Eigentlich fand ich PBarton bisher immer ganz gut, bis ich auf diesen Artikel gestoßen bin:
Vorsicht Täuschung: Elefanten und der Pianist Paul Barton Iris Koch 08. März 2020
"Lieben Elefanten Bach? Die Vorstellung, dass die als sensibel bekannten Dickhäuter klassische Musik goutieren, hat zweifellos Charme. Doch die im Netz kursierenden Videos, in denen der britische Pianist Paul Barton für scheinbar andächtig lauschende Elefanten aufspielt, haben eine dunkle Seite.
Keineswegs findet hier Therapie für geschundene Elefantenseelen statt, wie in den Videos suggeriert; stattdessen handelt es sich um eine kommerzielle und sehr unschöne Masche.
Wer genauer hinschaut, stellt schnell fest, dass die Elefanten nicht freiwillig als Konzertpublikum posieren. Meist ist die Perspektive so gewählt, dass die begleitenden Mahouts im Bild nicht zu sehen sind. Doch wenn sich etwa ein Elefant unverhofft bewegt, gibt er für kurze Momente den Blick frei auf den Mahout, der verdeckt auf der vom Zuschauer abgewandten Seite des Elefanten steht und ihn in Schach hält. Um das Tier am Weggehen zu hindern wird an den empfindlichen Ohren gezogen, oder es werden Stöcke und Elefantenhaken benutzt.
Dem ungeübten Auge fallen die verräterischen Szenen kaum auf. Doch wer das traurige Schauspiel malender oder Kunststücke vorführender Elefanten in Thailand einmal bewusst beobachtet hat weiß, dass die Mahouts oft genau dort am Ohr des Tieres stehen, um es zu dirigieren – genau wie in manchen Piano-Videos mit Paul Barton. Die Kontrolle über die Elefanten funktioniert nur deshalb, weil sie alle als Jungtier die brutale Prozedur des „Phajaan“ oder „Crush“ durchmachen mussten. Vor diesem Hintergrund wird klar, dass die Elefanten in den Piano-Inszenierungen von Paul Barton als unfreiwillige Komparsen agieren, die Kommandos befolgen müssen. In vielen Fällen stehen die Mahouts einfach außer Sicht der Kamera und halten die Elefanten von dort aus in Schach.
Betrachtet man die Kooperationspartner von Paul Parton, wird das Märchen vom heilsamen Klavierspiel für verletzte Elefantenseelen vollends entlarvt. Etliche der Videos wurden bei Elephant Stay gefilmt – einem der verrufensten Unternehmen im thailändischen Elefantenbusiness! Dort wird nichts ausgelassen, was bei elefantenfreundlichen Konzepten tabu ist: Die Tiere sind angekettet, sie werden geritten und mit Elefantenhaken traktiert. Überdies ist der Gründer von Elephant Stay einer der einflussreichsten Player beim internationalen Handel mit Elefanten, gerne auch jenseits der Legalität.
Allein durch die Zusammenarbeit mit Elephant Stay ist Paul Barton gründlich diskreditiert. In den dort aufgenommenen Videos sind etwa Mahouts zu sehen, die auf den Elefanten sitzen und sie mit den Füßen bearbeiten, wenn die Tiere sich vom Klavier entfernen wollen. In einer anderen Szene wird ein Elefant durch kräftiges Rütteln an den umgehängten Ketten dazu animiert, mit dem Rüssel auf die Tastatur zu schlagen.
Nur wenig besser ist das Unternehmen Elephants World, in dem ebenfalls einige der Videos aufgenommen wurden. Elephants World präsentiert sich als Sanctuary für „gerettete“ Arbeits- und Trekkingelefanten, doch auch dort kommen Ketten und Haken zum Einsatz. Zudem werden die Elefanten zum Baden genötigt und müssen sich dabei von ganzen Horden von Besuchern abschrubben lassen – was für die Tiere enormen Stress bedeutet. In den bei Elephant World gefilmten Videos agieren die Mahouts zwar unauffälliger, doch auch hier erscheinen sie immer wieder in verräterischen Positionen im Bild. Manche Tiere zeigen stereotypes Kopf- und Körperschaukeln, was keineswegs ein Zeichen von Musikalität ist, sondern auf seelisches und körperliches Leid hindeutet.
Was steckt also hinter Mythos der musikalischen Elefanten? Bei Paul Barton liegt die Antwort nahe: der Profit. Mit den Kurzvideos wird sein Film „Music for Elephants“ promotet, der online käuflich zu erwerben ist. Dass der Pianist für die Film-Idee misshandelte Elefanten benutzt und sich selbst als Wohltäter stilisiert, der seine Erfüllung im Klavierspiel für traumatisierte Dickhäuter findet, lässt ihn in keinem günstigen Licht erscheinen.
Über die tatsächliche Musikalität von Elefanten sagen die Piano-Videos oder auch das unsägliche „Elefantenorchester“, das Richard Lair in Nordthailand vermarktet, rein gar nichts aus. Dass die kommunikativen Grauen Riesen für Klänge und Töne empfänglich sind, zeigt indes ein anderes Beispiel: Die Schlaflieder, die Elefantenschützerin Lek Chailert für unruhige Dickhäuter in ihrem Elephant Nature Park singt, üben offensichtlich beruhigende Wirkung auf die Tiere aus. Ketten, Elefantenhaken oder reitende Mahouts sind dabeigarantiert nicht im Spiel: All dies ist im Elephant Nature Park – wie in jedem echten Sanctuary – streng verpönt."
Ich habe nichts dagegen, dass ein Musiker sich vermarktet. Kommt allerdings darauf an, auf wessen Kosten. Tiere sind immer gut für Werbung geeignet. Sie sind süss (Kätzchen) oder charismatisch (Elefanten). Bei einem solchen brutalen Dressur-Background hätte PB allerdings auf die Verwendung von Thai-Elefanten verzichten sollen. Man unterstützt ja auch als aufgeklärter Tourist nicht die tierquälerische Bärenhaltung und -dressur im Balkan und in der Türkei.
Ich empfehle die Google-Bildersuche nach dem Wort "Phajaan". So heißt das ziemlich grausame Einbrechen von Elefanten zu Dressurzwecken in Thailand. Die Bilder sind von hohem Unterhaltungswert. "How to break the spirit of elephants in Thailand" - da kann der deutsche Musik- und Tierfreund noch etwas lernen.
Vor allem diejenigen, die denken, ein Elefant könnte den Unterschied zwischen Bach und Rolling Stones erkennen und stelle sich freiwillig vor Paul Bartons Klavier.
Es gilt der alte Satz mehr denn je: Wenn Tiere und Menschen zusammenkommen, geht es den Tieren immer schlecht. Sie können nicht gewinnen.
CW