Ich habe das Gefühl, dass das Thema jetzt langsam durch ist. Wir sind da eben grundlegend anderer Meinung. Da dringe ich wohl nicht durch und werde eben weiter damit leben müssen, dass KLs auf eine für mich schwer auszuhaltende Weise unterrichten. *achselzuck* Wie so oft - es gibt Schlimmeres.
Liebe Nica,
es wundert mich, dass ausgerechnet du, die du sonst immer sehr viel Wert auf Auseinandersetzung und argumentativen Austausch legst, hier so reagierst. Ich habe zumindest Argumente genannt, auf die du bisher nicht eingegangen bist und freue mich, wenn du dazu Stellung beziehst. Ich wiederhole gern
Allerdings muss der Lehrer trotzdem ständig dahingehend Entscheidungen treffen, was jetzt das Wichtigste und Vorrangige ist. Vielleicht bist du ja anders gestrickt und das solllte vorab geklärt werden, aber in der Regel kann sich ein Schüler auf höchstens zwei neue Dinge gleichzeitig konzentrieren. Zudem sollte ein Lehrer einschätzen können, was der Schüler von sich aus leisten kann, wenn er erst einmal das Stück besser kann. Er wird also nicht in der ersten Stunde dem armen Schüler alles, was er weiß, vor den Latz knallen, und Phrasierung, Dynamik, Artikulation, Struktur des Stücks, klangliche und technische Verbesserungen .................. gleichzeitig behandeln. Eins nach dem anderen. Vielleicht weißt du noch nicht, was man alles an einem Stück so arbeiten kann. :D Die Zeit einer Klavierstunde würde dafür auch gar nicht ausreichen. Ein Haus baut man auch einen Stein nach dem anderen.
Viel sinnvoller ist es, den Schüler immer neue Erfahrungen mit einem Stück machen zu lassen, also Inputs zu geben, die ihn befähigen, selbstständig weiter zu arbeiten. Man hört hinterher am Endergebnis, ob der Schüler brav macht, was der Lehrer sagt, oder ob der Lehrer der Mittler war auf dem Weg zum Stück und dies zu etwas Eigenem geworden ist. Dazu muss ich als Lehrer aber, wie gesagt, entscheiden, was ich im Moment als das betrachte, was den Schüler auf seinem Weg voranbringt. Dabei macht man natürlich auch Fehler. Das Endergebnis sollte aber immer so sein, dass es das Beste ist, was der Schüler leisten kann und seine Grenzen weitet.
und ergänze noch mit einer Frage:
glaubst du, dass für den Unterricht ein didaktisches Konzept sinnvoll ist? Dass Dinge aufeinander aufbauend gelernt werden sollten?
Das würde dann aber bedeuten, dass ausgewählt wird, welche musikalischen und pianistischen Inhalte in welcher Reihenfolge gelehrt und gelernt werden. Ist in der ersten Stunde gleich eine korrekte Handhaltung wichtig oder will man erst einmal das Ohr schulen? Wenn ein Anfänger, gleich ob Kind oder Erwachsener, in seiner ersten Stunde ein Lied nach Gehör spielt, sollte er erst einmal spielen, wie's gerade kommt, wie ihm der Schnabel gewachsen ist und nicht gleich in ein Korsett gepresst werden (Finger wie Hämmerchen ..... und diese ganzen schrecklichen Sachen). Ich
weiß also, dass ich ihm natürlich auf Dauer eine gute Klaviertechnik beibringen möchte, ich werde ihn aber nicht in der ersten Stunde auf womöglich ungünstige Bewegungsmuster hinweisen, weil ihn, der sich ja gerade zum ersten Mal mit dem Klavier intensiv beschäftigt, dies unfrei machen und die Konzentration vom Ohr weg geleitet würde. Ganz verkehrt. Lieber macht man mit ihm Bewegungsübungen, Experimente mit Klang und Taste, die ihn dahin bringen werden, aus sich selbst heraus die richtigen Bewegungsmuster und Klänge zu finden.
So ist es immer beim Unterrichten. Wenn du ein Stück spielst, werde ich natürlich alles sagen, was mir einfällt und wie ich bereits sagte, finde ich so einen Unterricht, wie du ihn beschrieben hast, fürchterlich. Aber schon ein Stück selber ist ja in der Regel didaktisch motiviert - jedenfalls suche ich Stücke immer (auch) mit solchem Hintergrund aus. Ich treffe eine Einschätzung, welche Inhalte jetzt sinnvoll wären und welche Stücke dazu passen könnten. Ein Segen haben wir Pianisten ja solch eine Riesenauswahl, dass sich immer Stücke finden, die auch dem Schüler gefallen.
Was sagst du dazu?
Noch eine Anmerkung zum Thema Feedback:
du hast hier oft erwähnt, uns Feedback gegeben zu haben. Du meintest damit, so ich das richtig verstanden habe, dieses:
Allmählich habe ich den Eindruck, dass die KLs anscheinend alle so sind. Vielleicht wollen es ja die meisten Schüler so. Ich find's zum Kotzen. Vielleicht brauchen es Lehrer ja, sich einzubilden, die Schüler total gut zu verstehen und genau zu wissen, was für sie gut ist und was nicht.
Dann meintest du
Es ist so wie mit jedem Feedback: Man kann es annehmen - oder eben auch nicht.
Du lenkst ab auf ein in Bezug auf mein Feedback an Euch völlig irrelevantes Feld.
Ich allerdings kann kein Feedback an mich erkennen. Du kannst mir hier nur Feedback auf meine Beiträge geben, aber nicht auf meinen Unterricht, weil du ihn gar nicht kennst. Und ich hatte vorher überhaupt keinen Beitrag geschrieben. Dein "Feedback" war eine Reaktion auf Marlenes Beitrag, wenn ich das richtig verstehe. Und ich kann auch da nur eine Ansammlung von Vermutungen erkennen, die viel auf deinen eigenen Erfahrungen mit Klavierlehrern beruhen. Ich bin aber nicht deine Klavierlehrer und alle anderen KL's hier auch nicht. Ich habe trotzdem darauf geantwortet, weil ich zu deiner Meinung Stellung nehmen wollte und sie ernst nehme.
Liebe Grüße
chiarina