Was haltet ihr von meinem Estonia Flügel?

Als nicht gelernter Klavierbauer komme ich zu folgendem Fazit:
Letztendlich dienen alle Reparaturmethoden (Pin-Tite, Sekundenkleber, dickere Wirbel u.s.w.) nur dem Aufschieben des unvermeidlichen.
Hallo Maestro,
Die Aussage, wie Du sie hier tätigst kann man nicht pauschal stehen lassen. Wenn der Stimmstock in Ordnung ist, nur der Wirbelgang zu locker, hält er die Stimmung mit neuen, etwas größeren Stimmwirbel perfekt und weitere Maßnahmen bezüglich des Stimmstocks werden nicht erforderlich.


LG
Michael
 
Hallo Klaviermacher,
Ja natürlich kann man das nicht pauschalisieren. Es kommt zum einen sicherlich auf die Beschaffung des verwendeten Holzes an. Zum anderen, ob der lockere Wirbelgang durch Trocknungsrisse entstanden ist. Wenn die Wirbel innerhalb eines intakten Stimmstocks einfach nur ausgeleiert sind, jedoch das Kernholz noch entsprechend Halt gibt, dann sind dickere Wirbel bestimmt ein Versuch wert. Bei dem Estonia waren prinzipiell überall z.T. von außen nicht sichtbare Risse weshalb man davon ausgehen muss, dass das Instrument sehr feucht und im Zuge dessen dann ziemlich trocken gestanden haben muss. Dickere Wirbel waren für eine Zeit lang in Ordnung, aber nach ein paar Monaten teilweise nur ein paar Wochen, war das Resultat wieder gleich.
Wenn dann auch noch die Stegstifte locker sind, ist der Gesamtschaden dann doch zu groß.
Bei der Demontage konnte man erkennen, dass der alte drei-lagige Stimmstock sogar krumm verzogen und sehr viel leichter im Gewicht war, als der neue Delignit. Durch die Geduld beim Anpassen an die Gussplatte möchte ich sogar behaupten, dass der neue Stimmstock nun deutlich besser aufliegt als es der alte wohl jemals tat.
Viele Grüße
 
Für die äußere Erscheinung bin ich nicht verantwortlich :)


Die äußere Erscheinung eines Klaviers oder Flügels ist meiner Ansicht nach unmaßgeblich.

Wer darauf herumreitet, hat kommerzielle Interessen im Kopf.

Leicht nachweisbar, indem man bei einem gut funktionierenden, allgemein von außen als "normales Klavier" erkannten Instrument außernrum doof aussehende Schrammen, Malereien oder Abschmirgelungen von Lack und ein paar Kratzer usw. vollführen würde ( wenn mans sich leisten kann und aus Spaß ) - es sieht dann "doof aus", ist aber dennoch gut. Kein Grund, es zu verkaufen.

LG, Olli.
 
Warum von den kontaktierten Klavierhäusern niemand eine Besichtigung mit Kostenvoranschlag angeboten hat, ist mir schleierhaft.

ich weiß nicht wie es in A gehandhabt wird, in D jedenfalls bekommen Schulen eher einen neuen finanziert als einen alten richten zu lassen. Hab es an einer Schule mal erlebt daß ein runtergewirtschafter Grotrian für einen neuen Yamaha abgeschrieben werden mußte, weil die Behörden keine Gelder für eine Überholung zur Verfügung stellen wollten - wohl aber wesentlich mehr Geld für einen neuen Flügel:blöd:

Viele Grüße

Styx
 
Naja, wenn ein alter vielleicht hundertfähriger Flügel voller Schrammen und Kratzer ist, zählt das für mich ja auch noch als Pattina ;-) Jedoch mein Flügel wurde im Rahmen eines Kunstprojekts zunächst gelb "lackiert" und anschließend blau/rot mit Serviettentechnick zugekleistert ;-) abgebrochene Blechscharniere und zur Krönung Baumarktrollen - Also schon echt ein sehr erbärmliches Wrack...Ein Klavierbauer soll ihn sich angesehen haben und die Reparatur abgelehnt haben. ABER ich wollte ihn haben....sozusagen ein Flügel auf Raten. Aber gerade der Restaurationsprozess mit allem was ich dabei lernen konnte, macht sehr viel Spass.
 
ich weiß nicht wie es in A gehandhabt wird, in D jedenfalls bekommen Schulen eher einen neuen finanziert als einen alten richten zu lassen.

