"musikalität" trainieren?

  • Ersteller des Themas Gsus eaten
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So Offtopic ist die Diskussion über Musikalität nicht. Es ist eine klare Aussage im Eröffnungsbeitrag.
Hallo

ich möchte eine diskussion entfachen über das thema "musikalität".
[…]
endlich möchte ich sagen dass ich glaube ein unbewusstes inneres gerüst ist allem dienlicher als eine notdürftig fragwürdig von außen gestütze fassade an deren gerüstbolen ihr gummi neopren solarium gesicht "grillwürstchen" bruzelnd hängt.

Das für mich etwas verschwommen wirkende Bild der weiteren Fragestellung ist eher anstrengend zu deuten und wurde kryptisch am Ende des Beitrages, in der selben Manier gelöst.
Sicher kann man es üben, das Innere nach außen zu stülpen. Seele schürfen, erscheint mir schwieriger. Man kann auch den Neoprenanzug auf einem Gerüst aufhängen, das Gesicht im Solarium bräunen und Grillwürstchen bruzzeln - aber, ob das hilft?

Eine klare Definition des Begriffes »Musikalität« würde mich freuen, da für mich alle bisher gefundenen Erklärungen wie ein gedankliches Konstrukt klingen.

Zum kryptisch formulierten Teil des Themas:
Bildlich gesprochen ist es entscheidend, ob Sender und Empfänger auf der selben Wellenlänge sind.
Und außerdem:
Wenn eine Botschaft, ehrlich und klar formuliert und mit ausreichend Energie gesendet wird, besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit der Berührung des Empfängers. Ob jemand berührt wird, hängt von seiner Sensibilität, seinem Interesse und seinem Einfühlungsvermögen ab. Die für das Senden und das Empfangen notwendigen Fähigkeiten kann man in sich erkennen, zulassen und wachsen lassen. Man kann sich darauf einlassen oder auch nicht.

Das betrifft aber nicht nur die musikalische Kommunikation.

Grüße
Thomas
 
So Offtopic ist die Diskussion über Musikalität nicht. Es ist eine klare Aussage im Eröffnungsbeitrag.

Ich denke auch, dass wir schön beim Thema waren - die zentrale Frage neben einigen abschweifenden Erklärungen war, ob man Musikalität trainieren kann. Ein wichtiger Punkt ist dabei, ob Musikalität angeboren ist, oder ob sie erworben wird, denn davon hängt die Trainierbarkeit bzw. Entwicklungsfähigkeit ab.

Eine klare Definition des Begriffes »Musikalität« würde mich freuen, da für mich alle bisher gefundenen Erklärungen wie ein gedankliches Konstrukt klingen.

Ich finde, dass Stilblüte die wesentlichen Aspekte der Musikalität bereits sehr schön ausgeführt hat. Zur Erinnerung:

- ein Gespühr für Phrasen, Abschnitte, Bögen und deren logischer und gleichmäßiger (dynamischer) Beginn, Fortführung und Schluss.
- ein Gespühr für klangliche, harmonische, dramaturgische (...) Verdichtung und Nachlassen in der Musik, also Spannung und Entspannung, besondere Momente
- Rhythmusgefühl, Gespühr für Auftakte, Punktierung, Schwerpunkte, Puls
- die Fähgkeit, Stimmungen in der Musik zu erfassen
- ein gutes Gehör und damit Sinn für unterschiedliche Klangcharaktere

Was ich hier noch hinzufügen würde ist die Fähigkeit sich Tonfolgen und Melodien zu merken, Analogien und Abwandlungen erkennen und Entwicklungen verfolgen zu können.

Ich denke auch, dass es wichtig ist, sozusagen die "Vogelperspektive" einnehmen zu können - die Details sind sicherlich sehr wichtig, aber man muss sich über diese erheben können, um die musikalischen Beziehungen zu erkennen und einen Gesamtüberblick über das Geschehen zu bekommen.

Mittlerweilen bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es wohl verschiedene Arten von Musikalität geben muss. Das Beherrschen eines Instrumentes ist, denke ich, nicht Voraussetzung für Musikalität, denn man kann Musik auch verstehen, ohne ein Instrument zu spielen. Es gibt also die Musikalität des Zuhörers - umso größer diese ist, umso besser kann man beim Hören der Musik diese durchdringen und verstehen.

