Es wirkt so, als würdet ihr lieber unter euch bleiben.
Eure "fachliche" Diskussion kommt mir zu undifferenziert daher.
Liebe(r) Hemiole,
herzlichen Dank für deine Mühe!!! Ich finde gar nicht, dass wir unter uns bleiben wollen. Im Gegenteil haben wir immer um Reaktionen und (Gegen-)Argumente gebeten!!! Die blieben bisher leider weitgehend aus und deshalb konnte die Diskussion logischerweise nur recht einseitig geführt werden. Umso mehr freue ich mich, dass jetzt endlich eine Stellungnahme kommt!
Zuerst kommt der Arm, später die Finger
Nein, zuerst kommt das Ohr! :p
Die Detailarbeit und das Künstlerische kommen später ............................
Allerdings werden Schülern keine Vorgaben zur Interpretation gemacht. Sie werden damit allein gelassen.
Bitte sei mir nicht böse, aber dein gesamter Beitrag, liebe(r) Hemiole, bestätigt nur alles, was ich bisher kritisiert habe. Musik
hört man und das tut man mit dem Ohr. Das Ziel - wie ich bereits gesagt habe - eines Klavierunterrichts muss also sein, das Gehör zu schulen und so ein grundlegendes Musikverständnis zu erwerben, das für ein lebendiges, klangschönes Klavierspiel unumgänglich ist. Zur Umsetzung dieses Musikverständnisses auf das Instrument ist eine gute Technik und eine gute Kenntnis über die Eigenschaften des Klaviers notwendig.
Wenn dieses Ziel nicht das gleiche ist, werden wir uns nie einig werden. :p
Ich muss auch ehrlich sagen, dass es für mein Empfinden von ungeheurer Respektlosigkeit gegenüber dem Komponisten und seinen Kompositionen zeugt, ein Stück in Konzerten so schlecht zu spielen. Natürlich will man auch das Vorspielen üben - das ist selbstverständlich - aber das Eine schließt das Andere doch keineswegs aus! Wo bleibt der für einen Musiker unabdingbar tiefe Wunsch, die Schönheit und Erhabenheit der Stücke so gut wie möglich abzubilden, wahrzunehmen und weiter zu geben? Das ist doch der Sinn des Ganzen! Wieso werden Stücke zur Erstellung von Rekorden benutzt, als Übung zum Vorspielen, also nur zu egoistischen Zwecken? Warum steht nirgendwo die Interpretation, die musikalische Gestaltung/Qualität im Vordergrund? Was würden Chopin und Rachmaninoff ..... dazu sagen???
Das Ziel ist, dem Schüler alles fachliche Wissen zur freien Auswahl "mitzugeben" - nebst der Fähigkeit, alles menschliche -wenn ihr wollt, schauspielerisch- ausdrücken zu können.
Das fachliche Wissen fehlt eben! Wer klanglich schlecht spielt, hat eine schlechte Klangvorstellung und die kommt von schlechtem Unterricht, ganz unabhängig von Begabung.
WENN Wei künstlerisch arbeitet, kann das z B so aussehen:
D. spielt Liszt Totentanz. Etwas zu brav. Es fehlt was. "D., sag mal, … bist du schon mal auf einem Friedhof gewesen?" "Ööh, ja, …klar." "Und, D., hast du dich dort auch schon mal auf eine Bank gesetzt?" "Jaa, …das hab ich schon gemacht." "…… Und, D., … hast du vielleicht auch dann schon mal gedacht: … hier will ich eigentlich … bleiben. ?" "…???…ääh… nein, das hab ich noch nie gedacht!"
Stille. Wei haut knallend auf den Tisch. "Siehst du das hört man!!!"
Ja, das ist völlig normaler Unterricht (übrigens gibt es tatsächlich Menschen, die sehr gern auf
Friedhöfe gehen, weil es dort so still und
friedvoll ist.......... :p ). Lehrer verwenden gern Bilder und Assoziationen. Die sind aber nur ein Teil des Unterrichts. Wenn man nicht konkret in Klangschichten übt und arbeitet, wenn man nicht Phrasierung, Artikulation und Dynamik, die Struktur des Stückes herausarbeitet und auch dementsprechend übt, wird es nichts werden mit klangschönem Klavierspiel. Es braucht aber Zeit, ein Stück zu verstehen, wahrzunehmen und zu erfassen.
mir fallen ein: Andreas Jetter, Roland Techet, Christoph Selg, Manuel Zeh, Thomas Jagusch, Moritz Gnann...
