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- 21. Jan. 2007
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Lieber @Alex_S.
Mich interessiert: Möchtest du nur deinen Standpunkt verteidigen, oder willst du wirklich etwas dazulernen? Ich verstehe, dass man die eigenen Ansichten verteidigt, mache ich auch zunächst mal so. Irgendwann kommt allerdings der Punkt, wo man seinem Gegenüber mal ernsthaft zuhören sollte - und wenn man selbst Amateur ist und mehrere Profis mit Engelszungen etwas erklären, kommt der recht früh. Wenn du es wirklich nicht verstehst, ist das nicht so tragisch. Verteidigst du deine Position deshalb so vehement, um unsere Argumente zu verstehen?
Ich möchte einen (schon öfter im Forum erwähnten) Schlüsselmoment aus meinem Klavierunterricht erzählen:
Ich spielte den 1. Satz einer Mozartsonate, meine Professorin übte mit mir, genau zuzuhören und mit dem Ohr immer dranzubleiben. Ich spielte. Sie sagte: "An Stelle X hast du nicht zugehört". Ich war ganz erstaunt, dass sie das tatsächlich gehört hatte - kam mir wie Zauberei vor, und sagte verblüfft "Ja, stimmt". Sie im Umkehrschluss war nun ebenfalls verblüfft, weil ich mich genau erinnern konnte, dort nicht zugehört zu haben.
Heute verblüffe ich selber meine Schüler mit solchen Aussagen. Ein musikalisch gebildetes Ohr hört zu jedem Moment, ob der Spieler hinhört (d.h., ob er absichtsvoll spielt und gestaltet, der Musik einen Sinn gibt bzw. diesen erkennt etc.) oder nicht.
Auch die Aussage von @mick , dass keiner ein Technikproblem hat, sondern eines, was das musikalische Verstehen betrifft, habe ich früher nicht verstanden. Jetzt verstehe ich sie und bin absolut sicher, dass das stimmt. Denn wenn man eine musikalische Idee nicht technisch hörbar machen kann, wird man sofort nach Lösungen suchen, um sie eben doch hörbar zu machen - und wird so besser. Das gelingt allerdings oft nicht allein, weil man eine pianistische (technische) Hilfestellung benötigt.
Häufig ist übrigens auch das Problem, dass der Spieler noch nicht richtig differenzieren kann zwischen dem, was er innerlich will und hört, und dem, was akustisch herauskommt. Allerdings ist dieser Spieler schon einen guten Schritt weiter, weil er eine musikalische Idee im Kopf hat.
Was das "Warmspielen" betrifft: Ich als Profi spiele unter der Woche normalerweise so oft und viel Klavier, dass ich kein Warmspielen benötige. Allerdings habe ich auch normalerweise warme Hände, bin in guter gesundheitlicher Verfassung, habe mehr als die Hälte des Lebens (vermutlich) noch vor mir. Wenn ich nicht gerade technisch besonders dififzile Stücke spielen soll wie bspw. die Etüde op. 10,2 von Chopin, kann ich dir hochvirtuose Stücke ohne Einspielen sehr gut vorspielen.
Wenn andere sich warmspielen möchten, ist das natürlich auch möglich, und wenn man damit umzugehen weiß, sind auch rein motorische Übungen nicht ausgeschlossen. Musikalisch und technisch lernen wird man dabei allerdings wenig.
Noch eine Idee zur Chopin-Etüde:
Natürlich besteht mit jedem Stück die grundsätzliche Gefahr, dass man die Ohren schließt und nicht mehr zuhört. Die meisten Profis sind allerdings so aufs Zuhören trainiert, dass sie das u.U. gar nicht mehr können, und höchstens etwas "unengagierter" (Zitat @rolf) spielen, d.h. mit weniger Elan. Zuhören werden sie dennoch.
Du kannst ja mal überlegen - hörst du lieber einer langweiligen Radiosendung zu oder einem Weißen Rauschen? Auch wenn dich die Sendung nicht so interessiert, kannst du nicht so leicht weghören. Weißes Rauschen nervt unfassbar, und man tut gut daran, es baldmöglichst auszublenden. Mit Chopinetüde und Hanon ist es ähnlich.
