Eine Lehrmethode habe ich hier keine zu bieten - und schon gar keine für's Klavierspiel.
Aber als eine, die über Jahrzehnte gelehrt hat und immer auch gerne (!) gelernt hat, möchte ich die eine oder andere Beobachtung, die sich im Lauf der Jahre so angesammelt hat, hier beschreiben.
Eine Lehrkraft ist im Normalfall in ihrem Wissen einem Schüler bzw. einer Schülerin weit voraus. Natürlich ist einem das klar, aber es ist manchmal doch nicht ganz einfach zu verstehen, warum es bei jemandem "hakt".
Bei meinem Wiedereinstieg am Klavier (nach Jahrzehnten und mit einer dünnen Basis aus der Kinderzeit) habe ich wirklich begriffen im Sinne von "komplett nachvollziehen können", was für meine SuS so schwierig ist, wenn sie fremdsprachliche Texte schreiben müssen. So und so viele Parameter bzw. Regeln müssen gleichzeitig beachtet werden; damit tat und tue ich mich immer noch durchaus schwer am Klavier.
Mein Fazit ist deswegen: Wer irgendetwas unterrichtet, völlig gleichgültig, was und auf welchem Niveau, sollte unbedingt in der Ausbildung mindestens eine komplett fachfremde Tätigkeit erlernen, meinetwegen Koreanisch oder Finnisch oder was weiß ich. Das wäre aus meiner Sicht wesentlich nützlicher als das eine oder andere Hauptseminar, das an der Uni so im Angebot war.
Interessant für mich waren auch Beobachtungen zu Parallelen im Üben. Dass man ein Stück auch von hinten üben kann (es gab hier auf Clavio mal eine angeregte Diskussion darüber), fand ich absolut einsichtig. Genauso geht man vor, wenn Kinder sich noch schwer tun mit dem Sprechen einzelner Sätze (Rhythmus, Intonation, Aussprache): Man baut einen Satz von hinten auf.
Auch das Üben mit wechselnder Aufmerksamkeit hat seine Entsprechung im sprachlichen Unterricht, da nennt man das "Textlupe", wenn jemand einen Text kontrollieren soll.
Ein weiteres wichtiges Thema: die Bedeutung von doppeltem Feedback ("Wie nimmst Du selbst Dein Spiel/Deinen Text/Deine Präsentation wahr - wie sehe ich es") und auch das Feedback an die entsprechende Lehrkraft ("Das war nützlich für mich/damit komme ich überhaut nicht klar ...")
Was nun die Beziehungsebene angeht (
@chiarina - Rogers und Gordon waren in den Schulen schon in den 80er Jahren ein Thema!), so halte ich sie für ausnehmend wichtig, und zwar nicht nur für Kindergarten- und Grundschulkinder. Mir wurde das an so einigen Erlebnissen im Lauf der Jahrzehnte klar.