Orgelspielen ohne Kirchenzugehörigkeit?

Das beruhigt mich. Ich bin nämlich auch ein erst nachträglich legitimiertes Bankert. :puh:

Deswegen mußt Du Dich nicht auch noch Deiner Maskulinität begeben: es heißt der Bankert, übrigens auch bei Mädchen. Wo bleibt eigentlich die Frauenbeauftragte mit der Forderung, in den Duden das Lemma die Bankertin aufzunehmen?

Übrigens hat, so finde ich, eigentlich nur jemand Anspruch auf diesen Ehrentitel, der wirklich auf einer Bank gezeugt worden ist. Also hole erstmal eine eidesstattliche Versicherung ein, daß es nicht das Sofa war. ;)
 
Als Semi-OT-Beitrag, halb am Thema vorbei, mal Folgendes: Es ist mir immer suspekt, wenn jemand erzählt, er sei wegen irgendwelcher Mißstände aus der Kirche ausgetreten. Das pflegt eine faule Ausrede, ein Vorwand zu sein, der den eigentlichen Grund verbergen soll: Indifferenz in Glaubensfragen, Desinteresse, daraus folgend: die mangelnde Einsicht, für das Fremdgewordene noch latzen zu müssen. Ich habe Respekt vor jedem, der das ehrlich zugibt.

Fragwürdig ist auch das Argument, als gläubiger Christ brauche man die Institution Kirche nicht. Glaube ist etwas Verbindliches. Ein bekennender Christ hat keine Scheu vor dem Zusammensein mit Glaubensbrüdern und - schwestern. Kirchen sind nichts anderes als solche Glaubensgemeinschaften.

Die Mißstände müßten - bei ernsthaftem Interesse an Glaubensfragen - gerade ein Grund sein, sich der gefährdeten Institution zuzuwenden - um nämlich an ihrer Heilung mitzuwirken. Darüberhinaus halte ich das Gerede von den Mißständen für die Folge einer Wahrnehmungsstörung, einer völlig verzerrten Sichtweise. Gerade in dem Bereich, der von Außenstehenden wahrgenommen wird: der Diakonie, sind die Kirchen intakt, aber es wird (wie die Nachricht 'Hund beißt Mann') nicht zur Kenntnis genommen, weil nur die Normabweichung ('Mann beißt Hund') eine Nachricht wert ist. Das wahrhaftige Problem der Kirchen, ihre zunehmende Verweltlichung, ist Außenstehenden wiederum gar nicht bewußt.

Wenn man den Glaubensverein, in dem man großgeworden ist, partout für unzumutbar/unreformierbar hält, sollte man sich dem passenderen Nachbarbekenntnis anschließen: Man hat immerhin die Wahl zwischen evangelisch-lutherisch, römisch-katholisch, altkatholisch oder orthodox - plus Frei- und Splitterkirchen, wenn's denn sein muß.

Mich hat's aus der evangelisch-lutherischen Kirche rausgetrieben, unter großen Schmerzen, in der Erkenntnis, daß sie sich heute weder auf das Evangelium noch auf Luther bezieht, und mich der römisch-katholischen zugewandt, weil deren Liturgie in der Meßfeier (bei allen protestantischen Mätzchen, die auch dort schon Eingang gefunden haben) noch halbwegs intakt ist. In der RKK gibt es jede Menge Mißstände; aber Mißstände sollten - wie schon gesagt - für niemanden ein Hindernis sein.

Gemeinschaft ja- eine hierarchische Instutution,wie im Augenblick, absolut nein.
Und eine Gemeinschaft, die sich nur darüber definiert, in welcher Reihenfolge die Liturgie oder Zirkusveranstaltung ( Papst Franziskus laut übereinstimmenden Berichten bei der Umkleidung) stattfindet, definiert, ist nichts wert.

Ich hoffe wirklich, dass Papst Franziskus noch lange weitermacht umd alle Müllers etc . bald in den Ruhestand oder in einfache Gemeinden schickt. Aber das wird er nicht machen. Zu den einfachen Leuten schickte er schon als Bischof nur die Besten. We nichts konnte, wurde zu den Reichen abgeschoben.

Tut mir leid @Gomez de Riquet Wenn ich all die Kardinäle in ihren Karnevalskostümen sehe, schütteltet es mich mittlerweile vor Lachen :)
 
Vielen Dank, @gastspiel, für Deine Rückmeldung (wir kommen uns näher - der Neuen Musik und der Kirche sei Dank!)

Ich bin wohl einfach stolz genug, um mit Hierarchien kein Problem zu haben.

Es kann in einer komplexen Gesellschaft wie der unsrigen nicht jeder alles; das war schon in der arbeitsteiligen Gesellschaft der römischen Spätantike so. Ich und viele andere verrichten weltliche Arbeit, so wie Pfarrer, Bischof und Kardinal ihr geistliches Amt versehen, und jeder braucht den anderen. Ich vollbringe etwas, was der Kardinal nicht kann, und er tut Dinge, zu denen mir wiederum die Ausbildung und die Vollmacht fehlen.

