Orgelspielen ohne Kirchenzugehörigkeit?

[...] Charisma und Austrahlung lassen sich nicht wirklich durch Kleidung gewinnen. Stell Herrn Bergoglio und Herrn Müller in einen Saal, beide in derselben uauffälligen Kleidung,...

Vielleicht ist er persönlich nett und freundlich?

Vielleicht liegt es auch daran, dass mich Prunk etc noch nie beeindruckt hat.
Als Messdier sieht man ja, wie sich z.B. der Priester von normaler Kleidung für die festliche Messe verwandelt, es ändert sich aber nichts an der Person.

Wobei man dazusagen muß - was Du siehst, ist das nachkonziliar gemäßigte Erscheinungsbild. Wie müßtest Du erst reagieren, wenn das Personal noch in vorkonziliarer Gewandung herumliefe?

Wir kommen aus ganz unterschiedlichen Richtungen. Das erklärt vielleicht unsere extrem unterschiedliche Wahrnehmung. Für mich ist diese Gewandung ein rührender und sympathischer Anachronismus.
 
Wobei man dazusagen muß - was Du siehst, ist das nachkonziliar gemäßigte Erscheinungsbild. Wie müßtest Du erst reagieren, wenn das Personal noch in vorkonziliarer Gewandung herumliefe?
Meinst du sowas?

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Also gegenüber den Typen der palmarianischen Kirche wirken heutigen Priester und Bischöfe ja geradezu wie in Büßerhemden gewickelt ...
 
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Ich glaube, Du bist da wirklich extrem voreingenommen oder präokkupiert. Ich sehe da nichts als Menschen mit freundlichen, gütigen Gesichtern.

Alles Ansichtssache: Ich sehe da einen, der einen verurteilten pädophilen Pfarrer wieder in einer anderen Pfarrei eingesetzt hat und der dort wieder Kinder missbrauchen konnte. Die Ermittlungen zu den Missbrauchsfällen bei den Domspatzen hat er auch jahrelang hinausgezögert. Usw

Da kann er noch so grinsen. Gütig ist bestimmt was anderes. Aber weit über 1 Million € hat er dafür schon vom Steuerzahler bekommen bzw bekommt das Geld immer noch monatlich vom dt Staat, obwohl er in Italien lebt. (wie der Van Elst übrigens auch)
 
Wird bei jedem Solisten im Kirchenkonzert die Kirchenzugehörigkeit abgefragt? Und bei den Orchestermitgliedern? Oder ist Kirchenzugehörigkeit ausschließlich bei der Orgel ein Thema?
Die Unterscheidung wird (so beobachte ich es jedenfalls) offensichtlich zwischen hauptberuflich und nebenberuflich tätigen Personen vorgenommen, wobei der tatsächliche Tätigkeitsumfang und Aufwand relevant ist. Bei Solisten und Ensemblemusikern, die per Einzelbuchung verpflichtet werden, ist offensichtlich eine liberalere Sichtweise der Dinge üblich, als wenn es um Bewerbungen auf hauptamtliche Positionen/Festanstellungen geht. Sicherlich würden sonst die bereits heute schon immensen Schwierigkeiten in vielen Gemeinden, überhaupt genügend geeignete Kandidaten für Vertretungsdienste auf der Orgelbank zu finden, noch um einiges größer. Da ist so mancher hauptamtliche Kirchenmusiker froh, wenn er wenigstens ein paar Namen von Personen parat hat, die vernünftig mit der Orgel zurechtkommen, ausreichend versiert den Gemeindegesang begleiten können und sich störungsfrei in den liturgischen Ablauf des Gottesdiensts einzufügen imstande sind. Ich spreche aus der Erfahrung eines Katholiken, der ohne jegliches Kirchenmusik- und/oder Orgelstudium überwiegend in evangelischen Gemeinden orgelt und zu seinem Status als Fachfremder ohne Wenn und Aber steht - trotzdem werde ich immer wieder engagiert. Vor diesem Hintergrund wäre auch die "falsche" Kirchenzugehörigkeit ein Thema... .

Mein Mann hatte sich vor etwa 20 Jahren bereit erklärt, den Nikolaus in der Kindergruppe zu spielen. Das ging nicht .... Andere Eltern waren dagegen, als sie erfuhren, dass er keiner Kirche mehr angehört.
Hätten diese ihre Einstellung auch dann aufrechterhalten, wenn keine personelle Alternative verfügbar gewesen wäre? Also auch dann, wenn die Aufführung in Ermangelung eines geeigneten Nikolaus-Darstellers komplett ausgefallen wäre?

