Auswendigspielen - Superwichtig?

Ich bin etwas über dieses doch sehr starre "Noten sind Gesetz" Haltung überrascht. Ich dachte es geht um das Musik machen. Dabei etwas fühlen, das Stück vielleicht an die Situation anzupassen in der man sich gerade befindet. In einer Bar als Hintergrundmusik spielt man doch die Stück vielleicht etwas zurückhaltender und Leiser als es in den Noten notiert wurde. Wie gesagt ich finde es völlig überzogen immer alles so unbedingt nach Noten spielen zu müssen. Für mich sind Noten nur eine "Richtlinie" und ich interpretiere selbst wie ich das dann mag. Klar für Wettbewerbe ist das natürlich quatsch wenn es da darauf ankommt genau zu spielen. Aber es gibt bestimmt auch Wettbewerbe die vom Publikum vom empfingen her entschieden werden. Wer da spontan sein Stück das er Auswendig kennt, ein wenig in Richtung der aktuellen Verfassung des Publikums anpassen kann, der hat da Vorteile.
 
Hi Hunsrückpiano,

Ich bin etwas über dieses doch sehr starre "Noten sind Gesetz" Haltung überrascht. Ich dachte es geht um das Musik machen.
Ja, das ist richtig. Es geht um Musik machen und die Noten sind kein Gesetz. Sie sind das Medium die Musik des Komponisten an den Spieler zu übertragen. Sie sind ein Abbild der erdachten Musik des Komponisten und der Spieler versucht diese Musik anhand der Noten wieder entstehen zu lassen.
Dabei ist es hilfreich, aber kein Muß die Noten (eigentlich die Musik) auswendig zu können.

Der Rest von deinem Beitrag gilt wohl nicht für komponierte Musik.

Gruß
 
Hi Hunsrückpiano,


Ja, das ist richtig. Es geht um Musik machen und die Noten sind kein Gesetz. Sie sind das Medium die Musik des Komponisten an den Spieler zu übertragen. Sie sind ein Abbild der erdachten Musik des Komponisten und der Spieler versucht diese Musik anhand der Noten wieder entstehen zu lassen.
Dabei ist es hilfreich, aber kein Muß die Noten (eigentlich die Musik) auswendig zu können.

Der Rest von deinem Beitrag gilt wohl nicht für komponierte Musik.

Gruß

Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, dass das Notenbild "Kodierte Musik" ist, die entschlüsselt werden muss, um sie zu reproduzieren. :-D
 
Bachopin, warum hat der Rest meines Beitrags nichts mit komponierter Musik zu tun?
Yiruma hat mit Kiss the rain und River flows in you zwei, wie ich finde sehr schöne Musikstücke komponiert und doch spielt er sie selbst immer wieder etwas anders. Er reduziert die Linke Hand mal mehr mal weniger oder spielt in der Live Version eine Improvisation ein. Er spielt also nicht das was er einst kompniert hat, sondern wandelt dies in der Situation ab. Ich sehe daher quasi die Pflicht die Noten als den Leitfaden zu nehmen und in der Übersetzung in der jeweiligen Situation es so zu spielen wie es eben gerade jetzt am schönsten in die jeweilige Situation passt. Das ist für mich dann Musizieren. Alles andere wäre doch stumpfes "Nachplappern"
Klar muss es das geben, für Prüfungen usw. aber für das Musikerlebnis "Klavier" Da braucht es Herz und Einfühlungsvermögen in das Publikum und die Situation.
Schau dir z.B. Konzernte von Valentina Lisitsa an. Auch sie spielt einige Passagen anders als notiert, ok die Noten selbst vielleicht nicht so oft (aber auch), aber Geschwindigkeiten und Lautstärken werden von ihr ganz deutlich interpretiert.
Nur so meine Meinung.

Ach so, da fallen mir gerade wieder diese stumpfen "Nachspielvideos" von You tube ein. Die können Super Klavier spielen nach Noten und sie spielen es perfekt. Note für Note ganz genau wie aufgeschrieben, aber trotzdem schalte ich nach 10sec. aus, weil es sich nach einem Roboter anhört.
 
Schuberto, du machst dir das Leben schwer!

Lern doch einfach Notenschrift, dann kannste Klavierstücke lesen, spielen und deine eigene Interpretation einbringen, auswendig oder vom Blatt gespielt.

Verplemper die Zeit nicht mit googlen und Wortklauberei, dazu ist sie viel zu schade!

Oder anders: Ab als Klavier und Träume wahrmachen! :ballon:
 
Hi Hunsrückpiano,

Bachopin, warum hat der Rest meines Beitrags nichts mit komponierter Musik zu tun?
Du hast recht, ich bin vom klassischen Komponieren ausgegangen, bei dem der Komponist ein Stück so lange bearbeitet und verändert bis es für ihn eine endgültige, aus seiner Sicht beste Form hat und auch alle Noten des Stücks festgelegt sind.

Das kann bei anderen Formen der Komposition anders sein.

