Ich bin in den 60ger Jahren in einer Kleinstadt groß geworden und durfte bzw musste mit Freunden draußen unbeaufsicht spielen. Einen Kindergarten gab es damals nicht in der Stadt. Da ich drei jüngere Geschwister habe, hatte meine Mutter keine Zeit für Betreuung beim Spielen. Als ich in die Grundschule kam, bin ich anfangs immer mit einem älteren Nachbarsjungen zur Schule gegangen und später auch mit anderen Freunden.
In dieser Hinsicht hatte ich eine Kindheit, wie sie heute (fast) gar nicht mehr stattfindet.
Allerdings: Im Alter von 5 Jahren bin ich beim Spielen draußen mit Freundinnen von einem Auto angefahren worden. Außer dass ich einen Schock erlitten habe, musste ich mit gebrochenem Bein 6 Wochen im Krankenhaus flach auf dem Rücken liegen, wobei meine Mutter bei ihren Besuchen immer an der Tür stehen bleiben musste, sie durfte nicht zu mir ans Bett kommen.
Danach wurde mein komplettes Bein inklusive Fuß von oben bis unten eingegipst. Der Gips musste über drei Monate dranbleiben und ich konnte in dieser Zeit nicht gehen, habe meist nur auf dem Bett gesessen. Als der Gips endlich abkam, war mein Bein total unbeweglich und die Muskulatur geschrumpft. Ich konnte erst nach langer Zeit wieder richtig gehen.
Ich schildere dies so ausführlich, weil es eben beim unbeaufsichtigten Spielen als Kind doch Ereignisse geben kann, die einem körperliche und seelische Schäden zufügen. Ich habe noch lange Zeit nach dem Unfall an den Folgen gelitten. Es war bei aller Freiheit damals nicht nur eine Idylle, sondern hatte auch eine Kehrseite.
So sehr ich das "Helikoptern" mancher Eltern heutzutage übertrieben finde, so täte in manchen Familien wiederum etwas mehr Betreuung gut.