@chiarina
Habe ursprünglich nach einer Übung für meine 4. und 5. Finger gefragt. Von dir kam bisher keine Übung. Gibt es da nichts mit deiner Technik-Theorie?
Du hast nicht nach einer Übung gefragt, sondern von deinen Problemen mit dem 4 und 5. Finger berichtet.
Diejenigen, die solche Probleme haben, haben nach meiner und nicht nur meiner Erfahrung keine Probleme mit dem 4. und 5. Finger, sondern Koordinationsprobleme, die vor allem mit mangelnder Armführung und einem von isolierten Fingerbewegungen geprägten Verständnis zusammenhängen.
Insofern hat hasenbein dementsprechend geantwortet. Daraufhin hast du geschrieben
Du wirst wohl wenn der 2. Finger auf c` ist nicht den Arm wegbewegen und wieder hinsetzten um mit dem 3. Finger ein d`zu spielen. Sondern der Arm und in diesem Fall auch das Handgelenk wird dort verharren und der Finger schlägt an.
Daraufhin habe ich die Tipps von hasenbein hiermit unterstützt/ergänzt, um dir Hinweise zu geben, wie du Klavierspielen kannst, ohne solche Probleme zu haben:
Lieber lexel,
nein, der Arm verharrt niemals beim Klavierspielen, sondern fasst in einer fließenden übergeordneten Bewegung die Töne zusammen. Das heißt, dass der Arm, wenn du die beiden Töne legato spielen möchtest, beide Töne mit einer elliptischen Bewegung verbindet. So klingen die Töne auch nicht isoliert, was sie tun, wenn der Arm "verharrt".
Die Finger nehmen die Impulse auf, oft in Form von Stützreflexen. Wenn du staccato spielst, ist die Bewegung eine andere, aber auch da ist der Arm beteiligt.
und
Du möchtest also c und d mit dem 2. und 3. Finger verbinden. Lies dir noch einmal hasenbeins post genau durch:
Wenn du beim Gehen einen Schritt machst, verlagerst du dein Körpergewicht von einem Bein aufs andere. Würdest du nun sagen, dass der Schritt vom Fuß kommt? Wie funktioniert Gehen?
Dann kommt es auf die musikalische Situation der beiden Töne an. Sind sie Teile einer Melodie? Sollen sie singen und dicht verbunden klingen? Oder sind sie Teil einer Begleitung, sehr leise und vielleicht nicht so verbunden? Die Finger sind die differenzierenden Endglieder, die quasi die Feinarbeit machen und ganz fein artikulieren können. Es gibt ungeheuer viele Möglichkeiten, wie zwei Töne miteinander verbunden werden können, aber der Arm führt. :)
Insofern habe ich dir sehr wohl geantwortet. Deine Reaktion auf diese Posts und mein damit verbundenes Bemühen, dir technische Grundlagen zu erklären, war:
Guckst du @chiarina so sieht gute Technik aus.
Du bist also mit keinem Wort auf den Inhalt meiner Beiträge eingegangen und da verliere ich die Lust, dir weiter etwas zu erklären.
Ich versuche es noch ein letztes Mal: Die Masse, von der ich sprach wird über Impulse und Schwünge in die Tasten gebracht. An dieser Kraftübertragung vom Körperzentrum aus sind alle Glieder beteiligt: Rücken, Schulter, Arm, Hand, Finger.
Die Finger nehmen die übertragene Kraft in Form von Stützreflexen auf. Wenn sie sich heben würden, würde sich der Finger isoliert bewegen und die Kraft vom "Hinterbau" übertrüge sich nicht. Du kannst alle beteiligten Glieder als ein Zusammenwirken von Hebeln verstehen. Die Taste selbst überträgt die Kraft auch über verschiedene Hebel auf den Hammer, der durch das Einwirken der Kraft an die Saite gebracht wird - der Ton erklingt.