Einen Würdenträger zu verlachen, nur weil er Würdenträger ist, käme mir nicht in den Sinn. Bei mir hat jeder Mensch einen Vertrauensvorschuß. Meine Spottlust wird erst geweckt, wenn sich jemand vor meinen Augen als unrettbar lächerlich erwiesen hat (aber selbst diese Spottlust - gebe ich zu - ist unchristlich, denn ist vor Gott ein Mensch unrettbar?).

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Als Semi-OT-Beitrag, halb am Thema vorbei, mal Folgendes: Es ist mir immer suspekt, wenn jemand erzählt, er sei wegen irgendwelcher Mißstände aus der Kirche ausgetreten. Das pflegt eine faule Ausrede, ein Vorwand zu sein, der den eigentlichen Grund verbergen soll: Indifferenz in Glaubensfragen, Desinteresse, daraus folgend: die mangelnde Einsicht, für das Fremdgewordene noch latzen zu müssen. Ich habe Respekt vor jedem, der das ehrlich zugibt.

Fragwürdig ist auch das Argument, als gläubiger Christ brauche man die Institution Kirche nicht. Glaube ist etwas Verbindliches. Ein bekennender Christ hat keine Scheu vor dem Zusammensein mit Glaubensbrüdern und - schwestern. Kirchen sind nichts anderes als solche Glaubensgemeinschaften.

Die Mißstände müßten - bei ernsthaftem Interesse an Glaubensfragen - gerade ein Grund sein, sich der gefährdeten Institution zuzuwenden - um nämlich an ihrer Heilung mitzuwirken. Darüberhinaus halte ich das Gerede von den Mißständen für die Folge einer Wahrnehmungsstörung, einer völlig verzerrten Sichtweise. Gerade in dem Bereich, der von Außenstehenden wahrgenommen wird: der Diakonie, sind die Kirchen intakt, aber es wird (wie die Nachricht 'Hund beißt Mann') nicht zur Kenntnis genommen, weil nur die Normabweichung ('Mann beißt Hund') eine Nachricht wert ist. Das wahrhaftige Problem der Kirchen, ihre zunehmende Verweltlichung, ist Außenstehenden wiederum gar nicht bewußt.

Wenn man den Glaubensverein, in dem man großgeworden ist, partout für unzumutbar/unreformierbar hält, sollte man sich dem passenderen Nachbarbekenntnis anschließen: Man hat immerhin die Wahl zwischen evangelisch-lutherisch, römisch-katholisch, altkatholisch oder orthodox - plus Frei- und Splitterkirchen, wenn's denn sein muß.

Mich hat's aus der evangelisch-lutherischen Kirche rausgetrieben, unter großen Schmerzen, in der Erkenntnis, daß sie sich heute weder auf das Evangelium noch auf Luther bezieht, und mich der römisch-katholischen zugewandt, weil deren Liturgie in der Meßfeier (bei allen protestantischen Mätzchen, die auch dort schon Eingang gefunden haben) noch halbwegs intakt ist. In der RKK gibt es jede Menge Mißstände; aber Mißstände sollten - wie schon gesagt - für niemanden ein Hindernis sein.

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Hier gehts ja heiß her!

Auch auf die Gefahr, einen auf den Deckel zu bekommen (ich habe gerade eine masochistische Anwandlung) möchte ich zum Grundthema des Fadens meine Geschichte beitragen.

Ich bin bis zu meiner Kommunion katholisch erzogen worden, ging dann zum Studium und bin schließlich in den 80er Jahren aus der Kirche ausgetreten, weil ich keinen Bezug mehr dazu hatte. Die praktizierte Lithurgie passte für mich einfach nicht mehr in ein modernes Weltbild.

Ich bin dennoch fest überzeugt, dass es eine ordnende Kraft (um den Begriff Gott nicht zu gebrauchen) geben muss, die all das, was uns umgibt geschaffen hat. So viele Zufälle, die das Leben erst ermöglicht haben, gibt es nicht!

Aber wer sagt mir denn, welche Religion am Ende die Richtige ist. Nur weil ich hier geboren bin und meine Eltern zufällig katholisch waren muß es doch nicht die richtige Art des Ausübens des Glaubens bedeuten! Welche Religion hat Recht? Jede behauptet es auf ihre Weise!
Ich kann mir am ehesten noch den Buddhismus vorstellen. Ich glaube, die Summe des Lebens ist wie auch die Summe von Energie immer gleich, sie wird nur in eine andere Form umgewandelt.

Ich brauche für mich keine Institution um meinen Glauben zu leben.
Ich halte mich an den Grundsatz von Albert Schweitzer: Ehrfurcht vor dem Leben. Dieser trifft zu ziemlich den Kern.

