Ich teile die Skepsis derer, die es sich schwierig vorstellen, Elternschaft zu vermitteln. Außerdem möchte ich davor warnen, der Schule alles, wirklich alles aufzubürden, was sich in der Gesellschaft als problematisch erweist.
Es ist nicht ganz so, dass Schule Elternschaft nicht behandelt, aber auf andere Weise. Da sind zum einen die Grundlagen, die man im Religions- bzw. Ethikunterricht vermittelt, als da wären: Respekt, Empathie, Verständnis für andere .. Manches davon ist genauso Thema im Gemeinschaftskunde/Politikunterricht.
Möglichkeiten bieten auch die bei uns in BaWü so genannten GfS (gleichwertige Festsetzung von Schülerleistungen - früherer Name: Referat

) sowie die Seminarkurse auf der Oberstufe. Für gute Vorschläge aus diesem Bereich sollten eigentlich alle Lehrkräfte aufgeschlossen sein. Ich erinnere mich an eine Bio-Kollegin, die ganz begeistert war von der Präsentation einer Schülerin, die über das erste Lebensjahr referierte, auf der Basis eines Buches von Remo Largo (sehr zu empfehlen! - leider ist er unlängst verstorben).
Weitere Bereiche sind die (freiwilligen) Psychologiekurse mit dem Modul "Entwicklungspsychologie" (das Babyalter und die gerade überstandene Pubertät sind sehr beliebt als Themen).
Im berufl. Gymnasium der entsprechenden Richtung ist Pädagogik und Psychologie Kernfach.
Grundlegende für eine Erziehung bedeutsame Werte werden auch in anderen Fächern vermittelt. Wie jemand mit einem verwaisten Kind umgeht, kann man sehr schön in "Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran" sehen. War mal Abithema bei uns. Bindung - mal ein Thema in Englisch, eine Kollegin hatte es mir erzählt.
Ja - was genau sollte so ein Fach "Elternschaft" denn vermitteln? Liebe und Vorbild - aus meiner Sicht die zwei wesentlichen Grundlagen jeglicher Erziehung - sind schwer schulisch zu erlernen. Da kommt jemand aus zerrütteten Familienverhältnissen und heiratet jemand aus ebensolchen Verhältnissen - kann in diesem Falle ein Schulfach helfen, wenn diese beiden Eltern werden? Spontan würde ich sagen, dass professionelle Betreuung vermutlich sinnvoll wäre.
Ich vermute einmal, dass Du,
@Klein wild Vögelein , an solche Fälle denkst, denn für die anderen, wirklich interessierten Eltern, gibt es ja Informationen zuhauf (deren Verwendbarkeit und Sinn durchaus auch in Frage gestellt werden darf, wenn ich da an so manche Erziehungsratgeber denke - man schaue nur nach dem Fall Michael Winterhoff).
Hauswirtschaftsunterricht - gibt es hier in BaWü an den Realschulen und Werkrealschulen. Ich glaube im Übrigen, dass eine halbwegs intelligente Person sich heutzutage einiges zu dem Thema aus dem Netz ziehen kann. Unsere Söhne mochten: Subway, McDoof und wie sie alle heißen, heute bekommen wir Süßkartoffelpüree, Lachsrollen und was weiß ich noch alles, wenn sie mal kochen.
Dessen ungeachtet spricht absolut nichts dagegen, im Gymnasium auch Kochen zu vermitteln. Als ich das mal anbot bei Projekttagen, wollte die halbe Schule mitmachen. Kochen tut man übrigens auch im Fremdsprachenunterricht, sofern eine Küche vorhanden ist.
Wie richte ich eine Küche ein? Das musste ich unlängst entscheiden (es war die erste Küche meines nicht ganz kurzen Lebens, davor hatte ich immer welche geerbt). Ich finde, der gesunde Menschenverstand hilft weiter - und ein Küchenstudio, mit denen man die Bedürfnisse klärt.
(Eine Ausnahme mache ich: Was ich wirklich vermisse in meinem heutigen Leben, ist das Nähen mit einer Maschine. Das fiel bei mir weg, weil ich eine Klasse übersprungen habe. Aber wenn es mir wirklich wichtig wäre, könnte ich problemlos einen Kurs dafür finden.)