Lehren und lernen

Hallo kleines wildes Vögelein :001:,

ist dieser Faden von Dir dann eher als einer für Klavierlehrer gedacht, welche ihre (hoffentlich guten) Methoden beschreiben? Oder, dass man hier seine eigenen Erfahrungen mit KL beschreibt und seine Meinung abgibt, ob man diese gut oder schlecht findet? Oder um Fragen zu stellen, ob der eigene KL das wohl gut oder nicht so gut macht? Oder alles zusammen? Oder ....

Ich glaube, das Thema "Lehrmethoden" ist so breit, dass es eigentlich fast diese ganze Rubrik "Klavierspielen und - üben" umfasst.
Zumindest geht es mir so ...
 
@Kettwiesel
Es ging darum, die in bester Claviomanier threadfremden Beiträge aus der Witzeecke hier ernsthaft weiterzuverfolgen. Unter anderem ging es um ER-ziehung und BE-ziehung. Sobald diese Beiträge hier stehen, wird es verständlicher.
 
Hallo kleines wildes Vögelein :001:,

ist dieser Faden von Dir dann eher als einer für Klavierlehrer gedacht, welche ihre (hoffentlich guten) Methoden beschreiben? Oder, dass man hier seine eigenen Erfahrungen mit KL beschreibt und seine Meinung abgibt, ob man diese gut oder schlecht findet? Oder um Fragen zu stellen, ob der eigene KL das wohl gut oder nicht so gut macht? Oder alles zusammen? Oder ....

Ich glaube, das Thema "Lehrmethoden" ist so breit, dass es eigentlich fast diese ganze Rubrik "Klavierspielen und - üben" umfasst.
Zumindest geht es mir so ...
Ich habe die Überschrift so gewählt, dass nicht nur die Pädagogen (Lehrende) , sondern auch wir Lernende uns zu diesem Thema austauschen können.
 
Eine Lehrmethode habe ich hier keine zu bieten - und schon gar keine für's Klavierspiel. :001:

Aber als eine, die über Jahrzehnte gelehrt hat und immer auch gerne (!) gelernt hat, möchte ich die eine oder andere Beobachtung, die sich im Lauf der Jahre so angesammelt hat, hier beschreiben.

Eine Lehrkraft ist im Normalfall in ihrem Wissen einem Schüler bzw. einer Schülerin weit voraus. Natürlich ist einem das klar, aber es ist manchmal doch nicht ganz einfach zu verstehen, warum es bei jemandem "hakt".

Bei meinem Wiedereinstieg am Klavier (nach Jahrzehnten und mit einer dünnen Basis aus der Kinderzeit) habe ich wirklich begriffen im Sinne von "komplett nachvollziehen können", was für meine SuS so schwierig ist, wenn sie fremdsprachliche Texte schreiben müssen. So und so viele Parameter bzw. Regeln müssen gleichzeitig beachtet werden; damit tat und tue ich mich immer noch durchaus schwer am Klavier.

Mein Fazit ist deswegen: Wer irgendetwas unterrichtet, völlig gleichgültig, was und auf welchem Niveau, sollte unbedingt in der Ausbildung mindestens eine komplett fachfremde Tätigkeit erlernen, meinetwegen Koreanisch oder Finnisch oder was weiß ich. Das wäre aus meiner Sicht wesentlich nützlicher als das eine oder andere Hauptseminar, das an der Uni so im Angebot war.

Interessant für mich waren auch Beobachtungen zu Parallelen im Üben. Dass man ein Stück auch von hinten üben kann (es gab hier auf Clavio mal eine angeregte Diskussion darüber), fand ich absolut einsichtig. Genauso geht man vor, wenn Kinder sich noch schwer tun mit dem Sprechen einzelner Sätze (Rhythmus, Intonation, Aussprache): Man baut einen Satz von hinten auf.

Auch das Üben mit wechselnder Aufmerksamkeit hat seine Entsprechung im sprachlichen Unterricht, da nennt man das "Textlupe", wenn jemand einen Text kontrollieren soll.

Ein weiteres wichtiges Thema: die Bedeutung von doppeltem Feedback ("Wie nimmst Du selbst Dein Spiel/Deinen Text/Deine Präsentation wahr - wie sehe ich es") und auch das Feedback an die entsprechende Lehrkraft ("Das war nützlich für mich/damit komme ich überhaut nicht klar ...")