Als Nicht-Orgel-Profi frage ich mich: Ist alle Orgelliteratur zwingend christlich orientiert? Wenn nein, wo kann man dann üben?
Man kann sehr wohl zwischen choralgebundener und/oder mit sonstigen christlichen Inhalten verbundener Literatur einerseits und absoluter Musik trainierenden und konzertierenden Charakters andererseits unterscheiden - selbst bei Johann-Sebastian Bach ist diese Abgrenzung möglich, auch wenn s.d.g. auf dem Notenblatt steht. Übrigens sind auch manche Konzertsäle mit Orgeln ausgestattet - wobei sich diese zumeist in großstädtischem Umfeld befinden... .

LG von Rheinkultur
 
Wird bei jedem Solisten im Kirchenkonzert die Kirchenzugehörigkeit abgefragt? Und bei den Orchestermitgliedern? Oder ist Kirchenzugehörigkeit ausschließlich bei der Orgel ein Thema?
Ein Solist im Kirchenkonzert wirkt normalerweise bei einem Auftritt mit, dann ist der ja wieder weg. Gemeindeeigene Orchester gibt es, haben dann eine ähnliche Zusammensetzung wie gemeindeeigene Kantoreien. Ich finde es normal, wenn ein Katholik in einer katholischen Gemeinde Geige spielt oder singt, und ein Protestant eben bei seiner eigenen Glaubensrichtung.
Eine unschöne Beobachtung noch am Rande: ich kenne etliche katholische Kollegen, die aus finanziellen Gründen in Anstellungen bei der evangelischen Kirche drängen. Vorgesehen ist das eigentlich nicht, bzw. nur in begründeten Ausnahmen. Führt auch eigentlich immer zu vorhersehbaren Missverständnissen in der Zusammenarbeit.
 
Ein Solist im Kirchenkonzert wirkt normalerweise bei einem Auftritt mit, dann ist der ja wieder weg. Gemeindeeigene Orchester gibt es, haben dann eine ähnliche Zusammensetzung wie gemeindeeigene Kantoreien. Ich finde es normal, wenn ein Katholik in einer katholischen Gemeinde Geige spielt oder singt, und ein Protestant eben bei seiner eigenen Glaubensrichtung.
Eine unschöne Beobachtung noch am Rande: ich kenne etliche katholische Kollegen, die aus finanziellen Gründen in Anstellungen bei der evangelischen Kirche drängen. Vorgesehen ist das eigentlich nicht, bzw. nur in begründeten Ausnahmen. Führt auch eigentlich immer zu vorhersehbaren Missverständnissen in der Zusammenarbeit.

Meine Fragen hatten auch einen minimal rhetorischen Charakter. ;-)
Ich gehe immer mal wieder in Kirchenkonzerte, mein Mann spielt dort auch ab und an. Es mag gemeindeeigene Orchester geben (ich persönlich kenne jetzt gar keines, nur Kirchenchöre), der Normalfall sind aber Auftritte von Orchestern und Chören (ich nehme mal als Beispiel meinen Unichor vor langer Zeit), von denen mit Sicherheit ein gewisser Prozentsatz nicht der Kirche angehört.

Und da frage ich mich: Wo ist jetzt der Unterschied zwischen Orgelunterricht für einen, der nicht der Kirche angehört, und dem willkommenen (!) Musizieren von so und so vielen Mitwirkenden, bei denen dies auch nicht der Fall ist.

(Der Fadenersteller will ja übrigens kein Geld verdienen, sondern würde sogar noch etwas dafür bezahlen.)

Hach, übrigens ganz lustig - fällt mir gerade ein: Unser Sohn spielt zweimal pro Jahr in der Kirche mit. Er bekommt immer Geld dafür. Er ist auch in der Kirche - würde er das Geld auch bekommen, wenn das nicht der Fall wäre? Einen Nachweis haben sie noch nie gefordert.

(Wobei ich einem einzelnen niemals absprechen würde, Orgelunterricht für einen Nicht-Angehörigen der Kirche abzulehnen. Wenn es denn seine Überzeugung ist - nun denn.)
 
