Lernmethode von Wei Tsin Fu

  • Ersteller des Themas chrzaszczyk
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Ich hätte da noch eine Frage; und zwar würden mich die sog. Trockenübungen interessieren. Kann mir irgendwie nichts darunter vorstellen.


Gruss RUdl
 
Versuch eines ganz persönlichen Resümees...

@Sebastian75
"So, liebe Forumsmitglieder, jetzt behellige ich Euch nicht weiter mit meinen persönlichen Erfahrungen bzw. meinem Werdegang (es sei denn, es gibt noch Fragen), wollte das aber noch als Hintergrund geschildert haben."

Vermutlich fühlt sich von Deinen sehr ehrlichen und aussagekräftigen Schilderungen Deiner oftmals positiven Erfahrungen kein Teilnehmer an dieser Situation behelligt. Das Gegenteil ist der Fall: Endlich setzt sich ein IBA-Absolvent sehr wach und differenziert mit einer ihn prägenden pianistischen Lernmethode auseinander und macht seine Eindrücke auch für den Leser lebendig. Über hundert Seiten lang hat sich ein inzwischen ermüdendes Ritual in unzähligen Varianten wiederholt: Irgendjemand fühlt sich zum Werbeträger für die Wei-Tsin-Fu-Methode berufen - ohne greifbare Belege für den in Superlativen beschworenen Wirkungsgrad liefern zu können. Die Gegenseite bringt stichhaltige Argumente und weist auf Widersprüche hin; schließlich kommt es zu allerlei verbalen Schlägen und Gegenschlägen, bis sich Diskussionsteilnehmer beleidigt und genervt zurückziehen. Endlich konnte dieser zu mitunter unschönen Formen entartete Teufelskreis durchbrochen werden: durch lebendige Schilderungen positiver Prägungen, durch das Einräumen bestehender Limitierungen, Widersprüche und Unzulänglichkeiten dieser Methode, durch die Öffnung hin zu fundierten Erfahrungswerten, die die Skeptiker zur Klärung beisteuern könnten und konnten. Endlich mal ein konstruktiver Dialog mit vielen Erfahrungswerten aus der Praxis von beiden Seiten - es hat sich gelohnt, darauf zu warten. Hinter das Dankeschön für Sebastian75s Beiträge könnte ich noch fünf Ausrufezeichen setzen.

"Vielleicht einigen wir uns also auf Folgendes (Rolf hatte es ja sinngemäß schon geschrieben): Wei Tsin Fus Unterricht ist vor allem auch für Leute wie mich geeignet, die sowas Verrücktes wie (intensiven) Klavierunterricht neben Mathestudium betreiben, und, wie Stilblüte so schön sagte, Stücke wie Rachmaninoff III heimlich üben würden, wenn sie sie im Unterricht nicht spielen "dürften"...einem Hochschulstudium entspricht es wohl nicht, denke ich, eher etwas zwischen normalem Unterricht und Hochschule."

Auch Stilblüte hat sich mit der strukturierten Analyse im Beitrag #1091 ein ganz besonderes Lob verdient; diese zeigt die Haltung vieler Diskussionsteilnehmer ganz exemplarisch: positive Erfahrungswerte wie Begabung, Motivation, Erfolgshunger, Spielfreude der beteiligten Akteure sollen auf beiden Seiten ermittelt und in einen plausiblen Kontext gebracht werden, ohne die Positionen gegeneinander auszuspielen, sofern die Fakten stimmen. Denn niemand würde Wei Tsin Fu sein gutes Recht streitig machen, seine Ideen und künstlerischen Vorstellungen an andere weiterzugeben. Problematisch war und ist nur der Versuch, die unterschiedlichen Levels und Institutionen (Musikhochschulen einerseits und private Institute andererseits) aneinander zu messen, wenn die am jeweiligen Ort gezeigten tatsächlichen Leistungen in keinem Verhältnis zur lautstarken Anspruchsbetonung stehen. Es ist dabei gleichgültig, ob diese unzutreffende Wertung durch Wei Tsin Fu selbst oder aber durch seine Fürsprecher vorgenommen wird. Würden die IBA-Errungenschaften nicht als Weltsensation, sondern als eine höchst individuelle Art der Musikvermittlung an einem Privatinstitut beworben (ohne überdimensionierte Rekorddaten), wäre die Außenwirkung vielleicht größer und die Irritationen seitens des Kollegenkreises wären dann kleiner. Immerhin geht es um Authentizität und Glaubwürdigkeit - wo professionelles Agieren gefragt ist, sicherlich keine schlechten Attribute.

@chiarina
"Aber es fällt auf, dass du dieses eminent wichtige Hören kaum erwähnst. Du schreibst auch, dass die Schüler sich die Bewegung vorstellen sollen. Es ist aber viel wichtiger, dass sie sich den Klang vorstellen! Wenn sie das tun, stimmt die Bewegung von allein, denn der Klang bestimmt die Bewegung. Auch da wird m.E. zu sehr vom Technischen als vom Klanglichen, von der Bewegung als vom Ohr ausgegangen. Der Schulung des Ohrs und die Klanggestaltung sollten an allererster Stelle stehen!!!"

