Lernmethode von Wei Tsin Fu

  • Ersteller des Themas chrzaszczyk
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Zu Beginn möchte ich vorausschicken, dass ich mich den diversen Stimmen, die den Umgangston hier im Forum anprangern, anschließen muss.

hier widerspreche ich dir deutlich: wenn ich mir überhebliche Elogen von Proselytenmachern anhören muss, die jedem Versuch fachlicher Diskussion ausweichen und stattdessen inakzeptable Eselein [sic] absondern, dann entscheide ich mich zu einem schärferen Tonfall und zum offensichtlichen auslachen. ...irgendwann ist das Maß voll
 
Hallo Sebastian,

Danke für Deine ausführliche Schilderung!

Ich wurde gestern gefragt, ob ich mich nicht zu Wort melden soll und hätte es auch nicht getan, wenn ich nicht Dein Posting hier gelesen hätte. Für mich ist klar, dass Herr Wei durch die Gerichte bestimmt die Strafe bekommen hat, die ihm in Deutschland aufgrund der Gesetze, die er gebrochen hat zu stehen. Er muss glaub ich 5 Jahre ins Gefängnis und ein Sexualstraftäter wird dort nicht mit Samthandschuhen angefasst. Eigentlich ist der Mann für sein Leben erledigt.

Seine berufliche, künstlerische und pädagogische Ader muss er gehabt haben, und würde ich nicht in Zusammenhang sehen wollen. Dass er darin kein unnützes Individuum war nehme ich sehr stark an, sonst würde man nicht diesem oder jenem nach trauern und tausende Worte widmen.

Dass dieser Faden immer noch lebt ist dieses Unverständnis des Lesers, dass jemand ein Doppelleben führen kann. War er motiviert durch seine Arbeit oder seine Neigung? Egal was ihn dazu gebracht hat, Schutzbefohlene sexuell zu belästigen / missbrauchen . So ein Mensch ist krank!

Ich will da nicht extra noch drauf schlagen und deshalb habe ich mich nie zu Wort gemeldet und fachlich kann ich sowieso nicht mitreden.

LG
Michael
 
Vor dem Hintergrund der Überlegungen des vorhergehenden Abschnitts fällt mir der Schritt nun nicht ganz einfach, auf die "Methode" von Wei zu sprechen zu kommen. Und dennoch möchte ich das jetzt - noch einmal - tun. Ich möchte aber ebenfalls nicht müde werden, zu betonen, dass ich selbst in einem "Schwarz-Weiß-Konflikt" insoweit gefangen bin, als ich mein eigenes Erlebtes, meine eigenen Fortschritte bei Wei Tsin-Fu ("weiß") unmittelbar neben den Schändlichkeiten des sexuellen Missbrauchs ("schwarz") stehen sehe und keines das andere beeinflusst. Ich strenge mich an, habe versucht, Eure Argumente wirken zu lassen, aber es geht nicht. Es ist doch eigentlich ganz einfach und genau deswegen genauso schwierig. Man stelle sich vor, einer der hier oft zitierten Klavierpädagogen (von denen ich einige von einem guten Freund als äußerst bemerkenswert nahegelegt bekommen habe, sie leider aber selbst nie erlebt habe) wie Margulis, Aimard oder Bohnke hätte sich - bitte nur als vor dem Hintergrund der "ongoing discussion" naheliegend zu verstehendes, geschmackloses Gedankenexperiment auffassen - derartige Delikte zuschulden kommen lassen. Was ist dann? Wie ändert sich dann Eure Einstellung ihm gegenüber? Pi4no hat es - glaube ich - ebenfalls versucht zu vergleichen, wahrscheinlich ähnlich unglücklich wie ich ("Chick Corea und Scientology").

...mal langsam...
erstens haben die das nicht, wozu also sollte man sich dergleichen vorstellen???
zweitens ist es schlicht FALSCH, so zu tun, als könne man Herrn Goenawan auf eine Stufe mit Margulis, Aimard, Bohnke oder Fleisher stellen!!! Zwischen den vier letztgenannten und dem Straftäter besteht fachlich, pädagogisch wie auch pianistisch, ein riesiger Niveauunterschied!!!
 
(1)
Hat er sich aber als Künstler disqualifiziert? Hat sich dadurch seine Leistung disqualifiziert?