Was nun die Beziehungsebene angeht (@chiarina - Rogers und Gordon waren in den Schulen schon in den 80er Jahren ein Thema!), so halte ich sie für ausnehmend wichtig, und zwar nicht nur für Kindergarten- und Grundschulkinder. Mir wurde das an so einigen Erlebnissen im Lauf der Jahrzehnte klar.
 
Eine Lehrmethode habe ich hier keine zu bieten - und schon gar keine für's Klavierspiel. :001:
Es soll hier nicht nur um Klavierunterricht gehen, sondern um das Erlernen und Lehren im Allgemeinen.

Da habe ich eine Frage an @Klafina @chiarina und alle anderen, die Schullehrerinen und -lehrer sind.

Ich vertrete die Meinung, dass es ein Lehrfach an Schulen geben sollte, welches vermittelt, wie wir unsere Kinder erziehen und auf das Leben vorbereiten können.

Aufklärungsunterricht gibt es ja schon seit Jahrzehnten.

Für nahezu jede berufliche Tätigkeit ist eine dreijährige Ausbildung Pflicht.
Nur beim wichtigsten Beruf der Elternschaft ist das nicht der Fall.

Vielleicht gibt es schon dieses Lehrfach.
Ich bin gespannt, wie ihr das seht.
 
@Klein wild Vögelein
Zweischneidig. Denn: Wer bestimmt dann, welche Erziehung richtig ist? Gerade die Schulen und anderen Gruppen, die Gemeinschaft bieten, haben auch ideologische Macht. Totalitäre Staaten fangen mit vollumfänglicher Beeinflussung immer bei den Kindern an.
(In den USA wird gerade der Aufklärungsunterricht abgeschafft).
Wichtiger als "Erziehungsunterricht" fände ich eine Anleitung zu respektvollem Miteinander - das dann wie selbstverständlich später auch auf die Beziehung zu Kindern übertragen werden kann.
Eltern zu sein, das kann doch gar nicht gelernt werden. Da kann noch so viel Theorie erlebt worden sein, reagieren muß man oft in Sekundenschnelle, ohne nachzudenken.
 
Nur beim wichtigsten Beruf der Elternschaft
Das ist kein Beruf. Das bietet man nicht an und nimmt auch kein Geld dafür (Erzieher, Nannys usw. mal ausgenommen).
Ganz anders:
Die Schule ist nicht dafür da, Menschen auf alle möglichen Lebensumstände vorzubereiten. Dazu sind die unausgebildeten Eltern/Großeltern/Familie/sonstige Bezugspersonen da. Die Schule kann bissel aufklären und Bildung vermitteln (akademisch, kulturell, sozial), fordern und fördern. Mehr sollte sie sich nicht in individuelles Leben einmischen.
 
Nur beim wichtigsten Beruf der Elternschaft ist das nicht der Fall.
Ich tu mir ehrlich gesagt schwer, Elternschaft als "Beruf" zu sehen. Bin allerdings "nur" pädagogisch ausgebildete Tante.

In meiner therapeutischen Ausbildung (viele Monde ist es her...) sprachen wir intensiv über Eltern-Kind-Beziehungen und mögliche Probleme und lernten das Konzept des "good-enough-parenting" kennen. Kurz gesagt geht man davon aus, dass man als Bezugsperson eines Kindes schlicht nicht perfekt sein kann und das auch nicht anstreben muss. Gut genug zu sein reicht im Grunde völlig. Das heißt nicht, dass man seine Haltung und sein Verhalten nie reflektieren sollte, aber dass man sich auch nicht zu viele Sorgen machen muss.

Ob ein "Schulfach" die empfundenen oder tatsächlich vorhandenen Schwierigkeiten des Elternseins lösen kann oder einen darauf vorbereiten? Mir haben bisher alle Eltern erzählt, dass es ganz anders war, als sie es sich ausgemalt hatten. Mal entspannter als befürchtet, mal anstrengender als erwartet, und so weiter.
Ich denke eher, dass ein konsequenter und zugewandter Umgang mit den Mitmenschen (egal, welchen Alters) und vor allem kongruentes Verhalten (leben, wovon ich rede) ein wichtiges "Erziehungs-" oder "Bildungs-"Ziel sein könnte. Das sollte aber nicht nur in der Schule Thema sein.
 
