Begabung

Mein Sohn hat mit meiner Frau zusammen angefangen, E-Gitarre zu spielen. Was sie eine Woche lang üben musste, damit es klappt, hat er im Unterricht auf Anhieb aufgenommen und gespielt. Ob das nun Begabung ist, Talent oder einfach die kindliche unbefangene Herangehensweise... Leider hat er nach nur 1/2 Jahr aufgehört, weil er selten zu irgend etwas Lust hat, was Arbeit erfordert - auch mit Talent muss man doch mal üben. Ein Jammer, er hat ein irres Gefühl für Rhythmus.

Meiner Tochter fehlt das Talent, Viertel und Achtel kann man kaum unterscheiden, wenn sie spielt. Aber die hat sich in dem Thema Musik verbissen und lernt nun schon länger als ein Jahr Block und Altflöte. Mit dem Klavier allerdings hat sie wieder aufgehört.

Ja, ich denke schon, dass ein Lehrer - oder die Eltern merken, wenn ein Kind Talent hat. Aber das nutzt ohne den dazugehörigen Ehrgeiz nicht viel.
 
Schwierig ist doch auch die Frage, wenn man ein Kind findet, dass wirklich viel Begabung fürs Klavierspiel hat (und ein ordentliches Interesse): Soll man als Eltern und Klavierlehrer dann das Kind auch aktiv pushen in Richtung einer Musikerkarriere, so nach dem Motto, wäre Schade um das grosse Talent? Oder ist da das Unglück vorprogrammiert bzw. sehr wahrscheinlich auf Grund der Realitäten des professionellen Musikbetriebs?

In allen anderen Fällen - Kind hat Begabung im normalen 95% Bereich - scheint es mir ziemlich egal zu sein, wie gross die Begabung ist und es geht mehr um den Spass am Hobby und allenfalls die mentale Entwicklungsförderung.
 
Ich unterscheide neidisch sein (das hätte ich auch gerne) von jemandem etwas neiden (was ich nicht haben kann, soll diese Person auch nicht haben).
 
Schwierig ist doch auch die Frage, wenn man ein Kind findet, dass wirklich viel Begabung fürs Klavierspiel hat (und ein ordentliches Interesse): Soll man als Eltern und Klavierlehrer dann das Kind auch aktiv pushen in Richtung einer Musikerkarriere, so nach dem Motto, wäre Schade um das grosse Talent?

Problem 1: Begabung und Ineresse müssen nicht überinstimmen
Problem 2: Stell Dir vor, das Kind hätte eine Begaung als Kickboxer oder Abmahnanwalt. *) :-)

Grüße
Häretiker

*)
Meine Mutter meinte immer, ich solle Anwalt werden, weil ich den Leuten das Wort im mund herumdrehe ...
 
Ich habe schon öfters geschrieben, dass man es als Musiker beinahe als Beleidigung auffassen könnte, wenn jemand sagt "Ach, Sie sind halt so begabt [und ich nicht]", denn es impliziert, dass das eben gespielte Konzert einem quasi "geschenkt" wurde und man es lediglich abzurufen hatte. Das ist aber ja nicht so, es stecken Zeit, Mühe, Arbeit, Schweiß, Niederlagen, Ängste, Ärger usw. dahinter. .

Sehr nett ist auch, zu hören: "Du brauchst ja nicht mehr zu üben, du kannst das ja schon." Oder: "Das hast du doch drauf, ist doch keine Arbeit mehr."

Manchmal hilft der Hinweis, dass Artisten im Zirkus ständig hart arbeiten müssen, aber manchmal auch nicht. :)
 
Nee, passt leider nach meinem Empfinden nicht nicht, wie @Barratt schon so schön begründet hat:
Bewundere ich jemanden, weil er einen eigenen Pool hat? :konfus: Nee... eher nicht.

Enthält leider immer noch das offensichtlich negativ belegte Wort Neid.
 
Dann gibt es ein Verb, wenn auch kein echtes Hauptwort: Jemandem etwas gönnen. Das impliziert nämlich automatisch, dass es etwas Positives ist, was man (oder andere) auch gern hätte(n).
 
Ich kenne keinen Menschen, dem ich unterstellen würde, nie etwas versucht zu haben.
Habe so einige Menschen kennengelernt, die nie etwas von sich begonnen haben, die bei Arbeitslosigkeit lieber aus dem Fenster oder in den Fernseher schauten, statt sich irgendwie weiterzubilden oder sonstigen Interessen nachzugehen oder irgendetwas zielgerichtet für ihre persönlichen Entwicklung zu tun.
Gut, bei der Mehrheit war das eher durchwachsen und nebenher lernte ich auch noch viele Menschen kennen, die sich ehrenamtlich betätigten. Doch es gibt nun einmal beide Richtungen und ein größeres Mittelfeld.
 
Ich habe mit 15 in meiner Konfirmandengruppe über Missgunst diskutiert. Allen viel dazu das Wort Neid ein. Mir nicht. Fand ich seltsam, für mich war das Wort Neid nie negativ belegt.

