Körperbewegungen beim Klavierspielen

Davon war auch keine Rede. Guter Unterricht ist niemals schematisch.

Ich meinte eher das Erlernen von Schemata (wenn->dann-Regeln) anstatt die Zusammenhänge und Hintergründe wirklich zu verstehen.
Wenn die Zusammenhänge verstanden sind kann man nämlich aus bisher unbekannten Wenns die passenden Danns ableiten.
Daran scheitern diese reinen "man kann alles lernen" Leute regelmäßig.
 
Ich kenne keinen großen Musiker (und ich kenne inzwischen eine ganze Menge), der nicht zu jeder Note sagen kann, warum er sie auf eine ganz bestimmte Art und nicht anders spielt.
ich könnte jetzt etwas polemisch sagen: dann haben und hatten wohl einige der großen Musiker bei ihren (rationalen?) Entscheidungen ein besseres Händchen, als andere.

Wir hatten hier bei clavio mal einen Vergleich dreier Interpretationen, jeder konnte seine Meinung äußern. Gewonnen hatte tatsächlich der Pianist, der am meisten Musikalität in seinem Stück hatte.
 
Die manchmal unüberbrückbare Schwierigkeit besteht für Amateure oft darin, ihre technischen Fähigkeiten so einzusetzen, dass ihre Musikalität hörbar wird.
Übrigens, nicht nur Abstriche in den rein technischen Fähigkeiten können verhindern, dass man seine Musikalität nicht gut transportiert bzw. seine musikalischen Vorstellungen nicht zufriedenstellend umsetzen kann.

Zum einen braucht man immer einen gewissen Teil der Konzentration für den eigenen Bewegungsapparat, und das "Abspulen" des inneren Fahrplans, den man für sein Stück hat.
Im Idealfall ist dieser Anteil aber klein genug, so dass genügend Fokussierung für's Umsetzen der musikalischen Absichten übrigbleibt.

Zum zweiten muss man aber auch die Fähigkeit haben, sich selbst beim Spielen richtig zuzuhören.

Das ist schwieriger, als es vielleicht den Anschein hat. Wenn ich z.B. Aufnahmen mache, höre ich die immer auch selbst gründlich ab... und stelle schon mal hier und da etwas fest, das mir musikalisch nicht gefällt, und das ich ändern möchte, was mir beim Spielen selbst aber nicht in der Form aufgefallen war.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nebenbei, wichtiger als darüber zu grübeln "was ist Musikalität", wie erreicht man sie, usw. ist heute, dass ein jeder nach seinem Gusto mit Musik glücklich werden kann.

Wir haben heute einen solchen gewaltigen Fundus an Musik, Arten, Stilrichtungen, und so weiter, dass wirklich für jeden Musikfreund etwas dabei ist, und jeder auf seine Kosten kommen kann.

Und wir haben so viele Aufnahmen und Interpretationen klassischer Musikstücke, dass jeder glücklich wird, sowohl diejenigen die "Werktreue" bevorzugen als auch diejenigen, denen auch andere Ansätze gefallen.

Manche Leute erleben gerne Musik live in Konzerten. Andere schauen auch auf die Optik, die ein Pianist oder eine Pianistin hermacht. Warum auch nicht - erlaubt ist, was gefällt.

Manche stößt ein Gezappel oder eine Herumhampelei eines Pianisten ab, anderen ist es egal, wieder andere lachen sogar drüber, und amüsieren sich ggf. köstlich dabei. Geben tut's alles.

Das ist eines der schönsten Dinge heute: der Pluralismus in der Musik, und die Fülle der, sogar ziemlich leicht verfügbaren, und jederzeit genießbaren, Musik heutzutage.

Wie man mit Musik umgeht, bleibt weitgehend einem selbst überlassen. Ob man es bei gelegentlichem Geniessen belassen möchte, oder in die vielfältigen Facetten von Musik tiefer eintauchen möchte.
 
Anregungen zur Horizonterweiterung sind doch wünschenswert . Und müssen muß gar nichts ...
 
irgendwann setzt man ja die kleinen Segmente, die man isoliert geübt hat zusammen.
Wenn diese kleinen Segmente eben innerhalb einer musikalischen Sinneinheit sind, dann unterbricht man ja diese musikalische Sinneinheit. Stockgefahr. Hmmm:denken:Dann muss man das zusammensetzen üben um die Stockung aufzuheben.

Die Frage ist, ob nicht gleich die ganze musikalische Sinnheit durch zu üben effizienter ist !?
 
@playitagain
Wichtig ist immer das Üben, das Übergänge einschließt: Wenn ich eine Phrase als musikalische Sinneinheit übe, spiele ich bis zum ersten Ton der nächsten Phrase. So entsteht eine Verzahnung, die stockende Unterbrechungen vermeidet.
 

@playitagain
Wichtig ist immer das Üben, das Übergänge einschließt: Wenn ich eine Phrase als musikalische Sinneinheit übe, spiele ich bis zum ersten Ton der nächsten Phrase. So entsteht eine Verzahnung, die stockende Unterbrechungen vermeidet.
Ja. Ich wähle meine Passagen auch meist so, dass ich sie problemlos nach dem Ende wieder von vorne beginnen kann, sie also praktisch gut in "Endloswiederholung" üben kann. So kann ich sie dann besonders gut auf Geschwindigkeit bringen.
 
Wobei ich ein wenig hoffe, dass, egal wie tief man sich in viele Aspekte von Musik hineingebuddelt hat, man sich immer noch ab und an hinsetzen, und Musik einfach geniessen kann.
Was oft schwerfällt. Wenn ich Musik höre, nehme ich gleichzeitig bzw. im schnellen Wechsel die analytische und die emotionale Ebene wahr. Wenn ich nur die emotionale Ebene wahrnehme, bin ich oft ganz schnell mit den Gedanken woanders. Ein Grund übrigens, warum z.B. Rilke (obwohl seine Sprache der Musik angenähert ist) Musik als das Leben erfassende Kunstform ablehnte. Er betrachtete Musik als zu zerstreuend.
 
Ja. Ich wähle meine Passagen auch meist so, dass ich sie problemlos nach dem Ende wieder von vorne beginnen kann, sie also praktisch gut in "Endloswiederholung" üben kann.
Kenne ich. Wahrscheinlich wird man die musikalische Sinneinheit aber zerstückeln müssen wenn es länger hakt.
Aber zuerst durchspielen zu probieren scheint eine gute Strategie zu sein.
 
Ein Grund übrigens, warum z.B. Rilke (obwohl seine Sprache der Musik angenähert ist) Musik als das Leben erfassende Kunstform ablehnte. Er betrachtete Musik als zu zerstreuend.
Finde ich übrigens eine wirklich seltsame Sichtweise auf Musik. Ich empfinde Musik als eine große Lebensbereicherung, und die Möglichkeit, Musik zu hören, und selbst welche zu machen, persönlich als eine Erhöhung der Lebensqualität.
 

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