Die Unterscheidung wird (so beobachte ich es jedenfalls) offensichtlich zwischen hauptberuflich und nebenberuflich tätigen Personen vorgenommen, wobei der tatsächliche Tätigkeitsumfang und Aufwand relevant ist. Bei Solisten und Ensemblemusikern, die per Einzelbuchung verpflichtet werden, ist offensichtlich eine liberalere Sichtweise der Dinge üblich, als wenn es um Bewerbungen auf hauptamtliche Positionen/Festanstellungen geht. Sicherlich würden sonst die bereits heute schon immensen Schwierigkeiten in vielen Gemeinden, überhaupt genügend geeignete Kandidaten für Vertretungsdienste auf der Orgelbank zu finden, noch um einiges größer. Da ist so mancher hauptamtliche Kirchenmusiker froh, wenn er wenigstens ein paar Namen von Personen parat hat, die vernünftig mit der Orgel zurechtkommen, ausreichend versiert den Gemeindegesang begleiten können und sich störungsfrei in den liturgischen Ablauf des Gottesdiensts einzufügen imstande sind. Ich spreche aus der Erfahrung eines Katholiken, der ohne jegliches Kirchenmusik- und/oder Orgelstudium überwiegend in evangelischen Gemeinden orgelt und zu seinem Status als Fachfremder ohne Wenn und Aber steht - trotzdem werde ich immer wieder engagiert. Vor diesem Hintergrund wäre auch die "falsche" Kirchenzugehörigkeit ein Thema... .


Hätten diese ihre Einstellung auch dann aufrechterhalten, wenn keine personelle Alternative verfügbar gewesen wäre? Also auch dann, wenn die Aufführung in Ermangelung eines geeigneten Nikolaus-Darstellers komplett ausgefallen wäre?


Man kann sehr wohl zwischen choralgebundener und/oder mit sonstigen christlichen Inhalten verbundener Literatur einerseits und absoluter Musik trainierenden und konzertierenden Charakters andererseits unterscheiden - selbst bei Johann-Sebastian Bach ist diese Abgrenzung möglich, auch wenn s.d.g. auf dem Notenblatt steht. Übrigens sind auch manche Konzertsäle mit Orgeln ausgestattet - wobei sich diese zumeist in großstädtischem Umfeld befinden... .

LG von Rheinkultur

Du hast sehr ausführlich auf meine Fragen geanwortet - ein herzliches Dankeschön.
Meine Fragen hatten auch einen minmalen Anstrich von Rhetorik ... ;-) Sozusagen als Denkanstoß, ob wichtig, weiß ich nicht. ;-)(Jetzt bloß keine Leerzeichen an der falschen Stelle ...)

Du hast für mich einen sehr wichtigen Punkt genannt: den von Angebot und Nachfrage.

Leider können wir (mein Mann und ich) uns gar nicht mehr erinnern, ob die Nikolaus-Feier dann stattfand, also ob es einen zweiten Nikolaus "im Angebot" gab. Im Gedächtnis ist uns nur unser Amüsement geblieben.

Ich würde nie jemandem das Recht absprechen, den Orgelunterricht unter den genannten Bedingungen abzulehnen.

Aber - und das ist jetzt ganz ernst gemeint: Ich nehme meine eigene Kirche leider immer wieder (aber nicht grundsätzlich) auch als eine Kirche des Ausschlusses wahr, und das entspricht nicht meinem ganz persönlichen christlichen Glauben.
 
PS an @Rheinkultur

Die letzte Orgel im Konzertsaal, die ich gesehen (und gehört habe), war übrigens die im Gewandhaus Leipzig. Hat mir sehr gefallen. Ich habe es dort vor allem genossen, mal auf den Organisten schauen zu können.
 

Du hast für mich einen sehr wichtigen Punkt genannt: den von Angebot und Nachfrage.
Wichtig ist diese Wechselbeziehung in der Tat. Was nützt einem die Prinzipientreue, wenn man damit auch wichtige Kontaktpersonen und Ansprechpartner vor den Kopf stößt? Vieles an der Nachwuchsproblematik (gerade im kirchenmusikalischen Bereich) ist nämlich hausgemacht.

Ich nehme meine eigene Kirche leider immer wieder (aber nicht grundsätzlich) auch als eine Kirche des Ausschlusses wahr, und das entspricht nicht meinem ganz persönlichen christlichen Glauben.
Soweit das der Fall ist, muss die Institution Kirche mit einer wenig günstigen Konsequenz rechnen - dass sie einen immer kleiner werdenden Teil der Bevölkerung erreicht.

