Lieber progschorsch, (lustiger Nick! :) )
danke für deinen ausführlichen Bericht, der vor allem deswegen interessant ist, weil er von der Lehrerseite stammt.
Du scheinst ja vor allem den ersten Band von "Schneemann's Traum" zu nutzen und beziehst dann viel andere Literatur mit ein, was ich sehr positiv finde.
Ich möchte gern beschreiben, wie es mir ergangen ist, als ich deine Beiträge gelesen habe:
anfangs war ich ganz offen und dachte, 'na ja, man kann mit Klavierschulen allerhand anstellen und oft kommt es darauf an, was der Lehrer draus macht - bis auf die Tatsache mit dem Beginn mit Akkorden (darauf komme ich später zurück) war ich also ganz frohgemut. Transponieren ist auch wunderbar, da sind wir ganz zusammen.
Wei Tsin Fu hat nach deutschem akademischem Recht keinen Prof. Titel, der in D gültig wäre, SOWEIT MIT BEKANNT IST. Dies macht aber seine Klavierschule nicht schlecht.
Absolut richtig!
Leider habe ich dann dies gelesen:
Ich bin kein Freund von sexuellen Übergriffen im Unterricht - nochmal, wer das macht, erhält auch die Strafe, die dem gebührt. KARMA eben. (ach ja, ich habe auch knackige Mädels, die schon mit 14 sehr heiß sind, kann aber meine Gedanken kontrollieren).
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Was soll ich noch sagen? Auch kluge Menschen können Sch... bauen (auch Autoren guter Klavierschulen), Franz Liszt war auch ein Schwein, und ein bekannter rumänisch-ungarischer Klavierprof. aus Trossingen hat vor fast 10 Jahren seine knapp 40 Jahre jüngere Studentin geheiratet. Sowas gibts halt (aber im Universum herrscht das Gesetz von Ursache und Wirkung, und jede Tat bekommt ihrer Antwort).
Nicht nur das Fettgedruckte finde ich ganz furchtbar - ich finde, hier wird wieder alles relativiert. Ja, auch kluge Menschen können Scheiße bauen, aber wie kommst du auf Liszt???? Hat der über Jahrzehnte hin 12-jährige Schüler missbraucht??? Wie alt war denn die jüngere Studentin des Professors? Sicher volljährig! Ich bin wirklich erschüttert, wie man solche Dinge gleichsetzen kann!!! Hier geht es um minderjährige Schüler und um echte Vergewaltigung!
Ach ja - ich bin ja gerade an der MuHo Köln - unser Starpianist Aimard hat auch nicht den besten Ruf, weil man munkelt, dass er nicht (oder selten) selbst unterrichtet, sondern Assistenten hat - weil er immer auf Tour ist. Ist ja auch nur ein Mensch.
Ich bin sicher, dass auch der total sympathische Hamelin eigentlich voller Schattenseiten ist - Musiker sind doch eh krank, oder?
Natürlich unterrichtet Aimard selten - das ist wirklich ein großer Nachteil und man kann sich fragen, ob die Musikhochschule bzw. ihre Studenten wirklich von seiner enormen Qualifikation profitieren können. Seine Assistentin muss aber phantastisch sein, ein Mitglied dieses Forums hatte neulich bei ihr Unterricht.
Jeder hat Schattenseiten - ich auch. Und? Was soll das aussagen? Soll das Wei Tsin Fu's Taten relativieren? Er hat seine Schattenseiten vehement ohne Rücksicht auf Verluste ausgelebt und behauptet auch jetzt noch, nichts getan zu haben. Er wähnt sich im Recht. Merkst du den gewaltigen Unterschied?
Und wieso sollen alle Musiker krank sein???
Weiter habe ich Folgendes gelesen:
Musik ist nur ein Werkzeug - fragt Eure Schüler, wer Klavier spielt wegen der MUSIK als solcher (l´art pour l´art, absolute Musik) - ich wette, KEINER tut das. Alle wollen entspannen.
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Im besten Fall ist Klavier spielen für mich eine sehr gute Entwicklung der Aufmerksamkeit.
..................... und Musik bringt auch nur etwas fürs Hirn, wenn damit die Aufmerksamkeit stark geschult wird. Dass wir Musik mögen und daran klammern schafft als solches Leiden. Wenn wir sie als Mittel benutzen, um unsere Aufmerksamkeit zu schulen und damit auch im Leben achtsamer sind, ist sie was wert, sonst nix.