Na, das ist aber ein bisserl pauschal gesagt. Es gilt halt das Wirtschaftlichkeitsgebot, und wenn die Reparatur teurer ist, als was gleichwertiges neues, dann hat der alte Grotrian Pech gehabt (und ein privater Käufer freut sich). Aber da gibt es doch allerhand, wie sagt man, "Gestaltungsspielraum". Wenn unsere Musikpädgagogen ein Instrument behalten wollen, findet sich auch ein Weg und ein kooperativer Klavierbauer ;) Viel bedrohlicher ist eine andere Entwicklung, daß nämlich die Haushaltsmittel bei jedem Doppelhaushalt ein Stück heruntergefahren werden, und einfach nicht mehr genug Geld da ist, wenn zwei Klaviere erneuert / ersetzt werden müssen. Dann kommt, wie ich leider miterlebt habe, ein Händler mit seiner Hausmarke "NN Meisterstück" zum Zug, einem würdigen Nachfolgers des Möbels, das sein Vater vor 30 Jahren unter dem Namen Hohner abgeladen hat und das als abschreckendes Beispiel immer noch in der Besenkammer steht.
 
Ich kann mir gut vorstellen, dass es auch mit Investitionszuschüssen z.B. vom Bund zusammenhängt und diese nur bei Neuanschaffungen greifen. Durch Fördergelder werden ja zum Teil die verrücktesten Sachen angeschafft.
 
Ich kann mir gut vorstellen, dass es auch mit Investitionszuschüssen z.B. vom Bund zusammenhängt und diese nur bei Neuanschaffungen greifen. Durch Fördergelder werden ja zum Teil die verrücktesten Sachen angeschafft.

Genau so ist es, wir hätten schon so manche Schulflügel unter 3000 € wieder richten können. Wurde vom Bezirk abgelehnt - hingegen abschreiben entsorgen und neuen Flügel beantragen - des geht. Gerade am Beispiel des Grotrian Flügels...den hätt ich auch gern gehabt und mit wenigen Handgriffen wieder hergerichtet...aber nee, der mußte nachweislich entsorgt werden für einen neuen Flügel - welch schwachsinnige Verschwendung von Steuergeldern:blöd:

Viele Grüße

Styx
 
Genau so ist es, wir hätten schon so manche Schulflügel unter 3000 € wieder richten können. Wurde vom Bezirk abgelehnt

