russische Klavierschule

Lass die Tonleitern einfach weg.

Wenn Deine KL wirklich so was gesagt hat wie "zum Aufwärmen Tonleitern", dann ist das, sorry, einfach Quatsch.

Es gibt sinnvolle Einspiel-Übungen; mechanisch irgendwie schnelle Töne zu spielen a la "Sport-Training" gehört definitiv NICHT dazu.
 
Jetzt muss ich doch mal widersprechen. Was ist am Üben von Tonleitern bzw. dem eher mechanischen Üben so schlecht? Ist es nicht ein bisschen wie beim Sport? Man muss doch die Muskeln gezielt trainieren. Wenn jemand es technisch einfach nicht drauf hat, dann kann er ja noch so viel Gefühl etc. in die Musik versuchen reinzulegen, aber es wird nicht so gut klingen, wie bei jemandem, der diszipliniert jeden Tag auch "mechanische" Übungen macht.

Lass die Tonleitern einfach weg.

Wenn Deine KL wirklich so was gesagt hat wie "zum Aufwärmen Tonleitern", dann ist das, sorry, einfach Quatsch.

Es gibt sinnvolle Einspiel-Übungen; mechanisch irgendwie schnelle Töne zu spielen a la "Sport-Training" gehört definitiv NICHT dazu.
 
Was erlaubst Du Dir !
Der Schlund der Hölle wird Dich verschlingen.

Hasenbein widersprechen !!!
Mechanisches Üben !!!
Gar evtl. noch mit Metronom !!!

Die allerallerverwerflichsten Clavio-Todsünden.

Ich lach mich schlapp. :lol::lol::drink:
 
@P82
Du brauchst keine Muskeln fürs Klavierspielen besonders zu trainieren, sie sind alle vorhanden und fit genug.
Was beim Üben technisch anspruchsvoller Stellen „trainiert“ wird, hat viel eher mit Differenziertheit, Präzision und Koordination zu tun. All das ist nicht möglich ohne musikalische Sinn- und Klangvorstellung.
 
Nein, man muss die Muskeln nicht gezielt trainieren.

Das wurde in mehreren Threads hier im Forum bereits sehr ausführlich diskutiert und dargelegt - daher hier keine nähere Erläuterung.
 
In solchen Momenten wünschte ich mir empirische Erhebungen mit Test- und Kontrollgruppen.
 
Wie spielt man Tonleitern musikalisch !
Würde mich sehr interessieren . Ich bin nämlich auch grade dabei .Für gute Tipps wäre ich sehr dankbar
 
In solchen Momenten wünschte ich mir empirische Erhebungen mit Test- und Kontrollgruppen.
Brauchst Du nicht - es reicht zu sehen, dass alle kompetenten professionellen Klavierlehrkräfte hier in dieser Hinsicht gleicher Meinung sind.

Ich kann so etwas wie oben völlig unbesorgt schreiben, da alle "Auskenner" wissen, dass es so ist.

Wer anderes gelernt hat, ist lediglich "Opfer" mäßigen oder schlechten Unterrichts.
 
Also ich kann mir nicht wirklich vorstellen, daß Leute wie Czerny und seine Schüler - die sind ja recht bekannt und erfolgreich gewesen - die von ihm erstellten Übungen wirklich gespielt haben, weil sie Spaß daran hatten oder einen tieferen musikalischen Sinn, außer eben dem technischen Aspekt, darin gesehen haben.
 

Er hart Muskeln gesagt! :angst:

Probiere es einfach. Sei kreativ. Das geht wunderbar. So eine Tonleiter kann man auf unendlich viele Arten interpretieren.
Also ich kann mir nicht wirklich vorstellen
Das ist halt das Problem an "technischen Übungen". Von Laien wird die Überschrift beim Wort genommen. Gute Lehrer (z.B. Cerny) vermitteln ihren Schülern, wie man mit diesen Übungen gescheit umgeht und was man alles aus dem Notentext, der da so mechanisch rumsteht, musikalisch rausholen kann. Ohne die Musikalität haben solchen Übungen nicht viel Sinn.
 
@P82 Czernys Übungen enthalten nicht nur musikalisch verarbeitete technische Phänomene wie Tonleitern (s. u.a. die dynamische Gestaltung und die durch Richtungswechsel entstehenden Melodien), sondern enthalten darüber hinaus in Miniatur Informationen zu Satzlehre und Formenlehre. Anders als Hanon, der wirklich stupide ist.
 
