Liebe Barratt,
um "korrekt" zu üben, braucht man bestimmte Fähigkeiten. Man muss in der Lage sein, ein Problem zu analysieren und dieses zu lösen. Dazu bedarf es z.B. Strukturiertheit und Kreativität, auch einer gewissen Form von Intelligenz und Gedächtnisleistung. Dazu kommt die motorische Disposition und die persönlichen Ziele, die man sich steckt (Interesse, Motivation).
Manche Menschen haben das ganz einfach nicht. Sie sind glücklich dabei, irgendetwas auf dem Klavier zu spielen, erfreuen sich an den Klängen, können aber vielleicht niemals ein Menuett aus dem Notenbüchlein spielen. Sie werden trotzdem nicht aufhören mit dem Klavierspiel, weil ihnen Musik wichtig ist und sie üben auch fleißig. Nur bräuchten sie tatsächlich jemanden, der mit ihnen übt, wenn sie wirklich vorankommen wollten. Das ist ihnen aber in der Regel nicht wichtig.
Trotzdem ist das eher selten und du hast absolut Recht, dass "Talentmangel" (ein Begriff, den ich nicht mag) kein Grund fürs Aufhören ist!
Liebe Grüße
chiarina
OK, also doch wieder ein Motivationsproblem bzw. die Erfordernis besserer/intensiverer Anleitung.
Barratt, es ist die Intelligenz.
Interessanterweise argumentierst Du, Barratt, genauso wie diese schlimmen Eltern, die ihr Balg für "hochbegabt" halten: Niemals liegt es vielleicht daran, dass ihre Brut vielleicht einfach von der Natur in irgendeiner Hinsicht nicht ausreichend ausgestattet wurde (oder dass sie von ihnen vielleicht auch "verzogen" wurde...), nein, ANDERE sind immer dafür zuständig, "Motivation" im Kind zu erzeugen und "besser/intensiver anzuleiten", und wenn das Kind scheitert, sind ANDERE somit schuld.
Ich hatte in meinem Leben exakt einen Schüler, mit dem ich im Unguten auseinandergegangen bin.
Mittelalt, mittlere Führungsebene in einem Industriebetrieb. Wollte von mir hauptsächlich Pop-Rock-Stücke spielen lernen. Kam eine ganze Zeitlang zu mir, und vor jeder Stunde graute mir, weil ich wusste, dass er es nicht nur wieder NICHT so geübt haben würde wie in der Stunde durchgenommen, sondern auch zum 678. Mal die gleichen sinnlosen Fragen kommen würden.
Irgendwann riss mir dann der Geduldsfaden. Als er eine Frage SCHON wieder stellte, platzte es aus mir heraus: "Mensch, das haben wir doch nun wirklich schon MEHRMALS hier behandelt und geklärt! Wie kann es sein, dass so eine grundlegende Fragestellung immer nochmal aufkommt?"
Daraufhin wurde er sauer, hielt mir einen belehrenden Vortrag, dass ich keine Sozialkompetenz besäße, wir beendeten die Stunde, und seitdem habe ich ihn glücklicherweise nie mehr gesehen. Hätte ihn schon lange vorher rausschmeißen sollen.
Kann mir absolut nicht vorstellen, dass dieser Mensch in seinem Beruf tatsächlich ein guter Vorgesetzter ist und intelligente Entscheidungen trifft. Noch keinen so dummen Schüler gehabt.