(2)
Das muss ich nun natürlich belegen. Und das fällt mir zugegebenermaßen schwer,

(1) als "Künstler" wird sich Herr G. nirgendwo finden lassen, oder willst du ihn ernstlich neben Aimard oder Katsaris stellen (um nur zwei aktive Pianisten zu nennen, die zugleich auch unterrichten) ;);)

(2) ja, unüberlesbar ist diese Schwierigkeit - weisst du, an großen Musikschulen etc. lernen sowohl Jugendliche als auch Hobbymusiker ebenfalls Beethovensonaten und allerlei Klavierkonzerte: es wird nur nicht an die große Glocke gehängt. schau dir einfach für die letzten 2-3 Jahrzehnte die Programme der JuMu Preisträger auf Bundesebene an ;) (du wirst da kaum Zöglinge der Hirnakademien finden)

bedenkt man dann, dass dir eigentlich nichts gezeigt wurde, was nicht auch andernorts verwendet wird, bedenkt man dazu, dass andernorts ohne peinliche Werbung mehr herauskommt - ja dann wird es doch gar zu schwierig, einen ganz besonders positiven Effekt partout für die Hirnakademien zu behaupten...
 
(1) als "Künstler" wird sich Herr G. nirgendwo finden lassen, oder willst du ihn ernstlich neben Aimard oder Katsaris stellen (um nur zwei aktive Pianisten zu nennen, die zugleich auch unterrichten) ;);)

Nun mal ganz langsam, bevor du dich da noch weiter reinsteigerst:

Wei Tsin Fu hat im Oktober oder November letzten Jahres ein Konzert gegeben in Minden, ich war da zugegen, ebenso bei der Generalprobe einen Tag zuvor.

Er sollte eigentlich "nur" das Beethoven G-Dur-Konzert spielen, ein anderer Pianist die Beethoven-Chorfantasie. Dieser andere Pianist erkrankte. Wei Tsin Fu erfuhr EINEN TAG vor dem Konzert, vor der Generalprobe, davon, und spielte kurzerhand auch noch die Chorfantasie, locker weg schon bei der Generalprobe. Auch wenn die Chorfantasie zum Konzert- Repertoire von Wei Tsin Fu gehört haben mag - ohne Vorbereitung in dieser Qualität zu spielen, ist schon sehr bemerkenswert.
Weiterhin hat Wei Tsin Fu zwischen Generalprobe und Konzert nachweislich nicht nochmal am Klavier gesessen (das weiß ich durch denjenigen, der Wei Tsin Fu danach betreute).
Das Tempo der Chorfantasie war am oberen Ende der üblichen Aufführungen, wie man sie auf Youtube zu hören bekommt (z.B. schneller als die Barenboim-Aufnahme dort), und Wei Tsin Fu hat das Stück incl. der beidhändigen Läufe am Schluß souverän gemeistert. Auch seine Zugaben aus "Bilder einer Ausstellung" waren wirklich gut gespielt.

Will mal so sagen: ich habe Künstler erlebt, die noch besser spielten, aber auch welche, die schlechter spielten. Jedoch Wei Tsin Fu absprechen zu wollen, überhaupt Künstler zu sein, finde ich ich schon etwas absurd ob der Performance, die zumindest ich erlebt habe.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Lieber Sebastian,

vielen Dank für deinen ausführlichen Beitrag. In einem Punkt gebe ich dir völlig Recht... Man darf sicher nicht alle Schüler Fus was ihr Auftreten betrifft über einen Kamm scheren. Sicher gibt es Leute wie Pi4no, die hier ihrem Guru Loblieder singen oder ihn sogar weiterhin als Lehrer empfehlen, du bist aber der beste Beweis dafür, dass das keinesfalls die Regel sein muss. Ich verstehe auch, dass dir sein Unterricht gefiel, da es wahrscheinlich der beste Unterricht war, den du je erhalten hast. Es ist die Anpreisung einer einzigartigen Wunder-Hirnbla-Methode (was du ja nicht bestätigt hast), die hier so sehr für Empörung sorgt, abgesehen von den sexuellen Grausamkeiten natürlich. Ich glaube auch, dass begabte Schüler unter euch waren, doch möchte ich dir ein paar Fragen über Behauptungen stellen, dir hier sehr oft von Fürsprechern Fus getroffen werden und die mich sehr interessieren.