Zu meiner Orgelkarriere:

Ich las an der Kirche einen Aushang: Kirchenmusikdirektor .... erteilt auf Anfrage Orgelunterricht.

Also habe ich angerufen und nach den Kosten gefragt. Man bedeutete mir, dass für die Ausbildung mit Abschluß D-Schein keine Kosten anfallen, man aber erwarte, dass ich vertretungsweise den Gottesdienst begleite. Da ich das nicht wollte (ich bin schon zu alt und wollte keine meiner begrenzten Zeit mit Choralspiel zubringen, sondern "weltliche" Literatur spielen) habe ich nach den Kosten ohne D-Schein gefragt.
Da diese sehr moderat waren, habe ich dann zwei Jahre einen hoch professionellen Orgelunterricht genossen. Es kam nie die Frage nach meiner Glaubensrichtung auf. Ich stehe auch heute noch mit ihm in einem freundschaftlichen Kontakt und wir besuchen uns gegenseitig.

Nachdem ich der Meinung war, halbwegs vernünftig spielen zu können, habe ich dann in der näheren und weiteren Entfernung in den zugehörigen Gemeinden um eine Spielerlaubnis für die "richtige" Pfeifenorgel angefragt.
Ich habe nie eine Absage erhalten und mit Ausnahme Trost-Orgel Waltershausen nie eine Benutzungsgebühr bezahlen müssen (obwohl mir das durchaus angemessen vorgekommen wäre)..

Mittlerweile habe ich neben vielen Orgeln in meiner näheren Umgebung und der erwähnten Trost Orgel viele Silbermannorgeln spielen dürfen (Reinhardtsgrimma, Zöblitz, Rötha St. Georgen, Freiberg Petri) deren Sample Sets ich auch besitze und somit virtuell spielen kann, wann immer ich will.
Anläßlich des 40.Jahrestages meiner Exmatrikulation an der Ingenieurhochschule in Köthen durfte ich auch die Ladegast Orgel der Marktkirche spielen - ein traumhaftes Instrument!

Zusammengefasst: In Sachsen ist die Benutzung von Kirchenorgeln unabhängig jedweder Konfession oder Ausbildungsstand problemlos möglich.
 
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in Köthen durfte ich auch die Ladegast Orgel der Marktkirche spielen - ein traumhaftes Instrument!

Das stimmt! Ich durfte zwar nicht drauf spielen, aber wenigstens hören und die Organistin kennenlernen.

Man feiert bei Euch also den Jahrestag seiner Exmatrikulation. Mal sehen, ob ich die Berufung auf Dich in ein Postulat auf ein gepflegtes Abendessen ummünzen kann, denn mir steht dasselbe Datum unmittelbar bevor.
 
Die KMD, Frau Apitz, ist eine nette, unkomplizierte Frau und Ihr gilt mein Dank für die Begegnung mit dieser traumhaften Orgel (die ich im vergangenen Jahr noch mal spielen durfte!).
 


Ui, war ich da in einer für Westler verbotenen Zone? Dachte, das sei abgeschafft ... ;) Also: eines sonnigen Morgens im letzten Sommer fuhr ich mit meiner Nachfolgerin von einer Konferenz in Berlin heim, genauer gesagt: sie fuhr und ich ließ fahren. Sie ist Katalanin und weil sie mich die ganze Zeit über die unvermeidliche Sezession Kataloniens von den arglistigen Spaniern aufklärte, wuchs in mir der Wunsch nach Revanche und ich verurteilte sie zu einer kurzen Abschweifung in die Bach-"Archäologie", die ihr völlig fremd war. Als, hihi, "Ortskundiger", wollte ich sie eigentlich in das Schloß schleppen. Sie aber, wie smarte Linguistinnen heute halt so sind, zückte, kaum angekommen, ihr smartes Dingsbumsphone und fand heraus, daß gleich Mittagsmusik in der Kirche sei. War es auch, leider eine durch empathisches Gesäusel gestörte. Irgendwie waren wir auf die Empore gelangt (ich glaube, eine mitleidige Seele hat sogar extra für uns aufgesperrt, weil wir so inspirierte Mienen aufgesetzt hatten) und wurden nach der, leider ziemlich kurzen, Musik von der Organistin gefragt, ob sie was für uns tun könne. Und da habe ich ihr weisgemacht, daß meine Fahrerin eigens aus Barcelona herbeigeeilt sei, um den weltberühmten Bachort Köthen kennenzulernen ... hab aber gleich zugegeben, daß das halb gelogen war. In einer evangelischen Kirche muß man ja nicht gleich die Verurteilung zu 50 lateinischen Ave Maria befürchten.
 
Ich habe aber auch keine Antonow über der Ort kreisen sehen, sonst hätte ich Dich schon herunterholt!
 

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