Wie arbeitet man effizient?

Ein Problem bei erwachsenen Schülern:innen ist, dass sie im Laufe des Klavierunterrichts ihre eigene Limitiertheit erkennen, diese nicht akzeptieren können und dem/der KL:in die Schuld geben. Manchmal wäre es besser, diese Schüler:innen würden sich die drei Stücke, die sie spielen wollen mit Tutorials drauf schaffen.
Ich habe hier niemandem die Schuld gegeben, dass ich nach 10 Monaten nicht so spiele wie jemand, der seit seiner Kindheit Klavier spielt. Ich wollte lediglich eine Einschätzung, ob es mehr Sinn macht, lange an einem Stück zu verweilen und zu üben oder irgendwann zu sagen, „ich nehme das nächste in Angriff, weil ich ja auch beim Einüben neuer Stücke vorankomme“.

Ob man nach 10 Monaten schon von der eigenen Limitiertheit sprechen muss sei mal dahingestellt. Ich persönlich glaube nicht, dass hier im Forum viele nach 10 Monaten super spielen konnten. An meinen Schwächen möchte ich ja auch arbeiten, deshalb kommen hier im Forum solche Fragen.

Ich persönlich gebe mir auf jeden Fall länger Zeit - und auch, wenn das der ein oder andere nicht verstehen mag, mir macht mein neues Hobby sehr viel Freude, auch wenn ich noch nicht gut spiele und es noch ein langer Weg sein wird. Und sollte ich auf diesem Weg scheitern, dann habe ich es wenigstens probiert.
 
Ich wollte lediglich eine Einschätzung, ob es mehr Sinn macht, lange an einem Stück zu verweilen und zu üben oder irgendwann zu sagen, „ich nehme das nächste in Angriff, weil ich ja auch beim Einüben neuer Stücke vorankomme“.
Meine KL praktiziert auch das Prinzip "weglegen - (teilweise vor Vorspielen) wieder aufgreifen".
 
Von Heinrich Neuhaus stammt der Vergleich: wenn Du einen Topf Wasser zum Kochen bringen willst, nimmst Du ihn auch nicht alle Naselang von der Herdplatte. Ein Stück beiseite legen ist erst sinnvoll, wenn es ein technisch stabiles und musikalisch vernünftiges Niveau erreicht hat. Sonst hat man nachher einen Korb voll angebissener Äpfel. Wem das gefällt …
 
Ein Stück beiseite legen ist erst sinnvoll, wenn es ein technisch stabiles und musikalisch vernünftiges Niveau erreicht hat.
Oder, wenn man feststellt, dass es im Moment einfach noch zu schwer ist, um ein solches stabiles Niveau zu erreichen. Wenn man es zu diesem Zeitpunkt noch nicht "kaputtgeübt" hat, kann man es später wieder zur Hand nehmen.
 
Ein Stück beiseite legen ist erst sinnvoll, wenn es ein technisch stabiles und musikalisch vernünftiges Niveau erreicht hat.

Ich glaube, wir reden da aneinander vorbei. Natürlich soll ein Stück erst auf einem technisch stabilen und musikalisch vernünftigen Niveau beiseite gelegt werden. Aber dieses Niveau liegt bei Anfängern einfach noch relativ weit unten. Wenn man das Stück später wieder aufpoliert, gilt ein neues, inzwischen durch andere Stücke erreichtes Niveau.
 
Ich wollte lediglich eine Einschätzung, ob es mehr Sinn macht, lange an einem Stück zu verweilen und zu üben oder irgendwann zu sagen, „ich nehme das nächste in Angriff, weil ich ja auch beim Einüben neuer Stücke vorankomme“.
OK, mein Beitrag hat Dich jetzt etwas härter getroffen, war aber gar nicht speziell gegen Dich gerichtet. Beides kann eben sinnvoll sein. Um welche Stücke gehts denn?
 
OK, mein Beitrag hat Dich jetzt etwas härter getroffen, war aber gar nicht speziell gegen Dich gerichtet. Beides kann eben sinnvoll sein. Um welche Stücke gehts denn?
Wir haben uns vor kurzem schon einmal „unterhalten“. Ich bin die Spätanfängerin, die momentan die Sonatine 36_1 von Clementi spielt. Bisher hatte ich nur die kurzen Stücke aus der Russischen Klavierschule 1 (habe ca. die Hälfte des Bandes) - die Stücke waren für mich gut spielbar, aber die Geschwindigkeit wie auf der CD konnte ich nur selten erreichen.

Mit der Sonatine hat mich mein KL vor zwei Wochen konfrontiert - er meinte, ich wäre soweit, Neues in Angriff zu nehmen. Ich spiele jetzt nach zwei Wochen den 1. Satz (für mein Empfinden ordentlich), allerdings in halber Geschwindigkeit als gefordert. Konnte dabei auch an meinem Technik-Problem (zu unruhige Hände/Finger) arbeiten.

Nur hatte ich eben nun überlegt, ob es sinnvoll ist, diesen 1. Satz solange zu üben, bis auch die Geschwindigkeit passt. Das würde dann allerdings ein längeres „Projekt“. Irgendwie wollen meine Finger nicht so wie ich.
 