Ich vertrete die Meinung, dass es ein Lehrfach an Schulen geben sollte, welches vermittelt, wie wir unsere Kinder erziehen und auf das Leben vorbereiten können.
Der Meinung bin ich auch schon lange. Allein, wenn man die Einsicht gewinnt, dass es in der frühkindlichen Zeit Prägungsphasen gibt, wenn man darüber nachdenkt, was Konsequenz bedeutet, wie wichtig es ist, pubertierende Menschen nicht als persönliche Gegner zu sehen, dann ist schon eine Menge gewonnen.
Ich denke, es lassen sich eine Menge Dinge lernen, die in der Elternschaft höchst nützlich sind.
Und natürlich soll die Schule auf das Leben vorbereiten. Das tut sie viel zu wenig.
Ich erinnere mich an Hauswirtschaftsunterricht. Das war ein sehr spannendes Fach. Neben dem höchst amüsanten gemeinsamen Kochen haben wir z.B. gelernt, wie man Hemden bügelt und wie man Küchen sinnvoll einrichtet (Ich war auf einem ganz normalen Gymnasium).
Obwohl ich alles andere als haushaltsaffin bin, fand ich diese Stunden sehr lehrreich.
Außerdem ergibt sich über das Nachdenken über Kindererziehung von selbst das Thema Respekt, das ein ungemein wichtiges ist.
Ich weiß nicht, wie es heute üblich ist, aber begrüßen die Schüler noch den Lehrer, wenn er das Klassenzimmer betritt?
Stehen sie noch auf? Das ist eine schöne Geste und nordet gleichzeitig darauf ein, dass da jemand gekommen ist, der uns etwas zu sagen hat.
 

Ich bin nicht der Meinung, dass Elternschaft ein Beruf ist, aber trotzdem finde ich es richtig, schulische Anleitung anzubieten.
Das bedeutet ja nicht nur eine kindgerechte Erziehung zu vermitteln, sondern auch darüber aufzuklären, was auf Mutter und Vater zukommt. Wie kann ich liebevoll konsequent erziehen u.a.

Lehrerinnen und Lehrer sollte dann natürlich in ihrer Ausbildung, sprich Studium darauf vorbereitet werden.
 
Ich kann mir das praktisch schlichtweg nicht vorstellen, schon gar nicht, wenn die Adressaten gerade erst der Kinderrolle entwachsen.
Das geht ja schon mit der Entscheidung Kinderwunsch los. Ab wann, mit wem (oder alleine), in welcher Situation / in welcher nicht...
Was soll das für ne Anleitung sein?

Naja, so Kram zähle ich zu akademischer/sozialer/kultureller Bildung und gehört selbstverständlich in Schulen, genauso wie Werken, Malen, Musik....
 
Pädagogik und v.a. auch Psychologie sind übrigens inzwischen etablierte Fächer der Oberstufe. Dort wird u.a. Entwicklungspsychologie und ihre Konsequenzen für die Pädagogik unterrichtet.
 
Ich teile die Skepsis derer, die es sich schwierig vorstellen, Elternschaft zu vermitteln. Außerdem möchte ich davor warnen, der Schule alles, wirklich alles aufzubürden, was sich in der Gesellschaft als problematisch erweist.

Es ist nicht ganz so, dass Schule Elternschaft nicht behandelt, aber auf andere Weise. Da sind zum einen die Grundlagen, die man im Religions- bzw. Ethikunterricht vermittelt, als da wären: Respekt, Empathie, Verständnis für andere .. Manches davon ist genauso Thema im Gemeinschaftskunde/Politikunterricht.
Möglichkeiten bieten auch die bei uns in BaWü so genannten GfS (gleichwertige Festsetzung von Schülerleistungen - früherer Name: Referat :003:) sowie die Seminarkurse auf der Oberstufe. Für gute Vorschläge aus diesem Bereich sollten eigentlich alle Lehrkräfte aufgeschlossen sein. Ich erinnere mich an eine Bio-Kollegin, die ganz begeistert war von der Präsentation einer Schülerin, die über das erste Lebensjahr referierte, auf der Basis eines Buches von Remo Largo (sehr zu empfehlen! - leider ist er unlängst verstorben).
Weitere Bereiche sind die (freiwilligen) Psychologiekurse mit dem Modul "Entwicklungspsychologie" (das Babyalter und die gerade überstandene Pubertät sind sehr beliebt als Themen).
Im berufl. Gymnasium der entsprechenden Richtung ist Pädagogik und Psychologie Kernfach.

Grundlegende für eine Erziehung bedeutsame Werte werden auch in anderen Fächern vermittelt. Wie jemand mit einem verwaisten Kind umgeht, kann man sehr schön in "Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran" sehen. War mal Abithema bei uns. Bindung - mal ein Thema in Englisch, eine Kollegin hatte es mir erzählt.

