Guten Morgen zusammen,
Danke für die interessante Diskussion hier! Gestern war ich leider nach unserem Tagesausflug in Mission Flügelsuche zu müde zum Schreiben, daher jetzt ein kleiner Bericht (in umgekehrter Reihenfolge was Chronologie und Erfreulichkeit angeht). Zum Anspielen bzw. Üben habe ich mir "Die kranke Puppe" von Tschaikowsky und das kleine Menuet BWV 114 mitgenommen, was nach ein paar Stunden zumindest in Ansätzen wieder geklappt hat. :)
- Klavierhaus 1:
Nach unserer Recherche hatten wir keine allzu großen Erwartungen an den Laden und die wurden auch nicht übertroffen. Wir kamen rein, der Weg zum Flügelbereich war mit einem Werbeschild abgesperrt, ganz so, als bräuchte man eine Einladung, um in die heiligen Hallen zu kommen. Der Verkäufer kam und obwohl die Begrüßung schon wenig herzlich genug war, wurde sein Interesse noch geringer, als wir fragten, ob er auch eine andere Marke als Steinway handelt. Er nuschelte dann irgendwas von "Klavieren auch im einstelligen Bereich" vor sich hin und zeigte uns gelangweilt einen Boston und einen Essex, womit die Flügelausstellung auch schon fast erschöpft war, da die nur aus fünf Flügeln, wovon zwei nicht verkaufsbereit waren, bestand. Beide haben uns nicht zugesagt und fielen sowieso nicht in unser Suchraster.
- Klavierhaus 2:
Hier gab es leider keine gebrauchten Flügel, dafür aber neue Flügel aus dem ganzen Bechsteinspektrum, also von Zimmermann über Hoffmann und Bechstein bis C. Bechstein und eine sehr freundliche Beratung. Der günstigste Zimmermann - Ausstellungsstück von 2013 für 10000 Euro - klang erstaunlich gut, aber wurde in China produziert, woraus auch kein Geheimnis gemacht wurde. Der Rest der Flügel, von Hoffmann für 150000 bis C. Bechstein für 65000 Euro hat uns nicht so gut gefallen. Zwei Bechsteins klangen für unseren Geschmack schon fast schrill/metallisch. Der beste war zeitgleich der teuerste, also ein C. Bechstein, der zwar auch einen sehr harten Klang hatte, aber angenehmer als die anderen beiden und voller. Da der aber über 190 war und viel zu teuer, war der natürlich auch raus.
- Klavierhaus 3:
Hier haben wir einen Blüthner 175 von 1923, einen neuen Wilhelm Schimmel 180, einen Bösendorfer ~170 Alter unbekannt und einen Steinway A von ~1915 angespielt. Den Blüthner hatten sie leider noch nicht gestimmt, daher war der Eindruck nicht optimal, aber sagte uns tendenziell schon zu. Der W. Schimmel war wie der (eine, vielleicht sind andere, anders intonierte besser) Yamaha C2X und der Zimmermann: Recht gut, aber charakterlos. Der Bösendorfer hat mir sehr gut gefallen, aber abgesehen vom Preis wurde der sowieso von anderen Kunden an dem Tag gekauft.
Und dann war da noch der Steinway und der hat uns richtig gut gefallen. Eine schöne Mechanik und ein sehr schöner, weicher aber trotzdem prägnanter Klang (man verzeihe mir wenn das Urteil vermessen klingt, ich gebe nur unseren Eindruck wieder, Profis könnten einen ganz anderen haben). Auf dem Instrument zu Üben und zu Klimpern hat mir bisher am meisten Spaß gemacht. Was @Bachopin beschreibt, die "straffere" Haptik bei Neuinstrumenten, ist uns auch aufgefallen. Das war bei dem Steinway viel angenehmer. Nunja, jetzt kommt das "aber": Das Instrument soll 32900 kosten und ist auch zwei Centimeter über unser als äußersten Schmerzgrenze festgelegten Größe.
Wer weiß, vielleicht wäre es mit abgedecktem Herstellernamen ja anders gewesen, aber bisher hat uns nur Steinway und Bösendorfer so richtig zugesagt, was ein bisschen in Konflikt mit dem gesetzten Budget steht.
Ich liebäugele jetzt sogar schon mit einem Besuch bei Weschenfelder, um mal das Steinway Modell O anzuspielen, aber auch mit einem Nachlass auf die ausgerufenen Preise kämen wir nicht unter 30000 und auch das ist schon deutlich über dem eigentlichen Limit. Wäre Wertbeständigkeit so eines Steinways ein gutes Argument, sich den Preis schön zu reden? ;) Vielleicht ist die Abschreibung - Verzeihung für so eine kühle Überlegung in dem Kontext - über einen Zeitraum von 10, 20, 30 Jahren auf einen 40 Jahren alten Steinway O in bestem Zustand ja kaum höher als die auf einen neuen Yamaha C2X?
Ansonsten wäre mein Zwischenfazit der Suche, dass wir anscheinend mehr zu etwas "weicheren", Instrumenten auch bezogen auf die Mechanik, tendieren. Fragt sich nur, was außer den beiden Premiumherstellern am besten dazu passen würde.
@fisherman: Wir lieben klassische Musik, also in absehbarer Zukunft würde wohl auch nur Klassik darauf gespielt werden.
@Pianoholic: Danke für den Tipp. :) Anscheinend gibt es aber schon einen Interessenten und wir kommen auch nicht aus dem Raum Köln.