Der Finger überträgt die Kraft in Form von Stützreflexen. Wenn du von einer Mauer springst, üben deine Beine Stützreflexe aus, sonst würdest du zu Boden krachen. Um diese Stützreflexe aufzubringen, benötigt man keine extra Fingerkraft. Natürlich hat ein Profi eine weitaus stärkere "Standfestigkeit", wie Neuhaus dies nannte, als ein Anfänger. Dies braucht er auch, um seine Stücke mit weitaus höheren technischen Anforderungen als ein Anfänger spielen zu können. Mit zunehmender Übung entwickelt sich diese Standfestigkeit von allein.
Bei der Impulsübertragung ist eine sensible Fingerkuppe wie schon erwähnt unbedingt erforderlich. Sie hat einen sehr feinfühligen Kontakt zur Taste, erspürt deren Auftrieb und kann sehr fein differenzieren. Ich hatte schon erwähnt, dass wie beim Gehen Vorstellungen von Gehen, Schleichen, Hüpfen.... sinnvoll sein können.
Die Finger und besonders das letzte Fingerglied ist also wichtig für die Feinheiten und je nach Klangvorstellung und Anforderung werden dort sehr differenzierende Aktionen erfolgen.
Was nun den vierten und fünften Finger angeht, machen Anfänger gern folgende Fehler:
a) der Ellenbogen befindet sich sehr nah am Körper - die Folge ist, dass der vierte und fünfte Finger schräg auf der Taste liegen. Die Hand liegt fast auf diesen Fingern und die armen können sich überhaupt nicht frei bewegen und stehen in einem Winkel zur Taste, dass Kraftübertragung nur schlecht möglich ist. Rezept: Ellenbogen etwas weiter nach außen (schwebender Ellenbogen) und schon haben auch die Außenfinger Freiheit.
b) Wie schon erwähnt, geschieht die Kraftübertragung durch Impulse und Schwünge. Die Schwünge geschehen z.B. durch die Vorwärtsbewegung des Arms, ähnlich der Kuppelstange einer Dampflok, und durch Ellipsen und Kreise. Wenn man beispielsweise mit der rechten Hand die Folge c-e-a-c und zurück zu spielen hätte mit dem Fingersatz 1,2,4,5 , würde man dazu eine Ellipse wählen. Diese Ellipse gleicht die unterschiedlichen Fingerlängen aus und bringt die Finger so zu den Tasten, dass sie optimal anschlagen können.
Man würde die Ellipse auf dem Daumen beginnen mit einer Armbewegung nach unten, dann in einer runden und fließenden Bewegung nach rechts fortsetzen und so dem 4. und 5. Finger helfen, die Kraft auf die Taste zu übertragen. Auf dem 5. Finger ist praktisch die Kurve, ähnlich einer Kurve auf dem Nürburgring :D , d.h. der Arm bewegt sich aufwärts/nach vorne und dann nach links zum Ausgangspunkt zurück. Durch diese fließende Ellipse gegen den Uhrzeigersinn wird die Kraft übertragen und gleichzeitig ein sehr anstrengungsloses Klavierspiel ermöglicht. Bei der Chopin-Etüde spielt Askenazy übrigens ähnlich: sehr viele elliptische Bewegungen sind vorhanden, die in dem Tempo aber kaum zu sehen sind.
Das ganze ist nicht "meine" Technik, sondern "die" Technik.
Was unterschiedliche Lautstärken in einer Hand angeht, kannst du auf meine Website gehen - da steht's. Tipp: es ist ähnlich, wie wenn du beim Stehen das Körpergewicht auf ein Bein verlagerst: du stehst immer noch mit beiden Beinen auf dem Boden, hast aber praktisch das Gefühl Standbein - Spielbein. Ähnlich ist es auch bei der Hand und den Fingern.
Dazu kommt noch, dass die Auslösung weiter oben ist und man ja nicht den Ton erst auf dem Tastengrund anschlägt. Insofern hat man das Gefühl von zwei verschiedenen Niveaus: das Standbein (also dein as) taucht tief hinab, während die anderen drei Töne weiter oben sind und leichter. So wie eine Waage oder Wippe. Sollte man aber erstmal bei einer Oberstimme können (Gefühl: zweigeteilte Hand), denn einen mittleren Ton herauszuheben, ist schwieriger. Das alles macht man selbstverständlich unter Beteiligung des Arms, sonst kann man keine Masse differenziert auf die Taste bringen.
Viele Grüße
chiarina