Hi Hunsrückpiano,
Bachopin, warum hat der Rest meines Beitrags nichts mit komponierter Musik zu tun?
Du hast recht, ich bin vom klassischen Komponieren ausgegangen, bei dem der Komponist ein Stück so lange bearbeitet und verändert bis es für ihn eine endgültige, aus seiner Sicht beste Form hat und auch alle Noten des Stücks festgelegt sind.
Das kann bei anderen Formen der Komposition anders sein.
Yiruma hat mit Kiss the rain und River flows in you zwei, wie ich finde sehr schöne Musikstücke komponiert und doch spielt er sie selbst immer wieder etwas anders. Er reduziert die Linke Hand mal mehr mal weniger oder spielt in der Live Version eine Improvisation ein. Er spielt also nicht das was er einst kompniert hat, sondern wandelt dies in der Situation ab. Ich sehe daher quasi die Pflicht die Noten als den Leitfaden zu nehmen und in der Übersetzung in der jeweiligen Situation es so zu spielen wie es eben gerade jetzt am schönsten in die jeweilige Situation passt. Das ist für mich dann Musizieren. Alles andere wäre doch stumpfes "Nachplappern"
Über die kompositorische Qualität der Yiruma Stücke kann man natürlich streiten.
Aber sie sind ein Beispiel für Kompositionen, bei denen im Gegensatz zu einer klassischen Komposition, der Notentext nicht komplett festgelegt ist (mMn auch deswegen weil es Musik mit relativ wenig Tiefgang ist
). Es gibt sozusagen keine endgültige, vom Komponisten autorisierte Fassung.
Auch deswegen weil der Komponist noch lebt und er sein Stück weiterhin verändert, vielleicht auch verbessert. Er hat also den Prozess das Stück in seine endgültige, beste Form zu bringen noch gar nicht durchgeführt oder will/kann es vielleicht auch gar nicht.
Schau dir z.B. Konzernte von Valentina Lisitsa an. Auch sie spielt einige Passagen anders als notiert, ok die Noten selbst vielleicht nicht so oft (aber auch), aber Geschwindigkeiten und Lautstärken werden von ihr ganz deutlich interpretiert.
Nur so meine Meinung.
Also bei klassischen Stücken spielt sie genau den Notentext. Der Rest ist das weite Feld der Interpretation. Der Notentext muß erst wieder in Musik transferiert werden und dieser Vorgang ist trotz aller Angaben des Komponisten nicht eindeutig und ist auch ein künstlerischer, allerdings "nur" interpretatorischer Vorgang.
Ach so, da fallen mir gerade wieder diese stumpfen "Nachspielvideos" von You tube ein. Die können Super Klavier spielen nach Noten und sie spielen es perfekt. Note für Note ganz genau wie aufgeschrieben, aber trotzdem schalte ich nach 10sec. aus, weil es sich nach einem Roboter anhört.
Das hat nicht unbedingt etwas mit Noten/Text-Treue zu tun. Das sind dann einfach schlechte Interpretationen.
Gruß