1. Immer wieder wird der äußerst geringe Zeitaufwand betont, den die Schüler investieren müssen, um hoch virtuose Stücke (Rachmaninoffs drittes usw.) zu meistern. Pi4no redet explizit von maximal 30-60min täglich. Waren unter euch Schüler, die nur 30-60min täglich übten und dennoch das heute übliche hoch virtuose Konzertrepertoire (Liszt-Etüden oder Paraphrasen, Skjabins Sonaten und Etüden, die späten Beethovensonaten, Rachmaninoffs drittes oder Brahms zweites Klavierkonzert…) bei Fu in kurzer Zeit lernten und beherrschten und zwar auf einem Niveau, mit dem man sich ohne weiteres in Konzertsäle hätte trauen können und dort relativ hoch dotierte Konzerte mit 3-4-stelligen Gagen hätte geben können? Oder war es wie Pi4no behauptet sogar die Regel?

2. Sind dir Fälle von Schülern bekannt, die ausschließlich bei Fu Unterricht hatten, hinterher nicht an einer Musikhochschule studierten und es trotzdem zum anerkannten Konzertpianisten auf hohem Niveau gebracht haben und damit gutes Geld verdienen?

Ich danke dir im Voraus!

Viele Grüße!

Sebastian
 
(...)
Will mal so sagen: ich habe Künstler erlebt, die noch besser spielten, aber auch welche, die schlechter spielten. Jedoch Wei Tsin Fu absprechen zu wollen, überhaupt Künstler zu sein, finde ich ich schon etwas absurd ob der Performance, die zumindest ich erlebt habe.

...ich bleibe dabei, dass es keine gute Idee ist, den Anschein zu erwecken, dass man Herrn G. so völlig selbstverständlich als Pädagogen und Interpreten (bzw. Künstler) neben Margulis, Aimard, Bohnke usw. stellen könne -- gefällt dir die Formulierung so mehr?

______________
übrigens nebenbei - kennst du das?
"Minden ist eine feste Burg,
Hat gute Wehr und Waffen!
Mit preußischen Festungen hab ich jedoch
Nicht gerne was zu schaffen.

Wir kamen dort an zur Abendzeit.
Die Planken der Zugbrück' stöhnten
So schaurig, als wir hinübergerollt;
Die dunklen Gräben gähnten.

Die hohen Bastionen schauten mich an,
So drohend und verdrossen;
Das große Tor ging rasselnd auf,
Ward rasselnd wieder geschlossen.
(...)"
 
zweitens ist es schlicht FALSCH, so zu tun, als könne man Herrn Goenawan auf eine Stufe mit Margulis, Aimard, Bohnke oder Fleisher stellen!!! Zwischen den vier letztgenannten und dem Straftäter besteht fachlich, pädagogisch wie auch pianistisch, ein riesiger Niveauunterschied!!!
Lieber Sebastian75,

hätte es von denjenigen, die mit Wei Tsin Fu gearbeitet haben, häufiger Beiträge dieser auf Sachlichkeit und ehrlicher Auseinandersetzung mit den Erfahrungswerten angelegten Qualität gegeben, wäre der zwischenzeitlich recht rauhe Umgangston in der Tat nicht notwendig gewesen. Wenn als wichtig anzusehende Fragen ständig unbeantwortet bleiben und stattdessen unbelegte Behauptungen und verbale Gegenangriffe kommen, wird man als Leser dieses immer länger werdenden Threads zwangsläufig irgendwann ziemlich sauer. Deine sehr ausführlich und detailliert gestalteten Beiträge schaffen aus meiner Sicht mehr Klarheit als möglicherweise alle sonstigen Äußerungen von hier schreibenden Wei-Schülern zusammen.

Trotzdem ist es meines Erachtens so: Sei es die künstlerische Qualität von Margulis, Aimard, Bohnke oder Fleisher, seien es deren Ausbildungserfolge und deren Präsentation, seien es die künstlerischen und/oder pädagogischen Leistungen der Absolventen ihrer Meisterklassen - auf allen Ebenen ist festzustellen, dass da in einer anderen Liga musiziert wird als bei Herrn Goenawan. Und alle konnten sie ihre Sexualtriebe besser kontrollieren und ihren Umgang mit Geld professioneller gestalten oder entsprechende Aufgaben an Fachleute delegieren, die davon mehr Ahnung hatten. Schon eine eigene Homepage hätte man mit gar nicht mal übermenschlichem Aufwand wesentlich zweckdienlicher gestalten können. Wer Lamborghini oder Maserati fährt, tankt schließlich auch keinen Billig-Kraftstoff...!

