Hallo Herzton,
Deine Bitte nach kleinerer Tastatur läßt mich wehmütig an meine Jugendzeit denken, als wir noch zu meiner Mutters Zeit im Hause ein altes Tafelklavier besaßen, auf dem ich dann auch das erste Spielen lernte. Das Tafelklavier hatte einen dem Spinett ähnlichen Klang und eine Stimmung, die ca. 1/2 bis 1 Ton tiefer gestimmt war. Was aber noch extremer war: Die Tasten hatten in der Oktave nur den Abstand einer Septime verglichen zu den heutigen Klavieren.
Das hatte natürlich bei meiner Mutter mit 1,56m körperlicher Größe einen enormen Vorteil beim Greifen von Akkorden oder größeren Abständen. Ich selbst hatte bis zum 12. Lebensjahr nur auf diesem Klavier Unterricht: erst bei meiner Mutter ab ca. 4 Jahren, dann ab ca. 9 bei meiner Tante, die sich wünschte, Klavierlehrerin zu sein (ohne Studium) , und dann wieder bei meiner Mutter nach ca. 1 Jahr, bis sie mir nach ca. 2 Jahren erklärte: "Jung, ich kannn Dir nichts mehr beibringen, du brauchst einen richtigen Lehrer."
Dieser Entschluß führte dann dazu, dass ich bei Erwin Seebohm in HH-Bergedorf, Lehrer für Pianisten und Sänger, Leiter des Hasse Orchesters in Bergedorf und selbst Pianist für die weiteren 8 Jahre Unterricht bekam, die mir einen großen Leistungsprung gaben. Störend war nun nur das Klavier zu hause, denn wenn ich zum Unterricht fuhr, konnte ich nie das Geübte wie zu hause spielen. Etwas das dann bei der Analyse sehr schnell dazu führte, dass die Tastenabmessungen nicht stimmten und daher die Greifprobleme waren. Ergebnis: ich bekam ein ordentliches Klavier und machte nun Fortschritte. Auch nun erst lernte ich mit besserem Ausdruck zu spielen, sodass ich meiner Mutter viele Hilfe für besseresSpielen geben. konnte.
Ein anderer spassiger Vorfall:
Auf selbigem Tafelklavier bisher nur spielend, hatte ich mit 8 Jahren auf einer Weihnachtsfeier für Kinder (Firma, in der mein Vater angestellt war) etwas vorspielen. Ich wählte eine Gavotte, die ich zu hause auswendig konnte. Als Tipp wurde mir die Lage des "Schloss -Cs" mit auf das Podium gegeben.
Ich setzte mich also ans Klavier (ein Flügel) und suchte das Schloss. Ich schlug zwei Töne an, um dann abzubrechen. Ich dachte mir: "Das ist eine Oktave zu hoch, das klingt nicht richtig, nicht wie zu hause". Also eine Oktave nach links gerutscht: "Das klingt zu tief". Wieder zum "Schloss-C" und Fehlerlos durchgespielt. Ich stand am Ende auf , verbeugte mich beim Applaus und hatte das Bedürfnis zu dem verkorksten Anfang etwas sagen zu müssen mit meinen klindlichen Vorstellungen: "Ich bitte um Entschuldigung für den Anfang, aber.... wir haben zu hause ein...... braunes Klavier und dieses hier ist.... schwarz. Anders konnte ich den Klangunterschied damals nicht beschreiben.
Ich weiß also nicht, ob Du, Herzton, mit alten Klavieren wirklich gut zurecht kommst und daher doch lieber bei der neueren Technik bleiben solltest .
LG Hartwig