Improvisation: Warum nur haelt sich unter (klassischen) Pianisten das Geruecht, dasz man "Improvisation" nicht lernen koenne? Die Geschichte lehrt uns das Gegenteil, denn bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts war ein Groszteil des Klavierunterrichts gerade mit Improvisation beschaeftigt. Die meisten groszen Virtuosen konnten damals hervorragend improvisieren (Mozart, Beethoven, Chopin, Liszt, all die "kleineren Namen" wie Kalkbrenner etc.). Lebende Beispiele fuer klassische Improvisation sind die Kirchenorganisten um die Ecke! Die Intonation eines Liedes im liturgischen Orgelspiel wird eigentlich immer improvisiert. Die Improvisation spielt also nicht nur im Jazz eine grosze Rolle in der taeglichen Musizierpraxis.
Klavierlehrer: Aus der Antwort von @Wil mag man herauslesen, dass meine Einschaetzung fuer manche zutreffen mag, dass das eigene subjektive Erleben am Instrument Vorrang vor einer Ausbildung am Klavier hat.
Autodidakten gab es bis ins 19. Jahrhundert eigentlich gar keine, da man immer bei einem Meister in die Lehre ging. Der Musik/Klavierunterricht fand taeglich statt, bestand auch im Abschreiben der Klavierstuecke des Meisters (der Notendruck kam erst Ende des 18. Jahrhunderts auf, soweit ich weisz), im Komponieren und Improvisieren. "Technischen Drill" gab es in dem Sinne keinen, der ist eine Erfingung der industriellen Revolution. Man glaubte, durch entsprechend haeufige Wiederholung zwangslaeufig Virtuosen heranzuzuechten. Dies fuehrte zur beruechtigten "Einzelhaft" am Klavier. Diesen Unterricht fuerchten wohl viele zurecht, leider gibt es noch genug Elemente in unseren Klavierschulen davon.
Viele glauben aber wohl auch zu Unrecht, dass in den Noten (oder der Partitur) "alles" enthalten sei. Dem ist halt ueberhaupt nicht so. Es gibt eine Tradition, welche uns befaehigt, die Partitur zu "lesen", zu verstehen. Irgendwer musz einem das erklaeren. Z.T. kann man es sich auch aus Aufnahmen abhoeren. Also fuer mich waere der einzig erfolgversprechende autodidaktitsche Weg, sich Stuecke wie beim Jazz aus Aufnahmen abzuhoeren, aber sich die Noten aus einer Partitur zusammenzuklauben und auf die Tastatur zu uebertragen bringt irgendwie nix...
Man erwaehle sich also die besten Pianisten zu seinen Lehrern, hoere ihre Aufnahmen genau an, oder ihre Konzerte. Einen "Meister" als Klavierlehrer zu engagieren ist sicher auch nicht verkehrt. Technischer Drill ohne Sinn und Verstand ist schaedlich, intelligentes Ueben der Technik aber nicht!
Auch wenn vorige Zeilen absolut formuliert sind, geben sie nur meine eigene Meinung wieder. Viele Gruesze
Jannis