Proklamierter Anspruch und dokumentierte Leistung müssen in einem angemessenen Gleichgewicht stehen - und zwar auf sehr hohem künstlerischen, pädagogischen und menschlichem Niveau. Die genannten Koryphäen und andere Persönlichkeiten vermögen dies zu dokumentieren, Wei Tsin Fu hingegen nicht auf diesem Hochleistungslevel. Ein in gewisser Hinsicht Getriebener sei er mitunter gewesen, der Herr Goenawan, war hier mehrfach zu lesen. Ich würde nochmals anfügen: Getrieben vom Drang nach Sensationen, nach Außergewöhnlichem, nach Übermenschlichem - nach Dingen, die für ihn einfach viele Nummern zu groß waren. Deshalb der Sensationshunger, deshalb die finanziell überdimensionierten Großprojekte, deshalb die Jagd nach Rekorden mit allen erdenklichen Mitteln, auch unter Missachtung von Grenzen, von Tabus, von Gesetzen... - man fühlt sich kurz nach der Olympiade an das erschreckende Bild eines erfolgsgierigen Athleten erinnert, der sich auf der Jagd nach dem Weltrekord und nach der Goldmedaille seine Gesundheit auf Lebenszeit kaputt dopen würde, nur um an sein Ziel zu gelangen. Auch Wei wollte exorbitant hoch hinaus - und ist in den tiefsten Abgrund gestürzt.

@rolf
bedenkt man dann, dass dir eigentlich nichts gezeigt wurde, was nicht auch andernorts verwendet wird, bedenkt man dazu, dass andernorts ohne peinliche Werbung mehr herauskommt - ja dann wird es doch gar zu schwierig, einen ganz besonders positiven Effekt partout für die Hirnakademien zu behaupten...
Es ist aber auch zu schwierig, das Rad nach jahrhundertelanger pianistischer und klavierpädagogischer Praxis immer wieder neu zu erfinden. Weil aber immer wieder so revolutionär Neuartiges für sich in Anspruch genommen wurde, kam dieser Widerspruch zustande, der nun schon seit 126 Seiten ausdiskutiert wird. Hätte man nicht die ganze Zeit so ausgiebig die staatlichen und privaten Institute gegeneinander ausgespielt, hätte man nicht so gerne behauptet, dass die Revolution der Pianistik eine Erfindung der Hirnakademien ist, während in den Musikhochschulen lauter verknöcherte und starrköpfige Traditionalisten ihren altmodischen Kram unterrichten - dann hätte die Unterhaltung zeitweise viel sachlicher und ruhiger ablaufen können. Vielleicht war Weis größter Fehler, sich nicht mit der Rolle eines Begründers einer einfachen Privatschule begnügen, sondern ohne genügendes Rüstzeug auf den Gipfel des pianistischen Olymps steigen zu wollen:

Wilhelm Busch - Der fliegende Frosch

Als Absolvent der Klavierklasse des früheren Trossinger Hochschulrektors Prof. Eugen Frosch hätte er es besser wissen müssen...
 
...mal langsam...
erstens haben die das nicht, wozu also sollte man sich dergleichen vorstellen???
zweitens ist es schlicht FALSCH, so zu tun, als könne man Herrn Goenawan auf eine Stufe mit Margulis, Aimard, Bohnke oder Fleisher stellen!!! Zwischen den vier letztgenannten und dem Straftäter besteht fachlich, pädagogisch wie auch pianistisch, ein riesiger Niveauunterschied!!!

Als Leser dieses Themas finde ich die sehr sachliche Darstellung seiner Person, Gefühle und gemachten Erfahrungen in den postings 1245 - 1247 von Sebastian75 sehr bemerkenswert und absolut nachvollziehbar. Mir ist bewusst, dass hier anscheinend zwei diametrale Lehrauffassungen aufeinander treffen und die Fronten verhärtet sind. Sebastian75 schreibt aber doch selber, dass der Vergleich als geschmackloses Gedankenexperiment zu verstehen sei um seine Ungläubigkeit und Zerrissenheit zu verdeutlichen: Der von ihm so geschätze Lehrer ist ein überführter Sexualstraftäter. Hier werden die genannten Personen nicht verglichen, da sollte man fair bleiben.
Noch eine Anmerkung: Ich finde es ein wenig geschmacklos, wenn man sich richtigerweise über die Straftaten aufregt und Empathie für die Opfer einfordert und zugleich in der UFG eben diese Verbrechen zur Belustigung einbringt. Aber da hat wohl jeder ein anderes Schamempfinden und Satire darf ja zum Glück fast alles.
 