Missgunst heißt, dass ich dem anderen etwas nicht gönne. Nach dem Motto "das kann ich nicht haben, also soll der auch nicht...". Neid ist für mich eher ein Gefühl wie "hätte/könnte ich auch gern" - völlig ohne das negative Gefühl, dem anderen das nicht zu gönnen.
 
kommt halt darauf an, ob es um "neiden" oder um "beneiden" geht. Letzteres kann ja sogar Bewunderung ausdrücken und sich für beide Seiten positiv anfühlen, Der andere Neid aber ist negativ insbesondere für den, der ihn fühlt. Und wenn's nur das "vor Neid erblassen" ist (man muss ja nicht gleich grün werden).
 

Passt auch nicht. Ich kann Menschen auch etwas gönnen, was ich selbst gar nicht haben möchte.

Neid ist für mich eher ein Gefühl wie "hätte/könnte ich auch gern" - völlig ohne das negative Gefühl, dem anderen das nicht zu gönnen.
Ja. So habe ich das auch lange gesehen. Letztlich muss ich aber akzeptieren, dass "Neid" von einer überwiegenden Mehrheit für etwas Schlechtes gehalten wird.

Laut duden.de ist Neid eine
Empfindung, Haltung, bei der jemand einem andern dessen Besitz oder Erfolg nicht gönnt und selbst haben möchte
 
@Ambros_Langleb Bieten andere Sprache ein Wort für "Positiven Neid" an? Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass es so ein Wort nirgends gibt.
 
So interpretiere ich den Begriff auch. Negativ. Schwerpunkt auf: Warum habe (bzw. kann) ich das nicht.

Natürlich kann diese Empfindung positive Energie freisetzen. Hier kommen wir allerdings wieder zur "allgemeinen Lebensbewältigung", und da neige ich (als einer von denen, die meinen, früher sei eh' alles besser gewesen) zu großem Pessimismus. Die selbstkritische Einschätzung "ich habe mich nicht genügend angestrengt" scheint doch in einer Neidsituation weit weniger verbreitet als die die nach außen gerichtete Opferrolle "das ist ungerecht", " die Umstände haben mich behindert" oder, auch sehr beliebt, "ich als (Opfergruppe nach Wahl einsetzen) wurde aktiv daran gehindert, das auch zu erreichen".
 
Die Sprache ist ein lebendiges Ding, Bedeutungen ändern sich. Sagt selbst der Herausgeber des Dudens. Insofern bin ich kein Fan davon, sich an den niedergeschriebenen Bedeutungen sklavisch festzuhalten.

Wenn ein Kollege mir erzählt, er fährt jetzt 3 Wochen auf die Bahamas und ich ihm sage "ey, jetzt bin ich aber neidisch", ist dem Kollegen jedenfalls völlig klar, dass ich ihm den Urlaub nicht missgönne.

Find das Beispiel bei Wikipedia schön, wo der Großvater seine Enkelin um ihre Jugend beneidet.
 
Insofern bin ich kein Fan davon, sich an den niedergeschriebenen Bedeutungen sklavisch festzuhalten.
Ich bin (meistens) ein Fan davon, mich allgemein verständlich auszudrücken. Und wenn im allgemeinen Sprachgebrauch das Wort "Neid" negativ besetzt ist, dann kann ich nicht erwarten, dass mein Gesprächspartner das Wort positiv versteht, auch wenn ich es eigentlich so meine. Und um diese Missverständnisse zu vermeiden, suche ich - bisher erfolglos - ein anderes Wort.
 
Ich bin überzeugt, dass Du auf verlorenem Posten stehst, wenn Du meinst, Missverständnisse durch korrekte Wortwahl ausschließen zu können. Egal, wie Du Dich ausdrückst, Dein Gegenüber wird immer durch seine Brille schauen, wird sein eigenes Weltbild in Deine Aussagen reinprojizieren. Wer Dir - warum auch immer - Neid (im negativen Sinne) zutraut, wird in eine Äußerung zu Erfolgen anderer auch genau diesen negativen Neid reininterpretieren, egal, wie Du Dich ausdrückst. Oder eben auch umgekehrt.
 
Bei Neid im Sinne von Missgunst könnte man schreiben: "Das gönne ich ihm nicht" oder - je nach Kausalität "das hat er/sie nicht verdient" oder "es ist ungerecht, dass..."
Bei der o. g. positiven Beschreibung kann man das auch positiv ausdrücken wie "ich freue mich für die Person", "ich gönne es ihr" oder "sie hat es sich verdient"

Aber als Neid im engeren Sinne wenn man so will sehe ich das Gefühl an, jemandem etwas zu missgönnen. Und das Gefühl ist sowohl für den, der es hat unangenehm, als auch für diejenigen, gegen die sich der Neid richtet.

Wie man dann damit umgeht ist natürlich eine andere Sache. Z. B. kann man versuchen, eine andere Haltung oder einen anderen Blickwinkel für die beneidete Person einzunehmen.
 

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