Improvisieren im Stil der Klassiker

  • Ersteller des Themas Klavier Miron
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Das glaube ich nicht, ich habe das beispielsweise schon immer getan und mache es beinahe täglich. Es gibt halt nur relativ wenige, die das in der Öffentlichkeit tun.
Das Interesse klassischer Pianisten an Improvisation dürfte überschaubar sein. Ich habe einmal an einem Improvisationsworkshop an der hiesigen Musikhochschule teilgenommen und wollte ursprünglich nur zuhören. Dann waren wir inklusive mir nur drei Teilnehmer (alle mehr oder weniger Anfänger), und so hat mich der Dozent ermutigt, doch mitzumachen.
 
Hallo zusammen,

eigentlich wollte ich nicht mehr so schnell wieder schreiben, weil ich bereits genug gesagt habe. Aber auf Grund der letzten Beiträge fühle ich mich nun doch wieder gezwungen.
Zunächst zu Brick (backstein123):


Im Beitrag 15 dieses Themas findest du die Noten. Dort habe ich sie bereits damals angehängt.
Tob dich also aus. Streich alles rot an, was falsch ist. Dann bin ich vielleicht besser vorbereitet, wenn ich das Stück eines Tages einem Klavierlehrer vorlege...

Nun möchte ich mich bei brennbaer bedanken, weil er hier auf diesen Emilesson hingewiesen hat. Dieser Mann beeindruckt mich sehr! Ich kannte ihn bisher nicht.
Umso dankbarer bin ich Peter, dass er hier das zweite Video von diesem Emilesson reingestellt hat. In der Tat sagt er am Anfang was ganz wichtiges über das Komponieren:

"Komponieren ist Denken nach der ersten Idee.
Was kommt als nächstes?
Was kommt als nächstes nach der Meinung des Komponisten?
Ich glaube noch immer, dass Komponieren sowas ist wie:
ferne Erinnerungen von einem selbst wieder hervorzuholen.
Es ist eher sowas als etwas nur zufällig zu erfinden."

Zitat von Emilesson aus dem Englischen übersetzt von mir.

An anderer Stelle sagt er auch: "Folge deinem Instinkt".

Ich habe nur bis zur 10. Minute geschaut, aber der Mann ist einfach beeindruckend.
In dem ersten Video war er mir noch zu virtuos. So eine Virtuosität strebe ich überhaupt nicht an.
Aber diese einfache traurige Musik am Anfang des zweiten Videos spricht mich sehr an.
Sowas entspricht mehr dem Stil, den ich verfolge: einfache Melodien, die am Anfang als erste Idee da waren und dann habe ich überlegt wie es weiter gehen könnte. So bin ich bei den meisten der anderen 9 Stücke vorgegangen, auf die ich in meinem ersten Thema "Eigene Kompositionen" hingewiesen habe.

Euer Miron
 
- Zum einen ist das klassische Improvisieren wohl eine der anspruchsvollsten Künste.
- Und zum Zweiten trauen sich das wohl nur sehr wenige zu.
(…)
Und Klavierspieler, die auch klassisch improvisieren wollen, gibt es noch weniger.
Da liegst Du leider oder Gott sei Dank falsch.

Stichwort "Gott sei Dank": In der Kirchenmusik ist das Improvisieren in unterschiedlichsten (nicht nur) traditionellen Stilarten über jede denkbare Vorlage oder Anregung absolut alltäglich und unverzichtbar. Nicht nur an der Orgel, sondern auch am Klavier werden entsprechende Arbeitsproben erwartet: bei kleineren Werktags- oder Schulgottesdiensten nimmt der Kirchenmusiker auch schon mal an einem Klavier oder einem E-Piano in Altarnähe Platz, um die Distanz zwischen Gemeinde und Ausführenden zu verringern und allen Anwesenden ein ansprechendes und befreiendes Mitfeiern zu ermöglichen. Die wenigsten der erfahrenen Kolleginnen und Kollegen reisen zum Dienst mit einem prall gefüllten Schrankkoffer voll Originalliteratur an. Zum Heraussuchen oder gar erst noch mal Üben bliebe sowieso keine Zeit mehr.

Sich im Improvisieren zu üben ist ein sehr gewichtiger Teil des Studiums - und auch bei liturgischen Aufgaben und dem Begleiten des Gemeindegesangs ist eine kreative und individuelle Gestaltung des Parts am Instrument ständig gefordert. Das tun hierzulande immerhin einige tausend Menschen Tag für Tag und damit gar nicht so exorbitant wenige...!

