- Dabei seit
- 1. Apr. 2012
- Beiträge
- 10.991
- Reaktionen
- 10.974
Instant Composing
Das war mal ein richtig erfrischender Erfahrungsbericht - Fehlleistungen und Unzulänglichkeiten sportlich nehmen erhält die Selbstachtung. Ein Lehrer aus meiner Unterstufenzeit pflegte in den Sand gesetzte Klassenarbeiten immer mit dem Hinweis zu kommentieren: "Man rächt sich an seinem Schicksal am besten, indem man sich selbst in den Hintern tritt".
Leider gibt es auch unangenehme Vertreter der Spezies Solosänger, die die Nase hoch erhoben tragen, recht unsympathisch daher kommen und bei Unstimmigkeiten grundsätzlich nur die Schuld bei anderen suchen. Es hat schon seinen Grund, weshalb ich in meinem Fallbeispiel den Namen meines schon damals in die Jahre gekommenen prominenten Gesangspartners nicht nenne, der inzwischen kaum mehr öffentlich konzertiert. In solchen Situationen ist der Job leider nicht wirklich lustig.
Sowohl chiarina als auch rolf liegen mit ihrer Einschätzung richtig, dass möglichst gründliche Literaturkenntnisse und intensive Praxis gute Voraussetzungen sind, um in derart heiklen Situationen nicht jämmerlich zu versagen. Wenn dann aber die Noten vor einem auf dem Pult liegen, lässt sich daran im nachhinein nichts mehr ändern - und meine Frage ging natürlich in die Richtung, was man dann noch ad hoc tun kann, um einigermaßen erhobenen Hauptes aus so einer Situation herauszukommen. Übung macht den Meister - richtig, aber was passiert, wenn man keine Wochen, Monate, Jahre dazu Zeit hat, weil der zu begleitende Musizierpartner bereits neben einem sitzt?
Die Brahms-Sonaten für Violine, Viola (Klarinette) und Violoncello haben miteinander einen pianistisch anspruchsvollen Klavierpart gemeinsam, der solistischen Anforderungen in nichts nachsteht und zudem optimal mit der Partie des Streichinstrumentes abgestimmt sein muss. Eine Interpretation kann da gar nicht wachsen und reifen, da die dazu erforderliche Zeit nicht vorhanden ist - im Falle von chiarinas Begegnung mit einer innerhalb von zwei Tagen irgendwie zu bewältigenden Brahms-Sonate reicht die Zeit ebenfalls nicht, um eine Interpretation heranreifen zu lassen. Da ist man vollauf beschäftigt mit der Aufgabe, die Noten einigermaßen "in den Griff zu bekommen". Frage an chiarina: Was tut man innerhalb dieser zwei Tage mit oder ohne Instrument, um aus der Brahms-Sonate so etwas Ähnliches wie Musik zu machen? :confused:
LG von Rheinkultur
Es ist ganz einfach! Übung ist das Zauberwort! :p
Ich kann eigentlich nicht sonderlich gut vom Blatt spielen. Im Laufe meiner jahrelangen Korrepetitorentätigkeit an der Hochschule (Streicherklassen etc.) hat sich mein Blattspiel allerdings sehr verbessert - jetzt ist es wieder schlechter geworden, weil ich es einfach nicht mehr so oft mache.
(...)
Meine Brüder waren Streicher und so habe ich schon immer viel begleitet. Deshalb ist es mir nie schwer gefallen, sofort mit einem Kammermusikpartner "zusammen" zu sein. Eine Probe - fertig. Ad hoc irgendwas zu begleiten, war auch nie ein Problem. Noten bekam ich oft erst sehr kurzfristig, was dann aber auch den Nachteil hatte, dass ich die Kunst des Weglassens in immer höhere Sphären trieb. *lach*
(...)
Heute hat diese Fähigkeit mit Sicherheit gelitten, weil ich es nicht mehr so oft mache. Wenn ich heute etwas spiele, dann übe ich das auch. :floet:
(...)
Sänger sind ja übrigens ein lustiges Völkchen. Die Arbeit mit ihnen ging von "jede Note einzeln vorspielen", damit die überhaupt die Melodie aus den Noten erkennen konnten..... bis zu einem privaten Konzert, bei dem der Sänger (die Noten hatte ich zwei Tage vorher bekommen, Probe eine Stunde vor Konzert)) ausgesprochen frei interpretierte *lach* , Wiederholungen einbaute, die er frei und nach gusto gestaltete ("ich weiß noch nicht, wann ich da einsetze und ob ich wiederhole, das mache ich immer frei nach Laune....").
Insgesamt ein echt lustiger Job.
Das war mal ein richtig erfrischender Erfahrungsbericht - Fehlleistungen und Unzulänglichkeiten sportlich nehmen erhält die Selbstachtung. Ein Lehrer aus meiner Unterstufenzeit pflegte in den Sand gesetzte Klassenarbeiten immer mit dem Hinweis zu kommentieren: "Man rächt sich an seinem Schicksal am besten, indem man sich selbst in den Hintern tritt".
Leider gibt es auch unangenehme Vertreter der Spezies Solosänger, die die Nase hoch erhoben tragen, recht unsympathisch daher kommen und bei Unstimmigkeiten grundsätzlich nur die Schuld bei anderen suchen. Es hat schon seinen Grund, weshalb ich in meinem Fallbeispiel den Namen meines schon damals in die Jahre gekommenen prominenten Gesangspartners nicht nenne, der inzwischen kaum mehr öffentlich konzertiert. In solchen Situationen ist der Job leider nicht wirklich lustig.
Sowohl chiarina als auch rolf liegen mit ihrer Einschätzung richtig, dass möglichst gründliche Literaturkenntnisse und intensive Praxis gute Voraussetzungen sind, um in derart heiklen Situationen nicht jämmerlich zu versagen. Wenn dann aber die Noten vor einem auf dem Pult liegen, lässt sich daran im nachhinein nichts mehr ändern - und meine Frage ging natürlich in die Richtung, was man dann noch ad hoc tun kann, um einigermaßen erhobenen Hauptes aus so einer Situation herauszukommen. Übung macht den Meister - richtig, aber was passiert, wenn man keine Wochen, Monate, Jahre dazu Zeit hat, weil der zu begleitende Musizierpartner bereits neben einem sitzt?
Die Brahms-Sonaten für Violine, Viola (Klarinette) und Violoncello haben miteinander einen pianistisch anspruchsvollen Klavierpart gemeinsam, der solistischen Anforderungen in nichts nachsteht und zudem optimal mit der Partie des Streichinstrumentes abgestimmt sein muss. Eine Interpretation kann da gar nicht wachsen und reifen, da die dazu erforderliche Zeit nicht vorhanden ist - im Falle von chiarinas Begegnung mit einer innerhalb von zwei Tagen irgendwie zu bewältigenden Brahms-Sonate reicht die Zeit ebenfalls nicht, um eine Interpretation heranreifen zu lassen. Da ist man vollauf beschäftigt mit der Aufgabe, die Noten einigermaßen "in den Griff zu bekommen". Frage an chiarina: Was tut man innerhalb dieser zwei Tage mit oder ohne Instrument, um aus der Brahms-Sonate so etwas Ähnliches wie Musik zu machen? :confused:
LG von Rheinkultur