Was
@Peter und
@Andre73 beschreiben, kennen sicher viele von uns, egal ob sie selbstständig sind oder nicht. Bei mir gibt es momentan ein Großprojekt, das Ende des Monats vergeben wird und für dessen Vergabe wir seit Monaten arbeiten. Da sind viele Personen involviert und insgesamt sind mehrere hundert Stunden bereits reingeflossen. Unserem Mitbewerb (das sind alles renommierte, große Firmen) geht es genauso und wenn vergeben wird, schauen alle bis auf einen durch die Finger. Klar trifft das nicht den einzelnen Mitarbeiter, weil der trotzdem von der Firma bezahlt wird, besonders für stark ausgelastete Unternehmen kann das aber durchaus problematisch sein, zumal andere Kunden auch bedient werden wollen und die Ressourcen begrenzt sind. Manche Unternehmen sind daher bereits dazu übergangen, schon für eine Grobkonzept- und Angebotserstellung Geld zu verlangen. Als Projektleiter habe ich solchen Zulieferern schon oft kategorisch abgesagt, wenn Alternativen vorhanden waren und das ist oft der Fall.
Auf die Situation eines Klavierlehrers ist das sicher nicht komplett umzulegen. Ich habe bei Lehrern schon die unterschiedlichsten Szenarien erlebt und es kommt auch viel auf das Konzept des Lehrers in der ersten "Stunde" an. Ich hatte zum Beispiel mal eine "Probestunde" bei einem Lehrer, den ich vermittelt bekam. Er hat mich eingeladen, wir haben einen Kaffee getrunken und uns unterhalten, ich habe ihm vorgespielt und am Ende hat er mir gesagt, dass er mir nicht das bieten könne, was ich mir vorstelle und wir haben einvernehmlich von weiterem Unterricht abgesehen. Dafür hat er dann auch kein Geld verlangt. Bei einem Lehrer, der Universitätsprofessor ist (also sicher nicht darauf angewiesen wäre, so zu agieren) war es so, dass wir uns getroffen haben, ich habe ihm vorgespielt und gesagt, wo ich hinmöchte, er hat mich akzeptiert und wir haben die nächste dann richtige Unterrichtsstunde ausgemacht, ohne dass ich etwas für das Kennenlernen zahlen musste. Dann hatte ich auch schon den Fall, dass ich bei einem ziemlich schlechten Lehrer eine kostenlosen richtige Unterrichtsstunde hatte und er kein Geld verlangt hat. Bei der Stunde blieb es auch. Das fand ich dann auch OK.
Hat der Lehrer ein Konzept, mit dem er bereits in der ersten Stunde voll einsteigen und eine vollwertige Unterrichtsstunde bieten kann (habe ich auch schon erlebt) spricht für mich auch nichts dagegen, wenn er diese voll verrechnet. Möchte der Lehrer diese trotzdem kostenlos anbieten, so gehört das eben zu seiner Geschäftsstrategie und da spricht dann auch nichts dagegen. Einen kategorischen Anspruch auf eine kostenlose Probestunde gibt es sicher nicht.
Viele Grüße!