Da liegt leider wirklich der schon zu anderen Gelegenheiten angesprochene zentrale Schwachpunkt, an dem die Wei-Tsin-Fu-Methode an ihre Grenzen stößt: Das Gehör ist das entscheidende Korrektiv zur Herausarbeitung und ständigen Überprüfung einer differenzierten Klangvorstellung. Dabei vermute ich, dass das mitunter im Akkord betriebene Schnellstudium musikalisch und technisch anspruchsvoller Sololiteratur diese Konstellation mitbestimmt: Ein Eintauchen unter die Oberfläche wird in vielen Fällen nicht erreicht, wenn alles mehr durchmusiziert als differenziert künstlerisch erarbeitet wird.

@Sebastian75
"Ja, es ist klarer geworden. Und ich kriege Lust, mich sofort damit auseinanderzusetzen"

Da spürt man ganz unmittelbar den Willen zur Problembewältigung und die Bereitschaft, differenziert hinzuschauen und auch hinzuhören. Damit erfüllt unsere Diskussion hier endlich die Funktion, weiterzukommen und andere am Weiterkommen teilhaben zu lassen.

@rolf
"Berichte von Tipps aus dem Unterricht
auch hier vermag ich nichts besonderes oder charakteristisches, geschweige denn einzigartiges zu erkennen - lediglich eines finde ich bedauerlich: dass zu wenig auf Grundlagen geachtet wird (ob vom Schüler oder Lehrer?) denn die Klangqualität ist in den vorgeführten Ergebnissen nicht wie erwartet.
(aber das alles wurde ja schon zigmal durchgekaut)"

Inzwischen frage ich mich, ob das Streben nach exklusivem Anspruch einer Lehrmethode nicht von vornherein zum Scheitern verurteilt ist. Aufgrund ihres Entstehungszeitpunkts sind Chopins Klavierwerke mit fast zwei Jahrhunderten Rezeptionsgeschichte verknüpft. Innerhalb dieses Zeitraums ist der zumeist sehr präzise vorgegebene Notentext unzählige Male sehr überzeugend wiedergegeben oder pädagogisch vermittelt worden. Sich von diesen Resultaten ein weiteres Mal besonders, charakteristisch oder gar in einzigartiger Weise abzuheben, dürfte man als übermenschlich schwere Aufgabe bewerten dürfen. Hundert Weltklasse-Interpretationen, tausend Spitzenleistungen, zehntausend hervorragende Aufführungen, hunderttausend sehr gute Darbietungen, eine Million gut gemachte Wiedergaben - wo soll er denn sein, der Stein der Weisen? Da könnten alle oder keiner gelungene Realisierungen zur Methode erklären: Es lebe die Karl-Heinz-Kämmerling-Methode, natürlich auch die Rudolf-Buchbinder-Methode, die Pierre-Laurent-Aimard-Methode sowieso...! Auf ganz unterschiedliche Weise gelangen alle diese Koryphäen zu hervorragenden Resultaten, ohne diese vordergründig bewerben zu müssen. Deshalb verstellt die schlechte Präsentation der Wei-Tsin-Fu-Methode den Blick des Betrachters auch auf etwaige gelungene musikalische Lösungen. Zu den zu überdurchschnittlichen Leistungen befähigten IBA-Absolventen ist zu sagen, dass so mancher andernorts genauso seinen Weg gegangen wäre respektive gegangen ist.

@rolf
"Also mir kommt es nun, nach deinen Berichten so vor: ein motivierender Uunterricht in etwas anderem Ambiente, mit ein paar ulkigen Eigenheiten, dabei eigentlich nichts neues oder außergewöhnliches - aber nicht auf Hochschul-Niveau (wozu auch, es sind ja private Musikschulen)"

Hätte Wei Tsin Fu seine Öffentlichkeitsarbeit daraufhin ausgerichtet (statt mit obskuren "Rekorden" zu werben), wäre vermutlich unsere ganze Diskussion anders verlaufen. Gerade in solchen Marktsegmenten haben private Anbieter durchaus Perspektiven. Nicht nur in dieser Hinsicht überschritt und überschreitet Wei Tsin Fu sehr oft wichtige Grenzen und Sperren zum eigenen Nachteil - in künstlerischer, wirtschaftlicher und nun auch tabubesetzter zwischenmenschlicher Hinsicht. Extreme in positiver wie negativer Hinsicht wecken fast zwangsläufig Zweifel und Einwände -auch, wenn es um das Unterrichten an einer Musikhochschule geht, wo äußerst ambitionierte Nachwuchskräfte mit dem Ziel ausgebildet werden, wenige Jahre später mit dem Unterrichten und Konzertieren ihren Lebensunterhalt verdienen wollen. Wenn die Priorität auf die Frage "Genie oder Wahnsinn?" ausgerichtet ist, bekämen wir wohl nur einen neuen Mozart und tausende Wohngeld beziehende Versorgungsfälle ohne günstige berufliche Perspektiven zu sehen und zu hören - da ist das Geld der öffentlichen Haushalte wahrlich nicht gut angelegt...!