Ja - was genau sollte so ein Fach "Elternschaft" denn vermitteln? Liebe und Vorbild - aus meiner Sicht die zwei wesentlichen Grundlagen jeglicher Erziehung - sind schwer schulisch zu erlernen. Da kommt jemand aus zerrütteten Familienverhältnissen und heiratet jemand aus ebensolchen Verhältnissen - kann in diesem Falle ein Schulfach helfen, wenn diese beiden Eltern werden? Spontan würde ich sagen, dass professionelle Betreuung vermutlich sinnvoll wäre.
Ich vermute einmal, dass Du, @Klein wild Vögelein , an solche Fälle denkst, denn für die anderen, wirklich interessierten Eltern, gibt es ja Informationen zuhauf (deren Verwendbarkeit und Sinn durchaus auch in Frage gestellt werden darf, wenn ich da an so manche Erziehungsratgeber denke - man schaue nur nach dem Fall Michael Winterhoff).

Hauswirtschaftsunterricht - gibt es hier in BaWü an den Realschulen und Werkrealschulen. Ich glaube im Übrigen, dass eine halbwegs intelligente Person sich heutzutage einiges zu dem Thema aus dem Netz ziehen kann. Unsere Söhne mochten: Subway, McDoof und wie sie alle heißen, heute bekommen wir Süßkartoffelpüree, Lachsrollen und was weiß ich noch alles, wenn sie mal kochen.
Dessen ungeachtet spricht absolut nichts dagegen, im Gymnasium auch Kochen zu vermitteln. Als ich das mal anbot bei Projekttagen, wollte die halbe Schule mitmachen. Kochen tut man übrigens auch im Fremdsprachenunterricht, sofern eine Küche vorhanden ist.
Wie richte ich eine Küche ein? Das musste ich unlängst entscheiden (es war die erste Küche meines nicht ganz kurzen Lebens, davor hatte ich immer welche geerbt). Ich finde, der gesunde Menschenverstand hilft weiter - und ein Küchenstudio, mit denen man die Bedürfnisse klärt.

(Eine Ausnahme mache ich: Was ich wirklich vermisse in meinem heutigen Leben, ist das Nähen mit einer Maschine. Das fiel bei mir weg, weil ich eine Klasse übersprungen habe. Aber wenn es mir wirklich wichtig wäre, könnte ich problemlos einen Kurs dafür finden.)
 
Noch ein kleiner Nachtrag: Man unterschätzt bisweilen, dass Lehrkräfte auch - jenseits von Lehrplänen und Prüfungsanforderungen - durchaus Freiräume haben!
Ich erinnere mich an eine Deutsch-Klasse, deren Interesse für die deutsche Literatur eher eingeschränkt vorhanden war. Also habe ich ihnen das Thema "Bilderbücher" nach dem schriftlichen Abi vorgeschlagen, mit der Begründung "Viele von Euch werden mal Eltern!" Das Thema stieß auf deutlich mehr Interesse als Kleist, Kafka und Konsorten. :001:
 
Dann hat sich da ja einiges getan. :super:

Meine Schulzeit und die meiner Tochter ist schon Jahrzehnte her.

Ich war auf einem neusprachlichen Gymnasium mit den Hauptfächern Mathe, Deutsch, Englisch und Französisch.
Unser Biologieunterricht war gut, Verhaltensbiologie wurde jedoch nur gestreift.

Erziehung zur Individualität hatte einen hohen Stellenwert, was natürlich gut ist.
Menschen sind Einzelwesen, aber auch soziale Wesen.
Die Vermittlung, dass wir als Individuen die soziale Gemeinschaft ( im Sinne von Abgrenzung und Teilhabe) brauchen, um zu überleben, wurde nur stiefmütterlich behandelt.
 

Das sind die seit 2016 gültigen Leitperspektiven der Bildungspläne für BaWü. Genaueres erfährt man, wenn man die einzelnen Leitperspektiven aufruft.

Die müssen dann natürlich auch in den einzelnen Fächern umgesetzt werden; dafür gibt es aber auch Vorschläge.
 
Da kommt jemand aus zerrütteten Familienverhältnissen und heiratet jemand aus ebensolchen Verhältnissen - kann in diesem Falle ein Schulfach helfen, wenn diese beiden Eltern werden? Spontan würde ich sagen, dass professionelle Betreuung vermutlich sinnvoll wäre.
Oder aber gerade die beiden werden die besten Eltern der Welt. Man weiß es nicht. Ich halte es für vermessen, überhaupt einen schubladenhaften Generalverdacht aufzumachen, wer denn da nun geeignet sei und wer erst noch Nachhilfe bräuchte.
 

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