LG von Rheinkultur
 
An anderer Stelle sagt er auch: "Folge deinem Instinkt".
Das muss man natürlich auch richtig einordnen. Der Typ hat schon im Kindesalter sein Handwerk gelernt, Klavier, Komposition und Dirigent studiert und mit den größten der Zunft zusammengearbeitet. Bereits mit 19 wurde er Vertragskomponist. Seit 98 unterrichtet er selbst an der Uni.
Wenn so einer sagt "folge deinem Instinkt" dann geht er davon aus, dass man die Fertigkeiten erworben hat, die dazu nötig sind.
Das hat, mit Verlaub, nichts mit dem zu tun, wie Du vorgegangen bist.
 
weil er hier auf diesen Emilesson hingewiesen hat.
nur als kleiner Hinweis: der gute Mann heißt Emile Naoumoff, Emilesson ist lediglich eine Kombination aus Emile und Lesson. ;-)
Ich würde sagen, er läuft unter dem, was man gemeinhin als Wunderkind bezeichnet:
Emile Naoumoff wurde am 20.2.1962 in Sofia geboren. Im Alter von fünf Jahren erhielt er den ersten Klavierunterricht, mit sechs Jahren auch Unterweisung in Komposition. Als Achtjähriger erregte er die Aufmerksamkeit Nadia Boulangers, die ihn für die nächsten zehn Jahre bis zu ihrem Tod als Studenten annahm. Mit zehn Jahren komponierte und spielte Naoumoff sein eigenes Klavierkonzert unter der Leitung von Yehudi Menuhin. Nach einem Dirigierstudium bei Pierre Dervaux wurde er 1979 zunächst Assistent Nadia Boulangers, 1980 Professor an der École Normale de Musique in Paris. Mit neunzehn Jahren gewann Naoumoff seine ersten Preise (in Klavier, Komposition, Dirigieren) und wurde als Professor zunächst an das American Conservatory, 1984 dann an das Conservatoire National Supérieur de Musique in Paris berufen. Als er 1984 ohne Probe für einen Pianisten einsprang und unter Yuri Ahronovitch Tschaikowskys erstes Klavierkonzert spielte, begründete dies seinen Ruf als Solist der Weltklasse. Seither arbeitete er eng mit Leonard Bernstein, Igor Markevitch, Nikita Magaloff, Jean Françaix und Henri Dutilleux zusammen. Jacques Chirac verlieh ihm die Ehrenmedaille der Stadt Paris, er erhielt den Prix de Composition de l'Académie des Beaux Arts, und kürzlich wurde er zum Associate Professor an der School of Music der Indiana University in Bloomington ernannt.
Nur zu Veranschaulichung, mit wem man es zu tun hat
 
Zuletzt bearbeitet:
Unter klassischen Musikern machen Kirchenmusiker einen sehr geringen Anteil aus.

Das mag ja sein.
Ich erinnere mich an Zeiten, wo auch "klassische Musiker", die keine Kirchenmusiker waren, im Studium das Thema Improvisation auf dem Lehrplan stehen hatten. Und da gab es kein "ich hab dazu keine Lust", sondern es war ein Fach, das belegt werden musste, damit man zur Abschlussprüfung zugelassen wurde.
Dass es nicht jedem gleichermaßen liegt und nicht jeder gleichermaßen darauf Lust hat, und dass es unzählige Ausprägungen von "Improvisation" gibt, ist nochmal ein anderes Thema.
 
Das mag ja sein.
Ich erinnere mich an Zeiten, wo auch "klassische Musiker", die keine Kirchenmusiker waren, im Studium das Thema Improvisation auf dem Lehrplan stehen hatten. Und da gab es kein "ich hab dazu keine Lust", sondern es war ein Fach, das belegt werden musste, damit man zur Abschlussprüfung zugelassen wurde.
Dass es nicht jedem gleichermaßen liegt und nicht jeder gleichermaßen darauf Lust hat, und dass es unzählige Ausprägungen von "Improvisation" gibt, ist nochmal ein anderes Thema.
Interessant. Ich denke, es gibt nicht allzu viele, die Improvisation unterrichten können. Am Königlichen Konservatorium Den Haag setzt man nun wieder darauf (http://metricimpro.eu/institutions/den-haag/), aber Bert Mooiman und Karst de Jong sind auch Meister ihres Faches.
An der hiesigen Musikhochschule gibt es gerade mal einen Klavierprofessor (der auch Organist ist), der Improvisation als freies Wahlfach anbietet, verpflichtend nur für Schulmusiker im Masterstudium bei gerade einmal zwei Semesterwochenstunden im zweiten Semester. Wobei auch hier noch zwischen klassischer und Jazzimprovisation gewählt werden kann.
 