Herzliche Grüße von
Rheinkultur
 
Was für mich neu bei Wei Tsin-Fu war, war die Idee, eine Gruppe auch als "anatomische Einheit" zu sehen, d.h. sich pro Gruppe Gedanken zu machen, wie man sie anatomisch ideal spielt (ich habe viel mit horizontalem Kippen des Handgelenks gearbeitet zum Beispiel oder auch mit Impulsen aus dem Unterarm oder dem Handgelenk). Und das dann eben gepaart mit der Idee, den gesamten Bewegungskomplex pro Gruppe zu internalisieren. (Ich ahne, dass sich Chiarina die Haare sträuben, wenn sie das liest)

Lieber Sebastian,

nein, überhaupt nicht!!! :p Ich befürchte, immer noch leicht missverstanden zu werden. :p

Ich arbeite total viel mit meinen Schülern an technischen Dingen bei Stücken - sonst verbessert sich ja der Klang nicht. Eine ungünstige Ausgangsstellung von Hand und des Arm, Blockaden bei der Durchlässigkeit der Gelenke, mangelnde Geschmeidigkeit und Ausnutzung der verschiedenen Hebel des Körpers, ungünstige Bewegungsmuster .... sind die Ursache dafür, dass etwas nicht so klingt, wie es sollte oder wie es gewünscht wird. Also muss man selbstverständlich intensiv an den Bewegungen etc, also technisch arbeiten und vor allem die Ursache für den schlechten Klang herausfinden!!! Nur darf man den Klang nicht aus den Ohren verlieren! Es ist ja auch nicht wie im Katalog - nach dem Motto 'diese eine Bewegung bringt bei jedem Klavierspieler diesen Klang hervor'. Nein, so ist es nicht. Schaut man sich verschiedene Pianisten an, so gibt es teils gewaltige individuelle Unterschiede zu beobachten, auch wenn bestimmte Bewegungen gleich oder ähnlich sind. Wenn es gut klingt, darf einer meinetwegen im Handstand (o.k., wird schwierig.... *kicher* ) spielen.

Wenn aber z.B. bei schnellen Passagen nur darauf gehört und geachtet wird, dass sie schnell sind und nicht darauf, wie sie klingen (brillant, glitzernd oder stumpf, dumpf ....), wenn Intervalle, melodische Strukturen, die auch schnellen Passagen innewohnen, nicht gehört werden u.v.a.m., dann wird's halt schnell öde und unlebendig (runterrattern....). Rolf hat es auch oben beschrieben.

Ansonsten schließe ich mich allen an!

Ein Hoch auf die Einigkeit! *kicher*

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Liebe Grüße

chiarina
 
So, liebe Forumsmitglieder, jetzt behellige ich Euch nicht weiter mit meinen persönlichen Erfahrungen bzw. meinem Werdegang (es sei denn, es gibt noch Fragen), wollte das aber noch als Hintergrund geschildert haben.
Aber nicht doch!! Von "behelligen" o.ä. bist du ja nun wirklich meilenweit entfernt.

...und weil es durchaus noch etliche Fragen gibt, hoffe ich doch sehr auf deine weitere Beteiligung!


um mal von einer ganz anderen Seite aus zu überlegen:
die Faszination, welche die "Knaller" der Literatur ausüben, ist ja nur zu verständlich - aber ich vermisse in den (wie schon gesagt mit äußerster Vorsicht zu genießenden) "Leistungs/Repertoirelisten" etliche davon, auch wenn es um die Gattung Klavierkonzerte geht: wo bleibt das ultraschwierige Konzert von Ginastera? wo das f-Moll Konzert von Henselt? d-Moll von MacDowell? das unangenehm weitgriffige in fis-Moll von Skrjabin? so wenig Prokovevkonzerte? Bartoks Konzerte? Strauß´ Burleske? Liszts Totentanz? (und es gibt noch mehr solcher Art!) ---- stattdessen fast ausschließlich die "bekanntesten/beliebtesten" romantisch/spätromantischen Konzerte, freilich darunter auch ein paar schlimmen Brocken; dennoch, um es ein wenig provokant zu formulieren, so eine Art Wunschkonzertauswahl ;):)
"das hätte man anderswo nicht üben dürfen" (sinngemäß) ...hm... ja ist das sooo schlimm? Wenn man ein Rachmaninovkonzert nie mit Orchester spielen wird, dann ist (außerhalb des Klavierstudiums - innerhalb gehört sowas dazu) der Sinn, es zu spielen, eher zweifelhaft (denn wenn man z.B. nur den Solopart vorspielt, dann ist das nix halbes und nix ganzes) - freilich hört es sich super an zu sagen "ich spiele/lerne Rach I-IV" ;) ---- ja wenn es denn sooo schwierige Sachen sein müssen, warum nicht aus der Sololiteratur? Da gibt es doch allerliebste, fasziniernde Virtuosenstücke von Liszt, Balakirev, Skrjabin, Ravel, Strawinski, Reger, Godowski, Ginastera, Villa-Lobos u.v.a. -- übrigens kommt es in den höheren Altersgruppen bei JuMu oft genug vor, dass Lisztetüden, extreme Ravelsachen oder auch aus Petrouchka gespielt wird (und dass ziemlich gut, weil erste Preise) -- -- täusche ich mich arg, oder ist in dieser "Wunschkonzert-Repertoireliste" so ein wenig das (nicht 100% erfreuliche...) Programm "das dürft ihr woanders nicht, aber hier lernt ihr´s?" enthalten...?...

