...unter diesen Voraussetzungen sollte eigentlich ein realistischer Blick möglich sein, und zwar:
1. auf das schlampige, teilweise geradezu unprofessionelle Spiel von Herrn Wei (bei mir fliegt einer raus, der sowas nicht hinter sich lässt)
2. auf die angeblich so grandiose innovative "Unterrichts-Methode", die allerdings an keiner Musikhochschule ernst genommen wird... (würde sie ernst genommen, fände man dort was - aber wo ich auch hinschaue: niente!)
...endlich mal was sachliches, bitte!!! mal ganz einfach: was macht denn der Herr Wei, wenn er richtig schnelle Oktaven (die er selber freilich nicht kann, aber egal) unterrichtet?
Das kann man so einfach nicht stehen lassen.
Es wurde ja hier schon viel gewettert über die pianistisch angeblich unzureichenden Fähigkeiten von Wei Tsin Fu.
Ich bin der Meinung, dass man sich zu den pianistischen Fähigkeiten von Wei Tsin Fu zurückhalten sollte, wenn man ihn nicht wenigstens einmal in einem Konzert (und nicht nur beim Unterricht oder im schlimmsten Fall gar nicht) selber erlebt hatte.
Nun, ich habe Wei Tsin Fu bei einem Konzert in Minden im Herbst letzten Jahres erlebt. Er spielte Beethovens G-Dur-Klavierkonzert, und vom Anfang abgesehen (rel. hart eingesetzt), hat er das gefühlvoll und sehr gut gemacht.
Aber, um auf seine angeblichen Defizite beim Spiel "richtig schneller Oktaven" zurückzukommen: 1 Tag vor dem Konzert haben wir erfahren, dass der andere Pianist, der die Beethoven-Chorfantasie spielen sollte, kurzfristig erkrankte. Wei Tsin Fu übernahm kurzerhand auch noch die Chorfantasie - ein Werk mit einem, wie ich finde, durchaus anspruchsvollen Klavierpart (es ist eher ein kurzes Klavierkonzert mit etwas Chor am Ende als ein Chorwerk).
Nicht nur, dass Wei Fu die Chorfantasie vom Blatt in der Generalprobe spielte (ich erfuhr, dass es zu seinem Standardrepertoire gehörte, was er allerdings verschwieg...), er spielte es bei der Aufführung wirklich ziemlich verdammt gut, und unser Kantor legte ein sehr sportliches Tempo vor - die Oktavpassagen am Schluß mußten wirklich rasant rüberkommen, und da gab es keinerlei technischen oder musikalischen Hürden bei Wei Tsin Fu zu bemerken! Und, wohlgemerkt, er sprang bei diesem Stück ein für einen anderen Pianisten. Und er hat zwischen der Generalprobe und der Aufführung am nächsten Tag nicht mal dafür nochmal geübt, dass weiß ich aus erster Quelle!
Also, egal was man über Wei Tsin Fu sagt - oder schlimmer noch, ihm nachsagt, ohne ihn im Konzert selber erlebt zu haben - was für ein miserabler Pianist er sei: was ich in der Generalprobe und im Konzert von ihm gehört habe, reicht mir, um dem jedenfalls zu widersprechen - egal was er sonst für schlimme Dinge getan hat.
Schlampiges, teilweises unprofessionelles Spiel, das Absprechen der Fähigkeit schneller Oktavläufe - das habe ich jedenfalls anders im Konzert erlebt.