Suche Tipps zur Vorbereitung auf ein Schülervorspiel

  • Ersteller des Themas Charly70
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Charly70

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28. Okt. 2020
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Mein Klavierlehrer macht ein Gartenfest, bei dem jeder Schüler mal vorspielen darf.
Das Fest ist in knapp drei Monaten, dann spiele ich fast 4 Jahre.

Das Stück kann ich schon ganz gut.
Aber noch verspiele ich mich gelegentlich, was ja dann beim Vorspiel besser nicht passieren soll.

Ich hätte jetzt gerne Tipps, wie man für ein solches Vorspiel am Besten übt. Mein Lehrer wird da sicher auch noch helfen, trotzdem wäre ich um Tipps vom Forum dankbar.
Das Stück ist kurz (was beim ersten mal ja nicht schlecht ist).

Und bringt man da etwas mit? Ein Geschenk? Kuchen?
Wie ist das üblich?
 
Der beste Weg, um dich auf die Vorspielsituation vorzubereiten:
Nutze jede Gelegenheit, anderen Menschen dein Stück vorzuspielen. Wenn du Freunde zu Besuch hast, sage ihnen, dass du ihnen spontan etwas vorspielen möchtest. Steht irgendwo ein Klavier, nutze die Gelegenheit und spiele den Umstehenden spontan das Stück vor.
Du kannst auch selber ein geplantes Vorspiel organisieren, indem du Freunde / Bekannte / Verwandte einlädst und als Anlass das Vorspielen vor ihnen nennst. Als Anlass für ein geselliges Beisammensein davor und / oder danach.

Und dann gibt es noch die vielfältigen Strategien gegen Lampenfieber und das mentale Üben. Hinweise dazu finden sich auch hier im Forum.
 
Von Schüler zu Schüler: erst mal akzeptieren dass Fehler passieren und nicht schlimm sind! Schlimm (für dich) wäre nur, damit nicht umgehen zu können. Das lernst du aber nur durch Vorspielen. Also Vorspielen und froh sein für die Fehler, an denen du lernst wie du damit umgehen kannst.

Dass du nach 4 Jahren und einem Stück jetzt so sicher wirst dass dir kein Fehler passieren ist glaub ich ziemlich unwahrscheinlich. Aber du kannst üben was wäre im Fall x. In dem du versuchst nicht den besten Fall zu proben, sondern die schlechteste Ausgangslage. Spiele das Stück mal wenn du müde bist, spiele Uneingespielt , am besten nimmst du dich auf und gehst dann mit Noten die Aufnahme durch und machst Kreuze dort wo dir Fehler passiert sind. Die stellen guckst du dir dann genau und bewusst an. Was ist passiert? Warum ist es passiert? Auf was hätte ich achten müssen?

Übe mit sich aufnehmen durchzuspielen. Dich zu zwingen nicht abzubrechen sondern irgendwie (!) bis ans Ende zu kommen. Jedesmal wenn du das Gefühl hast „das ist grad noch mal gut gegangen“ mach ein Kreuz an die Stelle und übe sie.

Hilfreich ist auch die linke Hand sehr genau zu kennen. Du kannst eine Aufnahme von deinem Spiel machen und z.b. nur die linke Hand dazu spielen, dann mal nur die rechte. Versuche mittendrin aufzuhören und irgendwo wieder dazu zu finden.

Viel Vorspielen hat Demian schon vorgeschlagen. Sich beim selbst durchspielen Vorspielen vorstellen (am besten den Ort an dem du spielen wirst).

Versuche an verschiedenen Instrumenten zu üben und beginne dort mit einmal durchspielen, nicht nachdem du dich schon eingespielt hast.

Spiel mal nach einer richtig deftigen Mahlzeit, das Hirn tut dann nix mehr außer das was automatisch geht, dann findest du viele Stellen die nicht sicher sind.

Denke nicht an Vorspielen beim üben sondern dass du mit der Musik etwas sagen willst. Überlege dir was es dir sagt und konzentriere dich da drauf, auf den Fokus kannst du dich stürzen wenn du in einer Vorspielsituation bist, das hilft dir bei dir zu bleiben und nicht ablenken zu lassen.

