A
Atra
- Dabei seit
- 7. Feb. 2008
- Beiträge
- 288
- Reaktionen
- 0
Also ich habe mit 8 begonnen und habe sehr eifrig Klavier geübt, konnte mit 11 Jahren z.B. ganz gut die Mozart Sonate facile oder auch Alla Turca (nicht nur den ersten Teil), einiges von Schuhmann, hatte schon die eine oder andere Sonatine aus dem Sonatinenbuch erarbeitet etc. Aber ich war kilometerweit entfernt von dem, was ich auf dem letzten Wettbewerb erlebt habe. Da geht es nicht um 30 minuten üben am Tag, nein diese Kinder über 3,4 Stunden und länger am Tag. Freiwillig? Ich weiß es nicht, ich denke die asiatische Erziehung ist nicht mit der deutschen vergleichbar. Die Kinder werden viel enger geführt, in den Familien wird viel weniger unternommen (bei uns fällt oft das WE zum Üben einfach flach, einfach weil wir was zusammen unternehmen). Die Kinder haben nur ein "Hobby", nämlich das Instrument. Deutsche Kinder spielen Fußball, Handball, spielen Schach, gehen zm schwimmen - und spielen unter anderem auch Klavier.Die bösen Asiaten, die uns auch überall das Leben schwer machen! Jetzt auch schon bei "Jugend musziert"! :rolleyes: Wir brauchen offensichtlich eine(n) musikalische(n) Gleichstellungsbeauftragte(n). :D Wenn wir schon nicht so fleißig / strebsam / diszipliniert (_____ frei zu wählendes "Tugend-Adjektiv") sind, dann möchten wir doch wenigstens die gleichen Chancen bekommen.
Wenn die lieben Kleinen von ihren Eltern zu hören bekommen: "Wenn Du nicht willst, dann brauchst Du auch nicht ...", wenn der Gameboy das erste ist, was aus dem Schulranzen fällt, wenn Kinder nicht mehr in der Lage sind, sich eine halbe Stunde zu konzentrieren, und ich jede Stunde erneut diskutieren muß, ob ein 12jähriger Schüler auch während des Klavierunterrichts per Handy erreichbar sein muß, dann darf Pädagoge glücklich sein, wenn man überhaupt bei Rico 3 anlangt (über die Qualität dieser Schule will ich hier nicht diskutieren!).
(Wir hatten das Thema übrigens schon bei den Videos)
Ich habe in früheren Jahren sehr vehement gegen "Jugend musiziert" polemisiert. Inzwischen habe ich meine Meinung geändert: Kinder lieben Wettbewerbe, sie wollen sich und ihre Leistung mit anderen messen. Man darf das nicht mißbrauchen, nicht unterdrücken, sondern sollte es wohlwollend (!) fördern.
Ich sage ganz klar: Verantwortlich sind zuallererst die Eltern! Sie sind die ersten, die ethische und ästhetische Werte vermitteln. Und wenn die Eltern diese Aufgabe nicht wahrnehmen, springen Ideologen, Seelenfänger und die Wirtschaftsverführer nur allzu gerne in die Bresche. Und genauso leicht, wie Kinder Elan, Begeisterung und Ehrgeiz entwickeln können, genauso leicht erliegen sie auch den Verlockungen "es geht auch easy."
Wie das Problem in den Griff zu bekommen ist, weiß ich leider auch nicht!
Ich erlebe das Dilemma bei meinem Sohn. wir versuchen die 30 Minuten am Tag einzuhalten. Aber wenn ein Kind 2x die Woche erst um 16 Uhr von der Schule kommt und so wie heute geschlagene 2 Stunden an den Hausaufgaben sitzt - dann ist danach nix mehr mit üben - das Kind ist dann platt.
Aber auch die Schüler, die eben sich nicht "hauptberuflich" um ihr Instrument kümmern, sollten die Möglichkeit haben, sich zu messen. Eben im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Und dann wäre im Rahmen ihrer Möglichkeiten auch eine Leistungssteigerung möglich. So ist die Konkurrenz so unerreichbar meilenweit weg, dass es sich noch nciht mal lohnt, sich auf den Weg zu machen.
Nur Ziele, die erreichbar erscheinen, locken einen, es auch tatsächlich zu versuchen.
LG Atra