Lieber rolf,
für mich ist die Sache klar.
@Barratt hat doch ihr philosophisch begründetes Verständnis von Unterwerfung definiert und dieser Definition kann ich folgen, wie ich geschrieben habe. Ein interessantes Wort aus meiner Sicht ist auch der Begriff "Zwang", worunter man verschiedenes verstehen könnte.
Aber nun zu deinen Fragen:
hier frage ich mich dreierlei:
1. fein, also Regeln - ja wenn man sich diesen nicht unterwerfen (böse-böse-Wort) sondern sie bestenfalls akzeptieren soll, obwohl auch das vom Lichtwesen nicht gemocht wird: wie wäre es, sich einfach an Regeln zu halten? Da hätte man eine unverdächtige Wortwahl eingesetzt und müsste kein umfangreiches blabla über "Unterwerfung" produzieren (ok, am Inhalt - Regeln einhalten - ändert das nichts)
Na klar - die Formulierung "an Regeln halten" finde ich viel besser als "sich Regeln unterwerfen". Ist Geschmackssache.
2. bezogen auf das Zitat oben: was ist denn da der Unterschied zischen "Regeln" und "festem Rahmen"???
Der Unterschied ist der, dass der feste Rahmen den Regeln übergeordnet ist. Er besteht z.B. aus Ritualen, einer immer gleichen Unterrichtszeit im gleichen Unterrichtsraum. In diesem Unterrichtsraum befinden sich verschiedene Arbeitsmöglichkeiten für die Schüler, im Klavierunterricht ein Instrument, ein Tisch, eine freie Fläche etc.. Ein Früherziehungsunterricht gelingt nicht, wenn es nur eine freie Fläche gibt und keine strukturelle Gliederung des Raums! Da braucht man sich nicht wundern, wenn die Kinder unruhig sind.
Auch die Lehrperson bietet einen festen Rahmen, wenn sie nicht wechselt. Der Unterrichtsablauf bietet einen festen Rahmen und gliedert sich z.B. in "Begrüßung, Vorspielen, Arbeit am Stück, Gehörbildung und Harmonielehre, Verabschiedung etc.".
Zu diesem festen Rahmen gehört auch, dass ein Kind weiß, was nun ansteht. Das weiß es z.B. mit Hilfe klarer Arbeitsanweisungen des Lehrers. Damit der Unterricht gelingt, sind bestimmte Regeln notwendig wie Pünktlichkeit, zuhören, ausreden lassen etc.. Diese Regeln sind aber nur da, weil entsprechende Bedürfnisse da sind. Wenn man sich nicht gegenseitig verständlich machen kann, kann bezogen auf den Klavierunterricht das Klavierspiel nicht verbessert werden. Diese Verbesserung bzw. das Lernen des Klavierspiels ist aber ja das verbindende Bedürfnis sowohl von Lehrer als auch dem Schüler. Ich rede deshalb nicht von Regeln, sondern lieber von Bedürfnissen. Ich musste auch noch nie solche Regeln formulieren, weil sie sich aus einem effektiven Unterrichtsverlauf von selbst ergeben.
3.
(hat leider mit Regeln eigentlich nichts zu tun, aber im Zitat sieht es so aus, als wäre es anders) statt für alle gültige Regeln zu etablieren, welche dann zumindest akzeptiert werden
(gemeinhin fällt das unter Sozialisation) , sollen es die Bedürfnisse anderer sein, die (stattdessen?) akzeptiert werden sollen - - hä??? ...wenn ich in der Bäckerei ein Brot für 5 Euro kaufen will, die Bäckersfrau aber plötzlich tutet "ich habe das Bedürfnis, weitaus mehr zu erhalten, die Regel ´Preisauszeichnung gilt´ akzeptiere ich nicht, das Brot kostet 50 Euro" dann soll ich das lobpreisen?... - - oder stop, Hintertürchen für unglückliche Formulierung: Regeln, die einen Ausgleich zwischen den Bedürfnissen aller schaffen, sind vielleicht etwas, das von Lichtgestalten nicht im Grunde abgelehnt wird - naja, so Gesetze, Tischsitten (a la rotze nicht ins Tischtuch, spuck nicht auf den Tisch etc) usw. gehen ja in diese Richtung und bestimmt hat die Lichtgestalt im Grunde nichts gegen für alle gültige Gesetze
Nein, ich hatte ja bereits von Verkehrsregeln etc. gesprochen, die zum Wohle aller sind. S. auch Strafrecht, Hausrecht u.v.a., wo zum Wohle aller Regeln formuliert werden.