...ich bleibe dabei, dass es keine gute Idee ist, den Anschein zu erwecken, dass man Herrn G. so völlig selbstverständlich als Pädagogen und Interpreten (bzw. Künstler) neben Margulis, Aimard, Bohnke usw. stellen könne -- gefällt dir die Formulierung so mehr?

Ich will mich - auch in Abgrenzung zu anderen Beiträgen hier (nicht zu deinen, du hast ihn auch erlebt und andere Eindrücke - akzeptiert!)... - nur dazu äußern, was ich von Wei Tsin Fu selber erlebt und gehört habe.

Und ich habe leider weder Margulis, noch Aimard, noch Bohnke als Pädagogen, noch als Interpreten live erlebt. Erlebt und gehört habe ich nur Wei Tsin Fu.

Von daher kann und will ich keine direkten Vergleiche anstellen, finde ich auch ab einem gewisssen künstlerischen Level, den zumindest ich Wei Tsin Fu nicht absprechen kann, problematisch.

übrigens nebenbei - kennst du das?
"Minden ist eine feste Burg,
Hat gute Wehr und Waffen!
Mit preußischen Festungen hab ich jedoch
Nicht gerne was zu schaffen.

Wir kamen dort an zur Abendzeit.
Die Planken der Zugbrück' stöhnten
So schaurig, als wir hinübergerollt;
Die dunklen Gräben gähnten.

Die hohen Bastionen schauten mich an,
So drohend und verdrossen;
Das große Tor ging rasselnd auf,
Ward rasselnd wieder geschlossen.
(...)"

:D
Jaja, Heine hat kein gutes Haar an Minden gelassen.
Bin mir auch nicht sicher, ob er heute anders urteilen würde. :lol:
 
Hier im Forum kann der Eindruck entstehen, Wei Tsin-Fus Schüler seien generell eher minderbemittelte Schäfchen, die blind ihrem großen Guru folgen. .....................................Mir ist wichtig, das hier klarzustellen, damit nicht der Eindruck entsteht, die Schülerschaft Wei Tsin-Fus bestünde aus Individuen, die den Herausforderungen des "wahren Lebens" nicht standzuhalten in der Lage seien und sich deswegen unter die fragwürdigen Fittiche eines "Gurus" begeben müssten, der es ihnen ersparte, sich mit jedwedem ernstzunehmenden Bildungssystem auseinanderzusetzen.

Lieber Sebastian,

danke für deine ausführliche und berührende Antwort!!! Und ich möchte gleich klarstellen (ich darf da sicher für alle sprechen), dass du keine Sorge haben musst, jemand hier würde so etwas denken!!! Wenn tatsächlich der Eindruck entstanden ist, Wei's Schüler seien minderbemittelte Schäfchen, dann tut mir das sehr leid. Ich meine aber im Gegenteil immer FÜR die Schüler gesprochen zu haben!!! Auch mit viel Respekt!!! Ein wesentlicher Grund für mein Engagement hier sind doch die Schüler, besonders die betroffenen (wobei letztendlich mehr oder weniger alle betroffen sind). Es kam schon öfter im Forum zu dem Thema "Missbrauch" und ich empfinde es als meine Pflicht, als Klavierlehrerin deutliche Signale wider solche Verbrechen zu setzen. Tatsächlich kann ich gar nicht sagen, wie furchtbar ich es finde, dass das Vertrauen der Schüler in ihren Lehrer in solcher Weise ausgenutzt wurde. Es ist eben auch mein Beruf, mit dem ich bestimmte, durchaus hohe ethische und moralische Werte verbinde abgesehen vom Fachlichen. Jeder Schüler ist etwas ganz Besonderes, als Lehrer habe ich die wundervolle Aufgabe, jeden heranwachsen, zarte Pflänzchen zu üppiger Blüte reifen zu sehen und mein Bestes dazu zu tun - es tut mir in der Seele weh, dass ein Klavierlehrer so viel Ödnis und Zerstörung hinterlässt.

