Die 10.000-Übestunden -Statistik

Ich stelle mir eine komplizierte chemische Reaktionsgleichung vor, mit bunter Kreide an die Tafel gemalt - dann kommt jemand daher, erklärt, einerseits nichts davon zu verstehen, andererseits aber wischt derselbe die Gleichung weg, weil er sie für Blödsinn hält (((das hätte übrigens mir im Chemieunterricht passieren können: die Tafelbilder waren für mich immer kryptisch, wunderlich und unverständlich - den Göttern sei Dank, dass ich Chemie nach der 11. abwählen durfte!!))). Wenn das nun aber von besagtem Schwammbenutzer mit der Begründung gschieht, dass ihn das eigentlich enorm interessiert - ja, da staunt man dann...

Ich staune eher über diesen fervehlten Vergleich. :D
 
Pardon Fabian,

der Chemiervergleich muss doch noch widerlegt werden.

Der Schüler hat nämlich nicht - wie unterstellt gleich die ganze Formel weggewischt sondern sich in mehreren Beiträgen (Fragen) um Verständnis bemüht und dann sie immer noch nicht weggewischt sondern nur zweifel angemeldet, ob der Chemielehrer vielleicht einen Fehler gemacht hat, weil die ganze Klasse nur Bahnhof versteht.

Zurück zum eigentlichen Thema:

Und da finde ich hat Fips7 in seinem neuesten Beitrag, in dem das Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler bahendelt wird, einen Gedanken geäussert, der mir sinnvoll weitergeführt vorschwebt.

die Fortschritte des Studenten, Schülers können aussergewöhnlich durch den Einfluss der künstlerischen Persönlichkeit des Lehrers beeinflusst werden.

Wie Rolf richtig feststellt, dass z.b. diese schönen Alberti Figuren rechts bei einigen lange brauchen und nie so richtig funktionieren, so gibt es welche, bei denen der Groschen bald fällt. Vielleicht hat da ein Lehrer die richtigen Knöpfe gedrückt.

Fortschritte im Klavierspiel vollziehen sich ja meist nich linear sondern eher in Sprüngen:

Plötzlich ist eine neue Erkenntnis da und oft weiss man nicht, woher sie gekommen ist. Die Magie des guten Lehrers sollte nie unterschätzt werden.

Man kann beim richtigen Lehrer in 2 Stunden mehr lernen als bei anderen in einem halben Jahr.

Und im Umfeld dieser Magie der künstlerischen Aussage und Ausstrahlung vermute ich auch ppetc´s Hinweise, genau zu lesen, nachzudenken und hinzuhören.

Allerdings sollte er hilfreicher sein und andere nicht schelten, nur weil sie seine Gedankengänge nicht sogleich nachvollziehen können.
 
(1)der Chemiervergleich muss doch noch widerlegt werden.
(...)
(2)
Wie Rolf richtig feststellt, dass z.b. diese schönen Alberti Figuren rechts bei einigen lange brauchen und nie so richtig funktionieren, so gibt es welche, bei denen der Groschen bald fällt. Vielleicht hat da ein Lehrer die richtigen Knöpfe gedrückt.
(3)
Fortschritte im Klavierspiel vollziehen sich ja meist nich linear (...)
(4)
Und im Umfeld dieser Magie der künstlerischen Aussage und Ausstrahlung vermute ich auch ppetc´s Hinweise, genau zu lesen, nachzudenken und hinzuhören.
(...)

hallo,
bei (1) verwechselst Du sprachliches Verhalten mit Klavierüben - ich hatte mir Bemerkungen zum Verhalten erlaubt.
(2)
völlige Zustimmung - Ergänzung: solche "Knöpfe" können auch beim Schüler schon vorhanden sein, dann wird das, was latent vorhanden ist, nur in die richtige Richtung bugsiert (motorisches Talent kommt vor, musikalisches auch, manchmal auch beides gleichzeitig)
(3-4)
völlige Zustimmung

Und damit erweist sich ja:
infolge nicht linearer, sondern stufenweiser Fortschritte, kann es keine gleichbleibend kontinuierliche "Methode" geben - da wird also der statistische Durchschnitt aussagelos.

Ob vage Einteilungen wie 10000 h in 8-10 Jahren dem gerecht werden? Ich sehe darin nicht einmal eine Orientierung - denn mit 45 anfangen und mit 55 das erste Konzert geben... ... eher unwahrscheinleich, trotz statistischer Durchschnittswerte. In diesem Sinne ist "der zweite Bildungsweg" heikel - besonders, wenn man solchen Zahlenspielen glaubt...