Und natürlich darf die Bäckersfrau für ein 50€ verlangen, wenn dies ihrem Bedürfnis entspricht. Sie braucht sich nur leider dann nicht zu wundern, wenn ich dann zum Bäcker drei Straßen weiter gehe, bei dem ich ein ähnliches Brot für 4,99€ bekomme. Dies entspricht nämlich MEINEM Bedürfnis. Der Ausgleich passiert also ständig im wirklichen Leben. :)
In diesem Sinne gehe ich davon aus, dass künftig kein Lehrstuhl "dreijährige Kinderlogik" gegenüber der Aussagen- und Prädikatenlogik präferieren wird
Ich habe überhaupt nichts von Aussagen- und Prädikatenlogik erzählt. Ich habe mich auf die Aufgabenstellung eines Lehrers bezogen. Wenn die nicht in sich vollkommen logisch ist, werden Dreijährige das sofort aufspüren und entsprechend reagieren (meist mit Unruhe). Da ich u.a. auch Früherziehung studiert habe, weiß ich, wovon ich spreche.
Konsequent zu Ende gedacht, sprichst Du den Eltern das Urteilsvermögen und die Erziehungskompetenz ab (Entschuldige bitte, ich übertreibe bewusst!). Denn ihnen wird ja erklärt, was abgeht, und sie sind sogar eingebunden, und sie machen trotzdem in offenbar großer Zahl mit (auch wenn es unterwegs ein paar Verluste gibt). Hier bin ich nun hin- und hergerissen. Was Dich persönlich betrifft, möchte ich Dir gar nicht absprechen, dass Du tatsächlich eine höhere Kompetenz hast, als die Eltern. Aber ich habe trotzdem ein grundsätzliches Problem damit, wenn jemand sich über die Eltern und ihre Erziehungsentscheidungen erhebt. Wenn Eltern sich für eine, überspitzt gesagt, "autoritäre" Musikschule entscheiden, muss man nicht über die Musikschule diskutieren, die das anbietet, sondern fragen, warum Eltern derlei Erziehungs- bzw. Lernmethoden goutieren.
Lieber dilettant,
ich bin mir nicht sicher, ob ich dich verstanden habe. Denn meine Intention war natürlich nicht, den Eltern ihr Urteilsvermögen abzusprechen. Ich habe im Gegenteil Verständnis für die Unsicherheit heutiger Eltern in Erziehungsfragen und diese Unsicherheit angesprochen. Ich nehme diese Unsicherheit absolut wahr - sie äußert sich auch in den unzähligen Erziehungsratgebern, solchen Artikeln wie diesem und Elternkursen.
Ich meinte, dass vielleicht (Vermutung meinerseits) diese Verunsicherung dazu führt, dass die Eltern ein Bedürfnis nach solchen Aussagen wie im Artikel haben. Dass Kinder auch mal gezwungen werden müssen, dass ihre Kinder täglich üben sollen, dass das Weinen von Kindern im Unterricht Manipulationsversuche sind u.v.a.. Du selbst hast doch geschrieben, dass du nach den ganzen Plüschtieren und fehlenden Zeugnisnoten froh bist, mal "klare Ansagen" zu lesen und daher bestimmte Aussagen entspannter siehst. Ich wollte eigentlich dafür Verständnis äußern. Oder hast du mich vielleicht missverstanden?
Liebe Grüße
chiarina