Evtl kannst du das Stück auch noch mal für ein paar Wochen weglegen aber da finde ich ist es gefährlich beim aufwärmen, dass man keinen Überblick hat was „noch“ geht und was man wirklich wieder “weiß“. ich tu mir beim aufwärmen schwer weil viel dann automatisch läuft ich aber nicht mehr merke wo ich wirklich weiß was ich tue und wo nicht. Das herauszufinden finde ich ist ziemlich aufwendig.

Und dann VIEL SPAß bei der Vorfreude! Und keine Angst vor Fehlern, die provoziert dann garantiert welche.
 
Ganz herzlichen Dank @Carina, da ist wirklich viel interessantes dabei:-)
 
Ja mein „Endgegner“ ist und bleibt eine Aufnahme mit Video. Ich habe bereit mehrere Soli im Chor gesungen, u.a. vor 1000 Menschen im Dom eine Solo Aria, sehr oft vorgespielt (Klavier, nun auch Orgel) aber eine Aufnahme mit Video, die ich nicht selbst mache, also eine andere Person neben mir steht bringt mich sehr oft, egal wie gut ich das Stück kann irgendwie aus dem Konzept…. Was spielst du denn für ein schönes Stück? Mehrere Musiker haben zu mir immer gesagt,wenn du was falsch spielst, dann spiele es selbstbewusst falsch. Nichts anmerken lassen, den meisten „Normalos“ fällt es eh nicht auf… Anfangs war es immer sehr sufregend, aber mit der Zeit wird die Routine kommen! Und denk beim Spielen bitte nicht an mögliche Fehler, denn dann kommen die einfach… Fühle die Musik, und denke einfach an die nächsten Stellen, wie sie klingen, nicht dass man da jetzt evtl. hypothetisch möglicherweise sich verspielen könnte. Auch Profis verspielen (oder versingen) sich mal… Ich nenne es „künstlerische Freiheit“… Im positiven Mindste wird das was ! Und ganz wichtig der Spaß! Vor meinem ersten Vorspiel in der Musikschule hatte meine Lehrerin zur Probe immer mal den Schüler der vor mir dran war oder danach mit eventueller Begleitung mit in den Raum gesetzt, um die Situation zu üben. „Fremde“ … Fand ich ganz gut..
 
Wenn man das Stück auswendig spielen muss, finde ich es sehr hilfreich, nicht nur auf das Muskelgedächtnis zurückzugreifen. Wenn man aufgeregt ist, kann das Muskelgedächtnis ziemlich schwankend sein, was die Performance ruinieren könnte.

Und wenn man ein Fehler macht, niemals einfach aufhören, sondern einfach mit Zuversicht weiterspielen
 
Normalerweise übe ich bei geschlossenem Fenster/geschlossener Terrassentür.

Einige Tage vor einem Vorspiel öffne ich die Tür, spiele und stelle mir vor, die Nachbarn seien mein Publikum.
 
Klavierspielenden aber möglicherweise auch nicht, wenn das Stück relativ unbekannt (und der Komponist vielleicht für "schräge" Klänge bekannt) ist.
;-)
Interessanterweise fallen selbst dann nicht alle Fehler auf, wenn das Stück gut bekannt ist.
Sehr lesenswert in diesem Zusammenhang ist dieser englischsprachige Artikel: https://bulletproofmusician.com/how...-audiences-and-other-musicians-actually-hear/

Eine Kollegin sagte einmal so schön: "Es geht um die Musik, nicht um die Performance." - Sie meinte natürlich nicht, dass es wurscht ist, wie gut oder eben nicht so gut man ein Stück beherrscht, sondern dass kleine Fehler und falsche Töne nicht problematisch sind, solange die Musik an sich und die musikalische Idee nicht aus den Augen verloren wird.
 

Noch ein Psycho:
Jeder hat in jedem Stück Stellen, die man als schwierig, stressig oder anstrengend empfindet. Diese Stellen klappen beim Vorspielen normalerweise, wenn - und weil! -man sie gut geübt hat. Das Problem sind nun die - meist viel einfacheren Stellen danach:
Schwere Stelle hat geklappt 》Entspannung/Erleichterung 》
Konzentration geht gegen Null 》
Patsch! Fehler!
Zuweilen sind diese Fehler, da völlig unerwartet, so gravierend, dass man völlig aussteigt.
Da hilft nur bereits im Vorfeld zu üben, dass man die Konzentration auch und gerade nach den Problem Stellen hochhält!
 
Ist wie beim Bergsteigen. An den Schlüsselstellen passieren selten Unfälle, aber im folgenden leichten Gelände stolpern die Leute über ihre eigenen Füße und stürzen sich zu Tode.
 
