Begabung

Also ich mag das Muster des Fisches.
Ist er jetzt begabt, oder müsste ich dazu ein Fisch sein?

Ach, da fällt mir ein, er tut das ja nicht aus Langeweile, sondern um Weibchen zu imponieren. Es gibt also durchaus Fische, die das auch gut finden.
Ist er jetzt begabt?
:-D
 
"Begabt" als Wertung setzt immer einen Vergleich voraus. Man müsste also die Ornamente anderer Fische bewerten.

Bei Laubenvögeln wirds viel deutlicher. Das sind die, die für die Weibchen das Brautbett ganz erstaunlich schmücken. Und bei denen gibt es durchaus welche, da bleibt uns der Mund offen stehen und es gibt andere, bei denen die Bezeichnung "Messie" fast zutrifft. Bei denen kann man also schon von einer unterscheidlichen Begabung ausgehen. Oder vll. auch von unterschiedlichem Fleiss. Vll. ist auch beim "Messie" der Fortpflanzungswille weniger ausgeprägt und der "Künstler" ist einfach nur mega-geil?
 
Ich bin skeptisch hinsichtlich des apriorischen Talent/Begabungs-Begriffs. M. E. kann man das erst im Zuge des Lernprozesses ausmachen und eher ex negativo, etwa in diesem Sinne:



Bzw. eben umgekehrt (wer nix auslebt, hat auch nix).

Begabung/Talent verselbständigt sich und produziert/reproduziert sich selbst. Es handelt sich dabei um einen "positiven Teufelskreis" (ömmm...:konfus: gibt es einen Begriff dafür?)



Der weitaus häufigste Grund, solche Unterrichtsverhältnisse aufzulösen, dürfte Desinteresse sein (bzw. daraus resultierende mangelnde Übebereitschaft).

Die hier anwesenden Lehrenden bitte ich abzuschätzen, wie oft es vorkommt, dass ehrlich interessierte, fleißig und korrekt übende Schüler aus tatsächlichem TALENTMANGEL aufgeben mussten. Und zwar nicht auf dem Niveau "Scheitern bei Aufnahmeprüfung an MuHo", sondern wg Scheitern an den simpelsten Menuettchen aus Anna Magdalenas Notenbüchlein. ;-)

  • Entweder bedarf es nämlich keines Talents, sondern nur Interesses und Fleißes, um sich auf durchaus ansprechendem Level zu bewegen (z. B. Henle 5/6/7). Dort kann man lebenslang verharren, ohne sich je langweilen zu müssen.
  • Oder aber der Begriff "Begabung" muss sehr bescheiden ausgelegt werden. Dann sind alle "begabt", die Mozarts Sonata Facile (Henle 5) oder Chopins Walzer e-Moll op. post. (Henle 6 [:denken:]) bewältigen.

"Begabt" jedenfalls mit einer Zielvorstellung und der Bereitschaft, das Nötige für die Erreichung des Ziels zu tun. Die vielleicht wichtigste Begabung überhaupt. Wenn das Motiv stark genug ist, reicht der feste Wille (;-)@Sven würde es "müssen" nennen).



Wenn überhaupt, sollte man also über "Hochbegabung" sprechen. Wenn das Anfängerchen im Alter eines durchschnittlichen ABC-Schützen die Facile nach einem halben Jahr spielt, auswendig natürlich, und heimlich nebenher schon mal einige Chopin-Nocturnes eigenständig vorbereitet hat, die es der verblüfften Lehrkraft zu Gehör bringt.
Oder wenn das Kind nach Gehör vom Plattenspieler La Legierezza spielt, wegen zu langsamer Tellerdrehung um einen Halbton zu tief (diese irre Story erzählte Feuchtwanger über sich selbst).

Gibt es Hochbegabung, die es duldet, verborgen zu bleiben? Die nicht mit Macht in die Wirklichkeit drängt? Ich glaube nicht.