ich formuliere es mal als ganz böser advocatus diaboli: nach mehreren Klavierlehrern und Fortschritten bis hin zu Chopinetüden wollte ich an die ganz großen Sachen, aber davon wurde mir abgeraten - aber einen fand ich, der mir das erlaubte ... und die Werbung verspricht ja gerade diese "Wunschkonzerte"...

...da von "Methode/n" im Fadenthema gehandelt wird: mich überzeugt abseits von allem ulkigen Brimborium eine Grundeinstellung nicht, welche offenbar zu oft aus Imagegründen Lernenden zu schwierige Aufgaben "erlaubt" bzw. mit diesen ködert. Der Acker ist schon gesät, gegossen, gepflegt, begrünt sich, trägt Früchte - und dann die Verheissung, aus einem Gemüsebeet mittels Wunderdünger eine Obstbaumplantage zu machen :D
 
"um mal von einer ganz anderen Seite aus zu überlegen:
die Faszination, welche die "Knaller" der Literatur ausüben, ist ja nur zu verständlich - aber ich vermisse in den (wie schon gesagt mit äußerster Vorsicht zu genießenden) "Leistungs/Repertoirelisten" etliche davon, auch wenn es um die Gattung Klavierkonzerte geht: wo bleibt das ultraschwierige Konzert von Ginastera? wo das f-Moll Konzert von Henselt? d-Moll von MacDowell? das unangenehm weitgriffige in fis-Moll von Skrjabin? so wenig Prokovevkonzerte? Bartoks Konzerte? Strauß´ Burleske? Liszts Totentanz? (und es gibt noch mehr solcher Art!) ---- stattdessen fast ausschließlich die "bekanntesten/beliebtesten" romantisch/spätromantischen Konzerte, freilich darunter auch ein paar schlimmen Brocken; dennoch, um es ein wenig provokant zu formulieren, so eine Art Wunschkonzertauswahl ;):)"

Das ist in der Tat ein bezeichnender Aspekt: Nicht nur auf der konzertanten Ebene dominiert der Mainstream mit bis zum Geht-nicht-mehr überstrapazierten Standardwerken, die wirklich viele spielen - eigentlich viel zu viele, um da überhaupt noch bahnbrechendes Neues auf den Weg bringen zu können. Angesichts der aus praktischen Gründen eingeschränkten Verwertbarkeit (wann hat man schon mal die Gelegenheit, mit Orchester zu spielen?) war im IBA-Unterrichtsrepertoire die Gattung des Solokonzerts ohnehin überrepräsentiert. Man muss sich überlegen, dass sich die Beschäftigung mit dieser Gattung auf die Ausführung auf zwei Klavieren beschränken wird - wie bei einem Kapellmeisterstudenten, der nur Klavierauszüge dirigiert, ohne jemals vor einem Orchester zu stehen. Exklusivität erreicht man wohl am schwersten mit dem, was alle machen - und viele womöglich auch noch besser. Warum nicht die Suche nach Dingen favorisieren, wo sich die eine oder andere Entdeckung lohnt: Johann Nepomuk Hummel oder Friedrich Kalkbrenner könnte man aus der Frühromantik nennen, Max Reger oder Hans Pfitzner aus der Spätromantik - das 20. Jahrhundert hat ebenfalls vom Schönberg-Konzert bis zum Klavierkonzert von Detlev Müller-Siemens einiges mehr als nur die bekannten Werke von Rachmaninow, Ravel und Gershwin hervorgebracht. Da gäbe es etliche Chancen zur Profilierung jenseits des Üblichen - aber man muss sie auch erkennen und nutzen.

"---- ja wenn es denn sooo schwierige Sachen sein müssen, warum nicht aus der Sololiteratur? Da gibt es doch allerliebste, fasziniernde Virtuosenstücke von Liszt, Balakirev, Skrjabin, Ravel, Strawinski, Reger, Godowski, Ginastera, Villa-Lobos u.v.a. --"

Alles Sachen, die nicht bis zum Überdruss abgespielt sind - und die Liste könnte man fortführen. Insbesondere das Repertoire der letzten hundert Jahre ist in der IBA-Praxis überaus gering vertreten. Nun könnte man einwenden, dass Boulez, Stockhausen, Pousseur, Crumb, Xenakis irgendwie zu unbequem oder ungefällig wären. Aber auch ansprechendere Beiträge z.B. von Poulenc, Milhaud, Honegger, Martin, Messiaen etc. konnte man stets mit der Lupe oder vergeblich suchen.