Yiruma hat mit Kiss the rain und River flows in you zwei, wie ich finde sehr schöne Musikstücke komponiert und doch spielt er sie selbst immer wieder etwas anders. Er reduziert die Linke Hand mal mehr mal weniger oder spielt in der Live Version eine Improvisation ein. Er spielt also nicht das was er einst kompniert hat, sondern wandelt dies in der Situation ab. Ich sehe daher quasi die Pflicht die Noten als den Leitfaden zu nehmen und in der Übersetzung in der jeweiligen Situation es so zu spielen wie es eben gerade jetzt am schönsten in die jeweilige Situation passt. Das ist für mich dann Musizieren. Alles andere wäre doch stumpfes "Nachplappern"
Über die kompositorische Qualität der Yiruma Stücke kann man natürlich streiten. ;-)

Aber sie sind ein Beispiel für Kompositionen, bei denen im Gegensatz zu einer klassischen Komposition, der Notentext nicht komplett festgelegt ist (mMn auch deswegen weil es Musik mit relativ wenig Tiefgang ist ;-) ). Es gibt sozusagen keine endgültige, vom Komponisten autorisierte Fassung.
Auch deswegen weil der Komponist noch lebt und er sein Stück weiterhin verändert, vielleicht auch verbessert. Er hat also den Prozess das Stück in seine endgültige, beste Form zu bringen noch gar nicht durchgeführt oder will/kann es vielleicht auch gar nicht.

Schau dir z.B. Konzernte von Valentina Lisitsa an. Auch sie spielt einige Passagen anders als notiert, ok die Noten selbst vielleicht nicht so oft (aber auch), aber Geschwindigkeiten und Lautstärken werden von ihr ganz deutlich interpretiert.
Nur so meine Meinung.
Also bei klassischen Stücken spielt sie genau den Notentext. Der Rest ist das weite Feld der Interpretation. Der Notentext muß erst wieder in Musik transferiert werden und dieser Vorgang ist trotz aller Angaben des Komponisten nicht eindeutig und ist auch ein künstlerischer, allerdings "nur" interpretatorischer Vorgang.

Ach so, da fallen mir gerade wieder diese stumpfen "Nachspielvideos" von You tube ein. Die können Super Klavier spielen nach Noten und sie spielen es perfekt. Note für Note ganz genau wie aufgeschrieben, aber trotzdem schalte ich nach 10sec. aus, weil es sich nach einem Roboter anhört.
Das hat nicht unbedingt etwas mit Noten/Text-Treue zu tun. Das sind dann einfach schlechte Interpretationen.

Gruß
 
Hallo Bachopin, vielen Dank für die Super Antworten. Da kann ich hier richtig noch was lernen. Ich bin absoluter Valentina Fan und ihrer Videos von z.B. Mondscheinsonate. Bei der z.B. kann ich das ganz gut verstehen was du meinst mit endgültiger Fassung des Komponisten.
Was hälst du von Ludovico Einaudi, der hat doch schon etwas mehr "Tiefgang" in den Kompositionen verglichen zu Yiruma oder?
Und der hat auch immer die Noten da liegen, ihm scheint das sehr Wichtig zu sein sich an den Noten zu orientieren, oder? Zusammen mit den Streichern ist das ja auch notwendig, denke ich.
Vielen Dank nochmal.
 
Hüstel...

Es geht ja nicht drum, dass irgendwer auch mal die Noten da liegen hat (dabei frage ich mich, wozu der Verfasser des Stückes die braucht). Auswendig ist doch nichts weiter als die Verinnerlichung des Notentextes als Musik samt ihrer Ausführung. Dabei fände ich es (für mich) beschämend, auf Noten angewiesen zu sein, unpraktisch ist es allemal.

Klavirus
 

Ja, das meine ich ja. Vor allem bei Divenire ist Zack Schluss aus vorbei! Da sollte dann jeder wissen wo man sich gerade befindet, sonst wird es scheiße peinlich. :)
 
Ansonsten heißt es: Treffpunkt Fermate.
 
Was ist das schon wieder (Sorry das ich so ein Laie bin)
 
Aehm, eine fermata in Italien ist eine "Haltestelle", so auch in der Musik: Der Akkord (Ton) wird "nach Belieben"=so lang wie angemessen, ausgehalten unabhaengig von der notierten Laenge.
Es hängt von dem jeweiligen Einzelfall ab, inwieweit die Ton- oder Pausendauer verlängert wird. Steht die Fermate am Ende eines Stücks oder eines musikalischen Abschnitts, wird sie oftmals länger ausgeführt als wenn z.B. ein bestimmter Ton innerhalb einer Phrase damit gekennzeichnet ist und deshalb länger ausgehalten wird.

https://de.wikipedia.org/wiki/Fermate

LG von Rheinkultur
 
Das hängt ja wohl viel davon ab, wie gut ein Musiker das Instrument beherrscht und wie musikalisch er ist. Ich glaube kaum dass Beethoven jemals eine eigene Komposition zweimal haargenau gleich wiedergegeben hat. Wenn man Beethovens Briefe im Faksimile sieht, ist kein Buchstabe jemals genau wie beim vorigen Mal. Bestimmt hat er in seinen Konzerten immer etwas variiert.
Chopin hat seine Stücke dauernd abgeändert. So eine Komposition ist ja wie ein Gemälde, Leonardo hat Jahre an einem Gemälde gearbeitet, Picasso hat jeden Tag mehrere "fertig" gestellt. Ist Sache des Temperaments. Manche Schriftsteller bringen jedes Jahr ein dickes Buch auf den Markt, andere alle zehn Jahre. Ich denke Musik machen ist wie das Nacherzählen einer Geschichte. Wer gut erzählen kann, schmückt aus und lässt anders weg, wer es nicht kann, liest vom Blatt ab.
Bei Mozart ist es anders, Mozarts Musik ist wie vom Himmel gefallen und sollte auch so gespielt werden, mit so wenig eigener Interpretation wie möglich.
 

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