Ich habe rund 4 Jahre Unterricht genommen, viel geübt, zu Corona Lockdown Zeiten bisweilen extrem viel.
Wie viel hast Du denn geübt (in Stunden pro Tag)? Täglich?
Wenn ich ein Stück beiseite lege, ist das nach zwei Wochen aus meinem Gehirn gelöscht, wenn ich Stücke anspiele, die ich mal perfekt konnte, ist das, als wenn ich die Noten das erste Mal sehe und die Stücke kommen auch nicht schnell wieder mit ein bisschen üben.
War bzw. ist das bei der Querflöte bei Dir genauso? Kannst Du die Klavierstücke wenigstens noch singen, pfeifen oder summen, oder Dir im Stillen vorstellen?
Ich kann vom Blatt exakt nichts spielen.
Ich kann im Violinschlüssel (zumindest einstimmig) flüssig lesen, habe als Kind 8 Jahre Querflöte gespielt. Aber im Bass sieht das immer noch übel aus. Buchstabieren statt lesen,
Einen neuen Notenschlüssel zu lernen, das dauert! Ich würde Dir empfehlen, Deine Notenblättervor dem Spielen zu präparieren, indem Du bei jeder einzelnen Note den Notennamen und den Fingersatz dazuschreibst. Und dann abschnittsweise üben, nicht das ganze Stück auf einmal.
Beim Schreiben der Notennamen über die Notenköpfe lernst Du nach und nach den Bassschlüssel. Versuche Dir dabei die Töne gleichzeitig innerlich vorzustellen oder singe sie oder spiele sie Dir vor.
aber ich möchte, dass ich in der Lage bin, die einfachen Stücke einfach mal nach Noten spielen zu können und die nicht so schweren, die ich mal konnte auch. Ist das illusorisch?
Nach fünf Jahren als erwachsener Späteinsteiger ist das vermutlich viel zu ehrgeizig. Ich kenne nur extrem wenige Leute, die sehr gut vom Blatt spielen können. Allerdings haben die Klavier studiert und ihr Leben lang wenig anderes gemacht als Klavier zu üben. Und selbst die kommen ins Schleudern, wenn sie einen völlig unbekannten Komponisten vor sich haben, oder z.B. komplexe, schnelle moderne Stücke ohne erkennbare Melodie.
Bei der Querflöte mag das anders sein, weil Du da nur eine einzige Melodie lesen und spielen musst. Beim Klavier ist Blattspiel eine ganz andere Hausnummer als bei rein einstimmigen Melodieinstrumenten.
Ist das Klavierspielen ein Hobby, das nur funktioniert, wenn man täglich eine Stunde Übezeit aufbringt?
Wenn Du als Späteinsteiger wirklich ein neues, komplexes Instrument spielen lernen willst, musst Du richtig Gas geben. Eine Stunde täglich wäre sicher gut. Eine halbe oder dreiviertel Stunde kann es auch mal sein, aber Du musst täglich konzentriert üben. Als Ziel kannst Du Dir z.B. setzen, dass Du bestimmte Stücke in 10 Jahren (nach ca. 3500 Übungsstunden) spielen können willst. Dann hättest Du einen Ansporn, bleibst aber gleichzeitig realistisch.
Meine Freundin, die mir voraus hat, als Kind schon mal eine lange Zeit Klavier gespielt zu haben, davon ab allerdings nie übt und nur hin und wieder mal eine Runde klimpert, setzt sich ans Klavier, improvisiert traumhaft und spielt Stücke, die sie vor 10 Jahren mal gespielt hat vom Blatt.
Wer in der Kindheit bereits das Glück hatte, ein Instrument zu lernen und damals auch intensiv geübt hat, hat gegenüber einem erwachsenen Späteinsteiger einen himmelweiten Vorsprung. Das ist einfach so. Die Bewegungsmuster sind in der Kindheit ins Gehirn eingraviert worden. Damit darfst Du Dich nicht vergleichen!
dass ich ziemlich frustriert bin, wo ich nach 7 Jahren.... na, sagen wir nach 5 Jahren ernsthaft üben angekommen bin.
Fünf Jahre sind eine kurze Zeit für einen erwachsenen Klavier- bzw. Instrumentenlerner.
Meine Freundin meint, "einfach" noch mal von vorne anfangen.
So schlecht ist dieser Rat gar nicht. Allerdings fängst Du nicht ganz "von vorne" an, sondern da, wo Du jetzt gerade stehst. Ich wünsche Dir, dass Du einen guten Lehrer findest, der Dich fördert und (durchaus nach
@hasenbein -Manier auch) fordert. Damit bleibst Du dran.
Ich kämpfe ein wenig mit Depressionen gerade. Und dann gibt es so Wochen, wo ich von frühmorgens bis spätabends schwer beschäftigt bin und da schlicht keine Zeit habe, selbst wenn ich wollte.
Vielleicht ist momentan auch einfach der falsche Zeitpunkt für den Wiedereinstieg ins Klavierüben?
Ich bin derzeit dabei, mal wieder sehr einfache Stücke zu spielen, viel einmal nur vom Blatt, einiges dann auch mal wieder richtig geübt,
Lass doch mal dieses Blattspiel und übe stattdessen lieber "tief" ein Stück ein, am besten begleitet durch einen kompetenten Lehrer. Lieber ein Stück pro Halbjahr, und das richtig, als zwanzig Stücke, die Du dann alle wieder vergisst.