Ja, es gibt einige, die schön Klavier spielen. Aber es sind sehr, sehr wenige, besonders verglichen mit den vielen anderen Videos. Wie hasenbein schon anmerkte, sind sie vermutlich trotz der Methode musikalisch so begabt, dass sie schön spielen. Und die Zahl der Musikstudenten, die jedes Jahr die Aufnahmeprüfung bestehen und
nicht aus Wei Tsin Fu's Schmiede stammen, ist mit diesen wenigen nicht zu vergleichen! Und selbstverständlich können Musikstudenten schnell lernen. Die brauchen keine Schneemänner mehr, sondern da geht es nur noch um die Interpretation und die Umsetzung auf das Instrument.
An die Klavierlehrer: nervt es euch nicht, dass viele -zu viele!- Klavierschüler ein Vierteljahr für ein neues Stück braucht?
Nein! Für mich ist es die reine Folter, unmusikalisches Klavierspiel zu hören! Etwas sinnloseres kann ich mir gar nicht vorstellen!
An die Hochschullehrer: macht es nicht nachdenklich, dass die Studenten bei der Abschlussprüfung oftmals kaum besser sind als bei der Aufnahmeprüfung? Dass ihr Repertoire gemessen an den Schätzen der Literatur kümmerlich bleibt?
Das ist nicht so!!! Als Beispiel kannst du dir mal frühere und jetzige Aufnahmen von den Forumsmitgliedern Stilblüte und partita anhören. Beides Musikstudenten.
Die werbewirksamen Sprüche, Rolf, entstehen - stattgegeben! :--) - bei mir ungewollt. Es ist schwer, etwas "KONKRET" zu beschreiben, wozu du im Unterricht viele Mittel hast:
1. Tastatur
2. Hände
3. Die Augen des Schülers, womit er dir ständig rückmeldet, was er verstanden hat und was nicht.
4. Deine Kreativität, um dann einzuhaken und dem Schüler - oft bildhaft- die Sache zu vereinfachen.
5. Und - ich benutze jetzt mal die Chiffre "Charisma" für bildhaftes, schauspielerisches, philosophisches, psychologisches, etc., ihr wisst alle, was man auch zum künstlerischen Arbeiten braucht.
Es ist sehr bezeichnend, dass du das Ohr hier gar nicht erwähnst und die Tastatur an erste Stelle setzt.
Ein Beispiel.
Wie findet man sich in 12 Tonarten zurecht?.........
An diesem Beispiel lässt sich hervorragend zeigen, wie mechanistisch dieses Denken ist. Es wird nämlich trotz aller Assoziationen von der Tastatur ausgegangen. Wo bleibt das Hören?
Warum kann man nicht im Anfängerunterricht ein Lied lernen (meinetwegen von c "Alle meine Entchen") und singt so schon, ohne es zu wissen, die ersten sechs Töne einer Dur-Tonleiter. Die führt man dann singend weiter bis zum nächsten c. Auch andere Lieder haben dieses Tonmaterial (Ist ein Ball in Brunn' gefallen......). Dann transponiert man die Lieder und schließlich die Tonleiter und erst der letzte Schritt ist die Untersuchung der Ganz- und Halbtöne. Die methodischen Schritte gehen also vom Ohr aus.
Ihr lernt mittels Tastenfarben (Tastatur) die Tonleiter, bei mir geschieht es übers Gehör. Bei euch muss man denken (erst weiß, dann schwarz,......................), bei mir muss man hören.
So. Ist dies argumentativ genug? Viel Spaß beim Auge-um-Auge - Zahn-um-Zahn - Widerlegen. Ich werde nicht mehr dabei sein.
Das ist schade, weil du nämlich hier Ansatzpunkte geschrieben hast, bei der eine fachliche Diskussion erst interessant wird.
Es wäre schön, wenn du hier bliebest. Wie soll sonst eine Diskussion zustande kommen.
Herzlichen Dank noch einmal für deinen Beitrag!
chiarina