Dass eine Autorin mit ihrer Arbeit Geld verdienen will, ist so gerechtfertigt wie die Erwartung von Arbeitenden aller Branchen, für ihre Arbeit entlohnt zu werden. Binse. Wie viel oder wenig jemand für seine Arbeit bekommt, lässt sich grob reduzieren auf das Spiel der Marktmächte.
Wenn die "Zeit" mit solchen Artikeln die Gemüther ihrer Kundschaft beglückt, wird sie wissen warum. Vielleicht gehören Diskussionen wie die unseren zu den intendierten Effekten. Da ich hinter die Bezahlschranke dieser Publikation weder lugen kann noch will, stand der Text vielleicht auf einer "Diskussionsseite", keine Ahnung.
Diskussionswürdig ist er auf jeden Fall, q.e.d.
Wissenschaftlichkeit von Pädagogik
Das Problem ist, daß Pädagogik keine Wissenschaft ist, aber immer so tut, als ob
An meiner Universität waren Pädagogik und Philosophie in einem Fachbereich organisiert. Dieser Fachbereich bestand nur aus diesen beiden Fächern. Welcher gehässige kleine Kobold sich das wohl ausgedacht hat...
Sachorientiert hätte man die Pädagogik mit der Psychologie verschwistern können, hat man aber nicht.
Philosophie ist selbstverständlich eine exakte Wissenschaft, so exakt wie andere Geistes- und Kulturwissenschaften auch. Sie sammelt Quellen ("Daten"), analysiert und beschreibt, feddisch. Sie hegt keinen gesellschaftspolitischen Anspruch auf die alleinseligmachende Behandlung lebender und formbarer Wehrloser. Wenn sie BESCHREIBT, was Kant in anthropologischer Hinsicht äußerte, käme sie aber nie auf die Idee, daraus einen inhaltlichen Wahrheitsanspruch abzuleiten, so wenig wie ein Historiker, der Bismarcks innenpolitisches Wirken BESCHREIBT, daraus im Hic et Nunc Forderungen innenpolitischer Natur ableitet. Deshalb, liebe
@Perdita , geht jeder Vorwurf hinsichtlich des "Wahrheitsgehalts" völlig am Thema vorbei. Wer "Wahrheiten" sucht, möge bei den Mathematikern anklopfen, und selbst die verleihen, abhängig von der jeweiligen Fakultät, mitunter tatsächlich den Dr. phil.
Die Pädagogik ist ein abgekoppelter Unterbereich der Philosophie, den man vor seiner Selbstermächtigung "Anthropologie" nannte. Zugegeben, ein schwächelndes Stiefkind der Philosophie (die ursprünglich alles war außer Theologie, Rechte und Medizin). Es ist völlig in Ordnung, dass sich sogar mehrere Fachgebiete aus der "philosophischen" Anthropologie emanzipierten.
Im Begriff "Päd-agogik", den
@Ambros_Langleb so schön auf seinen Ursprung reduzierte, steckt ein Anspruch auf Anwendung und Wirksamkeit am bzw. auf das lebende Objekt. Im Wortsinne sind akademische Päd-agogen aber keine solchen. Es gibt innerhalb der akademischen Pädagogik ein immanentes Ringen um bzw. über "Professionalität". Sinngemäß: Was ist, was kann, was will die Pädagogik als "Wissenschaft" - vulgo: Wo ist die Abgrenzung gegenüber der Psychologie und der Didaktik, und was bleibt dann überhaupt noch übrig.
Selbstverständlich erhebe ich nicht die Forderung, diese Leute arbeitslos zu machen. Das sind in der Regel friedliche Menschen, die nur das wahre, echte Gute wollen. Gleichwohl ist akademische Pädagogik definitiv keine exakte Geisteswissenschaft, sondern ... ja, eine Mischung aus Anleihen anderer Fachrichtungen, die recht freihändig zusammengemixt werden kann. Dementsprechend skeptisch darf man gegenüber den Ergebnissen sein.