Ich denke, es gibt nicht allzu viele, die Improvisation unterrichten können.

Wenn Du das so schreibst, scheinst Du von einer bestimmten Art von Improvisation auszugehen. Wenn man das Feld stark einengt, wird die Zahl der Lehrpersonen sicher kleiner. Wie ich bereits andeutete, gibt es unter dem Stichwort Improvisation viele Möglichkeiten und Varianten.

Aber wir wollen mal Mirons Thema nicht kapern.
 

Unter klassischen Musikern machen Kirchenmusiker einen sehr geringen Anteil aus.

Aber das Thema "Generalbass" sollte jedem etwas weiteren Pianisten bekannt sein, und wie man damit zu spielen hat auch.
Gerade wenn man klassisch komponieren möchte, sollte man auch wissen woher diese Musik kommt.
Und mit dem Satzregeln bekommt man schon ein gutes Tool für Komponisten an die Seite gestellt.
Selbige sollte man auch spielen können.

Und dann bist du eigentlich schon beim "klassischen improvisieren".
 
Improvisation war ja ohnehin in klassischer Musik jahrhundertelang gängige Praxis. Z.B. Kadenzen in Klavierkonzerten wurden improvisiert, noch Liszt war ein großer Improvisator. Mit der Entwicklung eines historischen Bewusstseins und der Idee unantastbarer Kunstwerke (mit der z.B. auch das damals eingeführte Applaus-Verbot nach einzelnen Sätzen eines Werkes zusammenhängt sowie die Praxis, nur ganze Werke statt einzelner Sätze in Konzerten zu spielen) verkümmerte die Improvisationspraxis allerdings.
 
Aber das Thema "Generalbass" sollte jedem etwas weiteren Pianisten bekannt sein, und wie man damit zu spielen hat auch
Ist es i.d.R. aber nicht. Diese Tatsache kann man ruhig zur Kenntnis nehmen. Hier an der MuSchu gibt es seit einem Jahr einen Generalbasslehrer. Wenn die -zig Klavierlehrer das könnten, wäre er nicht engagiert worden. Das Thema ist so gaaanz langsam wieder im kommen. Gut so!
 
Wie findet denn an einer Musikhochschule ein Kurs in Improvisation statt?

Wenn es gut sein soll, muss man sicher eine Menge von Musiktheorie und Technik draufhaben und natürlich eine Idee haben, auf der man aufbaut.
 
Wie findet denn an einer Musikhochschule ein Kurs in Improvisation statt?

Wenn es gut sein soll, muss man sicher eine Menge von Musiktheorie und Technik draufhaben und natürlich eine Idee haben, auf der man aufbaut.
Wer zur Aufnahmeprüfung für ein Musikstudium antritt, muss entsprechende profunde Kenntnisse in Musiktheorie und Technik ohnehin vorweisen können (die im Zuge des Studiums weiter vertieft werden), umso besser kann darauf im Improvisationsunterricht aufgebaut werden. Natürlich muss das Improvisieren intensiv geübt werden, wenn es dereinst gut werden soll. Ein verständiger Lehrer, der einen dabei begleitet, ist ganz wesentlich dabei.
 
Natürlich muss das Improvisieren intensiv geübt werden
Wie muss man sich das vorstellen? Man verfügt über eine profunde handwerkliche Basis und baut darauf mehr oder weniger spontan seine Ideen auf. Da dies sich aus dem Augenblick entwickelt, ist das Resultat möglicherweise stimmungsabhängig und demgemäß mehr oder weniger überzeugend.
So macht in der Kirche ein Choralvorspiel die Gemeinde schon mal mit dem Liedthema bekannt. Sobald es diese Brücke herstellt, hat es seinen Zweck erfüllt - musikalische Erbauung ist hier weniger das Ziel. Die zugehörige Methodik stelle ich mir noch erlernbar vor. Ich nehme an, dass die Basis dazu schon den C-Musikern beigebracht wird.

ich meine jetzt aber eher Improvisation in klassischer Musik.
 

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