LG von Rheinkultur
 
Wichtig ist diese Wechselbeziehung in der Tat. Was nützt einem die Prinzipientreue, wenn man damit auch wichtige Kontaktpersonen und Ansprechpartner vor den Kopf stößt? Vieles an der Nachwuchsproblematik (gerade im kirchenmusikalischen Bereich) ist nämlich hausgemacht.


Soweit das der Fall ist, muss die Institution Kirche mit einer wenig günstigen Konsequenz rechnen - dass sie einen immer kleiner werdenden Teil der Bevölkerung erreicht.

LG von Rheinkultur

Tja, und das finde ich so schade für "meine" Kirche.

Übrigens, ein schönes Beispiel für "vor den Kopf stoßen": Das (eher kleine) Laienorchester, in dem mein Mann zur Zeit spielt, soll jährlich eine relativ hohe Summe für die Benutzung eines Saales der ev. Kirche aufbringen. Die Reaktion: vermutlich weichen sie jetzt auf einen anderen Saal aus.
 
Ich lese den Faden von Anfang an mit und wollte die ganze Zeit etwas fragen, was mich wirklich sehr interessiert, und nun ist sowieso schon so viel OT da, dass ich mich jetzt traue ;-)
In einem Beitrag wurde formuliert, die Orgel sei ja ein Kircheninstrument. Meine Frage ist: Ist es denn wirklich immer noch so? Es gibt ja viele nicht kirchliche Werke für die Orgel oder mit ihr, es gibt, wie Rheinkultur hier sagt,
Übrigens sind auch manche Konzertsäle mit Orgeln ausgestattet - wobei sich diese zumeist in großstädtischem Umfeld befinden...
, sozusagen "kirchenfreie" Orgel...
Empfindet man die Orgel trotzdem noch als ausschließlich Kircheninstrument?
Ich bin in einem anderen Umfeld (Russland) aufgewachsen, also in einer in weiten Teilen anderen Kultur. In der orthodoxen Kirche gibt es keine Orgel, die Lithurgie sieht keine Instrumente vor, sie sind nicht erlaubt, es darf nur gesungen werden.
Insofern hattte man dort, wenn man Orgel spielen lernen wollte, nur die Möglichkeit, dies im Rahmen eines Musikstudiums zu machen - also anscheinend ganz umgekehrt als hier (ist es richtig, dass man in Deutschland nur durch Kirchenmusikstudium Organist werden kann?). Größere Konzerthäuser in Russland (okay, ich spreche hier von St. Petersburg und Moskau, aber ich denke, in anderen Großstädten ist es auch so) haben alle eine Orgel, und Konzerte der Orgelmusik, kirchlich oder nicht, finden logischerweise dort statt.
Für mich ist also die Orgel nie ein Kircheninstrument gewesen, obgleich dieses historischen Ursprungs.
Mich interessiert deswegen sehr, ob man sie in Deutschland (oder evtl. europaweit, sprich in Ländern mit katholischem und/oder evangelischem Hintergrund) tatsächlich als solches empfindet. Diese Frage hatte ich mir nämlich noch nie früher gestellt und würde gerne etwas dazu lernen :-)

Puhh, viel wirres Zeug, aber ich hoffe trotzdem auf einige Antworten.
LG Anna
 
Zuletzt bearbeitet:
Empfindet man die Orgel trotzdem noch als ausschließlich Kircheninstrument?
@Musikanna nein, und das schon lange nicht mehr.
Saint-Saens´ berühmte Orgelsinfonie hat nichts mit "Kirchenmusik" und "ad gloriam dei" zu tun (wiewohl natürlich Assoziationen - bewußt eingesetzt - mit im Spiel sind)
Auch in der sehr weltlichen (!!) Oper tauchen Orgelklänge (meist per Harmonium realisiert) auf, z.B. in Wagners Lohengrin und Verdis Otello
Aber schon lange vordiesen beiden opernmäßigen Spätromantikern: Haydns Orgelkonzerte haben nichts mit Kirchenmusik zu tun. (jetzt könnte man fast sagen, dass sich schon zu zopfigen Haydn-Zeiten die Orgel vorsichtig aus dem Kirchendunst "emanzipierte") :-)
 
Danke @rolf.

Noch anders gefragt:
Könnte ich (rein spekulativ) in Deutschland Orgel studieren, ohne einer Konfession anzugehören?

Hier wurden chinesische Studentinnen erwähnt, die in der Kirche Orgel üben - studieren sie denn alle Kirchenmusik?..
 