Hm ... nein. Sog. "Sachaufwandsträger" für Schulen in BY sind je nach Schultyp die Städte oder die Landkreise, nicht die Bezirke. Und wenn man wirklich ein Instrument erhalten will, ermöglicht diese Nähe, daß man das mit einem plausibleln Kostenvoranschlag und ein wenig Überzeugungsarbeit auch schaffen kann ... könnte. Aber oft obsiegt stattdessen die "des alte Glump ghört weg" - Einstellung. Warum ist die so erfolgreich? Nun, da hätten wir zunächst die gottgewollte Haushaltsvorschrift, daß der örtliche Handel angemessen zu berücksichtigen sei. Jetzt schaun wir doch mal in eine kleine bis mittlere Stadt in diesem unserem Freistaate, wen die da so betrifft. Jaja, den lokalen Instrumenten- und Musikalienhändler, der mit allen Musiklehrern per Du ist, und das nicht zu deren Schaden. Und seine Frau sitzt für die CSU, ersatzweise für die Freien Wähler, die eine Art häretische Abspaltung von der CSU sind, im Stadtrat. Da gibt es vielfältige persönliche, nun sagen wir, Kommunikationsmöglichkeiten, die dazu führen, daß am Ende die fraglos zweckmäßigste aller Lösungen gefunden wird. Der Musikmensch ist natürlich Yamaha-Händler; wo bittschön gibt es denn schon "unter diesem unserem Himmel" einen Grotrianhändler? Also, der "Erneuerungsgedanke" bricht sich Bahn, was sich auch der Presse und den Schülereltern gegenüber sehr gut macht. Der Musikmensch ist sogar großzügig bereit, das alte Glump kostenlos zu "entsorgen" und "spendet" sogar 5% vom Listenpreis des neuen Klaviers an die Schule, was mit Photo im Lokalteil der Heimatzeitung dokumentiert wird: er grinst in die Kamera und der CSU-Mogul schüttelt seine Matschbacken dazu. Und da kämst Du mit Deinem humorigen Ansinnen, den Grotrian zu reparieren oder gar einen neuen zu verkaufen? Ja Mensch, wo kommst du denn her? Du kannst nur ein völlig ahnungsloser "reingschmeckter Preiß" sein ...
 
Zuletzt bearbeitet:
Hier ein Gegenbeispiel:

An unserer Schule (Bayern) wird derzeit ein alter Bechstein M von 1939 wieder restauriert. Wir haben uns bewusst gegen eine Neuanschaffung entschieden. Für das Geld, was die Restaurierung kostetr, würden wir nur einen grottigen Japaner oder Chinesen bekommen. So haben wir wieder ein super Instrument. Ist aber noch nicht fertig, müsste aber in den nächsten Wochen geliefert werden.

Möglich ist das, weil wir die Burschen vom Amt einfach überrumpelt haben und mal etwas dominanter aufgetreten sind, wenn ihr wisst, was ich meine... :-)

Es gibt also auch sowas wie "Lehrer-Power", auch wenn man das nicht glauben mag:-)
 

Ja Verdi, seltsamerweise ist des in Obernbayern welches ja von der ach so korupten CSU regiert wird wesentlich eher möglich als in dem rot-grünen München. In Unterscheißheim beispielsweise haben wir einen Ostflügel überholt, da konnt sich auch offensichtlich der Schulleiter durchsetzen. In München Stadt allerdings ist des a Kreizl, was da scho an wirklich wertvollen Instrumenten für eine Billigasiakiste verschrottet wurde......liegt vielleicht daran daß München Stadt ja ach so sozial ist :blöd:

Viele Grüße

Styx
 
Ja Verdi, seltsamerweise ist des in Obernbayern welches ja von der ach so korupten CSU regiert wird wesentlich eher möglich als in dem rot-grünen München. In Unterscheißheim beispielsweise haben wir einen Ostflügel überholt, da konnt sich auch offensichtlich der Schulleiter durchsetzen. In München Stadt allerdings ist des a Kreizl, was da scho an wirklich wertvollen Instrumenten für eine Billigasiakiste verschrottet wurde......liegt vielleicht daran daß München Stadt ja ach so sozial ist :blöd:

Viele Grüße

Styx
 
Das ist dann auch wirklich von den Lehrern und Schülern abhängig. Bei uns in NRW besteht z.B. das Problem, dass für den Musikunterricht gar nicht mehr so viele Stunden angeboten werden bzw. aus finanziellen Gründen nicht mehr gegeben werden können. Wenn dann im Musikraum ein mittelmäßiges Schimmel,Yamaha oder vielleicht sogar Förster Klavier aus den 80´ern steht, welches vielleicht alle fünf Jahre mal gestimmt wird, sind schon alle zufrieden.
Ich würde noch einen Schritt weitergehen und sagen, dass das Augenmerk in Zeiten der Digipianos noch viel weniger auf qualitativ hochwertig Klaviere oder Flügel gelegt wird, zumal es den Anschein macht, als würden die meisten jungen Leute doch gar nicht mehr die Motivation zum Lernen und üben aufbringen wollen.
Für den Estonia wurde jedenfalls auch kein neues Instrument angeschafft. Natürlich kommt es auch auf die jeweilige Marke an. Selbst der ein oder andere Nichtklavierspieler kennt Steinway oder Bechstein Instrumente bzw. weiß um deren Wertbeständigkeit.
 
