Wiedereinsteiger: Wie anfangen und welches E-Piano?

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ufrosh

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Nachdem ich am letzten Wochenende ein Theaterstück gesehen habe, das am Klavier begleitet worden ist, steht mein Entschluss fest: Ich muss wieder mit dem Klavierspielen anfangen. Aber welches Piano lege ich mir sinnvoller Weise zu? Und wie realistisch sind meine Erwartungen?

Kurz zu mir: Meine Karriere am Klavier ist leider unvollendet und tragisch. In der Schulzeit erhielt ich einige Jahre Unterricht. Ich erinnere mich gar nicht mehr daran, klassischen Methodenbüchern gefolgt zu sein. Zumindest zum Schluss habe ich mir ausgesucht, was ich spielen wollte. Das waren dann eher moderne Stücke. Funk. Pop. Rock'n'Roll. Irgendwie habe ich dann aber die Lust verloren. Heute bin ich 40 und frage mich ernsthaft wie gut ich eigentlich damals war. Denn heute ist davon leider nichts, gar nichts nachgeblieben. Ich glaube, der Grund für das Verlieren der Lust damals und dem Verlust sämtlicher Fähigkeiten heute liegt darin, dass mir nur "stumpf" beigebracht worden ist, welche Tasten ich wann zu drücken hatte. Ich habe überhaupt keine Ahnung von Musiktheorie. Wenn ich mich in meine damalige Zeit zurückversetze, habe ich Musik und das Spielen nie wirklich gelebt.

Endlich Musik und das Spielen wirklich zu Leben, ist das, was mich jetzt gerade reizt. Ich habe in den letzten Tagen YouTube rauf und runter geguckt. Ich finde es total toll, was es heute online alles für Ressourcen gibt. Apps, Online Kurse, 1:1 Online Sessions, YouTube Tutorials. Für mich als eingefleischten Autodidakten ein Paradies. Ich habe das Gefühl, ich kann mir da abholen und zusammen suchen, was ich gerade gerne wissen will.

Nun meine Fragen:

1.) Ist diese Herangehensweise realistisch und sinnvoll? Schließlich will ich nicht wieder so schnell die Lust verlieren! Ich stelle mir vor ein E-Piano zu kaufen und das Lernen im Selbststudium mit all den möglichen Ressourcen zu beginnen. Ich habe überhaupt nichts dagegen das mit Präsenzunterricht zu kombinieren. Aber einen passenden Lehrer muss man ja auch erstmal finden.

2.) Welches Piano? Ich schwanke zwischen dem Kawai ES-120 (mit original Unterbau und Pedalen) und dem Kawai CA-701 (bin aber auch für andere Vorschläge offen). Ich meine verstanden zu haben, dass das ES-120 für mich als Anfänger mehr als ausreichend ist. Jetzt das CA-701 zu kaufen, kommt mir in etwa so vor, als kaufe ich als übergewichtiger 100 kg Mann, der mit dem Radfahren beginnen möchte, ein Carbon-Rennrad für 6000+ Euro. Mal davon abgesehen, dass das CA-701 technisch besser als das ES-120 ist, gefällt mir das CA-701 auch optisch einfach mega gut. Ich kenne mich soweit, dass es wahrscheinlich auf eine von zwei Entwicklungen hinaus läuft. Entweder mir macht das Spielen soviel Spaß, dass ich sehr darin aufgehen werde. Wie schnell kommt dann wohl der Wünsch, vom ES-120 upgraden zu wollen? Nach 6 Monaten, nach einem Jahr, nach zwei Jahren? Beim Verkauf des ES-120 werde ich einige hundert Euro Verlust einkalkulieren müssen. Oder aber ich verliere in ein paar Monaten die Lust und das E-Piano muss wieder gehen. Auch in dem Fall muss ich einen gewissen Verlust beim Wiederverkauf einkalkulieren. Ist es dann nicht egal, ob ich dass ES-120 oder das CA-701 verkaufe? Hätte ich als Anfänger irgendwelche Vorteile mit dem CA-701?
 
Ich stelle mir vor ein E-Piano zu kaufen und das Lernen im Selbststudium mit all den möglichen Ressourcen zu beginnen. Ich habe überhaupt nichts dagegen das mit Präsenzunterricht zu kombinieren. Aber einen passenden Lehrer muss man ja auch erstmal finden.
Tja, dann mach das doch. Wie soll es denn sonst anders gehen?

Niemand kann Dir vorhersagen, ob Du ein zufriedener Hobbypianist sein wirst oder ob Du die Sache nach eineinhalb Jahren entnervt wieder drangibst. Das Risiko besteht - auch finanziell - und tragen musst Du dieses Risiko auf jeden Fall allein, wer sonst?

Keinem Klavierlehrer sieht man an, ob er gut ist oder nicht - ausprobieren und ggf. einen anderen nehmen.

Beim Klavier würde ich die etablierten Marken kaufen und dann so teuer, wie ich es mir leisten kann.

CW
 
Die Apps werden hier kritisch gesehen. Die machen genau das:
nur "stumpf" [beibringen], welche Tasten ich wann zu drücken hatte.
Handhaltung, Phrasierung, individuelle Tipps und Korrekturen,... fallen unter den Tisch.