Auch in der sehr weltlichen (!!) Oper tauchen Orgelklänge (meist per Harmonium realisiert) auf, z.B. in Wagners Lohengrin und Verdis Otello
Bei den beiden Beispielen ist allerdings durchaus ein sakraler Bezug durch die Handlung gegeben, was auch für weitere Beispiele (Mascagnis "Cavalleria rusticana" oder Massenets "Le Cid") gilt. In wirklich weltlichem Kontext und als Teil des Orchesterapparats wird man eher bei Gustav Mahler (2. und 8. Sinfonie), Richard Strauss ("Also sprach Zarathustra", "Festliches Präludium", "Eine Alpensinfonie") und späteren Komponisten fündig.

Könnte ich (rein spekulativ) in Deutschland Orgel studieren, ohne einer Konfession anzugehören?
Selbstverständlich kannst Du das tun. Eine spätere Tätigkeit als Konzertorganist ist prinzipiell möglich - allerdings mit entsprechend eingeschränkten beruflichen Perspektiven. Vergleichbar wäre das mit einem Pianisten, der ausschließlich als Solist konzertieren will, oder auch mit einem Gesangssolisten, der prinzipiell nur konzertant und niemals auf der Musiktheaterbühne auftritt. Üblich ist die Kopplung solcher Spezialisierungen mit weiteren künstlerischen Betätigungsfeldern - insofern gibt es häufiger den umfassend ausgebildeten Kirchenmusiker, der sich zusätzlich auf weitere Aktivitäten als Konzertorganist spezialisiert hat, als den reinen Konzertorganisten, der vorrangig vom solistischen Auftreten leben kann und will. Dieser ist vermutlich kaum häufiger anzutreffen als ein Komponist, der ausschließlich mit dem Komponieren seinen kompletten Lebensunterhalt verdient.

Hier wurden chinesische Studentinnen erwähnt, die in der Kirche Orgel üben - studieren sie denn alle Kirchenmusik?
Davon gehe ich aus - ich kenne etliche Kirchenmusiker mit fernöstlichen Wurzeln, die katholisch oder evangelisch sind.

LG von Rheinkultur
 
Viele "sonderbare" Phänomene im Zusammenhang mit den Amtskirchen lassen sich durch die ebenfalls sonderbare Verquickung von Staat und Kirche (als Institution) erklären. Dabei wird gern der Zusammenhang mit dem Reichsdeputationshauptschluss von Anno tuck angeführt. Und dies trotz der aktuell beträchtlichen Vermögenswerte in kirchlicher Hand.

Die Amtskirchen haben in puncto Angestelltenverhältnisse (= also auch Pfarrer, Putzkräfte, Ärzte, Bürohilfen und Organisten) Dienstherrencharakter sui generis. Das ist gesetzlich verankert und wurde auch durch "linke" Regierungen m. W. nie in Zweifel gezogen. Ob man das OK findet oder nicht - es ist nun einmal so. Von einer "Trennung von Kirche und Staat" kann in Deutschland nicht die Rede sein.

Leider wird die "normale" Gesetzgebung oftmals entkräftet. Das ist hinsichtlich der erforderlichen Mitgliedschaft bei Angestelltenverhältnissen gerade noch halbwegs akzeptabel. In den Augen desjenigen, der seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern UNSERE Steuergelder weiterreicht, ist die geschiedene und wiederverheiratete Kindergärtnerin halt nicht mehr tragbar. :dizzy:Da könnte man noch die Schultern zucken und sagen: Selbst dran schuld, es gibt auch andere Arbeitgeber. Auch finde ich es nachvollziehbar, wenn zum Beispiel eine katholische Gemeinde keinen bekennenden Calvinisten als Organist einstellt (wobei in einem solchen Fall auch der Gemütszustand von letzterem Anlass zur Sorge gäbe;-)).

Inakzeptabel wird diese Haltung in Fällen wie dem der vergewaltigten Frau, die von einer Klinik in katholischer Trägerschaft abgewiesen wurde - an die Begründung erinnert sich der eine oder die andere vielleicht. Inakzeptabel deshalb, weil die Trägerschaft nur eine formale und administrative ist, das dafür benötigte Geld jedoch von allen aufgebracht wird. Aber auch hier könnte man - mit erheblichem Bauchgrimmen - immer noch sagen: Es gibt Alternativen.