Hochbegabung kann durch verschiedene Probleme Verborgen bleiben.
Umwelt, wie und wo ein Kind aufwächst,ob es gefördert und gefordert wird, Depressionen, Burn out und und und.

Wir gehen jetzt aber von gesunden Hochbegabten aus, auch hier werden viele nicht erkennt, erst später im Erwachsenen alter oder garnicht.

Also ich glaube schon das es im “ungünstigen“ Lebensverlauf auch “unerkannt“ bleiben kann.
 
  • dass auf der Basis der Thesen 1-3 allenfalls ein spürbares (musikalisches? intellektuelles?) Defizit relevant wäre, das trotz Motivation, Fleiß und guter Anleitung den Schüler nicht überwunden werden kann. Das würde man aber erst nach einiger Zeit redlichen Mühens erkennen.
Liebe Barratt,

das erkennt man oft schon in der ersten Stunde. :)

Liebe Grüße

chiarina
 
Ich würde mal sagen, Können = Begabung * Fleiss.

Tendiert das eine von beiden gegen Null, geht auch das Produkt gegen Null.

Wie das Können dann in "Kunst" oder kommerziellen Erfolg umgemünzt werden kann, ist doch gerade im Show Business ein sozialer Prozess, der zu 99% durch Zufall bedingt ist. Am Piano vielleicht nur zu 95%, da hier objektive Unterschiede hörbarer sind als bei Dummdabumm-Musik.
 
Genius is one per cent inspiration, ninety-nine per cent perspiration
Thomas Alva Edison

Das stammt zwar von einem Ingenieur und mag daher für den ein oder anderen hier bah sein. Dabei unterscheiden sich die kreativen Prozesse im Ingenieurswesen auch nicht grundlegend von denen anderer Künste.
 
Begabung für was? Und welche Parameter lässt man in die Messung einfließen?

Landläufig, so auch hier im thread, meinen wir damit "unterm Strich generell (irgendwie) befähigtere als andere." Messen in der "Gesamt - Disziplin Klavierspiel."

Je nachdem wie fein ich in der Disziplin noch mal unterscheide, ergeben sich ganz unterschiedliche Begabungsprofile.

Des einen Begabung sind schnelle Auffassungsgabe im populären Sektor nebst der dazugehörigen timings, ohne dass er weiß was er tut. (Streng genommen.)

Der andere hat die Gabe mit "seiner Musik" etwas zu transportieren. (Sehr subjektiv und daher nur grenzwertig valide.) Aber auch, das ist für mich eine Begabung.

Der nächste beschwert sich bei mir, warum ich dieses oder jenes Lied (was grad der letzte Schrei ist (ums mal extra oldschool zu beziffern ;) nicht kenne, geschweige denn spielen kann und verliert fast die Geduld, weil ich ihm nicht schnell genug folgen kann, obwohl ich schon immer die Tonarten "leichter" wünsche um ihn durch "Transponieren müssen" aus zu bremsen.

Wahrscheinlich sind das nur partielle Begabungen und unterm Strich würde man nicht von "einem Begabten Schüler" sprechen, aber es ist für mich ein wichtiges Indiz, da es mir zeigt was er kann, was ihm noch zusätzlich nützen würde etc.

Ich habe aber (wahrscheinlich zu) großen Respekt davor, die jeweilige Grundbegabung irreversibel zu verletzen indem ich bspw. in ein technisches Korsett zwinge, bei dem die SUS abgetrennt sind von ihren "antreibenden Reaktoren".

Es ist wichtig, dass man sie da nicht von trennt!

Auch bei mir gab es ein (irreversibles) Schisma und eine Synergie zwischen Hören und Sehen wurde nie als (für mich essentielle) Notwendigkeit in Betracht gezogen.

Es war egal, dass man gut hörte. Wie man hörte, war egal. Es wurden Akkorde rein gerufen wie Pommes, Curry oder Wurst.


