Ich bin eigentlich durch das Üben an den Bewegungen und vor allem an der Musik noch nicht an den Punkt gekommen, dass ich beim Spielen gesagt hätte: "jetzt bräuchte ich eigentlich mehr Kraft und Ausdauer". Die Ausdauer, die ich gebraucht habe, war einfach da - und zwar ohne Ausdauertraining. Was bringt es mir daher, sich über Ausdauer gedanken zu machen.
Bei fortgeschrittenen Pianisten ist, wie bereits erwähnt, die meiste Anstrengung durch die geistige Konzentration gegeben, nicht durch sportliche und körperliche Komponenten. Auch wenn ich 3-5 Stunden am Tag übe, und das schon seit ich klein bin, bin ich körperlich nicht müde - höchstens geistig.
Aber wahrscheinlich sieht das jetzt wieder jemand anders - dann soll es halt so sein.
lieber
@Joh
überwiegend stimme ich dir zu
dennoch gibt es spezielle Literatur, die für jeden, der sie öffentlich spielt, über diese (salopp gesagt) pianistische Komfortzone*) hinausgeht und eigenes Ausdauertraining (sic! das geht dann über das gewohnte richtige/optimale üben hinaus) erfordert -- es gibt Solostücke, die schwieriger und körperlich belastender sind als das dritte Rachmaninov-Konzert, welches immerhin genügend Pausen und Entspannungsabschnitte enthält. Um nur drei berüchtigte davon zu erwähnen: Strawinski Trois Mouvements, Wagner/Liszt Tannhäuserouvertüre, Berlioz/Liszt Fantastique (es gibt noch mehr derartige Ultrabrecher) Natürlich werden die gespielt, und glücklicherweise ist das auch fantastische Musik (sonst würde sich der Aufwand nicht lohnen) - aber da ochst erstmal jeder "wie ein Galeerensklave" (Pogorelich), bevor das innerhalb eines Abendprogramms geboten wird. Und wer eines dieser Stücke vor den Leuten spielt, der steht danach nicht freudestrahlend auf und verkündet, dass er jetzt unmittelbar einen Marathonlauf angehe
(probier doch mal eine Weile lang, eines dieser drei Stücke ins erforderliche Tempo zu bringen - du wirst sehen, dass im Vergleich dazu die Chopinscherzi geradezu entspannend und gemütlich sind (was nichts über deren musikalischen Gehalt aussagt))
es geht mir übrigens nicht um manuelle Superlative, sondern um die von vielen großen Panisten glaubhaft dargestellte Tatsache, dass es eben auch Literatur gibt, die selbst solche Virtuosen
in Sachen planer dummer körperlicher Ausdauer maximal fordert und damit spezielles Üben immer wieder erfordert. Was das jeweils ist, das kann unterschiedlich sein: z.B. für Artur Rubinstein (der an einem Abend Tschaikowski b-Moll und Brahms B-Dur hintereinander spielen konnte (!!)) waren das Rachmaninovs Paganinivariationen (die er deswegen nur selten spielte) und Strawinskis Trois Mouvements, die immerhim ihm zugeeignet waren, von denen er aber sagte, dass er sie nie mit wirklich allen Noten gespielt hatte.
mag sein, dass dich weder Beispiele noch Literaturempfehlungen überzeugen - probier halt mal, einen dieser Ultrabrecher (am besten eines der Solostücke) zu spielen: du wirst interessante Erfahrungen damit machen. Und zwar Erfahrungen, welche die banal blöden rein körperlichen Aspekte des Klavierspielens betreffen. Garantiert!
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*) um das zu veranschaulichen: wer diesen Job ausüben kann, der wird für z.B. fürs erstmalige erlernen von Schumanns Papillons, Chopins Scherzi, Brahms f-Moll Sonate nicht monatelanglang üben müssen, um sie anhörbar im Tempo spielen zu können (damit meine ich nur den manuellen Aspekt, also technisch sauber, klanglich gut und musikalisch durchschnittlich gut), sondern vielleicht 1-2 Wochen - das ist die "Komfortzone" der Profis, und darin befindet sich ein Großteil der Klavierliteratur, und zwar solcher, vor der es den normalen fortgeschrittenen Schüler graust (und das liegt natürlich an dem, was du beschrieben hast: bei optimalem Üben innerhalb der Komfortzone gibt es keine Probleme mit "Ausdauer"!)