Und das Geld das wir dann zusammen mühsam "erputzen", geben wir dann anschliessend den KL's.
damit unsere Kinder etwas bekommen können, was wohl eigentlich nur dem wohlhabenden Teil unserer Gesellschaft zusteht...
Lieber Volker,
das stimmt mich traurig.
Und dabei will ich Dir nicht widersprechen, absolut nicht!
Im 19. Jh. war der Klavierunterricht tatsächlich fast nur den höheren bürgerlichen Schichten, vornehmlich der Stadtbevölkerung, vorbehalten - kurioserweise gab es im deutschen Kaiserreich zeitweilig eine eine Luxussteuer auf Klaviere: die Klaviersteuer! Dennoch führte sozialgeschichtlich ds Erstarken des Bürgertums im späten 18. und frühen 19. Jh. dazu, dass der Zugang zu Bildung und damit auch Musik größeren Bevölkerungsteilen als in den Jahrhunderten davor möglich wurde. So konnte Heine um 1840 spotten, dass man das Klavierüben, die Klaviermanie bei offenem Fenster verbieten sollte - das Klavier hatte Einzug in die bürgerlichen Haushalte gefunden, galt durchaus auch als Statussymbol. Die Klavierhersteller boomten im 19. Jh.
In der zweiten Hälfte des 20. Jh. schien zunächst alles besser geworden zu sein: die höhere Schule, das Gymnasium, war allen zugänglich, Schulgeld - was im 19. Jh. noch üblich war - entfiel: die Lehrer an den Regelschulen (Grund-, Haupt-, Realschulen, Gymnasien, Berufsschulen) waren Beamte!
Bildung sollte kein Luxus mehr sein und jeder sollte Zugang haben (was auch völlig richtig ist).
Das aber weicht nun auf: an den staatlichen Regelschulen unterrichten nicht mehr nur beamtete Lehrer - vereinfacht gesagt: der Staat lässt seinen Bildungsauftrag mittlerweile zu erheblichen Teilen von (sogar nur kurzfristigen) Angestellten erledigen - - - als Grund dafür werden Sparzwänge und Kostenexplosion genannt. Ich ganz privat denke da aber eher an Misswirtschaft bei der Verteilung der Steuereinnahmen.
Zwar waren mit Ausnahme der Musikhochschulen, die ja so zu sagen Musikuniversitäten sind, der Bereich der Breitenwirkung - Musikschulen, Musikakademien, teils auch Konservatorien - mehr oder weniger privatwirtschaftlich reguliert, d.h. für den Unterricht wurden Gebühren erhoben,
aber diese konnten durch gestaffelte staatliche Zuschüsse relativ gering, also erschwinglich gehalten werden.
Das hat sich aber in den letzten spätestens 10 Jahren drastisch geändert: diese Zuschüsse sind mehr und mehr verringert bis gestrichen worden - mit der Folge, dass die Gebühren steigen mussten.
Real sind wir im Bereich des Instrumentalunterrichts so gesehen wieder im 19. Jh. angelangt - - - und diese traurige Tatsache ist kein Ruhmesblatt für die Bildungspolitik!
Auswege zeichnen sich kaum ab: die Lehrkräfte an Musikschulen sind überwiegend freie Mitarbeiter, und selbst die fest angestellten Lehrkräfte verdienen sich keine goldenen Nasen - - das muss man bedenken, wenn man die hohen Unterrichtsgebühren betrachtet. Und irgendwie ist es, wie es derzeit läuft, doch falsch: die Gebühren sind hoch und dennoch führen sie zu keinen hohen, sondern zu eher niedrigen Gehältern...
Nach alledem etwas salopp gesagt: vom Geld, das Du den KLs gibst, und für das Du zusätzlich arbeiten gehst -
und dafür hast Du meine Hochachtung!! - werden die nicht reich...
Das ist einer der Gründe, weshalb ich meistens davon abrate, überhaupt ein Klavierstudium zu beginnen: die Chancenlosigkeit, denn abseits von Professorenstellen an Musikhochschulen und Konzertkarrieren wird man sich
infolge der bildungspolitischen Mängel zu oft in unsicheren Arbeitssituationen mit zudem geringem und schlimmstenfalls sogar schwankendem Einkommen trotz Studium [sic] einfinden.
Musik, Klavierspiel darf kein Luxus sein (so idealistisch bin ich) - aber wir verdanken einer rein marktorientierten Gesellschaft, dass es das doch wieder geworden ist. Wir sind damit in diesem Bereich ins 19. Jh. zurückgefallen.
Und das ist traurig wenn nicht gar - beschämend.
Gruß, Rolf