Was mich frustriert hat, war die Häufigkeit in diesem Faden, mit der meine (und nicht nur meine!!!) Beiträge, mit denen ich mir wirklich Mühe gegeben habe und bei denen ich versucht habe, auf die Sicht der anderen einzugehen, komplett ignoriert wurden. Du bist der Einzige, der auf sie eingegangen ist und du merkst vielleicht, wie froh und dankbar wir alle darüber sind.

Ich bin der Meinung, dass Schwarz-Weiß-Denken nur sehr selten stimmt und daher gehe ich auch aufgrund deiner Schilderung davon aus, dass Wei Tsin Fu seine Schüler wirklich begeistern konnte mit seinem großen Idealismus, seiner Kreativität, seinen Ideen. Ich habe ihn ja selbst kennen gelernt und kann mir das vorstellen. Ich glaube auch gern, dass er für spieltechnische Probleme gute Lösungen hatte. Ich lerne sehr gern dazu und habe mir deshalb auch vor Jahren die Schneemann-Schule gekauft, sie aber nie benutzt. Das ist nicht meine Vorstellung von einem musikalischen Unterricht - ich habe in meinen ersten Beiträgen in diesem Faden schon jede Menge dazu gesagt. Mir haben auch die vielen Metaphern Wei Tsin Fu's gefallen und seine Übungen, aber: wir Klavierlehrer benutzen ebenfalls sehr oft Metaphern gerade im Umgang mit Kindern und ich habe die Erfahrung gemacht, dass Metaphern sehr unterschiedlich bei einzelnen Schülern funktionieren und man am besten mit ihnen zusammen immer wieder neue entwickelt. Aber auch dazu habe ich schon viel geschrieben.

Wenn du mal Rolf's und meine Beiträge hier im Forum liest, wirst du lesen, wie viele Übungen wir schon empfohlen haben, auch auf Tischplatten - das ist völlig normal! Wenn ich nicht für spieltechnische Probleme Lösungen parat hätte oder sie zusammen mit dem Schüler entwickeln würde, wäre ich nicht das Papier wert, auf dem meine Zeugnisse gedruckt sind. Und ich bin nur eine ganz normale Klavierlehrerin, keine Professorin..... ! Ich habe auch nicht verstanden, warum keine Zusammenarbeit von Wei Tsin Fu mit anderen Fachleuten stattfand. Ich hätte das gern getan, um einen besseren Einblick zu bekommen, aber meine Anfrage wurde, wie gesagt, abgelehnt. Entweder ein ganzes Studium oder gar nichts............................ .

Aimard, Margulis, Natochenny, ...............sind absolute Ausnahmeerscheinungen als Lehrer - was man von denen lernen kann/konnte, ist absolut nicht mit Wei Tsin Fu zu vergleichen!!!!!! Ganz ehrlich ist das so und das hat gar nichts mit irgendwelchem Schlechtreden von Wei Tsin Fu zu tun. Auch in ihrer Eigenschaft als Pianisten sind das himmelweite Unterschiede!!!! In seiner Eigenschaft als Künstler ist Wei Tsin Fu also durch den Missbrauch nicht disqualifiziert, aber eben nur so, wie er auch war. Auf dem Niveau, auf dem er sich befand.

Er hat sie primär nach Tatendrang und Ehrgeiz "ausgewählt", teilweise sogar umsonst unterrichtet, was vor allem auf Studenten zutraf, die knapp bei Kasse waren (dazu zählte auch ich selbst). Der pianistische Level war zweitrangig, generell jedoch empfand ich ihn als hoch. Und es gab einige herausragende Ausnahmetalente unter seinen Schülern, die den hohen pianistischen Level aufgrund seines Unterrichts erworben haben. Wohl haben diese Leute sich dann später an Musikhochschulen ihre pianistische Ausbildung fortgesetzt. Diese Tatsache gibt aber doch keinen Anlass zu dem Schluss, die vorausgegangene Ausbildung sei schädlich und generell abzulehnen.

Ich habe grundsätzlich ein komisches Gefühl ob dieser "Uneigennützigkeit" Wei Tsin Fu's, gerade auch durch das Urteil und den Prozess. Allerdings kann ich das nicht beurteilen. Nur erinnere ich an die riesige vermeintliche Selbstlosigkeit Gerold Beckers.......... . Man gewinnt kein Geld, man gewinnt aber Macht .... und wie soll ein Schüler seinen Lehrer anklagen, der ihn auch noch umsonst unterrichtet.