Ist wie beim Bergsteigen. An den Schlüsselstellen passieren selten Unfälle, aber im folgenden leichten Gelände stolpern die Leute über ihre eigenen Füße und stürzen sich zu Tode.
Das lässt sich aber nicht eins zu eins aufs Klavierspiel übertragen. Denn im Gegensatz zur Bergtour hat man sein Stück schon unzählige Male gespielt - und natürlich auch die besonders schwierigen Stellen. Und hier kommt die Psychologie ins Spiel: Nicht selten hat man ja aufgrund seiner Erfahrungen eine gewisse Sorge, dass bestimmte Stellen nicht gelingen könnten. Und das kann sich als Self-fullfilling prophecy bewahrheiten.
 
die besonders schwierigen Stellen. Und hier kommt die Psychologie ins Spiel: Nicht selten hat man ja aufgrund seiner Erfahrungen eine gewisse Sorge, dass bestimmte Stellen nicht gelingen könnten. Und das kann sich als Self-fullfilling prophecy bewahrheiten.
Da hast du vollkommen Recht. Aber @mick meinte ja was anderes. Wenn du die schwierige Passage glücklich und gut gemeistert hast, dann kann es in einer leicht zu spielenden Passage direkt danach zu Flüchtigkeitsfehlern kommen. Ich kenne das von mir nur zu gut :blöd::schweigen:.

Edit: hat ja @Alter Tastendrücker schon genauso geschrieben. Da merkt man, dass ich Threads öfter von hinten nach vorne lese :lol: .
 
Zuletzt bearbeitet:
Üben, bei Fehlern nicht zu korrigieren, sondern einfach über den Fehler hinweg weiterzuspielen. Ist mein allergrößte Problem bei Vorspielen
 
Noch ein Psycho:
Jeder hat in jedem Stück Stellen, die man als schwierig, stressig oder anstrengend empfindet. Diese Stellen klappen beim Vorspielen normalerweise, wenn - und weil! -man sie gut geübt hat. Das Problem sind nun die - meist viel einfacheren Stellen danach:
Schwere Stelle hat geklappt 》Entspannung/Erleichterung 》
Konzentration geht gegen Null 》
Patsch! Fehler!
Zuweilen sind diese Fehler, da völlig unerwartet, so gravierend, dass man völlig aussteigt.
Da hilft nur bereits im Vorfeld zu üben, dass man die Konzentration auch und gerade nach den Problem Stellen hochhält!
Das liegt nicht an der "Entspannung" oder dem Konzentrationsverlust nach der "blöden Stelle".

Sondern die Ursache ist schlicht, dass der Geist nicht mehr mit seiner Aufmerksamkeit bei dem ist, was man gerade spielt, sondern mit Gedanken dem nachhängt, was gerade war ("cool, ich habe mich gerade nicht verspielt"). Das braucht nicht lange oder intensiv zu geschehen, ein klitzekleines Denken dieser Art reicht manchmal schon aus.

Nicht im Hier und Jetzt zu sein, bei dem, was JETZT gerade erklingt und zu tun ist, ist der größte Killer beim Musikmachen.

Allerdings: Je sicherer man etwas kann (und das hängt eben NICHT nur davon ab, ob man "genug geübt hat", sondern insbesondere davon, was man für einen bewegungstechnischen Grundansatz hat und wie man über das zu Spielende denkt bzw. wie man es abgespeichert hat), desto robuster wird man gegenüber Störungen durch überflüssige Gedanken.

Insbesondere möchte ich hier mal wieder eine technische Seuche erwähnen, an der leider zahlreiche (Amateur-)Spieler leiden, nämlich das Spreizen der Finger. Also dass Distanzen auf der Tastatur dadurch zurückgelegt werden, dass Finger (insbesondere 2, 3 und 4) auseinandergespreizt werden bzw. mit dem Finger nach der nächsten Taste "gelangt" wird, statt die Hand stets so locker wie möglich zu lassen. (Auch bei Akkordgriffen den Fingersatz so zu wählen, dass man, womöglich noch mit "krallenden" Fingern, Finger 2 und 3 bzw. 3 und 4 stark auseinanderspreizt, gehört hierzu.) Dies ist eine Garantie für fehleranfälliges und auch insgesamt unbewegliches, träges Spiel.
 

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