Weder Kinder noch Hunde sollten "unterwürfige Gesten" abgenötigt werden.
"Unterwerfung" & "Nötigung" sind Begriffe aus der Philosophie. Unterwerfung bedeutet die freiwillige Akzeptanz der Regel aus Einsicht in ihre Notwendigkeit. Solange der Dreijährige keine Einsicht in Notwendigkeiten hat, die Regel aber trotzdem wichtig ist (Händewaschen, Zähneputzen u.dgl.) muss man der mangelnden Einsicht eben ein Äquivalent entgegengesetzt werden.
Liebe Barratt,
dieser Definition kann ich folgen! Das Problem bei solchen Begriffen ist aber m.E., dass wie hier im Faden auch ersichtlich, jeder etwas anderes darunter versteht. Man müsste sich also tatsächlich erstmal auf eine Definition verständigen.
In unserer Alltagssprache weiß kaum jemand, dass dieser Begriff aus der Philosophie kommt (ich auch nicht). Ich verbinde diesen Begriff "Unterwerfung" z.B. mit Diktaturen und deren Umgang mit Menschen, mit den Vorstellungen mancher Menschen und Völker von einer Ehe (Unterwerfung der Frau, die die Regeln befolgen muss, die der Mann setzt ....). Der Begriff löst deshalb in mir sofort einen Widerstand aus.
Was Peter unter Unterwerfung versteht
Ich bin der Meinung: Man kann nicht nur, man tut es, ständig.
Schmeiß 10 unbekannte Menschen in eine Gruppe und schau zu, wie sie ihre Rolle finden. Schmeiß die gleichen Menschen in andere Gruppen und schau zu... Sehr schön gerade bei Kindern zu beobachten.
Man findet sich immer in ganz unterschiedlichen Rollen je nach Gruppe (Arbeit, Sportverein, Familie, Freunde...). Unterwerfen ist eine davon und für mich ganz normal und alltäglich.
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nenne ich Anpassung.
Man sieht, wie unterschiedlich solche Begriffe verstanden werden und deshalb ist ihre Verwendung in einer Diskussion m.E. problematisch.
Letztlich geht es darum, wie man Regeln findet und setzt. Ob sie in Übereinstimmung gefunden werden oder von einer Person gesetzt werden. Ob sie sklavisch befolgt werden müssen oder ob sie einen Spielraum lassen. Ob sie konstant sind oder geändert werden dürfen. Ob sie die Bedürfnisse der beteiligten Personen berücksichtigen oder nicht.
Dies bestimmt die Qualität des Zusammenlebens und Zusammenarbeitens! Wenn eine Musikschule bestimmte Regeln vorab verkündet, ist es die freiwillige Entscheidung der Eltern, ihre Kinder dorthin zu schicken. Wenn ich als Gast eingeladen bin auf eine Party und dort gibt es die Regel, nur weißgekleidet zu kommen, kann ich freiwillig entscheiden, ob ich dort hingehe.
Wenn ich in einem Arbeitsverhältnis bin oder in einer Familie lebe, ist es schwieriger. Wenn da nur einer alle Regeln festsetzt, die alle anderen befolgen müssen, entsteht ein Klima, das von den Bedürfnissen eines einzelnen beherrscht wird. Wollen wir das? Wie weit wollen wir generell unseren Alltag von Regeln bestimmen lassen? Sollten die Regeln nicht dazu dienen, einfacher zusammenzuleben und ergeben sie sich nicht aus unseren Bedürfnissen?
Verkehrsregeln sind dazu da, für jeden die bestmögliche Sicherheit zu bieten. Essensregeln wie "nicht mit dem Essen werfen" haben seinen Sinn darin, Essen als etwas Wertvolles zu achten und keine Sauerei zu veranstalten, die man hinterher mühsam beseitigen muss.
