Das Verstehen um die Essenz bereitet den Weg zum Gefühl. Je mehr ich die Musik verstehe, (und das kann mitunter Jahrzehnte dauern so ich bereit bin den Weg zu beschreiten), je mehr berührt sie mich. Habe ich genügend Kenntnis, (tontechnischer und spieltechnischer Natur) vermag ich Weizen und Spreu voneinander zu unterscheiden. Verstehe ich eine Musik nicht, muss ich mit ihr beschäftigen bis ich deren Kern gefunden habe. Bei seriöser klassischer Musik lohnt sich diese Vorgehensweise immer, auch wenn sie langatmig ist.
Bin mir nicht ganz sicher, ob ich die Kernaussage richtig verstehe. Aber: ich muß keineswegs eine Musik bis ins Detail formal/technisch
verstehen, damit sie wirken kann. Ganz im Gegenteil - gute Musik (streng nach WP-Defintion: etwas
klingendes, und keine bloße Partitur) hat die Fähigkeit, auf Anhieb zu fesseln, zu begeistern, nicht langweilig, sondern in sich stimmig, aufbauend, sich entwickelnd, zu wirken - von Anfang bis Ende. Geschickte kompositorische Technik(en) und Ideen sind nur Mittel zum Zweck, ich brauche diese nicht zu verstehen. Man begreift bzw. versteht das "unterbewußt" und "intuitiv". Kompositorische Fertigkeiten machen das ganze hinreichend originell und unlangweilig. Der Interpret allerdings muß dafür Sorge tragen, daß alles auch zu vernünftiger
Musik wird - mit höchsten technisch-musikalischen Fähigkeiten.
Ich persönlich höre die Musik (Aufnahmen), und lese keine Partituren, wenn ich mich mit Musik beschäftige. Gelingt (oder gelang) es keinem Interpreten, aus einer Partitur etwas fesselndes, technisch möglichst perfektes, zu schaffen, dann ist diese Komposition eben solange uninteressant für mich.
Nicht die rationale formale Analyse erschließt mir Musik - sondern das
Ohr, und Interpreten, die "es" draufhaben.