Mich interessiert: Möchtest du nur deinen Standpunkt verteidigen, oder willst du wirklich etwas dazulernen? Ich verstehe, dass man die eigenen Ansichten verteidigt, mache ich auch zunächst mal so. Irgendwann kommt allerdings der Punkt, wo man seinem Gegenüber mal ernsthaft zuhören sollte - und wenn man selbst Amateur ist und mehrere Profis mit Engelszungen etwas erklären, kommt der recht früh. Wenn du es wirklich nicht verstehst, ist das nicht so tragisch. Verteidigst du deine Position deshalb so vehement, um unsere Argumente zu verstehen?
Ich möchte einen (schon öfter im Forum erwähnten) Schlüsselmoment aus meinem Klavierunterricht erzählen:
Ich spielte den 1. Satz einer Mozartsonate, meine Professorin übte mit mir, genau zuzuhören und mit dem Ohr immer dranzubleiben. Ich spielte. Sie sagte: "An Stelle X hast du nicht zugehört". Ich war ganz erstaunt, dass sie das tatsächlich gehört hatte - kam mir wie Zauberei vor, und sagte verblüfft "Ja, stimmt". Sie im Umkehrschluss war nun ebenfalls verblüfft, weil ich mich genau erinnern konnte, dort nicht zugehört zu haben.
Heute verblüffe ich selber meine Schüler mit solchen Aussagen. Ein musikalisch gebildetes Ohr hört zu jedem Moment, ob der Spieler hinhört (d.h., ob er absichtsvoll spielt und gestaltet, der Musik einen Sinn gibt bzw. diesen erkennt etc.) oder nicht.
Auch die Aussage von @mick , dass keiner ein Technikproblem hat, sondern eines, was das musikalische Verstehen betrifft, habe ich früher nicht verstanden. Jetzt verstehe ich sie und bin absolut sicher, dass das stimmt. Denn wenn man eine musikalische Idee nicht technisch hörbar machen kann, wird man sofort nach Lösungen suchen, um sie eben doch hörbar zu machen - und wird so besser. Das gelingt allerdings oft nicht allein, weil man eine pianistische (technische) Hilfestellung benötigt.
Häufig ist übrigens auch das Problem, dass der Spieler noch nicht richtig differenzieren kann zwischen dem, was er innerlich will und hört, und dem, was akustisch herauskommt. Allerdings ist dieser Spieler schon einen guten Schritt weiter, weil er eine musikalische Idee im Kopf hat.
Was das "Warmspielen" betrifft: Ich als Profi spiele unter der Woche normalerweise so oft und viel Klavier, dass ich kein Warmspielen benötige. Allerdings habe ich auch normalerweise warme Hände, bin in guter gesundheitlicher Verfassung, habe mehr als die Hälte des Lebens (vermutlich) noch vor mir. Wenn ich nicht gerade technisch besonders dififzile Stücke spielen soll wie bspw. die Etüde op. 10,2 von Chopin, kann ich dir hochvirtuose Stücke ohne Einspielen sehr gut vorspielen.
Wenn andere sich warmspielen möchten, ist das natürlich auch möglich, und wenn man damit umzugehen weiß, sind auch rein motorische Übungen nicht ausgeschlossen. Musikalisch und technisch lernen wird man dabei allerdings wenig.
Noch eine Idee zur Chopin-Etüde:
Natürlich besteht mit jedem Stück die grundsätzliche Gefahr, dass man die Ohren schließt und nicht mehr zuhört. Die meisten Profis sind allerdings so aufs Zuhören trainiert, dass sie das u.U. gar nicht mehr können, und höchstens etwas "unengagierter" (Zitat @rolf) spielen, d.h. mit weniger Elan. Zuhören werden sie dennoch.
Du kannst ja mal überlegen - hörst du lieber einer langweiligen Radiosendung zu oder einem Weißen Rauschen? Auch wenn dich die Sendung nicht so interessiert, kannst du nicht so leicht weghören. Weißes Rauschen nervt unfassbar, und man tut gut daran, es baldmöglichst auszublenden. Mit Chopinetüde und Hanon ist es ähnlich.