Da hätte ich meine Kinder auch nicht hinschicken wollen. Käme mir allerdings jemand mit der Idee, den Instrumentalunterricht eines Fünftklässlers im fünften Unterrichtsjahr "spielerisch" durchzuführen und durch Bewegungseinheiten aufzulockern, würde ich dort ganz sicher kein Geld für Instrumentalunterricht versenken.
Lieber dilettant,
der Bach-Kurs von Inge Rosar wurde mit viel Bewegung und Kreativität gestaltet. Und wir waren alle erwachsen!
Ich sehe hier auch keineswegs eine Einzelsituation (Fritzi flennt), sondern eine Grundhaltung von Frau Smesny/der Musikschule beschrieben. Diese Haltung, diese Einstellung zum Wesen und Lernverhalten von Kindern, dieser daraus folgende Umgang mit Kindern steht doch in der Kritik bzw. in Frage!
Es gibt Kinder, die mit starker Führung bestens klarkommen und davon profitieren, indem sie sich an der Autoritätsperson aufrichten. Es gibt welche, die daran zerbrechen. Und die ganze Bandbreite dazwischen. Es gibt nicht eine generalisierte Methode für alle, und schon gar nicht für alle Kinder einer Altersgruppe, weil sie unterschiedlich rasch reifen.
Liebe Barratt,
hier stimme ich dir sehr zu und jede Lehrperson würde das wohl auch tun. In Kleingruppen, bei denen es um das Erlernen des Klavierspiels geht - eine komplexe und auch handwerklich schwierige Tätigkeit - , ist es besonders wichtig, dass Kinder zusammenpassen und daher hat
@Stilblüte ja in ihrem Beitrag ein paar Kriterien aufgezählt, die erfüllt sein müssen, dass Kinder erfolgreich zusammen lernen können.
Übrigens gibt es einen Faktor, der leider verhindert, dass geeignete Kinder zusammen lernen können bzw. Klavierunterricht nehmen können und das ist die zeitliche Unflexibilität, die heute sehr extrem ist. Aus dem Grund werden Kinder zusammen unterrichtet, nur weil sie Nachbarskinder sind und die Nachbarin nur dann und dann Zeit hat, die Kinder zu bringen. Sie passen aber nicht automatisch zusammen, werden trotzdem zusammen unterrichtet, was dann nicht gut funktioniert. Kinder haben heute mehrere Hobbies und Ganztagsschule, was eine erhebliche Einschränkung der zeitlichen Möglichkeiten bedeutet. Das erzählte Peter Heilbut sogar schon vor ein paar Jahrzehnten.
In Schulklassen sehe ich das aber anders. Klavier spielen zu lernen ist etwas anderes als Mathe zu lernen und braucht deshalb auch andere Rahmenbedingungen.
Es geht beim "Zusammenpassen" auch generell nicht nur um Begabungen, sondern auch um Persönlichkeiten und Charaktereigenschaften. Kinder nach Begabung und Fähigkeiten des Stillsitzens o.ä. zusammen zu unterrichten, ist nur EIN mögliches Kriterium. Vielleicht sollte das stillsitzende, sehr begabte Kind auch lernen, zu teilen und Rücksicht auf andere zu nehmen. Vielleicht liegen seine Schwächen im sozialen Lernen oder auch im Erklären von Sachverhalten und da ist es wichtig, NICHT das Gleiche zum Gleichen zu tun.
Für dich ist - so wie du es andernorts beschrieben hast -, das Lernen in der Klasse nach hinten losgegangen und für dich sehr unbefriedigend verlaufen. Leider hast du offensichtlich schlechten Unterricht gehabt bzw. für dich wurden falsche Entscheidungen getroffen (z.B. in der Klasse zu bleiben, nicht eine Klasse zu überspringen o.ä.). Das heißt aber nicht, dass die Problemlösung darin bestanden hätte, homogene Lerngruppen zu bilden. Vielleicht wären auch andere Lösungen sinnvoll und effektiv gewesen.
Klar ist, dass heutige Lehrer es sehr schwer haben und als einzige Lehrperson in einer überfüllten Klasse mit Inklusion, Migration und zunehmenden Verhaltensauffälligkeiten kaum so differenzieren können, wie es nötig wäre. Das müsste sich dringend ändern!
Um das erforderliche gute Lernklima zu schaffen, muss es aus meiner Sicht keine
Unterwerfung gegenüber Regeln
geben, sondern eine
Akzeptanz von Regeln. Ich mag das Wort "Unterwerfung" überhaupt nicht - ich muss da an die unterwürfige Geste eines Hundes denken.
Auch eine Akzeptanz von Regeln mag ich im Grunde nicht, denn eigentlich sind es Bedürfnisse anderer, die akzeptiert werden sollten! Regeln können hilfreich sein, diese Bedürfnisse nicht immer neu verhandeln zu müssen und einen festen Rahmen zu schaffen - sie sollten aber kein Selbstzweck sein! Im Einzelunterricht Klavier und auch im Gruppenunterricht zu zweit sind die Formulierung von Regeln normalerweise nicht nötig - ich habe noch nie eine formuliert.
Der Sinn von Handlungen ergibt sich im Unterricht von selbst. Die Rahmenbedingungen sind zeitlich sowieso festgelegt, pünktlich sind alle Schüler und wenn nicht, muss man nicht über Regeln sprechen, sondern um den Sinn von Pünktlichkeit und deren Bedeutung für den Unterricht und die beteiligten Personen.
Kleine Kinder (Anfang Grundschulalter...) lernen noch sehr für den Lehrer und sind bestrebt, alles richtig zu machen und den Lehrer zufriedenzustellen. Wenn ein (junges) Kind dann im Klavierunterricht stört, weint, sich auffällig verhält, stimmt zu geschätzten 90% etwas nicht mit der Aufgabenstellung (sehr oft ist diese unlogisch und unklar, manchmal auch zu schwer). Das Kind versteht etwas nicht und reagiert entsprechend. Am unglaublichsten ist das übrigens bei dreijährigen Kindern in der Früherziehung. Was für uns Erwachsene logisch ist, ist es für Dreijährige noch lange nicht und es ist unfassbar, wie zielsicher sie jeden Logikfehler entdecken und mit Unruhe etc. reagieren.
Wenn man nun so eine Einstellung und Haltung zu Kindern und ihrem Lernverhalten zeigt wie Frau Smesny, ist das einfach falsch und widerspricht der heutigen Pädagogik und dem Wissen, wie gelernt wird.
Liebe Grüße
chiarina