Insbesondere der Bereich der Programm-Musik hätte die Möglichkeit eröffnet, thematisch schlüssige Konzeptionen für öffentliche Veranstaltungen zu entwickeln (Themengebundenheit, "Roter Faden"). So blieb vieles irgendwo auf eine unvorteilhaft präsentierte Mischung aus Schülervorspiel und Wunschkonzert beschränkt - nicht weniger, aber eben auch nicht mehr. Und wenn dann im Einzelfall auch noch schlampig und musikalisch nachlässig gespielt wird...!
 
Ansonsten schließe ich mich allen an! Ein Hoch auf die Einigkeit! *kicher*

Was ist denn los? So hübsche Animationen - aber ich habe keinen Schneemann drin gefunden!

Da der Trend zum Zweit-Buch ungebrochen ist, musste ich mich neulich beim Lesen schon wundern. Ich verstehe einfach nicht, was an diesem Karl Marx so spannend sein soll, dass ihn alle lesen: Inzwischen bin ich auf Seite 274 und es ist immer noch kein einziger Indianer aufgetaucht... :p:p:p:p
 
Hallo zusammen :-)

Chiarina, ich hatte Dich dann wirklich falsch verstanden, sorry. Du hast Recht, es kann ja gar nicht DEN einen richtigen Bewegungsablauf geben. Aber sowas wie den einen richtigen Klang gibt es natürlich schon viel eher, daher leuchtet es mir ein, dass man ihn zur Leitidee macht und alles andere unterordnet. Es geht hier ja nicht um Akrobatik auf den Tasten, sondern um Musik. Ich gebe zu, dass ich der Faszination "is ja cool, wenn ich das so und so mache oder so und so DENKE, dann geht ja alles viel einfacher" oftmals erlegen bin.
Noch kurz zu Rachmaninoff III und Konsorten: ich bin damals ins Hessehaus und Wei Tsin-Fu "gestolpert", weil ich in Tübingen studiert habe. Die Konzerte von Rachmaninoff, und auch die meisten anderen Werke der Klavierliteratur kannte ich davor nicht. Ich weiß, das liest sich seltsam, aber das war so. Klar, Rachmaninoff ist sehr "prominent" bei Wei Tsin-Fu, danach vielleicht Grieg, Chopin, Prokofieff. Unbekanntere Werke zu erarbeiten (um auch mal die zugegebenermaßen etwas "eintönig" zu lesenden Repertoirelisten der gelben Hessehaus-Flyer mit Unbekannterem zu würzen), war jetzt vielleicht nicht primär das Ziel. Wie gesagt, ich denke, Wei Tsin-Fu fuhr ein für meine Begriffe etwas zu plumpes und effekthaschendes Marketing, vor allem, weil er es ja gar nicht nötig gehabt hätte in dem Sinne. Schüler gab es genug, und wer einmal Unterricht bei Wei Tsin-Fu hatte, war meist ohnehin begeistert (na gut, wieder meine subjektive Perspektive, die auch schon mangels Vergleichen einseitig ist).
Andererseits, wenn ich mir von anderen (vor allem privaten) Musikschulen so die Webpages ansehe, sehe ich auch dort oft einen gewissen Drang, Superlative (z. B. in Form von "wie viele Schüler haben bei Jugend musiziert gewonnen, wie viele Schüler studierten danach an einer Musikhochschule" etc.) zu präsentieren. Sei's drum, ich will das hier nicht bewerten. Ich machs auch nicht anders. Die meisten "Kunden" gewinnt man oft nur, wenn man kurz und knapp Bestleistungen verspricht. Meine Hoffnung, dass es auch anders gehen muss, stirbt aber zuletzt...
Rachmaninoff-Konzerte spielen zu "dürfen" war bei mir sicherlich ein gewisser Motor. Wobei ich hinzufügen muss, dass ich in den Jahren vor Wei Tsin-Fu keinen nennenswerten klassischen Unterricht mehr hatte, mir insofern also auch niemand etwas "verboten" hätte. Ich hatte in den Jahren davor hauptsächlich Jazz-Piano-Unterricht.
Klar, das schmeichelt einem natürlich, wenn man dann gleich mit Rachmaninoff beginnen "darf". Aber, und das ist ein großes aber: die Genugtuungen auf seiten der Eitelkeit währen nur kurz und stellen sicher nicht die Motivation dar, eine Sache über Jahre hinweg zu verfolgen, was ich dann getan habe. Ich finde und fand Rachmaninoff einfach super, ich wollte das und nichts anderes. Dumm vielleicht, eitel und vermessen. Aber ich wollte es so. Ich hatte eine Art Bessenheit, Begeisterung wäre untertrieben. Nennen wir es jugendlichen Leichtsinn :-)
Und für Rachmaninoff III war die Begeisterung am größten (warum? Ich glaube, wegen der, ich nenne es immer: Zwei-Ton-Sekund-Motive, die sich vom Thema im ersten Satz bis hin zum "Showdown" im Finale durchziehen, die melodisch so simpel sind, aber harmonisch das gesamte Universum bemühen...vielleicht mag ich einfach auch den "Sound" von in Klein-Terz-Intervallen verschobenen Mollakkorden (ich denke an die Stelle (war es piu vivo?) im ersten Satz, die ich oben in einem anderen Beitrag beschrieben habe). Und das ständige Drängen in vielen Passagen, dieses "ich mach immer noch weiter, ja, mit dem selben Motiv, und ich werfe dabei alle Konventionen und Formen über den Haufen, weil ich jetzt einfach das Motiv weiterführen will und fertig", das hat mich fasziniert. Und hinzu kommt, dass ich Rachmaninoff III auf extrem beeindruckende Weise Woche für Woche im Gruppenunterricht zu hören bekam. Da war es mir völlig egal, ob ich das jemals mit Orchester spielen werde (mir war klar, dass das nicht geschehen würde), sondern ich wollte es mit Wei Tsin-Fu an zwei Flügeln spielen. Momentan spiele ich es mit Orchester-Play-Alongs, was aber ziemlich mühsam ist wegen der häufigen Tempowechsel.
Aber wahrscheinlich wäre meine Begeisterung sicher auch für viele der von Euch, Rolf und Rheinkultur, genannten Meister und Werke entflammt, wenn man sie mir damals nahegebrachte hätte. Insofern war ich natürlich schon "hessehausifiziert" :-) Ich bedauere es, diese Werke bisher teilweise noch nicht mal vom Namen her zu kennen, ich glaube, am Wochenende ist eine YouTube-Session fällig...

