Mal eine Frage an die KL hier: Ist das heute so üblich? Ich hatte keinen guten Lehrer während meines Unterrichtszeit im Kindes- bzw. Jugendalter, aber es wurde als 1. Werk von Beethoven die Sonate op. 2.1 und später auch die üblichen Verdächtigen op. 13 und 27.2 in Angriff genommen, ohne sonstige Klavierstücke von Beethoven vorher gespielt zu haben, selbst die Elise nicht.
Ich bin zwar kein Klavierlehrer, aber mir ging es "lustigerweise" genau gleich. In meiner Unterrichtszeit (1993-2006) hab ich auch insgesamt nur 4 Werke von Beethoven gespielt, in dieser Reihenfolge: op. 27,2 (1. und 2. Satz), op. 13, op. 2,1 und op. 27,1. Davor oder danach keine andere Werke von Beethoven. Also keine Elisen, Bagatellen etc. Entsprechend unsauber waren die Beethoven-Sonaten dann auch (bzw. entsprechend unlocker meine linke Hand im 1. Satz der Pathetique).
Die gute Frau, die mich unterrichtet hat, war definitiv nicht die beste Klavierlehrerin, die ich hätte haben können. Aber dafür war sie unglaublich motivierend über all die Jahre hinweg und hatte definitiv auch viele Stärken. Man hat ihr immer angemerkt, dass einer ihrer Hauptschwerpunkte an der Musikschule die Musikalische-Früherziehungs-Klassen für kleine Kinder waren - das meine ich allerdings jetzt im positiven Sinne. Sie hat über Jahre hinweg das Vierhändigspiel (mit einem festen Klavierpartner - einem ihrer anderen Schüler in gleichem Alter und ähnlichem Niveau) als festen Bestandteil mit einbezogen. In meinen letzten Unterrichtsjahren hat sie mich dann auch teilweise zu ihrem ehemaligen Professor (quasi-blind und damals auch schon fast 80 Jahre alt) mitgenommen, den sie regelmäßig besucht hat, und mich stundenweise von ihm unterrichten lassen - der Qualitätsunterschied war dann aber schon offensichtlich.
Mein persönlich erlebtes Fazit: Wenn die Klavierlehrerin es schafft, dass die Motivation beim Schüler über viele Jahre durchgehend hoch bleibt (und der Schüler dann fast täglich Lust aufs Üben hat), dann ist das sehr viel wert. Selbst wenn die Klavierlehrerin musikalisch-technisch manchmal zu viel durchgehen lässt, was sie definitiv nicht tun sollte. Viel besser wäre es aber selbstverständlich, wenn die Klavierlehrerin beide Qualitäten mitbringt. Einige Grundlagen (insbesondere das richtige, bewusste Einbeziehen der Arme) wurden nämlich leider doch nur unvollständig vermittelt. (Andere elementare Dinge, wie sauberes rhythmisches Spiel, Hervorheben von Melodien bzw. allgemein Abstufen verschiedener Töne/Stimmen, Verständnis der Struktur von Stücken, zielführende Agogik etc. habe ich bei ihr aber sehr wohl gelernt.)