Gerade am Beispiel des Grotrian Flügels...den hätt ich auch gern gehabt und mit wenigen Handgriffen wieder hergerichtet...aber nee, der mußte nachweislich entsorgt werden für einen neuen Flügel

Wieso das denn? Und was heißt verschrottet?

An meinem ehemaligen (Münchner) Gymnasium kümmert sich der Freundes- und Förderkreis der Schule mit regelmäßigen Zahlungen um den verhältnismäßig neu angeschafften Bösendorfer. Wenn es diese Unterstützung nicht gäbe, wäre der schöne Flügel auch bald traurige Abschreibungsmasse. Das Schulgebäude um den Flügel herum wurde in den letzten Jahren umfangreich für viel (Steuer)Geld saniert. Leider hat man vergessen, den Flügel vor dem Bauschutt zu schützen. Seine Sanierung zahlte dann ebenfalls der Freundes- und Förderkreis. Zuletzt wurde von eben jenem eine Flügeldecke und ein Dampp Chaser spendiert, weil im neuen, steuerfinanzierten Musiksaal das Raumklima hinten und vorne nicht stimmt.

Ok, es gibt im Bildungswesen Wichtigeres als den Erhalt eines Bösendorfer Flügels. - Andererseits, was soll es den Wichtigeres geben?? Ich finde flügelerhaltende Maßnahmen gehören in jedes Parteiprogramm!
:super:

LG, Sesam
 
NÖ! Musik ist meines Erachtens nach ein sehr wichtiger Bestandteil der Bildung, auch wenn es gewisse Leute nicht begreifen wollen.


Genau! Eine conditio sine qua non! Nur fürchte ich, dass man das nur zu gut begriffen hat. Das ahnt man schon, dass künstlerisches Schaffen nicht dem programmierten Schaltplan des heutigen Schülers entspricht (und der späteren Arbeitskraft, Humankapitalressource noch weniger). Flügel hin oder her.
 
Jetzt schaun wir doch mal in eine kleine bis mittlere Stadt in diesem unserem Freistaate...den lokalen Instrumenten- und Musikalienhändler...sitzt für die ...Freien Wähler...im Stadtrat. ...ist natürlich Yamaha-Händler; ...Der Musikmensch ist sogar großzügig bereit, das alte Glump kostenlos zu "entsorgen" und "spendet" sogar 5% vom Listenpreis des neuen Klaviers an die Schule, was mit Photo im Lokalteil der Heimatzeitung dokumentiert wird: er grinst in die Kamera und der CSU-Mogul schüttelt seine Matschbacken dazu.

War das allgemein oder ein spezieller Fall gemeint?
Gibt man den Namen des wohl bekanntesten Yamaha-Händlers in Bayern und im Forum zusammen mit "Freie Wähler" in google ein,...:schweigen:
 
Ist doch Jacke, welches Klavier in der Schule steht, solange es einigermaßen spielbar ist. Ich hab den Yamaha-Flügel von damals jedenfalls nicht als qualitativen Flaschenhals in Erinnerung, weder im Unterricht noch bei Schülerkonzerten. Und wenn Yamaha den Schulen die Instrumente so billig anbietet, dass sich Reparaturen alter Instrumente nicht mehr lohnen, dann habe ich als Steuerzahler damit kein Problem.
 

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