Zum Thema Trockenübungen: das werde ich gerne hier in Kürze ausführlich darstellen, vor allem, weil ich in den Jahren eigentlich etwas abgekommen bin von den ursprünglichen Techniken von Wei Tsin-Fu und eigene "entwickelt" habe (die sicher überhaupt nicht besonders sind), aber die bei mir einfach super funktionieren bzw. mit meinem Lebenskonzept kompatibel sind, das mir eben leider kein tägliches Üben erlaubt. Komischerweise sehe ich auch einen klaren Zusammenhang zum Kraftsport (normales Fitnessstudio-Muskeltraining), den ich regelmäßig betreibe und der einen (und es ist mir jedesmal aufs Neue unverständlich) völlig kontraintuitiven POSITIVEN Effekt auf meine Geläufigkeit und Präzision hat. Das wundert mich sehr und ich habe mich schon häufig gefragt, ob jemand ähnliche Erfahrungen gemacht (habe schon gesehen, es gibt Threads dazu...)

Oftmals sind es ja ohnehin nicht unbedingt neue oder "nie dagewesene" Konzepte und Methoden, die einen weiterbringen, sondern das konstante Verinnerlichen alter, einfacher Weisheiten.

So und bevor ich hier mit Platitüden um mich werfe, schließe ich hier und wünsche Euch morgen einen angenehmen Feiertag :-)

Viele Grüße

Sebastian
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Pioniere voran...

Andererseits, wenn ich mir von anderen (vor allem privaten) Musikschulen so die Webpages ansehe, sehe ich auch dort oft einen gewissen Drang, Superlative (z. B. in Form von "wie viele Schüler haben bei Jugend musiziert gewonnen, wie viele Schüler studierten danach an einer Musikhochschule" etc.) zu präsentieren. Sei's drum, ich will das hier nicht bewerten. Ich machs auch nicht anders. Die meisten "Kunden" gewinnt man oft nur, wenn man kurz und knapp Bestleistungen verspricht.

Es empfiehlt sich, zwischen Eigenwerbung mit überprüfbaren Fakten und nebulösen Verheißungen irgendwelcher Wundertaten zu differenzieren. Natürlich machen private Anbieter mit der Aussicht auf gute Leistungsperspektiven Werbung in eigener Sache. Wenn Erfolge bei Wettbewerben, attraktive Engagements und die Zulassung zum Hochschulstudium gemeint sind, lassen sich diese Leistungsnachweise überprüfbar (meist schriftlich) dokumentieren. Wer aber nur ganze Seiten lang auflistet, welche spektakulären "Reißer" aus der Sololiteratur in atemberaubend kurzer Zeit angeblich mal schnell eingeübt worden sind, ist auf externe Beurteilungen angewiesen (neutrale Presseberichte, Referenzen und Expertisen). Dann stellt sich mit der Zeit doch heraus, dass mancherorts nur heiße Luft produziert wird.

"Ich bedauere es, diese Werke bisher teilweise noch nicht mal vom Namen her zu kennen, ich glaube, am Wochenende ist eine YouTube-Session fällig..."