Was den Czerny angeht, so hat mir mein KL damals einen kleinen Steilkurs verordnet. Es waren insgesamt etwa 20 genau ausgewählte Stücke aus op. 599, mit denen ich durch so einige übliche Tonarten, Begleitmuster, Tonleitern (besser: tonleiterähnliche Muster), Harmoniefolgen und Strukturen gekommen bin. Begleitet wurde dies wöchentlich von einer der kleinen "Melodischen Etüden" von Gurlitt (op. 187, 2. Hälfte des Bandes). Teilweise winzige Stücke, die man als Anfänger aber erst mal schön hinkriegen muss (man hört jeden Fehler gleich). Auch hier gab es viele Bausteine, auch interessante Fingersätze, die man in der "richtigen" Literatur verwenden kann. Irgendwann war es dann vorbei mit Czerny, aber ich bin über diese Zeit nicht unglücklich. Allerdings gab es übergreifend auch immer ein größeres Stück, welches musikalisch interessanter war.
 
Zu Czernys Zeit wurden keine Pianisten im heutigen Sinne ausgebildet, sondern Musiker, die improvisieren, komponieren und eben auch Klavier spielen konnten. Eine Trennung von Pianistik und Theorie war völlig undenkbar.

Czernys Übungen sind deshlab keinesfalls als tote Technikübungen zu verstehen, sondern als Muster, die man sich aneignen kann - nicht, um sie nur zu spielen, sondern um damit zu spielen. Wenn man sich freie Fantasien aus dieser Zeit anschaut (die allerdings nur selten aufgeschrieben wurden, weil sie in der Regel als Eingänge zu Stücken improvisiert wurden), dann kann man sehen, dass diese aus genau solchen musikalischen Bausteinen zusammengesetzt sind, die Czerny exemplarisch notiert hat.

Etwas anderes sind die Technikübungen von Brahms, Liszt, Busoni, Cortot etc. Die sind weniger als musikalische Bausteine zu verstehen, sondern wirklich als Kompendien bestimmter Klaviertechniken. Vernünftig einsetzen lassen sie sich allerdings nicht, wenn man beim Üben nicht den konkreten musikalischen Sinn vor Augen hat und dementsprechend übt. Dazu muss man schon auf ziemlich hohem Niveau spielen, denn man kann Technik nicht "auf Vorrat" üben. Ohne musikalischen Hintergrund ist jedes Üben ein vollkommen sinnloses Unterfangen. Man wird ja auch kein guter Schauspieler, wenn man verbissen übt, einzelne Buchstaben möglichst schnell hintereinander aufzusagen. Hanon hat sowas propagiert - und leider glauben heute noch immer ein paar Leute daran, dass das funktionieren könnte. Tut es nicht!
 
Zuletzt bearbeitet:
Jawoll, 100% auf den Punkt gebracht, danke, Mick.

Wie gesagt: Lieber Einsteiger, wenn ein KL Dir sagt, Du sollst neben dem aktuellen Stück auch noch folgende Hanon- oder Tonleiterübungen machen, "damit die Finger trainiert werden" oder als "Aufwärmübung", dann tut das der KL entweder - sorry - aus Unkenntnis oder aus Wurschtigkeit ("naja, geben wir ihm/ihr mal noch ein bisschen 'Technik' auf, dann wirkt es so, als hätten wir einen stringenten Trainingsplan").
 
Czernys Übungen sind deshlab keinesfalls als tote Technikübungen zu verstehen, sondern als Muster, die man sich aneignen kann - nicht, um sie nur zu spielen, sondern um damit zu spielen. Wenn man sich freie Fantasien aus dieser Zeit anschaut (die allerdings nur selten aufgeschrieben wurden, weil sie in der Regel als Eingänge zu Stücken improvisiert wurden), dann kann man sehen, dass diese aus genau solchen musikalischen Bausteinen zusammengesetzt sind, die Czerny exemplarisch notiert hat.
Auch Friedrich Kalkbrenner bietet in "Traité d'harmonie du pianiste", op. 185 solches "Anschauungsmaterial.
 
Mein KL möchte von mir, dass ich die Töne von allen Tonleitern kenne, dazu die Hauptdreiklänge der jeweiligen Tonart und zu jeder Taste die Quinte aufwärts und abwärts. Das heißt, ich spiele z.B. die Tonleiter mit der rechten und die passenden Dreiklänge mit der linken Hand. Ist das auch Unfug?
Er meint, dass es wichtig fürs freie Spielen und fürs Lernen neuer Stücke wäre.

Nerven für mich die Übung nichf, weil man sich auch schöne Melodien aus den Tönen überlegen kann.
 
Das ist natürlich kein Quatsch, weil es (wie ich oben bereits sagte) dabei ja um Kennenlernen von Tonmaterial, musikalischen Zusammenhängen und sozusagen auch "Tastenmustern" geht, was natürlich sehr wichtig ist! Dabei geht es ja NICHT um "Fingertraining", welches wie gesagt abzulehnender Unsinn ist.

Hat er Dir denn auch erklärt, WARUM von jedem Ton die Quinte auf- und abwärts?
 
Nicht so wirklich. Nur, dass mir damit die Orientierung leichter fallen wird und dass ich den Zusammenhang zwischen den Tonarten besser verstehe.
 

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