Gruß, Rolf
 
Täglich grüßt das Murmeltier

Wo bleiben eigentlich fisherman und Gomez de Riquet?

Na, Sesam,

ich kann mir nicht vorstellen, daß Du meine Beiträge vermißt -
weder hier noch in einem anderen Thread.

Ich habe gerade offline ein paar Probleme zu bewältigen,
die mir zu dem Online-Gezänk hier eine heilsame Distanz verschaffen.
Der Sensenmann hat gerade einen Teil meiner Verwandschaft heimgesucht.

Wenn aber ein Kommuniqué erwünscht ist, so kann ich wieder nur
das Arno Schmidt-Zitat von der "Übung im Kopfschütteln" anführen -
von Fabian zu Recht bei mir schon als Dauerzustand ironisiert.

Ich habe lauter Déja-vu-Erlebnisse:

Bachopin zitiert etwas ganz Verqueres (in diesem Fall ein Artikel, der in positivistischer Manier
das "age of first compositional hit" bei Mozart und Mendelssohn untersucht),
und distanziert sich in vertrauter Form davon - "mußte nich so ernst nehmen" -,
wenn man ihm die Ungereimtheiten nachweist.

Franz schreibt, daß er nichts schreiben wird, solange "gewisse Leute" in diesem Forum schreiben dürfen -
wieder einmal der bei ihm kaum verhüllte denunziatorische Ruf nach dauerhafter Sperrung dieser gewissen Leute -
zum wievielten Male läßt man ihm das durchgehen? Und (beiseite gesprochen: ) Was für ein Armutszeugnis!
Warum können sich die von ihm sogenannten guten Leute erst zu Wort melden, wenn die Bösewichter liquidiert sind?

Bei Kernbeisser fällt die pppetc-Bindung auf. Er meldet sich oft wochen-, monatelang nicht zu Wort.
Aufgrund eines Beitrags von pppetc (der ja auch gerne 'mal untertaucht)
erscheint er so plötzlich - Turnikuti, Turnikuta! - wie Zebulon aus dem Zauberkarussell.
Und versucht sich in einer vernichtenden Antwort. Ich wünsche ihm auf das Innigste,
daß er von dieser Bindung kuriert wird - für alle im Forum sichtbar.


Bis demnächst.

Gomez

...
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Haihai Franz!


In meinem Forum (hab auch mal eins moderiert) wäre diese unverhohlene Androhung rechtlicher Schritte sofort eine lebenslängliche Sperre.

Glücklicherweise sind wir hier ja unter zivilisierten Leuten.
Nachdem Fabian mir seine Besorgnis mitgeteilt hatte, habe ich ihm versichert, daß ich
diesem Forum in keinem Fall schaden werde: Etwas prüfen lassen heißt eben noch lange nicht,
daß mans dann praktisch anwendet. Bevor Du also das nächste Mal zu irgendwelchen Maßnahmen
aufrufst, lies einfach zunächst ein bißchen genauer - das kann sowieso nie falsch sein.


die maßlose Arroganz, die aus vielen seiner Beiträge spricht

Maßlos arrogant? Ich?
Da hast ganz offenbar etwas total falsch verstanden: Ich bin weder maßlos, noch
bloß im Geringsten arrogant. Was kann ich dafür, daß irgendwelche wildfremden
Leute an mir ihre Minderwertigkeitskomplexe austoben müssen? Was kann ich dafür,
daß ich besser bin als sie - bzw. genauer: daß die schlechter sind als ich?

Exact, Franz: Dafür kann ich nicht die Bohne - es ist schlicht nicht meine Schuld.

Ich kanns nu halt aber auch nich ab, von Typen, die von Musik im Allgemeinen und
dem Klavierspiel im Besondren in etwa so viel Dunst haben wie mein Wäschetrockner,
schräg von der Seite angemacht zu werden.
Da werd ich zu Zeiten aweng grantlig. Wieso auch nicht?

Da wird mir von jemand, dem ich im Leben noch nicht begegnet bin, Verstopfung
attestiert, der andre vermutet, ich sei ein Scharlatan (irgendwie n niedliches
Wort, findst nich auch, Franz?), eine weitere Gestalt bezeichnet mich als
"Wichtigtuer". Jetzt gibts in diesen Reihen ja tatsächlich nen ganzen Haufen,
dem solche Bezeichnung völlig zu Recht zukäme (glaubst Du nicht auch, Franz?),
aber doch nicht meiner Person! Natürlich bin ich wichtig (da brauch ich gar
nicht so zu tun, als ob), außerordentlich wichtig sogar - und zwar ausgerechnet
für Leute, die vom Klavier im Allgemeinen und der Musik im Besondren unfaßbar
viel verstehen, ja, von denen sich ohne jegliche Übertreibung auch sagen ließe,
daß sie das Klavierspiel und/oder die Musik selbst sind. Kannst Du das glauben, Franz?