Vielleicht tritt Talent / Begabung dann befriedigend wie messbar in Erscheinung, wenn man Currywurst von alleine zu seines eigenen Nutzen interpretieren lernt. Wenn man trotz auferlegtem Inhalt, Talent ignorierendem Unterricht, nicht aufgibt zu träumen, singen, sich vorzustellen (und all der weichgespülte Esoterik -Wortkram der hier nur Feinde macht.)

Wenn Begabung auf (oftmals) gescheiterte Begabung trifft, ergibt das dann Begabung?
 
Gute Frage, was ist Begabung.

Ich kenne da einen Klavierschüler:
- einmal erklärt: lydisch, mixolydisch, phrygisch => hat es gespeichert, konnte es nutzen (aktiv wie passiv)
- Intervalle erkennen: hat Lehrer einmal gemacht: er hat sie einfach gehört
- hat schon relativ schnell ein Stück, zur Hausaufgabe bekommen, auswendig in allen Tonarten spielen können
- spielte auch Sütcke seiner Nachbarin, die Monate eher anfangen hatte, nach Gehör
...

Zählt das als Begabung!?

Grüße
Häretiker
 
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Auf die Begabung von anderen braucht niemand neidisch zu sein, somit auch nicht als ungerecht zu empfinden.
Genau. Lebe dein leben und geniesse deine Hobbys, solange du gesund bist. Ich kenne einige, die wegen gesundheitlichen Problemen geliebte Dinge aufgeben müssen, also was soll ich meine Zeit mit Neid auf andere Menschen verschwenden?
 
Aha. Dann kann man kein Künstler von sich aus sein, sondern wird es von den anderen gemacht. Dann entscheiden elitäre Menschen wie ein Hasenbein was Kunst und was keine Kunst ist ; was gut und was schlecht ist. Schöne neue Welt.:blöd:

Zum Glück nicht Hasenbein alleine, sondern die Mitmenschen in ihrer Gesamtheit. Wir erleben uns doch in den Augen der Anderen, dort finden und formen wir unser Selbst. Warum soll das bei Kunst plötzlich anders sein?
 
@Melegrian
aber auf was soll man denn dann neidisch sein dürfen, wenn nicht auf die gegenleistungsfreie und bedingungslose Gewährung von Lottoglück...? :konfus::lol:
Die Begabten haben ja nichts dafür getan, dass sie in der Gen-Lotterie den Jackpot geknackt haben..:schweigen::-D:-D
 
aber auf was soll man denn dann neidisch sein dürfen,
Etwas verstehe ich Dich schon. Der Rest von meiner einstigen Schulklasse hat erst kürzlich beim letzten Klassentreffen beschlossen, dass wir in zwei Jahren ein Rentnertreffen machen und ich bei der Gelegenheit zeigen soll, was ich bis dahin gelernt habe. Nun wurde mir heute bewusst, wie wenig ich bisher gelernt habe und das sich das wenige Gelernte auch noch nicht besonders gut anhört und wie schnell zwei Jahre vergehen können. Eine zusätzliche Portion Begabung könnte ich da schon gebrauchen, soll es nur nicht als Pillen geben, wie ich hörte.
 
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Wann löst die Begabung der Mitmenschen eigentlich Bewunderung und wann löst sie Neid aus?

Und die nehmen das die wahr, die als Begabt gelten? Wobei ich auf die Frage eher wenig Antworten erwarten kann, weil ja in unserer Gesellschaft niemand von sich selbst zugeben darf begabt zu sein, was wohl wieder mit dem Neid zu tun hat.
 
Wann löst die Begabung der Mitmenschen eigentlich Bewunderung und wann löst sie Neid aus?

Das hängt vom Charakter ab. Und es gibt auch noch den "wohlwollenden" Neid, der ja nur die Begabung bewundernd anerkennt und lediglich fetstellt, dass er das auch gerne hätte. M.E. ist echter Neid gottseidank ziemlich selten *** und wirklich hässlich. Man siehts den Neidern dann auch an.


*** bei imateriellen Dingen (wenns um Besitz und Status geht, ist er, so scheint es, weit verbreitet)
 

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