Ein Klavierlehrer hat gefälligst
- das zu vermitteln, was wichtig ist; richtig, Nica.
- je nach individueller Disposition des Schülers zu schauen, wie dieses Wichtige so zu vermitteln ist, daß auch dieser Schüler das Wichtige gut umsetzen, gut verstehen und mit Freude nutzen kann. Auf keinen Fall darf der Lehrer Wichtiges weglassen, nur weil er denkt, daß der Schüler aus irgendeinem Grund nicht damit klarkommt; nein, er muß so viel Flexibilität und Spontaneität besitzen, daß er es auch diesem Schüler erfolgreich nahebringt. Das erfordert nicht selten ein gewisses Experimentieren, keinesfalls jedoch ein dorfklavierlehrerhaftes Schema-F-Unterrichten.
Ich verstehe absolut nicht, was an dieser Selbstverständlichkeit „zum Kotzen“ sein soll.
Eine etwas vergnatterte, wenig selbstsichere, burnoutgefährdete 50jährige beispielsweise muß nun mal anders unterrichtet werden als ein lockerer, cooler, ausprobierfreudiger, wissensdurstiger 18jähriger. Und dazu erfordert es nun mal ein genaues Wahrnehmen der Gesamtpersönlichkeit. Peng, aus.
Dass ich die Fehler mache bin aber nicht ich Schuld, sondern mein Klavierlehrer! (nicht wahr, hasenbein?). Denn er hat mir nämlich in mein Gehirn-Navi die falsche Software installiert (* hasenbein unterstell *)
Halb richtig!
Ihr seid beide Schuld.
DU hast natürlich die „Software“ installiert, das kannst nämlich nur Du. Nur Du kannst entscheiden, ob Du etwas, was ein anderer sagt, befolgst.
Eventuell hast Du noch Dinge, die der Klavierlehrer gesagt hat, in den falschen Hals gekriegt.
Es gibt nun mal so hartnäckige Fälle von Schülern, die partout immer alles falsch verstehen wollen bzw. alles immer partout so kompliziert auffassen wollen wie möglich, auch wenn man ihnen 10000x predigt, daß man es erstmal gaaaaaaanz einfach meint und der Schüler es auch genau so gaaaaaanz einfach machen soll. Manchmal ist man da als Lehrer chancenlos. Irgendeine hartnäckige Konditionierung.
Der Lehrer ist aber auch Schuld.
Nach 1 ½ Jahren darf das Finden von Terzen kein solches Problem mehr sein, auch bei einer älteren Anfängerin, die wenig übt.
Er hat nämlich, das sage ich Dir hiermit auf den Kopf zu, das Wahrnehmen und Denken in Intervallen zu lange aufgeschoben und Dich erstmal irgendwie Sachen spielen lassen, und jetzt rächt sich das. Die Software, die in Deinem Gehirn die Tastatur und die Intervallverhältnisse repräsentiert, ist fehlerhaft, und das liegt auch daran, daß er methodisch schlecht vorgegangen ist.
Was meinst Du denn, warum die richtig berühmten Lehrer ALLE sagen, man solle am besten ohne Noten beginnen und frühzeitig Melodien transponieren? Hmm?
Aber nun mal ganz ehrlich, Marlene, die Wahrheit ist doch vermutlich Folgende:
Du magst Deinen Lehrer. (Er ist ja auch bestimmt ein netter Mensch.)
Außerdem ist er vermutlich bei Dir in der Gegend so ziemlich der einzige wirklich akzeptable, von dem Du weißt.
Zu diesem Lehrer hinzugehen, ohne realistisch umsetzbare Wechselmöglichkeit zu jemand anderem, im gleichzeitigen Wissen, daß dieser Lehrer eigentlich nicht so doll ist und Dein eigentliches Potential bei weitem nicht weckt, wäre für Dich eine sehr deprimierende Vorstellung, zumal das Klavierspielen für Dich ein Ausgleich zu einem sonst oft als unbefriedigend empfundenen Leben ist.
Daher MUSST Du um jeden Preis Dir diesen Lehrer schönreden, Dir bleibt im Grunde gar keine Wahl.
LG,
Hasenbein