@Rheinkultur
Diese Haltung nennt man Klassismus. Es ist ja so einfach die Schuld/Ursache bei den Betroffenen zu suchen. Jetzt bin ich aber gerade nur so weit unten gewesen, dass ich weiß wie es dort wirklich aussieht. Mein Großvater war mit Bischöfen und Bürgermeistern befreundet. Meine Mutter ist ein ausgesprochen pflichtbewusster Mensch, sie wurde früh zur Witwe und hatte dann großes Pech. Und ich hatte das fatale Pech, dass ein Arzt aufgrund einer Gehirnhautentzündung meiner Mutter sagte, dass ich wohl geistig behindert sein würde, da war ich drei Monate alt, gekoppelt mit der einer vorhandenen Legasthenie war das verheerend. Niemand hat mehr wirklich hingesehen und gemerkt, dass das Gegenteil der Fall ist. Meine Mutter war verzweifelt, weil ich keine Hausarbeit mag, denn sie glaubte ernsthaft, dass das aber das einzige sei womit ich meinen Lebensunterhalt verdienen könnte.
Und Lebensentwürfe über Bord schmeißen ist tatsächlich relativ einfach, zu glauben das sein schwer finde ich absurd. Schwer ist es gegen die Aussage der Lehrer und Eltern an sich zu glauben. Nur zweimal hatte ich Lehrerinnen die gemerkt haben, dass ich in Wirklichkeit ziemlich intelligent bin. Und dieses "das kannst Du nicht" kann einem immer begegnen, da reicht es falsch auszusehen. Bei mir z.B. (weiblich, klein, blond, hohe Stimme, Maschinenbau) ich musste den Maschinenbau aufgeben, weil mir niemand geglaubt hat, das ich darin richtig gut bin. In der Informatik ist es etwas besser. Eine Frau mit meiner Optik die vor allem technisch begabt ist, hat auch heute noch ein massives Problem. Ich habe teilweise lange gebraucht um neue Arbeitsstellen zu finden. Das vorletzte Mal kam ich eine Bewerbungstraining für Akademiker. Da wurden die Teilnehmer gebeten jeweils für die anderen Teilnehmer Berufe zu assoziieren. Alle wussten dass ich Informatikerin ist. Die Berufe gingen in Richtung Kindergärtner... ich will nicht einmal eigene Kinder!!! In Richtung Technik hat bei mir niemand gedacht, aber genau da gehöre ich nun einmal hin.
Das war jetzt ein kleiner Ausflug in ein verwandtes Thema, aber dort ist das gleiche Muster, es geht im Grunde um die Mauern in den Köpfen unserer Mitmenschen. Es geht darum das junge Menschen keine Abwehrmechanismen haben, diese Mauern in ihre eigenen Köpfe zu lassen und wenn die erst einmal dort sind wird es ganz schwer, die wieder los zu werden.
@Stilblüte
Ich glaube ich kann Dir erklären was @ThumbsUP! meint. Im Grunde das gleiche wie ich, mit dem kleinen Unterschied, das ich Dir glaube, dass Du es im Grunde nicht böse meinst, sondern einfach nicht verstehst. Mehr Demut würde Dir gut stehen. Sicher ist Deine Aussage "ohne viel Fleiß geht gar nichts" richtig. Trotzdem solltest Du auch erkennen, dass Du durch Dein Selbstvertrauen, eine größere Chance auf den Richtigen Moment hast, als Menschen die vielleicht sogar noch fleißiger sind als Du aber denen das Selbstvertrauen fehlt. Ich gönne Dir Deine Chancen, nur wäre ich froh wenn Du erkennen würdest, dass auch Chancen ein Privileg sind.
@minoumergune
Bei Dir schließe ich auch nicht aus, dass Du so eine oben erwähnte Mauer von den Menschen um Dich herum übernommen hast. Irgendwo oben schriebst Du das Du Mathe nicht so gut kannst. Die meisten Mädchen glauben das von sich, weil sie eben Mädchen sind. Es gibt dazu eine sehr interessante Studie. Man hat Asiatinnen in Mathematik getestet. Einer Gruppe hat man erzählt man untersuche den Unterschied zwischen Männern und Frauen, der anderen Gruppe hat man erzählt man untersuche den Unterschied zwischen Asiaten und Europäern. Die zweite Gruppe war signifikant besser. Es kann also sein, dass Du für Mathematik überdurchschnittlich begabt bist und es gar nicht erkennst. Und die Vermutung ist nicht mal so unwahrscheinlich. Du erscheinst mir als intelligent und Intelligenz ist die beste Voraussetzung um gut in Mathematik zu sein.
P.S. ich habe meine Haarfarbe inzwischen auf kräftig rot geändert, seit her ist es leichter für mich.