Diese Session wird hochinteressant und spannend werden - und sie wird sich richtig lohnen. Es ist nämlich unglaublich, wie viel Klavierliteratur eine Entdeckung wert ist. Auch wenn sich vieles zu Recht nicht am Markt durchgesetzt hat - die gelben Flyer aus dem Hessehaus konnten nach meiner subjektiven Einschätzung keine fünf Prozent der verfügbaren Literatur abdecken. Originalliteratur für Klavier zu vier Händen, für zwei Klaviere etc. - es gibt so vieles, womit man sich beschäftigen und auch profilieren könnte.

"Oftmals sind es ja ohnehin nicht unbedingt neue oder "nie dagewesene" Konzepte und Methoden, die einen weiterbringen, sondern das konstante Verinnerlichen alter, einfacher Weisheiten."

Klares Ja! Innerhalb von ein, zwei oder noch mehr Jahrhunderten pianistischer Rezeptionsgeschichte kann man das Rad bestenfalls einmal neu erfinden. Hätte Wei Tsin Fu verlauten lassen, über die Jahre hinweg viele Naturgesetze FÜR SICH entdeckt zu haben und in diesem Geiste SEINE Auffassung vom Musizieren vermitteln zu wollen, hätte man dagegen nichts Grundsätzliches einwenden können. Entdeckt haben diese Naturgesetze schon längst andere viele, viele Jahre früher. Die einen Musiker sind künstlerisch gut, aber schlechte Geschäftsleute. Andere können sich gut verkaufen und haben künstlerisch nicht viel zu bieten. Sehr viele können weder das eine noch das andere gut. Aber die wenigsten leisten auf künstlerischem Gebiet erstklassiges und sind gleichzeitig hervorragende Vermarkter in eigener Sache. Irgendetwas bleibt immer auf der Strecke.

Herzliche Grüße und eine erfolgreiche Entdeckungsreise bei YouTube
wünscht Rheinkultur :)
 
Was ist denn los? So hübsche Animationen - aber ich habe keinen Schneemann drin gefunden!

Da der Trend zum Zweit-Buch ungebrochen ist, musste ich mich neulich beim Lesen schon wundern. Ich verstehe einfach nicht, was an diesem Karl Marx so spannend sein soll, dass ihn alle lesen: Inzwischen bin ich auf Seite 274 und es ist immer noch kein einziger Indianer aufgetaucht... :p

:D ..... ! Aber sonst stelle ich mit Schrecken fest, einen fürchterlichen Fauxpas begangen zu haben!!! :D

Traute Einigkeit a la Schneemann, voila:

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Liebe Grüße, zum Lesen komme ich erst später!

chiarina
 

Der GEA-Artikel lässt einiges über den "Menschen" Wei Tsin Fu erkennen - und bietet auch Antworten auf die Frage, wie im Lehrer-Schüler-Verhältnis Abhängigkeiten geschaffen und im schlimmsten Fall zur sexuellen Triebbefriedigung instrumentalisiert werden können. Da gibt es verschiedene Parallelen zu entsprechenden Konstellationen in Psycho-Sekten - man erinnert sich mit Schaudern an die Vorgänge in der chilenisch-deutschen Colonia Dignidad, die jahrelang in den Medien präsent waren.

Auch wenn es selbst in unserer Branche nicht der erste entsprechende Fall dieser Art war - jeder neue Missbrauchsfall erschüttert den Glauben an das Gute in der Welt nachhaltig. Die juristischen Aspekte lassen sich mehr oder weniger "erfolgreich" abarbeiten. Zurück bleibt aber auch in jedem Fall ein beschädigtes Vertrauen in die Integrität von Lehrern, Mentoren und Ausbildern, das man nicht mal ganz nebenbei wieder in Ordnung bringen kann.

Unabhängig von den in den nächsten Monaten erfolgenden Entscheidungen der Gerichte bleibt von Wei Tsin Fu ein Persönlichkeitsbild, das von Fehleinschätzungen der eigenen Möglichkeiten und Realitäten in vielfältiger Hinsicht geprägt ist - das gilt für den künstlerischen, unternehmerischen wie auch charakterlich-menschlichen Bereich. Da brechen Welten zusammen wie die demnächst im Abbruch befindliche Immobilie an der Blauen Brücke in Tübingen, die im Volksmund inzwischen offenbar "Wei-Ruine" heißt.
 
Unabhängig von den in den nächsten Monaten erfolgenden Entscheidungen der Gerichte bleibt von Wei Tsin Fu ein Persönlichkeitsbild, das

mir persönlich nun so gar nichts gibt... wer seine Griffel nicht bei sich lassen kann, und an Abhängigen sexuell herumfummelt, hat es sich mit mir einfach verdorben.

Ziemlich egal, was er sonst so geleistet haben mag. Wie Du schon richtig schriebst, Rheinkultur, beschädigt das das Ansehen der - meiner Meinung nach - überwiegenden Mehrheit von Lehrern, die sich ordentlich und richtig verhalten.

Und der mitleidsheischende Verweis auf die traurigerweise ach so verklemmten Sitten in seinem Heimatland China wird ihm - in unserem Land - recht wenig nützen.
Davon bin ich überzeugt.
 