Seinen Idealismus aber glaube ich sofort. Er muss eine große Begeisterungsfähigkeit gehabt haben, viele sprechen von Charisma. Wie es aber um die Charakterbildung bestellt ist, erkenne ich aus meiner Sicht daran, dass er sämtliche Übergriffe leugnet und die Vergewaltigung als Wunsch des Opfers bezeichnet.

Liebe Grüße

chiarina
 

(1)
Und ich habe leider weder Margulis, noch Aimard, noch Bohnke als Pädagogen, noch als Interpreten live erlebt. Erlebt und gehört habe ich nur Wei Tsin Fu.

(2)
:D
Jaja, Heine hat kein gutes Haar an Minden gelassen.
Bin mir auch nicht sicher, ob er heute anders urteilen würde. :lol:
(1)
...irgendwie kann ich da das Argument nicht so wirklich entdecken... von den dreien kann man sowohl Studio- als auch live Aufnahmen hören; Katsaris kannst du auf Youtube beim unterrichten zuschauen usw usw

(2)
:D:D
 
L
Aimard, Margulis, Natochenny, ...............sind absolute Ausnahmeerscheinungen als Lehrer - was man von denen lernen kann/konnte, ist absolut nicht mit Wei Tsin Fu zu vergleichen!!!!!! Ganz ehrlich ist das so und das hat gar nichts mit irgendwelchem Schlechtreden von Wei Tsin Fu zu tun. Auch in ihrer Eigenschaft als Pianisten sind das himmelweite Unterschiede!!!!
wie schön, dass ich das nicht allein predige :D:D

übrigens finde ich, dass Rheinkultur alles sehr abgewogen und vernünftig zusammengefasst hat!
 
Aimard, Margulis, Natochenny, ...............sind absolute Ausnahmeerscheinungen als Lehrer - was man von denen lernen kann/konnte, ist absolut nicht mit Wei Tsin Fu zu vergleichen!!!!!! Ganz ehrlich ist das so und das hat gar nichts mit irgendwelchem Schlechtreden von Wei Tsin Fu zu tun.

Liebe chiarina, wenn ich dies lese, habe ich einen merkwürdigen Beigeschmack dabei:

Du hast Wei Tsin Fu nie live erlebt, auch nicht als Lehrer, richtig?

Schreibst aber, dass das, was man bei ihm als Lehrer lernen konnte, absolut nicht zu vergleichen sei mit x,y,z!!!!!! (habe mich hoffentlich nicht verzählt bei der Anzahl Ausrufezeichen, die du hier verwendet hattest ;))

Und das sei ganz ehrlich so?

Und schreibst dazu, dass dies nichts mit irgendwelchem Schlechtreden von Wei Tsin Fu zu tun habe?


@Sebastian75:
Vielen Dank für deine Ausführungen! Ich lese gerne etwas von Leuten, die aus EIGENEN Erfahrungen schreiben, in einer sehr ehrlich wirkenden Art, und nicht nur nachplappern. Das macht deine Ausführungen so authentisch und dadurch wertvoll für mich.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Liebe chiarina, wenn ich dies lese, habe ich einen merkwürdigen Beigeschmack dabei:

Du hast Wei Tsin Fu nie live erlebt, auch nicht als Lehrer, richtig?

Schreibst aber, dass das, was man bei ihm als Lehrer lernen konnte, nicht zu vergleichen sei mit x,y,z!

Und ganz ehrlich sein das so?

Und schreibst dazu, dass dies nichts mit irgendwelchem Schlechtreden von Wei Tsin Fu zu tun habe?

Aber lieber Mindenblues,

ein kleines Geschenk von meiner Seite!!! :kuss:

karneval-fasching-jumbo-hippie-brille-dunkle-glaeser-448410000-1.jpg


:D (du nimmst es mir doch bestimmt nicht übel!!! :p )

Sogar in eben diesem letzten Beitrag (auch vorher schon) habe ich geschrieben, dass ich Wei Tsin Fu live erlebt habe, sowohl pianistisch wie als Lehrer (kurz) wie als Vortragender über seine Methode. Und als ich an die Akademie schrieb, ob ich mal beim Unterricht dabei sein dürfe, wurde mir das recht deutlich abschlägig beschieden. Studium oder nichts.