@ Rolf: Ich kann nicht nachvollziehen, dass Du pppetc immer wieder verteidigst. Mit welch süffisanter Wortgewalt hättest Du pppetc`s Abwertungsrundumschlag wohl kommentiert, würde dieser aus Klavigens, Kölnklaviers, Bachopins oder gar meiner Feder stammen. Ich werde den Eindruck nicht los, Du mißt mit zweierlei Maß.


Aber klar tut er das, der Rolf: Er hat ein Maß für mich, und ein Maß für ua. Dich.
Das ist der Sache durchaus angemessen - Stell Dir doch bloß mal vor, er würde
nur ein Maß für uns zwo beide benutzen: Was würde das für Dich bedeuten?


Etwa, daß wir uns um die Konsequenzen dessen sorgen müßten?:



Mit ganz besonders speziellen Grüßen nach München


stephan
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:

Von Wilhelm Kempff heißt es, dass er nie geübt hätte bzw. es ablehnte zu üben. Das heißt natürlich nicht, dass er sich immer nur zum Konzert ans Klavier gesetzt hat. Auch wenn ich solche Geschichten wie die, dass jemand nach einmaligem Hören eines Mozart-Klavierkonzerts dieses sofort am Klavier nachspielen konnte, oder auch die, dass Wilhelm Kempff nie geübt hätte, für Mythos halte, denke ich doch, dass es Menschen gibt, denen das Klavierspielen von Anfang an viel leichter fällt als anderen. Die kommen in kürzerer Übezeit zu besseren Ergebnissen.

Naja, das Kempff im Laufe seiner Jahre etwas "übefaul" wurde, konnte man in den späten Aufnahmen hier und da bei Verspielern ja durchaus auch mal hören und er stand ja auch ganz offen dazu.
Allerdings heißt es ja auch, dass er mit 10 Jahren dass WTK auswendig konnte, also hat auch er mit Sicherheit bis zu dem Zeitpunkt, wo er sich etwas mit dem Üben zurückhielt, die 10000 Stunden um ein Vielfaches investiert.

Das gleiche gilt für Rubinstein, der in einer Dokumentation sagt, dass ein Musiker doch nichts über Kultur erfahren könne wenn er den ganzen Tag übte und dass drei Stunden am Tag vollkommen ausreichend seien...allerdings war auch er zu diesem Zeitpunkt jenseits der 70 Jahre und auch er soll ja durchaus so ein "Verrückter" gewesen sein, der zu seiner morgendlichen Lektüre der Zeitung Tonleitern nebenbei übte...

Aber mal diese ganzen Einzelschicksale und Mythen außen vor gelassen, scheint es doch im Durchschnitt für einen Musiker eine gewisse kritische Maße an Investion (=Zeit) zu geben um sein Instrument "meisterhaft" zu beherrschen. Dass der Unterschied zwischen den ganz Großen, Berühmten eines Fachs dann in Details und individuellen Stärken und Begabungen liegt ist dann ja wiederum eine andere, sehr belebende Sache.

So, sorry für den topic Beitrag...

Der Ring ist wieder freigeben...:)

Es grüßt
Musicus
 
Kempff und Haskil

Gerade entdeckte ich ein Interview mit J. Kaiser, bei dem es um Kempff ging und auch um Clara Haskil.
Da bestätigt Kaiser nochmal, dass Kempff anscheinend wirklich als 10 Jähriger das gesamte WTK auswendig spielen konnte, wobei er auch die Fähigkeit ansprach, dass er damals alle 48 Stücken daraus auch sofort in jede gewünschte Tonart transponieren konnte.

Das Erstere kann ich glauben aber das Letztere nur schwer.

Bei Menschen mit unglaublichem Talent setzt dann oft eine Legendenbildung ein. Es wird auf die ohnehin fantastische Leistung noch oben drauf gepackt, weil das ja keiner mehr überprüfen kann.

Andererseits kann es auch nicht ausgeschlossen werden. Denn wer derartige Fähigkeiten hat, der spielt ja mit anderem Bewusstsein als die anderen. Es gibt ja durchaus Qualitätsabstufungen in Bezug auf die Verinnerlichung der Werke. Zwischen sicher auswendig Spielen und ein Stück vollkommen in sich zu tragen gibt es eben bedeutsame Unterschiede.