P.S. und welcher Steuerzahler muß dafür wieder herhalten?
das ist zunächst mal ne Privatinsolvenz -- die beteiligten Banken an der schrägen Immobiliengeschichte werden sich schon ihren Teil holen
...dass da der Steuerzahler belastet wird, glaub ich vorerst nocht nicht
... ...aber interessanter als diese Pleite-Geschichte ist das Strafmaß in der anderen Angelegenheit.......
 
Berufsstandsimage sichern

Ziemlich egal, was er sonst so geleistet haben mag. Wie Du schon richtig schriebst, Rheinkultur, beschädigt das das Ansehen der - meiner Meinung nach - überwiegenden Mehrheit von Lehrern, die sich ordentlich und richtig verhalten.
Da haben Berufsverbände für künstlerisch und/oder pädagogisch tätige Pianisten ein gar nicht so nebensächliches Betätigungsfeld: Berufsständische Vertretung und Reputationssicherung, damit nicht mal schnell eine ganze Branche unter Generalverdacht gestellt werden kann. Das kann bekanntlich schnell passieren: Die Missbrauchsfälle und sexuellen Übergriffe in kirchlichen Einrichtungen hatten oft genug zur Folge, dass Priester, Heimerzieher, Kantoren und andere Funktionsträger pauschal als potentielle Sexualverbrecher abgestempelt wurden. Zum einen ist das eine schallende Ohrfeige für tausende moralisch integere und unbescholtene Kollegen, zum anderen eine nachhaltige Erschütterung des Grundvertrauens in Berufszweige, die (junge) Menschen in positiver Weise für ihr weiteres Leben prägen können und müssen.
 
Beim Lesen des von Rolf verlinkten Artikels (danke!!!) bin ich erschüttert über die Haltung Wei Tsin Fus!

Anstatt die Gefühle seiner (ehemaligen) Schüler endlich einmal ernst zu nehmen, die sich in immerhin 55 Situationen (geschweige von den anderen 10 Fällen und dem Besitz von Jugendpornografie) missbraucht fühlen und fühlten (und wir wissen alle, dass diese Zahl nur ein Minimum sein kann, da es für Kinder und Jugendliche sehr schwer sein muss, unter den Augen der Öffentlichkeit auszusagen und viele diesen Schritt nicht machen werden und können - !), entschuldigt er, dementiert und benutzt das von vielen Pädophilen verwendete, so dermaßen widerliche und brutale Argument, der Schüler habe es so gewollt.

Auf diese Weise begeht er einen doppelten Missbrauch. Er stilisiert sich als Unschuldslamm und fragt sich offensichtlich in keinster Weise, warum denn so viele Schüler sich missbraucht fühlen. Er spricht ihnen erneut ihre Wahrnehmung ab und das muss sehr schlimm sein für die Opfer! Von tiefer Betroffenheit, Entsetzen, Schuldgefühlen, Selbstzweifeln, Trauer etc. ist bei Wei Tsin Fu nichts zu spüren! All das spricht für seine entsetzliche Schuld, mehr als alle Berichte es vermögen. So wie er reagieren leider viele Pädophile und ich hoffe sehr, dass die Opfer bei ihrer Wahrnehmung und ihren Gefühlen bleiben und nicht wanken!

Um es noch einmal in aller Deutlichkeit zu sagen: die individuellen Gefühle und Grenzen der Schüler sind absolut uneingeschränkt ernst zu nehmen! Wenn ein Schüler sich "komisch" fühlt und seine körperlichen Grenzen überschritten werden, ist das sexueller Missbrauch. Wenn ich als Klavierlehrerin den Oberschenkel eines Schülers anfasse, muss ich mir bewusst sein, dass das eine intime Zone ist und ihre Berührung mindestens unangenehm sein kann (warum überhaupt Oberschenkel und nicht Arme und Hände, wie ich es mache, immer aber in Rückversicherung?!). Ein Schüler, der solche und andere Berührungen nicht mag, ist NIEMALS schuld daran und steht NIEMALS einem pianistischen Fortschritt im Wege!!! Es geht immer auch anders! Meistens sind Berührungen aber kein Problem, wenn sie ohne Hintersinn und klar und eindeutig fachlich ausgerichtet sind. Das Problem sind Berührungen, wenn sie zweideutig und hintersinnig sind - das merken die Betroffenen sofort.

Ich habe das noch einmal wiederholt, weil ich mich zum einen deutlich als Klavierlehrerin von Wei Tsin Fu distanzieren will, besonders auch von seinen jüngsten wortreichen Verteidigungen vor Gericht! Zum anderen finde ich es unbedingt notwendig, den Opfern den Rücken zu stärken, denn sie müssen erneut alles ertragen und sich zur Wehr setzen! Falls das also hier jemand von ihnen/euch liest, hoffe ich sehr, dass unser tiefes Mitgefühl und absolute Solidarität deutlich wird und der Prozess zu einem guten Ende findet, was bedeutet, dass Wei Tsin Fu die Verantwortung für seine Taten übernehmen muss und entsprechend schwer bestraft wird!

Liebe Grüße

chiarina
 

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