Natochenny wie auch viele andere habe ich live erlebt, auch als Lehrer......ich weiß, wie die spielen und wie Wei Tsin Fu spielt. Wenn ich hier die Namen Fleisher neben Wei Tsin Fu lese.....................du meine Güte!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Ganz ehrlich!!!!!!!!!!!!!! Deshalb muss ja Wei Tsin Fu nicht grottenschlecht spielen, das tut er nicht. Aber ....................................ich rede jetzt nicht weiter, es muss doch klar sein oder etwa nicht????

Liebe Grüße

chiarina
 
:D (du nimmst es mir doch bestimmt nicht übel!!! :p )

Sogar in eben diesem letzten Beitrag (auch vorher schon) habe ich geschrieben, dass ich Wei Tsin Fu live erlebt habe, sowohl pianistisch wie als Lehrer (kurz) wie als Vortragender über seine Methode. Und als ich an die Akademie schrieb, ob ich mal beim Unterricht dabei sein dürfe, wurde mir das recht deutlich abschlägig beschieden. Studium oder nichts.

Natochenny wie auch viele andere habe ich live erlebt, auch als Lehrer......ich weiß, wie die spielen und wie Wei Tsin Fu spielt.

Ups, da habe ich was überlesen (nämlich dass du Wei Tsin Fu als Lehrer erlebt hast). Entschuldigung!

Sollte wohl mal meine schwarze Brille abnehmen... :D
 
Ups, da habe ich was überlesen (nämlich dass du Wei Tsin Fu als Lehrer erlebt hast). Entschuldigung!

Sollte wohl mal meine schwarze Brille abnehmen... :D
Da gab es doch mal die relativ spartanisch aufgemachten Flyer auf gelbem Papier, in denen die täglichen Schülervorspiele mit Werktiteln aufgelistet waren. Schwerpunkt waren die an zwei Klavieren interpretierten gesammelten konzertanten Knaller der Musikgeschichte, die geradezu im Akkord absolviert wurden: Mozart, Haydn D-Dur, Beethoven, Weber f-moll-Konzertstück, Mendelssohn, Chopin, Schumann, Liszt, Brahms, Dvorak, Grieg, Rachmaninow, Ravel, Gershwin - aber eben aller Menge zum Trotz praktisch nur "Mainstream". Dazu im solistischen Bereich alle großdimensionierten "Brecher" von Hammerklaviersonate über Kreisleriana bis Gaspard de la Nuit - manchmal etwas Kammermusikalisches, sogar als Tenorsolist hat sich Wei Tsin Fu präsentiert (dass er sich nicht gleich noch selbst begleitet hat, war alles). Diese Flyer haben sich auf dem Postweg bis zu mir in eine Entfernung von Hunderten von Kilometern verirrt, wo der Rhein schon ganz schön breit ist. Ganz so eine lange Anreise dürfte rolf bei seinem Besuch im Hesse-Haus in Tübingen vielleicht nicht gehabt haben. Gleich mehrfach hat er in diesem Thread seine Eindrücke geschildert. Gut, ich war da natürlich selbst nicht dabei. Aber es kann eine künstlerische Begegnung schon mal recht peinlich verlaufen, wenn man allzu dick aufträgt und plötzlich einen Experten vor sich hat, der vielleicht von der Materie mehr versteht als man selbst. Da kann man sich so lächerlich machen wie ein selbst ernannter Weinkenner, der Korkschmecker da reklamiert, wo keine sind...! :D:D:D
 
Natochenny wie auch viele andere habe ich live erlebt, auch als Lehrer......ich weiß, wie die spielen und wie Wei Tsin Fu spielt. Wenn ich hier die Namen Fleisher neben Wei Tsin Fu lese.....................du meine Güte!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Wenn man man sich dann noch klar machte, welche Namen daneben nicht
zu lesen sind.....................du meine Güte!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
 
Wenn man man sich dann noch klar machte, welche Namen daneben nicht
zu lesen sind.....................du meine Güte!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Nun ja, ich setze dabei auf meine werten Leser, die meine nach "Natochenny" gesetzten Pünktchen (...........) sicher mit ihrem reichhaltigen Wissens- und Erfahrungsschatz füllen werden!
girldaumen.gif


Ansonsten hatte ich die genannt, die ich weitgehend selbst erlebt habe. Und Fleisher und Natochenny habe ich selbst erlebt, andere kann man auf Videos, CD's und anderen Tonaufnahmen hören.

Liebe Grüße

chiarina
 

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