:shock: - ich muss leider feststellen, dass wir so weit in unseren Ansichten auseinander liegen, wie ich es bei Musikern (!) nicht für möglich gehalten habe. Was meinst du, warum es dieses Forum gibt? Wollen die Leute alle hier entspannen? Meinst du nicht, dass es möglich ist, eine tiefe Liebe zur Musik zu entwickeln? Diese tiefe Liebe zur Musik ist der Grund, warum ich Musik studiert habe, warum ich Klavierlehrerin geworden bin, warum ich mich schon an einem schön gespielten Ton erfreue. Ich leide nicht, ich bin glücklich darüber! Meine Schüler wollen nicht entspannen, die wollen Musik machen! Im
Tun liegt die innere Befriedigung etc.. Zum Entspannen empfehle ich Wellness. Warum hast du Musik studiert?
Es tut mir leid, wenn ich gleich so direkt sage, was ich denke. Ich möchte dich nicht persönlich angreifen, bin aber in keinster Weise mit deinen beiden Statements einverstanden!
Zu den einzelnen Punkten:
Es macht sehr wohl Sinn, den Klavierunterricht akkordisch beginnen zu lassen - ich weiß das nur zu gut, da ich davor sehr stark das Gegenteil gemacht habe (total auf Linearität ausgerichtet).
Man kann doch beides machen. Wenn Lieder nach Gehör gespielt werden, werden die zunächst mit einfachen Quinten, dann Dreiklängen begleitet..... . Ich finde es aber sehr wichtig, mit Melodien zu beginnen! Die Gründe sind im Faden nachzulesen. Nur eins noch:
lies dir doch mal diesen Faden durch
https://www.clavio.de/forum/forum-fuer-anfaengerfragen/16030-akkorde.html
Hier wird ein sehr sinnvoller Umgang mit Akkorden dokumentiert. Er basiert in erster Linie auf dem Hören - z.B. was den Leitton angeht. Die Spannung des Leittons, der sich in den Grundton der entsprechenden Tonart auflöst, ist - da wirst du mir Recht geben - sehr zentral für unser Tonsystem (Dur-/moll-Tonalität).
Wenn man Akkorde einführt, müssen die Beziehungen von Spannung - Entspannung etc. gehört werden, sonst bringt das alles nichts. Denkt man nur in Griffbildern, wird diese für musikalisches Spiel so wichtige Voraussetzung eliminiert. Der Sehsinn ist bei Menschen nun einmal sehr ausgeprägt. Ich habe nichts gegen die vielen Metaphern der Schule und finde diese manchmal ganz gelungen. Aber es reicht nicht, zu erkennen, das ist ein 'Schneemann auf einem Skateboard' (Sekundakkord). In erster Linie sollte man seine Spannung wahrnehmen, dass sich die Septime nach unten auflösen will, der Leitton nach oben. Dazu muss man aber die Intervalle kennen, und um die zu kennen, muss man Skalen kennen und die sind eben horizontal orientiert.
Schau dir mal die "Klavierboutique" von Uli Molsen an oder die "Russische Klavierschule". Die bieten ein erheblich vielfältigeres Spektrum als der Schneemann. Nur weil auf S. 94 (!) der Schule mal in den letzten vier Takten eine Imitation als bisher einziges polyphones Element (vorher wird dieses Lied ganz homophon begleitet) erscheint, ist die Schule kein Paradebeispiel für solche Strukturen.
Ich sage nicht, dass dies anders nicht auch erlernbar wäre - nur für mich selbst habe ich gemerkt, dass Schüler so tatsächlich diese Dinge schneller lernen.
Hoffentlich auch gut!
Ich sehe aber KEINEN Widerspruch zwischen "auditiv" orientiertem Unterricht und "Griffbildern" - JEDER bessere Pianist erlernt einen Notentext nach Griffbildern, ABER ER HAT DAS STÜCK VORHER IM OHR (gilt auch für Frauen - um genderkorrekt zu sein). Diese Klavierschule baut aber eben (im ersten Band) die Verbindung Noten - Griffbild klar auf. ICH HASSE ES, wenn ein Schüler beim Blattspiel auf die Finger schaut, weil er sich unsicher ist - das geschieht aber kaum, wenn er von Anfang an richtig aus den Noten spielen lernt.
Ich glaube, du verstehst nicht, was auditiv orientierter Unterricht ist. Es bedeutet NICHT, dass man irgendwie auf die Finger schaut. Lies doch noch einmal die Anfangsposts auch von hasenbein hier durch.
Liebe Grüße
chiarina