n' Abend allerseits!
Ein erklärendes Nachwort zu meinen gestrigen Attacken, mit denen ich
Hasenbeins und Klavigens Forderung nach subversiven Aktionen zu erfüllen versucht
und an ihnen selbst ausprobiert habe: Ein Großteil der hier zu lesenden Beiträge
findet meine Zustimmung, was die Diagnose der Grundübel betrifft,
und ich habe meinen Teil zu diesen Diagnosen beigetragen.
Was mich stört, ist die Einseitigkeit einer anklägerischen Haltung,
die sich zu Entlastungszwecken darin gefällt, mit dem Finger
auf andere zu zeigen und sich selbst ausblendet.
Dies zu illustrieren habe ich das Bild eines Wohlstands-Marxisten gezeichnet,
den wir als Typus alle kennen - ich habe nicht erwartet, daß ihr beiden, Hasenbein und Klavigen,
Euch darin wiedererkennt, wohl aber, daß ihr etwas nachdenklicher werdet
und vor lauter anklägerischem und revolutionärem Pathos Eure -
und sei's unfreiwillige - Mitschuld an diesen Zuständen reflektiert.
Ich nehme auch mich davon nicht aus. Niemand kann das.
Als Beispiel greife ich den von Dir, Hasenbein, hier zitierten Artikel auf:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,696823,00.html
Woher willst Du wissen, daß die Festplatte in Deinem Computer nicht
auch von einer asiatischen Selbstmordkandidatin fabriziert worden ist?
Und wenn sie noch lebt: Sie rackert sich zu Tode, ruiniert ihren Rest Gesundheit
für einen Hungerlohn. Für Dich und mich und andere ist der Computer dadurch bezahlbar.
Und wenn wir eine solche Firma boykottieren, geht es der Frau dadurch nicht besser.
Sie verliert dann womöglich ihre Arbeit, geht ins heimatliche Dorf zurück,
wo sie ihre Familie hungern sieht und einen weiteren guten Grund findet,
sich das Leben zu nehmen.
Langer Rede kurzer Sinn: Wir machen uns etwas vor, wenn wir glauben,
eine plakative, lautstark vorgetragene gute Gesinnung würde uns
von diesem Schuldzusammenhang befreien. Da kann man noch
so märthyrerhaft und edel leben, bewußt und lohas-artig konsumieren,
scharfsinnige Analysen lesen und verfassen und verlinken,
in flammender Empörung Schuldzuweisungen äußern,
als
hier Lebende sind wir automatisch Täter, nicht Opfer.
Gruß, Gomez
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