Wir haben uns vor kurzem schon einmal „unterhalten“. Ich bin die Spätanfängerin, die momentan die Sonatine 36_1 von Clementi spielt. Bisher hatte ich nur die kurzen Stücke aus der Russischen Klavierschule 1 (habe ca. die Hälfte des Bandes) - die Stücke waren für mich gut spielbar, aber die Geschwindigkeit wie auf der CD konnte ich nur selten erreichen.

Mit der Sonatine hat mich mein KL vor zwei Wochen konfrontiert - er meinte, ich wäre soweit, Neues in Angriff zu nehmen. Ich spiele jetzt nach zwei Wochen den 1. Satz (für mein Empfinden ordentlich), allerdings in halber Geschwindigkeit als gefordert. Konnte dabei auch an meinem Technik-Problem (zu unruhige Hände/Finger) arbeiten.

Nur hatte ich eben nun überlegt, ob es sinnvoll ist, diesen 1. Satz solange zu üben, bis auch die Geschwindigkeit passt. Das würde dann allerdings ein längeres „Projekt“. Irgendwie wollen meine Finger nicht so wie ich.
Soweit man das aus der Ferne beurteilen kann, hört sich das für mich alles völlig normal und in Ordnung an. Wie wäre es, wenn Du die Sonatine einfach weiter selbständig übst und ihr im KU mit anderen Stücken weitermacht? Wenn Du mit der 36/1 weiter Fortschritte gemacht hast, würde es Deinen KL sicher freuen, wenn Du sie ihm dann nochmal vorspielst.
 
Nur hatte ich eben nun überlegt, ob es sinnvoll ist, diesen 1. Satz solange zu üben, bis auch die Geschwindigkeit passt. Das würde dann allerdings ein längeres „Projekt“. Irgendwie wollen meine Finger nicht so wie ich.
Meine Lehrerin hat die 36/1 ziemlich am Anfang auch aufgelegt, weil sie sehen wollte, wie ich damit zurecht komme. Ich fand ehrlich gesagt die Stücke aus meiner Klavierschule wesentlich interessanter und kurzweiliger. Deshalb haben wir das Stück auch nach dem Durcharbeiten weggelegt, was nicht geschadet hat, die Geschwindigkeit ist in der Zwischenzeit von allein gekommen. Allein um die Geschwindigkeit zu steigern würde ich das nicht üben.
 

Ich kenne das anders: Meine Finger wollen immer schneller als mein Kopf denken kann. Das Problem ist nur, daß Finger dann nicht so recht wissen, wo sie hin sollen und dann an jeder Ecke auf den Kopf warten müssen.
 
Ob die in ihrer Kindheit im Matheunterricht auch so lernbegierig waren?
Ja, mache schon :-) , die werden dann allerdings dann später Ingenieurin und nicht Pianistin. Erst kurz vor der Rente geht dann die lernbegierigkeit in eine völlig neue Richtung und die KL müssen drunter leiden. Warum gibt es das eigentlich nicht anders rum, das Musiker kurz vor der Rente Elektronik oder Programmieren lernen wollen ? Ich bin bei einem Elekronik und IT-Stammtisch, wir hatten noch nie jemanden der nicht aus unserer bubble kam. Eigentlich schade.
 
Ein leider SEHR verbreitetes Leiden, welches uns alle ab und an ereilt!

Das freut mich für Euch.

Mich ereilt dieses Leiden leider nicht nur ab und an, sondern durchweg bei jeder Beschäftigung am Klavier. Aber seit ich die (pathologischen) Gründe dafür kenne, ärgere ich mich nicht mehr über diese Unzulänglichkeiten. Effizientes Arbeiten ist aber immer wieder eine mehr oder weniger große Herausforderung.
 
Was sagt denn dein Lehrer dazu? Wann ist er mit einem Stück zufrieden? Wenn du es einigermaßen spielen kannst? Wenn es fehlerfrei ist? Wenn es im Tempo geht? Wenn die Artikulation zumindest einigermaßen stimmt? Oder legt er darauf gesteigerten Wert, sodass du speziell damit so lange beschäftigt bist?

Also, wenn man zwei Monate für eine halbe Seite braucht, dann ist das Stück definitiv zu schwer. Das kann man ja längst auswendig in der Zeit, rein am Notenlesen kann das nicht liegen. Wenn dein Klavierlehrer da keine Ursachenforschung betreibt, dann würde ich ihn gezielt danach fragen: "Warum dauert das bei mir so lange?"

Ich glaube auch das Stück ist zu schwer. Der Lehrer hat gesagt das macht nichts. Ich glaube er hat mir ein zu schwieriges Stück gegeben, und er wollte, dass es einigermaßen musikalisch gut klingt, und ich habe zwei Monate gebraucht, um das zu erreichen. Und so gut war es am Ende auch nicht, wie er das wollte. Man verliert mittlerweile die Motivation wenn es das einzige Stück ist. Lieber dann noch etwas einfaches dazu nehmen, damit man schneller Erfolg sieht.
 

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