Sprechen wir aber von der Musikalität des Instrumentalisten (und ich meine hier den Profi), dann muss dieser die Musik nicht nur verstehen können, sondern er muss sie aus dem Notentext heraus neu erschaffen und auf seinem Instrument wiedergeben können. Das setzt aber abgesehen vom Einfühlungsvermögen auch ein umfassendes Wissen über die Epoche des Werkes, die rhetorischen Figuren, musikalischen Topoi und auch über den Komponisten voraus und nicht zuletzt die virtuose Beherrschung des Instrument.

Dann gäbe es noch die Musikalität des Komponisten, aber darüber will ich mir jetzt gar keine Gedanken mehr machen. :wink:

LG, PP
 
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Bildlich gesprochen ist es entscheidend, ob Sender und Empfänger auf der selben Wellenlänge sind.
Und außerdem:
Wenn eine Botschaft, ehrlich und klar formuliert und mit ausreichend Energie gesendet wird, besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit der Berührung des Empfängers. Ob jemand berührt wird, hängt von seiner Sensibilität, seinem Interesse und seinem Einfühlungsvermögen ab. Die für das Senden und das Empfangen notwendigen Fähigkeiten kann man in sich erkennen, zulassen und wachsen lassen. Man kann sich darauf einlassen oder auch nicht.

Das betrifft aber nicht nur die musikalische Kommunikation.

Das ist gut formuliert und trifft wohl den wesentlichen Punkt. Eine Interpretation kann nach den von Stilblüte beschriebenen Kriterien sehr gut sein und mich dennoch nicht berühren, weil ich nicht auf der "Wellenlänge" des Interpreten bin. Da hat es dann keinen Sinn, über die Musikalität des Pianisten zu diskutieren, weil diese auf so hohem Niveau einfach vorhanden und entwickelt ist. Die interessante Frage ist, worin die "Passung" (Wellenlänge) zwischen Pianist und Zuhörer besteht und was man darüber aussagen kann.

Ich denke, dass der Zuhörer nur dann berührt ist, wenn er das durch die Musik ausgedrückte Erleben des Pianisten mitfühlen kann, d.h. wenn er dieses Erleben in sich selbst wiederfinden kann und wenn es eine Bedeutung für ihn hat. Diese Fähigkeit zum Miterleben kann entwickelt werden und wirkt sich dann auch im aktiven Musizieren positiv auf die Qualität des eigenen Spiels aus. Wie Thomas es beschrieben hat, ist dafür Sensibilität und Interesse (an der eigenen Innenwelt!) die Voraussetzung. Wenn man bereit ist, sich selbst zu erleben und nicht vor sich davonrennt, dann stärkt man sowohl seine Empfangs- als auch seine Sendefähigkeiten.

Es wäre die Frage, wieviel Musikalität im Sinne von Stilblütes Liste nötig ist und wieviel Musikalität im Sinne der Sendefähigkeit von eigenem Erleben es braucht, um eine berührende Interpretation zu schaffen. Mir kommen die Punkte auf Stilblütes Liste erst wie die notwendige, aber noch nicht hinreichende Voraussetzung für potenziell berührendes Spiel vor. Erst, wenn der Pianist etwas in sich erlebt, was für ihn eine Bedeutung hat und was er deshalb ausdrücken und mitteilen will, kann die daraus entstehende Musik auch andere Menschen berühren.

Ob ein anderer Mensch dann tatsächlich im Moment des Hörens berührt ist, hängt von seinen eigenen Empfangs- und Erlebnisfähigkeiten (und sei es nur in diesem Augenblick) ab.

Grüße von
Fips
 
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Hehre Gedanken allerorten, aber : den Seinen gibts der Herr im Schlaf.
Was man erst "trainieren" muss, wird niemals echt wirken.

K.
 
