Wenn ich am Klavier sitze, dann betreibe ich meist auch Repertoirepflege. Das gezielte Üben einzelner "Problemzonen" nimmt daneben relativ wenig Raum ein ... meist beackere ich ein oder zwei Problemstellen im Repertoire oder einige zusätzliche Takte eines neuen Stückes.
Auch ich spiele auswendig, und ich halte es für vollkommen normal, dass hin und wieder mal einige Passagen "weg" sind, und ich dann nochmal die Noten herauskramen muss.
Oft kommt das dann aber sehr schnell wieder (es ist fast, als hätte sich nur ein Knoten lösen müssen). Sogar Stücke, die ich Jahre lang nicht gespielt habe, kommen relativ schnell wieder.
Es ist normal, dass man Auswendiggelerntes wieder vergisst, wenn man es nicht regelmäßig pflegt. Ebenso normal ist die begrenzte Kapazität des menschlichen Gedächtnisses und die individuelle Nutzung desselben (unterschiedliche Strategien zum memorieren führen zu unterschiedlicher Leistungsfähigkeit).
Daher hat der eine mit Mühe 3 Stücke auswendig im Kopf, bei einem anderen sind es mühelos 50+, und bei manchen fühlt es sich an, wie ein vollgestellter Arbeitstisch, bei dem eben hinten was runterfält, wenn man vorne was neues draufschiebt (unabhängig von der Gesamtzahl Dinge, die da schon sind).
Für alle gilt aber, dass nur das langfristig im Kopf bleibt, was auch regelmäßig genutzt wird.
Also muss man sein Repertoire spielen, um es abrufbar zu halten. Das müssen wir, die wir keine Blattspiel-Automaten sind, alle ... ganz egal, wie umfangreich das Repertoire ist.