Naja, aber nicht bei allen.
Witziger Weise sind das immer dieselben Leute. Irgendjemand bekommt kräftigen Gegenwind und macht großes Buhuhu, weil das ja nicht sein kann, was die anderen da sagen. Wenn die fachlichen Argumente ausgehen, regt man sich dann eben über die humorvolle Art auf, mit der man Gegenwind bekommt. Im Grunde unterscheidet sich dieser Thread nicht von all den endlosen Tiersen-Threads. Dass dann auf unsere Fachleute so dermaßen losgegangen wird, ist doch wirklich nichts Neues und kommt alle paar Wochen vor. Vergleiche mit Dieter Bohlen sind übrigens im höchsten Maße unangebracht und geschmacklos. ;)
Hanon hat ein paar grundlegende Probleme. Das fängt schon mit den Annahmen an, von denen Hanon ausgeht.
Zitat von Hanon:
Pianists and teachers who cannot find time for sufficient practice to keep up their playing, need only to play these exercises a few hours in order to regain all the dexterity of their fingers...Finally, we offer this work as giving the key to all mechanical difficulties...
Jeder, der ein bisschen Ahnung hat merkt sofort, dass diese Aussagen nicht ganz hinkommen können. Wenn man nun Hanon möglichst effizient nutzen will bräuchte man sich ja einfach nur an seine Übeanweisungen halten, oder?
Ständig wird das notwendige hohe, aktive Heben der Finger betont und dass besonders der 4. und 5. Finger mit viel Krafteinsatz zu benutzen sind. Das ist nicht nur falsch, sondern kann zu Verletzungen führen. Wichtig sind Geschmeidigkeit, Lockerheit, korrekte Armführung und die richtigen Bewegungsmuster. Als Grundlage dient die korrekte Klangvorstellung. Davon wird nichts bei Hanon erwähnt. Auch das Dehnen wird bei Hanon hervorgehoben. Dass dieses aber unbedingt locker und ohne jede überflüssige Spannung erfolgen muss wird unterschlagen.
Robert Schuman hat einmal folgendes gesagt:
Zitat von Schumann - Musikalische Haus- und Lebensregeln:
Du sollst Tonleitern und Fingerübungen fleißig spielen. Es giebt aber viele Leute, die meinen, damit Alles zu erreichen, die bis in ihr hohes Alter täglich viele Stunden mit mechanischem Ueben hinbringen. Das ist ungefähr ebenso, als bemühe man sich täglich das A-B-C möglichst schnell und immer schneller auszusprechen. Wende die Zeit besser an.
Es ist Blödsinn, den Hanon täglich einfach nur durchzuspielen, dasselbe gilt auch für Brahms oder Liszt. Wer unbedingt Hanon verwenden möchte, der kann sich einzelne Übungen heraussuchen, die zu den aktuellen Problemen passen, an denen man arbeitet. Die Übungsanweisungen Hanons gilt es zu ignorieren und man sollte unbedingt mit einem Lehrer diese Übungen geschmeidig, mit komplett lockerem Spielapparat und den richtigen Bewegungsabläufen üben. Dennoch sind dafür die Übungen von Liszt, Brahms und Cortot u.a. besser geeignet.
Ich bin nur Laie und erhebe keinen Anspruch auf vollständige Richtigkeit meiner Aussagen, man kann sich also bei jedem meiner Sätze ein „Ich bin der Meinung, dass…“ dazu denken. Wer sinnvolle Gegenargumente bringen kann, möge dies bitte tun, denn ich lerne immer gerne dazu und ändere gegebenenfalls auch gerne meine Meinung.
Viele Grüße!