Aber schon bei Essensregeln wie "nicht furzen", "nicht rülpsen", "nicht mit den Händen essen" gibt es große Unterschiede bei Völkern und Kulturen. Die Bedürfnisse, Ansichten und Erfahrungen sind so unterschiedlich, dass es auch unterschiedliche Regeln gibt.
Ich selbst fühle mich am wohlsten, wenn Regeln aus den Bedürfnissen der Beteiligten formuliert werden und wandelbar sind. Ich habe ja auch nicht jeden Tag die gleichen Bedürfnisse. Am einen Tag dürfen die Kinder auf dem Sofa hopsen und wir haben eine Menge Spaß. Am anderen Tag habe ich Kopfschmerzen und kann kein Gehopse ertragen. Am dritten Tag wird eine neue Sofagarnitur geliefert und ich möchte plötzlich, dass gar nicht mehr auf dem Sofa gehopst wird.
Ich meine, es ist viel besser, wenn auf die
Bedürfnisse anderer Menschen Rücksicht genommen wird anstatt auf Regeln zu pochen!
Lese ich es vor dem Hintergrund eines Schulsystems, in dem die Kinder in der dritten Klasse noch den Ranzen voller Plüschtiere, aber noch nie eine Zensur bekommen haben, vor dem Hintergrund eines Zeitgeistes, nach dem die Kinder um Gottes Willen nicht überlastet werden sollen, man ihnen auf Augenhöhe begegnen und sie selbst entscheiden lassen will, von Helikoptereltern, die alle Misserfolge von Kindern fernhalten und ihnen alle Hindernisse aus dem Weg räumen wollen, und Freizeitangeboten, die diesen Wünschen entgegenkommen (spielerisch lernen, bla bla bla), dann ist es wohltuend, mal eine andere Richtung wahrzunehmen. Dann nehme ich das nicht unbedingt gleich wortwörtlich, sondern erstmal als Gegenentwurf gegen einen (von mir als übertrieben wahrgenommenen) Trend. Da bin ich also etwas entspannter. Das mag leichtfertig sein, aber es ist vermutlich ungefähr das, was die Dresdner Eltern empfinden, wenn sie ihre Kinder dort anmelden.
Ja, das glaube ich auch! Das Problem ist, dass oft gedacht wird, entweder ...oder! Entweder Laissez faire oder diktatorisch/autoritär. Das finde ich sehr schade, denn es gibt jede Menge dazwischen.
Die Plüschtiere oder fehlende Zensuren sind nicht automatisch ein Zeichen für Laissez faire, mangelnde Grenzziehung und wenig Forderung. Sie werden es dann, wenn tatsächlich wenig Leistung gefordert wird, die Kinder machen können, was sie wollen UND Plüschtiere und fehlende Zeugnisnoten vorhanden sind.
In meinem Unterricht gibt es auch keine Noten und trotzdem sind die Schüler bestrebt, es so gut zu machen wie sie können.
Das im Artikel beschriebene Bedürfnis der Eltern nach mehr Klarheit, Führung, Leistung und größerer Berücksichtigung ihrer Bedürfnisse - weswegen sie ihre Kinder in der Musikschule anmelden -, ist verständlich. Ich bin da allerdings nicht so entspannt wie du, weil ich andere methodische und kommunikative Herangehensweisen kenne, die ein viel besseres Ergebnis zur Folge haben
(Ein Beispiel: 6 bis 8jährige Kinder, um die es im Artikel geht, lernen viel über Bewegung. Wenn man die nun 45 Minuten still sitzen lässt, können die nicht effektiv lernen).
Die Aussage ist doch eigentlich recht klar und beschreibt die Situation verständlich. Man darf jedem normalen Menschen und Pädagogen erst Recht zutrauen, dass sie die Situation richtig einschätzen und sie bei z.B. einer Verletzung selbstverständlich anders mit dem Weinen umgehen würden.
Dieses Vertrauen in Pädagogen ehrt dich.
Ich habe es nicht.
Liebe Grüße
chiarina