Ich denke, dass der Zuhörer nur dann berührt ist, wenn er das durch die Musik ausgedrückte Erleben des Pianisten mitfühlen kann, d.h. wenn er dieses Erleben in sich selbst wiederfinden kann und wenn es eine Bedeutung für ihn hat. Diese Fähigkeit zum Miterleben kann entwickelt werden und wirkt sich dann auch im aktiven Musizieren positiv auf die Qualität des eigenen Spiels aus. Wie Thomas es beschrieben hat, ist dafür Sensibilität und Interesse (an der eigenen Innenwelt!) die Voraussetzung. Wenn man bereit ist, sich selbst zu erleben und nicht vor sich davonrennt, dann stärkt man sowohl seine Empfangs- als auch seine Sendefähigkeiten.
Das ist eine Möglichkeit.

Eine andere Möglichkeit, weshalb man von mancher gekonnten Interpretation mehr berührt wird als von einer "nur" sehr schönen, besteht darin, dass sie einem Augen/Ohren/Verstand/Empfindung für neue, vorher nicht wahrgenommene Dimensionen öffnet.

Ich halte letztere für die berührendere, an einem Beispiel erklärt: wenn Horowitz Rachmaninovs Polka spielt, dann eröffnen sich mir Dimensionen, die ich bei diesem Stück weder vermutet habe noch selber hätte entdecken können.
 
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Hast Recht, dass man sich zwar Etliches er"schlafen" ;) kann, aber das nicht.
Du wirsts aber schon verstanden haben...

Darauf ein hasenbeineskes Peng, aus!

Klavirus
 
Eine andere Möglichkeit, weshalb man von mancher gekonnten Interpretation mehr berührt wird als von einer "nur" sehr schönen, besteht darin, dass sie einem Augen/Ohren/Verstand/Empfindung für neue, vorher nicht wahrgenommene Dimensionen öffnet.
...und wenn man das ganz neutral von außen betrachtet, dann kann man ohne große denkerische Kapriolen und Mühen zu dem Schluß gelangen, dass das abgesehen vom ausführen können (der leidliche erdschwere körperliche Part) wohl nur vom tieferen Verstehen/Begreifen abhängig ist ;)

...was man nicht begreift, das wird man auch nicht sonderlich verständig spielen können... Altmeister Goehte hatte seinen Erdgeist in Faust I mal was ganz ähnliches formulieren lassen... :D

für mich ist damit jegliches bürokratische Schubladenabzählen gänzlich obsolet :D:D
 

Ein schönes "Traummännlein", wäre ein guter Zeitpunkt sich in Morpheus Arme zu begeben...
warum solcher Eskapismus?

schöner wäre, sich hierüber
Eine andere Möglichkeit, weshalb man von mancher gekonnten Interpretation mehr berührt wird als von einer "nur" sehr schönen, besteht darin, dass sie einem Augen/Ohren/Verstand/Empfindung für neue, vorher nicht wahrgenommene Dimensionen öffnet.
Gedanken zu machen.
 
warum solcher Eskapismus?

schöner wäre, sich hierüber

Eine andere Möglichkeit, weshalb man von mancher gekonnten Interpretation mehr berührt wird als von einer "nur" sehr schönen, besteht darin, dass sie einem Augen/Ohren/Verstand/Empfindung für neue, vorher nicht wahrgenommene Dimensionen öffnet.

Gedanken zu machen.

Mein lieber Rolf,

Darüber habe ich mir doch schon längst Gedanken gemacht, tatsächlich ist das mein Lieblingszugang zur Musikalität - einfach lauschen und in neue Welten eintauchen.

Herzlichst, PP
 
tatsächlich ist das mein Lieblingszugang zur Musikalität - einfach lauschen und in neue Welten eintauchen.
weiß ich doch längst -- La Boheme etc :kuss::kuss:

ich wollte Dich auch gewiß nicht sekkieren :D - - - schaun wir mal, was so alles kommt zu dieser Überlegung (Augen, Ohren, Verstand, Herz öffnen) bzgl. der Frage, warum manche Interpretation mehr berührt
 
ja lieber pppetc, davon bin ich auch überzeugt -- dennoch kann nicht schaden, an diese Überlegung im momentanen Geplänkel zu erinnern

Aber Rolf, die Musikalität wird in diesem Thread zum Gegenstand eines Glaubenskrieges, und du weißt, das ist nicht meine Stärke - somit erkläre ich mich nun zum Agnostiker und widme mich dem Geplänkel ;)
 

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