NOCH VIEL schlimmer sind die ubiquitären und systematischen Vertuschungen von Straftaten durch Kirchenpersonal. Auf eine sehr direkte Weise (Pinkepinke, Kohle, Bimbes) sind diese Leute Beamte bzw. Angestellte des Öffentlichen Dienstes. Gleichwohl wird "irgendwie intern" geregelt, wie man mit schwersten Straftaten umgeht. Ja, ich rede von Übergriffigkeiten gegenüber Schutzbefohlenen, vulgo: Kindern/Jugendlichen. Ein normaler Beamter wäre nicht nur der ganz normalen Strafverfolgung ausgesetzt, er bekäme mit seinem Dienstherrn zu Recht einen Ärger, den er bis an sein Lebensende auf seinen Kontoauszügen ad oculos demonstriert bekommt. Bei Priestern ist es, wie immer wieder öffentlich wird, anders.
 
Leider wird die "normale" Gesetzgebung oftmals entkräftet. Das ist hinsichtlich der erforderlichen Mitgliedschaft bei Angestelltenverhältnissen gerade noch halbwegs akzeptabel. In den Augen desjenigen, der seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern UNSERE Steuergelder weiterreicht, ist die geschiedene und wiederverheiratete Kindergärtnerin halt nicht mehr tragbar. :dizzy:Da könnte man noch die Schultern zucken und sagen: Selbst dran schuld, es gibt auch andere Arbeitgeber. Auch finde ich es nachvollziehbar, wenn zum Beispiel eine katholische Gemeinde keinen bekennenden Calvinisten als Organist einstellt

Ich glaube, daß das unterschiedlich zu beurteilende Fälle sind. Was die Kindergärnterin, den Krankenpfleger und andere im Bereich der öffentlichten Wohlfahrtfürsorge Tätige betrifft, arbeitet sie / er in einem Bereich, der nach dem Subsidiaritätsprinzip strukturiert ist - sprich: wo die Kirche einen Kindergarten betreibt, braucht das die öffentliche Hand nicht tun und alimentiert das kirchliche (oder von einem freien Wohlfahrtsverband betriebene) Unternehmen stattdessen mit einem ansehnlichen Zuschuß (Landesrecht; in BY max. 90%). Das führt dazu, daß es vielfach kein ausreichendes Angebot an nicht-kirchlichen Arbeitsplätzen gibt, und auch jemand, der sich der Kirche nicht verbunden fühlt, wohl oder übel bei ihr anheuert. Wenn die/der nun Opfer eines kirchlichen Arbeitsrechts wird, das gesamtgesellschaftlich legitimierte Vorgänge wie Wiederverheiratung nach Scheidung mit dem Verlust des Arbeitsplatzes sankioniert (so in der katholischen, nicht in den reformierten Kirchen), dann ist das, wie ich meine, ein ausgemachter Übelstand, und da kann man nur hoffen, daß eines nicht allzufernen Tages der europäische Gerichtshof den "Tendenzschutz", den die deutsche Rechtssprechung immer noch hochhält, auf diesem Gebiet zu Fall bringt.

Etwas anderes ist es mit dem hauptamtlichen Kirchenmusiker, der ja ein umittelbarer Mitwirkender bei der »Verkündigung« ist, das heißt, sich bewußt in den Dienst einer, nun sagen wir mal, Ideologie gestellt hat. Von dem kann der Arbeitgeber natürlich erwarten, daß er sie nach außen vertritt, nicht anders als es der DGB, ein anderer Nutznießer des »Tendenzschutzes«, von seinen Mitarbeitern erwartet. Andernfalls müßte die Kirche auch den aus ihr ausgetretenen Pfarrer am Altar, der DGB den zum Arbeitgeberpräsidenten mutierten Spitzenfunktionär und die SPD den zu Angela Merkel übergelaufenen Siegmar Gabriel in ihren / seinen Reihen dulden.

Wir sollten also Tätigkeiten, die im Dienst eines Ideals stehen und in der Regel auch mit einem wie auch immer gearteten Treueversprechen bewehrt sind, von Tätigkeiten in solchen Bereichen unterscheiden, wo Kirchen und andere Verbände tatsächlich nur sozusagen als Subunternehmer des Staates oder der Gemeinden tätig werden. Daß in diesem Bereich ein Arbeitgeber verfassungsmäßig garantierte Rechte beschneiden kann, sollte mit dem Selbstverständnis des Staates, der ja die Aufsicht über den Kultusbereich hat, eigentlich unverträglich sein.
 
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