Hallo Gomez, Du hast meine Frage immer noch nicht beantwortet!
Gemach, lieber Hasenbein, ich habe zwischendurch mal Frau und Kind
Gutenacht gesagt.
Wie siehst Du denn das - ist es nun eine Aussage der evangelischen oder
katholischen Kirche, daß jemand, der "gläubig in Christus" ist, dadurch
seine zukünftigen Aussichten (Erlösung, ewiges Leben etc.) verbessert?
Früher wurde dies von den Kirchen ja definitiv so gesagt. Aber ist das heute
noch so? Oder sagen die großen Konfessionen inzwischen einhellig:
"Nein, es ist wurscht, ob Du an Christus glaubst / der Kirche angehörst oder nicht"?
Früher wurde dies von den Kirchen ja definitiv so gesagt.
Deine Frage enthält so viele Fehlwahrnehmungen, daß ich nur versuchen kann,
sie auf dem Umweg über die sachliche Richtigstellung zu beantworten.
Also, auch dies keine Erbsenzählerei, sondern der komplizierten Wirklichkeit geschuldet –
es gibt nicht
„die evangelische Kirche“. Es gibt in Deutschland lutherische, reformierte
und unierte evangelische Landeskirchen und darüberhinaus diverse Freikirchen, denen
im Gegensatz zur katholischen Kirche das verbindliche Lehramt fehlt und die sich doch alle
theologisch voneinander abheben. Völlig ungenannt bleiben bei Dir die orthodoxen Kirchen
Griechenlands und Rußlands samt der zu ihnen gehörenden oder autokephalen Kirchen
des Ostens und des Orients – für einen Außenstehenden vielleicht etwas verwirrend.
„Gläubig in Christus“ – ich setze Dein stillschweigendes Einverständnis voraus,
daß wir diesen Punkt übergehen; eine Einführung in die Christologie wird Dich
vermutlich weniger interessieren als der nachfolgende Punkt:
„seine zukünftigen Aussichten (Erlösung, ewiges Leben etc.) verbessert“ –
diese Formulierung ist – ob in polemischer Absicht gewählt oder nicht – mißglückt.
Seine zukünftigen Aussichten möchte jemand verbessern, der den Beruf wechselt,
eine Lebensversicherung abschließt oder reich heiratet. Die Logik der „instrumentellen
Vernunft“ ist nicht die eines gläubigen Menschen. Wenn Du aber auf Deiner Formulierung
beharrst, müßte ich sagen: Den Glaubenden interessiert die Gegenwart, nicht die Zukunft.
„Früher wurde dies von den Kirchen ja definitiv so gesagt“ – Du meinst vermutlich
Zitat von Johann Tetzel:
Sobald das Geld im Kasten klingt,
die Seele in den Himmel springt.
die Ablaßbewegung, an der sich unter anderem der Protest Luthers entzündet hat.
Der Ablaßhandel war eine Fehlentwicklung in der damaligen, ausgesprochen
verweltlichten Kirche. Man muß aber fairerweise hinzufügen, daß Tetzels Haltung
auch in der katholischen Kirche nicht mehrheitsfähig geblieben ist.
"Nein, es ist wurscht, ob Du an Christus glaubst / der Kirche angehörst oder nicht"?
Von einer Religionsgemeinschaft zu verlangen, daß sie ihren Glaubensinhalt relativiert,
wird vielleicht auch Dir absurd erscheinen. Beim Glaubensinhalt geht es aber – siehe oben –
nicht um eine Lebensversicherung für das Jenseits. Das wäre eine Karikatur der Heilszusage.
HG, Gomez
P.S.: Nicht daß ich für "Likes" nicht empfänglich wäre, aber Deine Bewertung der Beiträge
Rolfs und Friedrichs halte ich für ungerecht. Beide haben ihren unverwechselbaren Schreibstil -
wie Du ja auf andere Weise auch...
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