Je besser das Instrument, desto mehr Spaß hast du. Probiere beide im Geschäft aus. Ein Mietkauf des besseren Instruments ist die beste Option, wenn du das Spielen ausprobieren möchtest. Gefällt es dir, kaufst du ohne Verlust.
Gibst du es auf, gibst du es einfach zurück und hattest nur die Mietkosten (+Transport).
 
Zuletzt bearbeitet:
Wie schnell kommt dann wohl der Wünsch, vom ES-120 upgraden zu wollen? Nach 6 Monaten, nach einem Jahr, nach zwei Jahren?
Ich denke, wenn du schon Klavier gespielt hast, wirst du sehr schnell wieder reinkommen. Der Wunsch nach einem richtigen akustischen Klavier wird da vermutlich schon nach ein paar Wochen aufkommen. Besonders jetzt, wo du dir ja schon bewusst geworden bist, dass du dich als Kind mehr mit Tastendrücken beschäftigt hast.

Gerade wenn du schon Vorkenntnisse hast, dann werden dir vermutlich auch Apps schnell zu dröge. Die sind vielleicht was, um ein paar Wochen spielerisch altes Wissen auszugraben. Ich bin mir sicher, wenn du einen Lehrer nehmen würdest, dann würde das bei dir den Turbo zünden und du startest wieder richtig durch und spielst in Nullkommanichts die tollsten Sachen. Oder du verschwendest halt deine Zeit mit ein paar Appspielereien.

Ich bin so neidisch auf alle, die so tolle Voraussetzungen haben, weil sie als Kind Unterricht hatten, und deswegen irgendwie immer ein anderes Level an ganz unbewussten motorischen Abläufen haben werden. Wenn ich dann lesen muss, dass man mit diesen verborgenen Schätzen aber nur ein bisschen Selfmade YT Klimperer werden will, dann blutet mir echt immer das Herz...
 
Wen du dir das CA701 leisten kannst, dann hole es dir. Es hat eine wesentlich bessere Tastatur als das ES120. Der Klang ist um Längen besser und die sonstige Ausstattung natürlich auch.
Ich hatte auch rein mit Apps angefangen und irgendwann erkannt, dass man sich damit schnell verzetteln kann. Eine App geht nämlich nicht auf die eigenen Wünsche ein, somit sucht man das dann ggf. bei anderen Apps oder YT-Videos.
Klar, die Suche nach einen vernünftigen KL kann dauern und Unterricht ist am Ende sicher auch teurer. Wobei das nur rein monetär ist. "Teurer" ist es gewisse Grundlagen gar nicht zu lernen, niemanden fragen zu können.
Verstehe mich nicht falsch, ich finde Apps weiterhin gut. Aber da die passende zu finden kann ewig dauern und alle können angewöhnte Defizite nicht ausmerzen. Und man verplempert wirklich unendlich viel Zeit.
Ich habe nun eine KL, alle 2 Wochen 1 Stunde Unterricht. Da merke ich oft erst was ich mir falsches angewöhnt hatte. Und Vorteil ist auch, dass das den Druck auf einen erhöht auch vernünftig zu lernen und am Ball zu bleiben. Man will ja nicht unvorbereitet zum Unterricht erscheinen.
 
@ufrosch
Bin bekennender Autodidakt in so ziemlich allen Bereichen - AUSSER am Klavier. Alles andere als Unterricht - von einem Lehrer der Bewegungsabläufe zeigt und buchstäblich fühlbar macht - führt in eine Sackgasse. Eigene Erfahrung.
 
Auch ich bin eine Autodidaktin in fast allen Bereichen und auch am Klavier. Habe mir mit 59 ein Kawai CA 97 als Klavieranfängerin gekauft. Hatte anfangs 2 Jahre eine KL die dann verstorben ist mit 89 Jahren und seitdem mal ab und zu eine Probestunde irgendwo aber nie die richtige KL gefunden und seitdem benutze ich die Videos von Fanny Engelhart auf YouTube und komme sehr gut vorwärts.
Sie erklärt sehr gut stückebezogen und du kannst dir das Video so oft anschauen wie du willst.
Finde ich persönlich sehr angenehm.
Mittlerweile spiele ich 10 Jahre und kann dir nur raten, kaufe gleich ein gutes Digitalpiano soviel wie dein Budget hergibt du wirst deine Freude daran haben.
Ein Klavierunterricht ist am Anfang allerdings wirklich sehr sinnvoll, das geht nicht nur mit Apps und Videos.

Willkommen im Club der Klavierverrückten. :musik064:
 
Ich bin auch Wiedereinsteigerin und mein Tipp: wenn es irgendwie geht, nimm ein akustisches Klavier. Ich habe mit einem Kawai (500 irgendwas) angefangen, das hat mir vorgegaukelt das das Stück schon passt. Ich bin kein Experte, aber das kaschiert einfach Anfängerfehler. Ich übe jetzt auf der alten Kiste vom Chor und kann da viel besser üben und umsetzen was der Lehrer erklärt hat, ich höre es einfach besser. Vielleicht können die Experten hier das besser erklären.
Grüße Helga
 

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