenfalls kann. Solche Fähigkeiten sind mit normalem Verstand nicht mehr nachvollziehbar und leisten auch für die Erkenntnis, wie man besser üben könnte, keine Dienste.

Bei Neuhaus ist zu lesen:

Zitat von Heinrich Neuhaus:
Man wird mich natürlich fragen: Warum spreche ich von Richter, einer einmaligen Begabung; wir Pädagogen, "Methodiker", müssen uns doch an dem mittelmäßig Begabten orientieren, vielleicht sogar unterhalb des mittelmäßig Begabten, die Richters interessieren uns nicht - das ist ein "Naturereignis". Ich protestiere entschieden gegen einen solchen Standpunkt.
Wenn wir so urteilen und uns mit Worten wie Talent, Genie, Naturgewalt u.ä. beruhigen, drücken wir uns kleinmütig um das brennendste Problem, ein Problem, das in erster Linie den Forscher und Methodiker beschäftigen sollte.
(Die Hervorhebungen sind so im Originaltext)

Gerade der letzte Satz aus dem Zitat von dir hat mich da aufhorchen lassen.

Ich wollte dich jedenfalls nicht kritisieren, weil du irgendwas ausgelassen hättest. Pppetc hatte ja den Standpunkt eingebracht, dass die Beschäftigung mit den "Supertalenten" sehr lohnenswert ist. Jedenfalls habe ich ihn so verstanden. Jetzt wäre ja die Frage, was kann man von deren Arbeitsweise nützliches auf die eigene Arbeit übertragen? Hat man nicht mit ganz anderen Problemen zu kämpfen? Hürden, die dem großen Talent offenbar nicht im Weg stehen?

lg marcus
 
Tut mir Leid, dass ich mich da nicht klarer ausgedrückt habe. Ich fand deine unten zitierte Aussage etwas im Widerspruch zur Forderung von Neuhaus.



Bei Neuhaus ist zu lesen:


(Die Hervorhebungen sind so im Originaltext)

Gerade der letzte Satz aus dem Zitat von dir hat mich da aufhorchen lassen.

Ich wollte dich jedenfalls nicht kritisieren, weil du irgendwas ausgelassen hättest. Pppetc hatte ja den Standpunkt eingebracht, dass die Beschäftigung mit den "Supertalenten" sehr lohnenswert ist. Jedenfalls habe ich ihn so verstanden. Jetzt wäre ja die Frage, was kann man von deren Arbeitsweise nützliches auf die eigene Arbeit übertragen? Hat man nicht mit ganz anderen Problemen zu kämpfen? Hürden, die dem großen Talent offenbar nicht im Weg stehen?

lg marcus

Danke marcus für die Erklärung. Jetzt kann ich deinen einwand gut verstehen.

Ich meinte damit vor allem den zuletzt Genannten Sgouros, den ich selbst erlebt habe und der mir ein bischen in Richtung eines Savants vorkam. Leider war das im Konzert und es gab keine Chance, ihn etwas zu fragen.

Ich hatte Neuhaus vor allem deswegen erwähnt, weil er ja gerade den Jungen aufgab, viel am Klavier zu üben, was ja wiederum die These unterstütz, dass viel Üben in jedem Fall was bringt. Beim einen mehr, beim Anderen weniger.

Ich bin aber sehr dafür, dass wir uns mit den Genies beschäftigen sollten . Leider kommen wir meistens an sie nicht heran und wenn, dann verstehen wir nicht, was sie sagen, weil sie aus einer Warte antworten, die wir anscheinend noch nicht erreicht haben.

Deshalb ist es wichtig, sogenannte Vermittler, Dolmetscher zu kennen, die im Idealfall die eigenen Lehrer sind. Sie sollten beide Seiten kennen, die diesseits und jenseots des Erkenntnisgrabens.

Allerdings sollten sie die Gabe besitzen, uns zielführende Hinweise zu geben, wo wir forschen und suchen müssen. Bei einiigen habe ich so meine Zweifel ob sie es überhaupt wollen oder auch können.
dies betrifft jetzt nicht Forumsmitglieder sondern Pianisten, die ich kennengelernt habe und bei denen ich das Gefühl nie los wurde, dass sie ihren Studenten alles mögliche erzählen aber nicht das, was nötig und richtig wäre.

Mit einer dieser Personen bin ich sogar verwandt.
 
Hi,

leider Off Topic, aber ich muss es loswerden:

Erst heute sind mir die Seiten von pppetc bekannt gemacht worden (einen Link poste ich nicht, da ich nicht weiss ob ich das darf).

Die Texte sind für mich etwas schwierig zu verstehen (andere Kommunikationsebene?), aber mir ist daraus klar geworden, dass pppetc kein Scharlatan ist.

Gruß
 

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