Ein solcher Pianist wird die Stücke dann immer aus seinem inneren Klangbild spielen, was auf diesem Niveau bedeuten kann, dass die Noten keine Rolle mehr spielen. Er ist eben in der Lage, tatsächlich immer das zu spielen, was ihm als Klang gerade vorschwebt.

auf weit geringerem Schwierigkeitsgrad können wir das ja auch.

Nehmen wir als Beispiel die 8. Invention von Bach. Die werden wir derart im Kopf und im Herzen haben, dass wir die auch in weiteren Tonarten spielen können und nicht nur in F. Vom Prinzip her ist es also möglich. Das heisst aber auch, dass wir vielleicht eine Fuge aus dem WTK noch nicht ausreichend zu unserem persönlichen Besitz gemacht haben und dass es da vielleicht Lücken geben mag, die uns bisher nicht aufgefallen sind, weil wir uns beim Vortrag ja auch wie an einem Geländer entlang bewegen und ein Abschnitt den nächsten zur Folge hat.

Hier werden mir möglicherweise andere Pianisten widersprechen und für sich reklamieren, dass sie die Stücke doch besser inwendig draufhaben. aber vielleicht doch nicht so tief verankert, dass eine Transposition gelingt ?

Das Üben der 10.000 Stunden ist ja nur eine "conditio sine qua non", also eine Mindestanforderungen ohne die es garnicht geht.

Neuhaus spricht in seinem Buch "die Kunst des Klavierspiels" davon, dass es ein grosser Unterschied ist, ob ein junger Mensch oder ein reifer Mensch übt. Dem jüngeren Pianisten empfiehlt er durchaus eine Zeit des Hämmerns und Donnerns, was für die Praxis bedeutet, dass es nicht falsch ist, wenn allerlei und sogar möglichst viel Etüdenwerk eingeübt wird.

Er vertritt ja auch die Ansicht, dass man, bevor man sich an Mozart oder Beethoven wagen sollte, erstmal die schwierige virtuose Literatur der Romantik mit Liszt, Rachmaninoff, Prokoffiew und anderen studiert haben sollte. Mit solchen Studien vergeht schon mal eine Menge Überzeit und dann kommt antürlich noch das Studium der Noten ausserhalb des Klaviers dazu und das mentale durchgehen der Stücke, was ja auch Üben bedeutet.

So gesehen, ist der richtige Pianist(also der es will und nicht der es muss) eigentlich immer am Üben, ob nun am Klavier oder nicht.

Wie es nun kommt, dass ein 10 jähriger bereits solche Fähigkeiten hat lässt sich mit der Tatsache, dass es musikalische Savants gibt aber nicht erklären, denn wie auch andere Genies am Klavier (wie Saint Caens, der auch bereits als Junge alle 32 sonaten von Beethoven auswendig und öffentlich vortrug)denn diese Menschen waren ja ansonsten nicht eingeschränkt sondern vielseitig interessiert und befähigt, also das genaue Gegentiel eines Savant.

Man muss wahrscheinlich bei einigen Wenigen von einer Superbegabung sprechen. Das sind eben Ausnahmen, die sich die Natur oder die Evolution leistet und hervorbringt. Und da kann man als Normalbegabter nicht mehr mit und alles Üben würde es auch nicht herbeizwingen.

Vom jungen Dimitri Sgouros wurde berichtet, dass er Stücke dadurch lernt, indem er sie ein bis zweimal anhört und sie dann ebenfalls kann. Solche Fähigkeiten sind mit normalem Verstand nicht mehr nachvollziehbar und leisten auch für die Erkenntnis, wie man besser üben könnte, keine Dienste.

Wen es interessiert, der kann sich das video mit J. Kaiser hir ansehen und gleichzeitig stelle ich noch einen Kommentar dazu rein.

http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/33674

und hier der Kommentar eines Lesers:

HANS DR.ALBERTS (0) 09.06.2010 | 15:46
Widerspruch Excellenz,
natürlich hat jeder seine eigenen Favoriten.Ich trat in den Bezirk der klassischen Musik mit Kempff ein, 5 Klavierkonzert, hatte aber alsbald andere, die mir zusagten, in diesem Repertoire damals Hans Richter Haaser. Ich fand Kempff einfach langweilig, würde ihn auch heute bei Beethoven nicht wählen, sondern eher Richter oder den fabelhaften Leslie aus München !
Nein, Widerspruch wegen Clara Haskil. Sie muss eine grosse Virtuosin gewesen sein, wir haben halt davon keine Zeugnisse. Aber egal, ihr Mozartspiel, KV 280,415, 595 hat Ewigkeitswert. Eine Qualität, die ich keiner Aufnahme von Kempff zugestehen würden,auch wenn ich mich diesem Pianisten nach Jahrzehnten wieder angenähert habe ( Schumann)
 

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